Mittwoch, 22. Februar 2023

Moore, Alabama

Es gibt keine offizielle US-amerikanische Definition dafür, was genau ein „Mass Shooting“ ist. Daher sehen die Listen mit den Multi-Morden unterschiedlich aus. Deutsche Journalisten zählen üblicherweise Schießereien zu Mass Shootings, wenn es mehr als vier Tote gibt und die Opfer nicht gezielt, sondern wahllos starben.

Bei der Zählweise kommt man auf etwa zwei Ereignisse pro Tag. Nimmt man alle Schießereien mit der Absicht Unbeteiligte zu töten mit auf, wird es eine lange Liste.

Ein Vielfaches der Opferzahlen aller anderen westlichen Staaten.

Bei 30.000 – 40.000 Schußwaffentoten im Jahr, wird natürlich ordentlich rumgeballert. Kaum ein Tag in den USA, an dem nicht ein Kind erschossen wird.

Es ist müßig, sich über das massenhafte Kinder-Erschießen zu echauffieren, weil es kein neues Problem ist. Wir kennen die Ursachen der Mass-Shooting (Waffenfetischismus der US-Amerikaner, allgemeine Verfügbarkeit von Waffen), die Rezepte dagegen (gun control) und wissen auch, wer intensiv für gun violence kämpft (NRA, GOP).

Die Wähler haben es also in der Hand, die Mass Shootings drastisch zu reduzieren; allein, sie wollen es nicht. Ihnen sind die Toten einfach zu unwichtig. Hinzu kommt, daß die Kirchen immer noch enormen Einfluß auf die Christennation USA ausüben. Die mächtige katholische Kirche (70 Millionen Mitglieder in den Vereinigten Staaten) verlangte 2020 von ihren Schäfchen ausdrücklich, nicht den Mann zu wählen, der gegen gun violence vorgehen wollte – BIDEN – sondern stellte sich auf die Seite des Killerfetischisten Trump. Die CONTRA LIFE-Kräfte (Kirche, GOP, NRA) holten 2022 wieder die Mehrheit im US-House, die schlimmsten Waffenfreunde – Sarah Sanders, Greg Abbott, Ron Deathsantis – wurden triumphal zu Gouverneuren gemacht.

DIE US-Amerikaner; also nicht etwa individuell jeder einzelne, aber doch die Mehrheit von ihnen; ergreifen Partei für die Mörder und nicht für die Opfer.

Aus humanistischer Sicht ist das eine widerliche Erkenntnis, aber es sollte uns nicht überraschen. Auch die katholische Kirche in Deutschland stellt sich bis heute an die Seite der Kindersex-Täter und gegen die Opfer, wird aber vom Staat mit Privilegien und Geld überschüttet.

Als Sozialdemokrat und Atheist mag man sich eins fragen: Kann man als konservativer Christ moralisch noch tiefer sinken, als sich für Kinderfi**er und Mass Shootings zu engagieren?

Ja, das kann man. Wenn man Republikaner aus Alabama ist und Moore heißt.

Im ultraerzkonservativen Alabama trat die GOP 2018 mit dem pädophilen Lügner Roy Moore als Kandidaten für den US-Senat an. Auch bei erwiesenen pädophilen Übergriffen, wollten die Republikaner für ihn stimmen. 

Namensvetter Barry Moore, geb. 1966, vom ultrarechten Freedom Caucus gewann bei der US-Kongresswahl 2020 im zweiten Wahlbezirk von Alabama. Der radikale misogyne und homophobe GOPer gehört zur Hillcrest Baptist Church in Enterprise, Alabama und bezieht dezidiert Stellung zu den unzähligen mit AR15s begannen Mass Shootings.

Moore erregen die mit AR15s niedergemähten US-Kinder so sehr, daß er die Waffen zu einem nationalen Heiligtum aufwerten will.

[….] Alabama Representative Barry Moore, a staunch gun-rights supporter, is proposing that the AR-15 rifle should be the "National Gun of America."

"The #SecondAmendment is as American a right as freedom of speech, religion, & the press," Moore wrote on Twitter Tuesday evening. "Today I unveiled my bill to make the AR-15 the National Gun of America. We must send a message that we will meet every attack on any of our constitutional rights."  Along with the tweet, Moore shared photos of himself speaking with a gun shop clerk. AL.com reported that the store is in Troy, Alabama.  [….]

(Newsweek, 21.02.20233)

Die Alabamianer wählen sowas als ihren Repräsentanten in den Kongress. So wie auch Lauren Boebert in Colorado und Marjorie Traitor Green in Georgia Mehrheiten fanden.


Dann darf man sich auch anschließend nicht beschweren, wenn die eigenen Kinder in der Schule abgeknallt werden.

[….] The House has not been given the full text of the bill, according to congressional records, but the legislation would “declare an AR-15 style rifle chambered in a .223 Remington round or a 5.56x45mm NATO round to be the National Gun of the United States.”

Sonny Parker, owner of Family Firearms, thanked Moore for his Second Amendment stance and the bill. “Every day we are battling those in Washington trying to take away our Second Amendment rights,” Parker said in a statement. “We’re extremely thankful for men like Congressman Barry Moore who are willing to go to war for us, stand up for our Second Amendment rights and battle those who continue to take those away from us.”  [….]

(AL, 21.02.2023)