Sonntag, 13. Januar 2013

Begrifflichkeiten.




Die letzte Woche hat uns das Thema „Kinderschänder“ in der katholischen Kirche beschäftigt.
Ich benutzte das Wort „Kinderschänder“ nie ohne Anführungsstriche, weil es meiner Ansicht nach falsch ist.
Es impliziert, daß das Opfer geschändet wird, also mit der Schande leben muß, befleckt ist, entweiht ist. 
Es hat Anlaß zur Scham. 
Genauso empfinden zwar viele der von Priestern vergewaltigten Jungs. Deswegen verschweigen sie kirchliche Verbrechen auch aus Scham über ihre „Schande“.
Indem man sich mit dieser Bewertung abfindet, gibt man dem Opfer einer Vergewaltigung zumindest eine Mitschuld.
Auch das ist in vielen Kulturen zweifellos der Fall. Wird eine Tochter vergewaltigt, ist ihr die „Unschuld geraubt“; sie hat „Schande über die Familie gebracht“ und wird dementsprechend auch gelegentlich getötet. Damit ist die Familie wieder „entschändet“.
Juristisch betrachtet gilt aber in Deutschland das diametral gegenteilige Prinzip: Das Opfer ist NICHT schuldig an einer Vergewaltigung.
Es sollte sich gerade nicht schämen, sondern sich aufrechten Ganges an die Polizei wenden und auf den wahrhaft Schandhaften, nämlich den Täter zeigen.
Schande haben andere über sich selbst gebracht:
Die kinderfickenden Priester, die brutalen Schläger wie der ehemalige Stadtpfarrer Walter Mixa und ganz besonders die Bischöfe, die von dieses Taten wußten und die Täter weitermachen ließen; Ratzinger und Müller beispielsweise.
Auf sie sollten wir mit Fingern zeigen und vor ihnen ausspucken.
Sie sind Selbstschänder.

Außerdem ist dieser Tage wieder viel von der „Homo-Adoption“ die Rede.
 Jenem Bähbäh-Thema, das Kanzlerin und CDU verbieten
Jener Regelung, gegen die heute Myriaden Franzosen auf die Straße gingen.

Das Modell der Vater-Mutter-Kind-Familie ist in Gefahr: Zehntausende protestieren in Paris gegen ein geplantes Adoptionsrecht für Homosexuelle. […]

 „Für die Kinder ist es nicht gut, wenn sie drei oder gar vier Elternteile haben“ […]

Konservative, Rechtsextreme und Katholiken hatten zu Demonstrationen aufgerufen. Mehrere große Demonstrationen zogen am Nachmittag über die Pariser Boulevards auf den Eiffelturm zu. Organisatoren hofften auf bis zu eine halbe Million Teilnehmer. Es wurden dann doch deutlich weniger.

[…]   „Ich bin katholisch und gehöre der (rechten) UMP an, aber ich bin ausschließlich als Familienvater hier“, sagte der 41 Jahre Guillaume Ménager. Auf seinem Plakat war zu lesen: „In den Hoden gibt es keine Eizellen.“ Er wolle das Recht der Kinder auf Vater und Mutter verteidigen, betonte er.
 (Ulrike Koltermann 13.01.13)
1988 verfilmte Paul Bogart das Theaterstück „Torch Song Trilogy“ von Harvey Fierstein, der auch in dem Film neben Anne Bancroft und Matthew Broderick die Hauptrolle spielte. In Deutschland gilt der Film unter dem Namen „das Kuckucksei“ inzwischen als „Kult“.
Es ist schon irre lange her seit ich das Werk gesehen habe, aber ich erinnere mich an einen grandiosen dritten Akt, in dem Arnold, gespielt von Fierstein, sich eine Grundsatzdiskussion mit seiner Mutter Mrs. Beckoff, gespielt von Bancroft, liefert, daß nur so die Fetzen fliegen.
Diesem Akt liegt eine echte „Homo-Adoption“ zu Grunde.
 Arnold hat nämlich den schwulen Teenager David adoptiert und gibt ihm das Zuhause, welches er offenbar in seiner biologischen Familie nicht finden konnte.
Eine in Amerika sehr sinnvolle Geschichte, da die christlich-fanatisierten Amis dazu neigen ihre eigenen Kinder nach einem Coming-Out rauszuschmeißen. 
Eine neue Studie aus Massachusetts kommt zu dem erschreckenden Ergebnis, dass jeder vierte schwule und lesbische Jugendliche obdachlos ist.
Die Ergebnisse der vom Children's Hospital Boston durchgeführten Untersuchung von über 6.000 Schülern aus dem Bundesstaat Massachusetts zum Thema Obdachlosigkeit wurde im Fachmagazin "American Journal of Public Health" veröffentlicht. Demnach sind 3,2 Prozent der Jugendlichen, die sich als heterosexuell definieren, "homeless". Unter Bisexuellen liegt diese Zahl aber bereits bei 15 Prozent, unter Schwulen und Lesben sogar bei 25 Prozent.
[…] Bereits 2006 kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass 42 Prozent der 600.000 bis 1,6 Millionen jugendlichen Obdachlosen in den USA schwul, lesbisch oder transsexuell sind. In dieser von einer Homo-Gruppe und einer Obdachlosenorganisation initiierten Untersuchung wurde auch festgestellt, dass rund einer von vier jungen Homosexuellen nach seinem Coming-out von den Eltern vor die Tür gesetzt worden ist.
Eine Homo-Adoption, indem Menschen einem „Homo“ ein Zuhause und eine Familie geben, ist also überaus wünschenswert!

Was Journalisten und Politiker aber gemeinhin mit „Homo-Adoption“ meinen, ist etwas ganz anderes.
 Sie sagt nämlich gar nichts über die Sexualität der Adoptierten aus.
 Wie sollte das auch gehen?

Beim Begriff „Homo-Adoption“ schwingt fälschlicherweise ein Diminutivum mit.
 Also eine Kinderadoption durch ein minderbemitteltes Paar. Zwar können schwule oder lesbische Menschen als Paar in Deutschland bis heute keine Kinder adoptieren, aber das gilt in der behördlichen Praxis nur für die guten und gesunden Kinder, die auch jedes adoptionswillige Hetero-Paar gerne nähme.
Handelt es sich aber um ein sehr krankes Kind, ein geistig Behindertes, ein HIV-Infiziertes oder schwer Verhaltensauffälliges, werden alle Augen inklusive Hühneraugen zugedrückt. 
So ein Problem-Fall wird dann auch mal Tunten nach Hause gegeben, weil die Jugendämter offensichtlich meinen, das sei immer noch besser als gar keine Eltern.

Das Geheuchel ist also mal wieder gigantisch.
 Offensichtlich schwingt bei der CDU und anderen Ewig-Gestrigen immer noch mit, daß Homosexualität ansteckend ist und somit gleichgeschlechtliche Paare unschuldige Kinder sittlich verderben.
Diesen Kindern fehle etwas, sie wären schlechter gestellt, als diejenigen mit Mama und Papa.

Dabei ist das Gegenteil der Fall.
Für das Wohl eines Kindes ist nämlich irrelevant welche Sexualpraktik- oder Präferenz die Eltern im Schlafzimmer bevorzugen. Sie können sogar komplett asexuell sein, ohne daß es dem Kind schadet.
Entscheidend sind hingegen Zuwendung und Aufmerksamkeit.
Da Schwule und Lesben so gut wie nie ungewollt schwanger werden und sich ungewollt um Kinder zu kümmern haben, sondern sich aktiv und mit größerem Aufwand um ein Kind bemühen müssen, sind ihre Söhne und Töchter nahezu 100% echte Wunschkinder. 
Daß ein oder zwei Elternteile aus Desinteresse ausfallen oder gar weglaufen ist bei „Homo-Eltern“ höchst unwahrscheinlich.

Die Auswirkungen sind inzwischen auch durch Studien erfasst:
Die sogenannten Regenbogenkinder sind glücklicher und schlauer als das durchschnittliche Balg heterosexueller Eltern.
Glückliche Familie unterm Regenbogen: Kinder mit homosexuellen Eltern erleiden keine Nachteile im Vergleich zu Heranwachsenden aus klassischen Familien. Dies belegt eine Studie der Universität Bamberg, die die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in Berlin vorstellte.

[…] In der Studie werden Schätzungen zitiert, wonach es in Deutschland mittlerweile sogar mehr als 12.000 Heranwachsende in "Regenbogenfamilien" gibt.
Häufig wird ausgeführt, dass Kinder eine männliche Bezugsperson brauchen, um eine gesunde Entwicklung zu erfahren. Auch dies ist nun (erneut) widerlegt, wie eine US-Langzeitstudie, die vom “Williams Institute” im Magazin “Gender & Society” veröffentlicht wurde, belegt.

In der US-Langzeitstudie, die seit 26 Jahren (!) durchgeführt wird, wurden konkret “lesbische Haushalte” untersucht, ob die Kinder aus diesen Familien eine nachteilige psychologische Entwicklung erfahren, wie Teenager, die mit einem Vater oder einer männlichen Bezugsperson erzogen werden.

[…] Die Grundaussage und das Ergebnis der Studie ist, dass Tennager ohne männlicher Bezugsperson in der  ”Regenbogenfamilie” keinen Unterschied in der psychischen Entwicklung zu den Teenagern aufweisen, die mit einer männlichen Bezugsperson erzogen wurden. Weiters gibt es keine Unterschiede bei weiblichen und männlichen Stereotypen.

Letztes Beispiel:

Die Gegner der “Homorechte” bezeichnen sich selbst immer als Vorkämpfer für die Familie, während sie Schwule und Lesben, die heiraten oder gar adoptieren wollen, als familienzerstörerisch anprangern.
Diese Methode ist überall gleich. 
US-Evangelikale, Kurienkardinäle und CDU-Delegierte - alle Homophoben halten die „Familienwerte“ hoch, nennen sich gar „focus on the family“ oder tragen Titel wie „Familienbischof“ (der homophobe Tebarzt-van-Elst).

Diesen Antagonismus zwischen „Familie“ und „Homosexuellen“ zu konstruieren ist so blödsinnig, daß ich bis heute nicht verstehe, wieso die Vertreter solcher Unsinns-Theorien nicht ausgelacht werden.

Glauben sie etwa, daß Schwule und Lesben im luftleeren Raum entstanden sind? 
Daß sie durch künstliche Uteri auf dem Planeten Kolob ausgebrütet wurden?
Nein, Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transsexuelle, Asexuelle, Polysexuelle und sonstige Elle sind auch Kinder von Eltern. 
Überwiegend sogar Kinder von Hetero-Eltern. Sie alle sind ebenfalls Teil einer Familie.
Sie haben Brüder, Schwestern, Onkel, Tanten, Cousins und gelegentlich auch Kinder. 

Antifamiliär leben tatsächlich nur sehr wenige Menschen. 
Zum Beispiel Bischof Tebartz-van-Elst und die restlichen frauenfürchtenden, zölibatären Röckchenträger des Vatikans.