Donnerstag, 8. Dezember 2022

Unsympathen.  

Aus meiner Perspektive wirken Konservative nahezu einheitlich unsympathisch.

Seehofer, Schäuble, Merz, von der Leyen, Bosbach – mit keinem von denen möchte ich privat etwas zu tun haben.

Das ist wenig überraschend und höchstwahrscheinlich empfinden Rechte umgekehrt genauso, wenn es um SPD-Größen geht.

Ich werde aber immer hellhörig, wenn Journalisten aus Hintergrundgesprächen durchblicken lassen, wie es in den eigenen Reihen aussieht.   Talkshow-König Wolfgang Bosbach wird von den Deutschen geliebt, weil er so oft im Fernsehen ist, daß ihn alle kennen. Zudem wird er von einem journalistischen Narrativ umwoben, das ihn als Klartext-Mann hochlobt. Bosbachs Trick, um seine harten Ansagen zu produzieren: Er lügt wie gedruckt. Aber im seichten Talkshow-Format wird er nicht mit seinen Falschaussagen konfrontiert. Er übernahm nie ein Regierungsamt und beschränkte sich darauf, im TV zu nörgeln. Wenn man genau zwischen den Zeilen liest, merkt man; innerhalb der Unionsfraktion wird er für seine arrogante Besserwisserei herzlich verachtet. Manchmal lässt sich das nicht mehr verheimlichen.

[….] Von seinen Freunden wird der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach dafür gerühmt, dass er nicht nur vor laufenden Kameras, sondern auch in der Fraktion und in den Gremiensitzungen seine Meinung vertritt. Auf dem Höhepunkt der Eurokrise im Spätsommer 2011 kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Bosbach und dem damaligen Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU).  Die nordrhein-westfälische CDU-Landesgruppe traf sich in der Berliner Repräsentanz des Landes, um über den Euro-Rettungsschirm EFSF zu beraten. Bei der Frage, wer gegen den Rettungsschirm stimmen werde, meldete sich auch der damals noch neue Abgeordnete Carsten Linnemann, der heute der Unionsmittelstandsvereinigung vorsitzt. Pofalla der zwei Plätze von Linnemann entfernt saß, fragte, ob dieser in der Nacht noch Nachhilfe benötige.

Bosbach sprang dem jüngeren Kollegen zur Seite und kritisierte Pofallas drohenden Tonfall, dies sei nicht die "feine englische Art". Kurz darauf war die Sitzung der CDU-Parlamentarier beendet. Pofalla und Bosbach trafen beim Herausgehen aufeinander. Pofalla raunzte Bosbach an: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen."  Dann eilte Pofalla weiter, drehte sich noch einmal um setzte nach: "Du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt." Bosbach wiederum, der von dieser Verbal-Attacke völlig überrascht war, ging Pofalla hinterher und verteidigte sich. Der Streit, den viele Abgeordnete mithörten, hatte sich mittlerweile auf die Straße verlagert, wo die Dienstlimousinen warteten:  "Ronald, guck bitte mal ins Grundgesetz, das ist für mich eine Gewissensfrage", argumentierte Bosbach. Pofalla wurde noch einmal ausfällig, bevor er in den Wagen stieg: "Lass mich mit so einer Scheiße in Ruhe", sagte er. [….]

(RP, 23.08.2016)

Einige Unions-Größen wie Seehofer oder Schäuble, werden von ihrer Partei allgemein gemocht, als „alte Hasen“ zutiefst respektiert.

Anders sieht es aber aus, wenn man die engeren Mitarbeiter Wolfgang Schäubles befragt. Der Mann scheint privat sagenhaft unsympathisch zu sein, wird von seinen Untergebenen bestenfalls gefürchtet, vielfach für seinen sadistischen Umgangston gehasst. Und auch Schäuble lügt wie gedruckt. Er ist derart ungehobelt und unsolidarisch, daß er Mitarbeiter coram publico erniedrigt.

[….] Minister Gnadenlos

Wolfgang Schäuble ist hart zu sich selbst - und zu seinen Mitarbeitern. Mit der öffentlichen Demütigung seines Sprechers aber ging er zu weit, nun hat Pressemann Michael Offer seinen Job hingeworfen. Zurück bleibt ein Minister, dessen Amtsführung immer mehr in Frage steht, auch in den eigenen Reihen. [….]

(Philipp Wittrock, 09.11.2010) 

Bei Horst Seehofer zog es weitere Kreise. Mir ist nicht bekannt, ob er von seinen Sekretärinnen, Fahrern oder Assistenten besonders geschätzt wurde. Sicher ist aber, daß er seinen Sadismus gegenüber anderen CSU-Größen nie zügeln konnte und immer wieder mit äußerster Perfidie seine eigenen Minister quälte. Der Mann ist ein echter Widerling. Seehofer ist ganz offensichtlich nicht voll zurechnungsfähig. Er ist ein Soziopath und als solcher ein psychiatrischer Fall.

Er kennt keine Empathie und rockert daher brutal-erratisch in seiner eigen Partei umher.

Über Friedrich Merz gibt es hingegen gelegentlich politischen Unmut aus seiner eigenen Partei, weil er „zu wenig liefert“. Ich habe aber bisher noch nie wahrgenommen, daß er innerhalb der CDU persönlich nicht gemocht wird.

Noch ein anderer Fall ist Ursula von der Leyen, die zwar in der Öffentlichkeit stets bekannt war und über ansehnliche Beliebtheitswerte verfügte, aber sowohl in der Partei allgemein, als auch unter ihren Ministerkollegen gehasst wird, wie die Pest. Sie hätte nie eine Chance gehabt, es zur CDU-Chefin oder Bundeskanzlerin zu bringen, auch wenn sie selbst und interessierte Kreise sie gern dazu hochschrieben. Aber ihre Profilierungssucht zu Ungunsten ihres Umfeldes ist derart ausgeprägt, daß selbst den amoralischsten Konservativen schwant, wie unmöglich eine Zusammenarbeit mit einer Frau ist, die ausschließlich danach trachtet, selbst im besten Licht dazustehen und ungerührt die Köpfe anderer für ihre ureigenen Fehler rollen lässt. Auch Angela Merkel scheiterte an der zutiefst unangenehmen Niedersächsin, wußte sich nie anders zu helfen, als sie wegzuloben. Zunächst auf den Schleudersitz der Verteidigungsministerin – in der Hoffnung, von der Leyen möge sich dort selbst ins Aus schießen. Tatsächlich versagte sie auf der Hardthöhe, wie kaum ein Amtsvorgänger zuvor, bliebt aber hartnäckig trotz aller Skandale, die sie ungerührt ihren Mitarbeitern in die Schuhe schob, an ihrem Sessel kleben. Am Ende blieb Merkel nur noch übrig, sich nach Brüssel zu entsorgen.

Einen Sonderfall bildet der US-Senator Ted Cruz, der womöglich der einzige Rechte ist, von dem es quer durch alle politischen Ebenen und entlang des gesamten Spektrums eine homogene Ansicht gibt: Jeder verabscheut ihn persönlich. Linke, Rechte, Texaner, Washingtoner, Parteifreunde, Parteigegner. Seinen Kollegen, seinen Mitarbeiter dreht sich ebenso der Magen um, wie ehemaligen Mitschülern und Kommilitonen.

Ich bin keine Ausnahme und verachte Cruz sogar so sehr wie Trump und Lindsey Graham.

[….]  As Ted Cruz has risen to become Donald Trump's main rival in the Republican primary, it's become clear just how deeply much of the party's Washington establishment loathes him — to the point where many have still refused to endorse Cruz, and some say they'd even prefer Trump to Cruz as a nominee.  Indeed, while speaking at Stanford on Wednesday, former Speaker of the House John Boehner referred to Cruz as "Lucifer in the flesh," according to the Stanford Daily. He added: "I have Democrat friends and Republican friends. I get along with almost everyone, but I have never worked with a more miserable son of a bitch in my life."  So what has Cruz done to earn this hatred? Several great articles have collected anecdotes shedding light on this — for instance, from the Atlantic's Molly Ball and Mother Jones's Tim Murphy and David Corn. They make clear that part of this dynamic is a personal one: A lot of people who work closely with Cruz are just truly repelled by him.  But the issue is broader than that — at heart, Ted Cruz is so loathed by Republicans because he's not a team player. And not only is he not a team player, but he instead constantly positions himself as working against the Republican team in general and his Senate colleagues in particular. [….]  

(VOX, 28.04.2016)

Wie illoyal und verlogen er ist, zeigte Cruz beispielweise im Februar 2021, als während einer Kältewelle in Texas bei Millionen Haushalten aufgrund der katastrophalen GOP-Energiepolitik der Strom ausfiel. Der zuständige Senator floh, statt zu helfen, ins sonnige Cancún. Als er dabei erwischt wurde, machte er es schlimmer, indem er nicht nur über seine Reisegründe log, sondern statt Verantwortung zu übernehmen, die Schuld auch noch seinen minderjährigen Töchtern in die Schuhe schob.

Geriete Ted Cruz auf einem Kreuzfahrschiff in Seenot, wäre er sicherlich derjenige, der zuerst in das Rettungsboot stürmt, um dort Kinder und Frauen ins Meer zu schubsten.

Im Gegensatz zu Wolfgang Bosbach, dessen ultrakonservative Tochter ihn in den Medien eifrig unterstützt, wird Cruz aber offenbar auch von seiner eigenen Familie verachtet.

Legendär die Beleidigungen Trumps, der im 2016ner Wahlkampf Cruz‘ Ehefrau Heidi als „ugly“ verspottete und seinen Vater Rafael mit dem Mord an John F. Kennedy in Verbindung brachte, woraufhin „Lyin‘ Ted“ Trumps eifrigster Speichellecker wurde und ihn nach 06.01.2021 vehement verteidigte.

Auch seine Töchter Caroline und Catherine scheinen ihren berühmten Vater bereits zu verachten.

Jeder kennt die Bilder, wie sie sich schon als kleine Mädchen öffentlich gegen die Übergriffe ihres Erzeugers wehrte, als er sie zu Wahlkampfzwecken missbrauchen will.

[….] Caroline, die Tochter von US-Senator Ted Cruz, hat sich Berichten zufolge in den sozialen Medien als bisexuell geoutet und sich zugleich von den rechten politischen Ansichten ihres Vaters distanziert.

Caroline Cruz weiss, wie man sich Feind*innen in der eigenen Familie macht. In einem auf TikTok geposteten Video warf sie ihren Eltern vor, ein Foto für die Familienweihnachtskarte digital verändert zu haben, um ihre Kleidung konservativer aussehen zu lassen.

«Viele Leute beurteilen mich auf den ersten Blick nach ihm», erklärte die 13-Jährige bereits gegen Jahresende. «Aber ich stimme den meisten seiner Ansichten wirklich nicht zu.» [….]

(Mannschaft, 11.01.22)

Die heute 14-Jährige Caroline unternahm in den vergangenen Tagen mutmaßlich einen Suizid-Versuch und musste nach den sich selbst zugefügten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.

Da ich nicht so moralisch verkommen bin, wie Ted Cruz, werde ich nicht auf dem Rücken einer offensichtlich verzweifelten 14-Jährigen, höhnische Bemerkungen machen, wie es ihr Vater zu tun pflegt, wenn andere mit familiären Tragödien konfrontiert werden.

Als vor wenigen Wochen der 82-Jährige Ehemann von Nancy Pelosi von einem fanatischen GOP-Anhänger schwer verletzt wurde, amüsierten sich die Republikaner darüber.

Als erster stürzte sich Ted Cruz auf den mit dem Tode ringende Paul Pelosi.

[….]  Sen Ted Cruz seemed to be amplifying misinformation about the man suspected of attacking Nancy Pelosi’s husband after he’d earlier condemned the incident as “horrific”.

On Friday, hours after learning that Paul Pelosi, 82, had been “violently assaulted” in the San Francisco home that he shares with the House speaker, who was in Washington DC at the time of the attack, the Texas senator tweeted out a message that said he and his wife Heidi were praying for the Pelosi family. [….]  The Republican lawmaker then made an about-face on those earlier sympathies extended to his Democratic colleague, as by Monday he began posting tweets from unreliable sources that seemed to promote falsehoods and innuendo about the suspected attacker, 42-year-old David DePape. In one of the posts, Sen Cruz had reshared a screenshot from alt-right activist Matt Walsh, in which he pushed back against the information that has been widely reported from reliable news outlets that Mr DePape had recently become engaged in posting on far-right political blogs. [….]

(Independent, 31.10.2022)

Besonders brutal sprang das Schicksal mit Joe Biden um.

1973 geriet seine Frau Neila mit ihren drei kleinen Kindern Hunter, Beau und Naomi in eine Verkehrsunfall. Nur die beiden Söhne überlebten schwer verletzt. Tochter und Frau musste Biden begraben. Sohn Beau starb 2015 an einem Hirntumor. Der einzig verbliebene Sohn Hunter wurde suchtkrank und leidet bis heute. Kürzlich tauchten geleakte Nacktbilder auf, um den psychisch Angeschlagenen weiter zu demütigen. An vorderster Front dabei natürlich wieder Ted Cruz, der die Penis-Bilder des unglücklichen Hunters genüßlich über Twitter weiterverbreitete, um sich über das Opfer lustig zu machen.

[….]  NEW LOW: [….]  Senator Ted Cruz, on the day after Elon Musk giddily released information about Twitter’s content moderation processes, took it upon himself to publicly post nude photos of the current president’s son.

President Joe Biden has never denied that his son, Hunter, has struggled with addiction and other issues that are often associated with it. Instead, he’s called for compassion, expressed his love and support for his child, and in leaked messages, we’ve seen him urging his son to get help.

Republicans, however, prefer to go for the salacious and have produced a photo that was allegedly found on the laptop that they say is Hunter’s, although their atrociously lax chain of custody makes it unlikely the public will ever know the truth of the real contents.

In this photo, the subject — reportedly Hunter — is lighting a pipe, lying nude on a couch, with genitals visible in the shot.

It’s hardly a surprise that a tabloid or the lowest of political operatives would be happy to publish this as an attack on the president (although the tabloid, at least, would probably censor it), but in this case, a sitting U.S. Senator seems to have decided it would be an appropriate thing to share on his Twitter timeline.

The screenshot shared below is censored; in the version that Senator Cruz posted there was no black rectangle, only light blurring, but still very clearly a genital image. [….]  

(Washington press, 08.12.2022)

Man kann also versichert sein: Hätte sich die kleine Tochter eines demokratischen Top-Politikers versucht umzubringen, wäre Ted Cruz der Erste, der höhnisch Salz in die Wunden riebe.