Ich lese
gerade „Unter Sachsen“.
Schön
ist das nicht, was Heike Kleffner und Matthias Meisner da zusammen getragen
haben.
Was ist
das nur für ein schreckliches Volk. Schreckliche Sprache, schreckliche
Ansichten.
Und wenn
man das so sagt, hat man sich gleich in dasselbe Boot gesetzt, in dem die
argumentieren, wenn sie sagen, sie mögen „die“ Flüchtlinge oder „die“ Ausländer
nicht.
Das nervt
mich ja gerade so „denen“ daß sie pauschal über Volksgruppen urteilen, die sie
gar nicht kennen, weil Sachsen ja das Bundesland mit dem niedrigsten Migrantenanteil
und gleichzeitig höchsten Anteil rechtsradikaler Straftaten ist.
Bin ich
da so viel besser? Ich mag Sachsen nicht, dabei kenne ich gar keine Sachsen.
Hier in Hamburg laufen keine Sachsen rum.
Wenn ich
ganz scharf nachdenke, stimmt das gar nicht. Ich kenne einen Sachsen hier. Ach und
noch eine, meine Friseurin.
Aber das
sind ja keine Sachsen-Sachsen. Die können hochdeutsch und daß sie nicht mehr in
Sachsen leben, spricht sie ja auch von ihrer Kollektivschuld frei, oder?
Man kann mich ja auch nicht für Trumpisten-Massen verantwortlich machen, wenn ich zwischen mich und Amerika einen ganzen Ozean Abstand gebracht habe.
Man kann mich ja auch nicht für Trumpisten-Massen verantwortlich machen, wenn ich zwischen mich und Amerika einen ganzen Ozean Abstand gebracht habe.
Die
schrecklichen Szenen von „Haut-Ab!“-grölenden Sachsen in Bautzen, Freital, Dresden, Heidenau, Clausnitz
sind aber so häufig geworden, daß man sie nicht als „Einzelfälle“ betrachten
kann.
Die
Sachsen tun das häufiger als anderen Landsmannschaften; die Zahlen sind
eindeutig.
Sie
wählen auch anders als die anderen.
Nur in
Sachsen wurde die AfD bei den Bundestagswahlen am 24.09.2017 die stärkste
Partei und die regierende Sachsen-CDU ist ganz klar der mit Abstand rechteste
Unions-Landesverband. Michael Kretschmer, der neue MP, ist sogar noch
rechtsextremer als Vorgänger Tillich.
(….)
Sachsen bleibt das Bundesland der Schande.
[….]
Über Jahrzehnte hat sich eine
fremdenfeindliche Stimmung entwickelt, die sich mit der Flüchtlingskrise
aggressiv entlud: in Freital, Clausnitz, Bautzen, Heidenau. Kritik begegnete
die CDU-Führung mit trotzigem Stolz auf das Bundesland. Schuld seien vor allem
die Medien, die Sachsen als braunen Fleck verunglimpften, hieß es. Diskussionen
schienen unmöglich. Perfekter Nährboden für eine rechtsradikale Partei wie die
AfD.
2019 sind
Landtagswahlen in Sachsen. Pessimisten vermuten, dass die AfD stärkste Kraft
werden könnte, ja sogar die absolute Mehrheit erringt. Andere hoffen angesichts
dieses Gruselszenarios auf eine Neuausrichtung der CDU.
Tillich, weniger
ehrfürchtig auch "Teflon-Tillich" genannt, hatte nach der
Bundestagswahl eine mögliche Richtung vorgegeben: Deutschland müsse Deutschland
bleiben, sagte er in einem Interview und dachte offen über einen möglichen
Rechtsruck nach. Viele Parteifreunde in der sächsischen CDU unterstützten ihn.
Dabei gilt Tillichs CDU bereits als rechter Landesverband innerhalb der Union.
Eine sächsische CSU, wenn man so will, deren Anhänger sich klar gegen Bundeskanzlerin
Angela Merkel und deren Flüchtlingspolitik stellen. [….]
Sachsens
CDU will also dem Beispiel Österreich folgen, zu Nord-Ungarn werden.
Dafür
spricht insbesondere der auserwählte Nachfolger, der sächsische
CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer, der just sein Bundestagsmandat verlor.
Der Partei-Erneuerer soll also ein abgewählter Rechtsaußen sein, der gruseliges Anti-Ausländer-Vokabular propagiert.
Immer wenn es in den letzten Jahren richtig widerlich braun wurde am rechten CDU-Rand, mischte der designierte Sachsen-MP Kretschmer mit. (….)
(Tiefer in den Sumpf, 18.10.2017)
Ich
verstehe die anständigen Sachsen so gut, wenn sie es nicht ertragen können mit
ihren braunen Landsleuten in einen Topf geworfen zu werden.
Natürlich
gibt es auch in Sachsen Linke, Antifaschisten und Menschen, die sich für Flüchtlinge
einsetzen.
Das sind
mutige Menschen. Ich nenne als Beispiel nur die großartige Familie des
Wirtschaftsministers Martin Dulig, die den Kopf hinhält. Auch Duligs Sohn wurde
schon wegen seines humanistischen Engagements von Nazis gejagt.
Was
können die Engagierten für ihre tumben Nachbarn?
Nichts, natürlich.
Nichts, natürlich.
Aber „die
Sachsen“ müssen sich eben gefallen lassen von außen betrachtet allesamt in der
braunen Schublade zu stecken, weil sie in der Mehrheit zu indolent sind, sich
nicht kümmern.
In
Hamburg versuchen Pegida und AfD auch aufzumarschieren. Aber dann
finden sich immer sofort so viele Hamburger zusammen, die sich der braunen Pest
entgegenstellen, daß die Rechten frühzeitig wieder abhauen und nicht ihre
Bilder bekommen.
Ja,
einmal gab es diese Schill-Peinlichkeit. Aber immerhin wurde das erkannt und
zwei Jahre später sank seine Partei von 19,1 % bei den vorgezogenen Neuwahlen
ins bodenlose Nichts weit unter die 5%-Hürde ab.
Wir
schämen uns heute wenigstens für Schill.
Die
Sachsen aber sind Enabler, weil die Mehrheit zu phlegmatisch ist, um sich zu
engagieren. Ihnen fehlt der menschliche Anstand, um sich genügend über Nazi-Terroristen
aufzuregen.
Sie
beschwichtigen immer noch.
Ihr
eigener Ruf ist ihnen immer noch wichtiger als Wahrheit und das Wohl der
Flüchtlinge.
Sie
verharmlosen und ermöglichen.
[…..]
"Lausbuben": Wie man in Freital
Terroristen verharmlost
Viele Menschen im
sächsischen Freital sind genervt. Genervt davon, dass ihr Ort eigentlich nur
noch in Verbindung mit Protesten gegen Flüchtlinge genannt wird, in Verbindung
mit Rassismus. Und vor allem in Verbindung mit einer Clique mutmaßlicher
Rechtsterroristen, die sogar den Namen des 40.000 Einwohner-Städtchens vor den
Toren Dresdens trägt: Die sogenannte "Gruppe Freital". […..] Die "Gruppe Freital" steht u.a. wegen versuchten Mordes und
Bildung einer terroristischen Vereinigung vor Gericht. Doch diese harte Anklage
stößt bei einigen in Freital auf Unverständnis. […..] Die Angeklagten räumen die meisten Vorwürfe ein. Doch sie sehen sich in
ein falsches Licht gerückt. Patrick Festing, einer der Hauptangeklagten, stellt
im Fernsehinterview klar: "Bloß weil ich ein Problem mit der Asylpolitik
hab und nicht unbedingt damit einverstanden bin, dass hier jeder Ausländer
reinkommen und machen kann, was er will, heißt es ja nicht, dass ich gleich ein
Nazi bin", sagt er. Dabei sprechen interne Chats und Audionachrichten, die
vor Gericht vorgespielt wurden, eine ganz andere Sprache. Flüchtlinge werden da
als "Kanaken" und "Bimbos" bezeichnet. Auf einem Foto
posiert die Gruppe mit Hitlergruß - vermummt hinter einer Hakenkreuzfahne.
"Für den einen sind die Taten extrem, für den anderen sind es halt Taten
mit Sachschaden, die man halt nicht jeden Tag sieht, weil halt Böller verwendet
wurden, wie auch immer.
Ich sehe mich nicht als rechtsextrem", erklärt
Patrick Festing im Interview.
[…..]
Eine Sichtweise, die in Freital von
vielen geteilt wird. Von einem "Schauprozess" ist die Rede. Die
hätten doch nur ein paar "Knaller" gezündet. Und: Linksradikale
würden ähnliche Straftaten begehen, aber dafür nicht vor Gericht gestellt. Die
konkreten Vorwürfe gegen die Gruppe - in Freital spielen sie für viele
anscheinend keine Rolle. [….]
(Panorama, 14.12.2017)
(Panorama, 14.12.2017)