Samstag, 6. Oktober 2018

Die totale Inkonsequenz


Wir, die westlichen Gesellschaften, sind sehr großzügig mit den Religionen!
Wir räumen ihnen Sonderrechte ein, die Grundgesetz und Strafgesetzbuch widersprechen.
Da wird einem Verein Gemeinnützigkeit und Steuerfreiheit gewährt, der aktiv dazu beitrug, daß seine Festangestellten Myriaden kleine Kinder vergewaltigten, misshandelten und quälten.
Wir fördern Religionsgemeinschaften, die im krassen Widerspruch zur UN-Kinderrechtskonvention Babys und Schulkindern die Genitalien verstümmeln, nehmen es achselzuckend in Kauf, daß jedes Jahr Säuglinge an den Folgen der Beschneidung sterben, Dutzende ihren gesamten Penis und Hunderte ihre Zeugungsfähigkeit verlieren.
Die frommen Christen im Bundestag befürworteten diese sinnlose Quälerei so stark, daß sie extra ein Gesetz erließen, um den Tätern Straffreiheit zuzusichern.
Kirchen dürfen mit Steuerzahlergeldern Krankenhäuser betreiben und dann Frauen in Not wegjagen, wenn sie die nicht behandeln wollen.
Religiöse Träger von Kindergärten, Altenheimen, Seniorenstiften und Hospitälern dürfen gegen alle Antidiskriminierungsrichtlinien verstoßen. Obwohl sie in vielen Gegenden de facto Monopole haben und mit Steuerzahlergeld 1,5 Millionen Angestellte finanzieren, dürfen sie eine „JUDEN SIND HIER UNERWÜNSCHT“-Personalpolitik fahren. Sie verweigern natürlich auch Muslimen und Atheisten Arbeitsverträge und werfen selbst fromme Christen raus, wenn sie sich scheiden lassen, oder – GOTT BEWAHRE – schwul oder lesbisch sind.
Wir lassen bizarre Folterrituale zu, bei denen durchaus Menschen, die schwer psychisch erkrankt sind um Leben kommen. Schaurige Splatter-Akte, für die jeder andere ins Gefängnis käme, sind dem Staat willkommen wenn „RKK“ drauf steht und sich das Ganze Exorzismus nennt.
Eine Majorität der Politiker unterstützt Gebete zur Behandlungen von Kranken oder zur Hilfe bei Naturkatastrophen, obwohl sie erwiesenermaßen völlig unnütz sind. Noch nie ist einem Amputierten ein Bein durch Gebete nachgewachsen, noch nie sprang ein Gelähmter durch Beten aus dem Rollstuhl und konnte wieder laufen. Noch kehrte ein Toter ins Leben zurück – auch wenn noch so viel dafür gebetet wurde. Gebete sind Humbug und dienen nur zur Verhinderung wirklicher Hilfe.
Christen in den USA und Europa werden mit Abermilliarden Euro gefördert, obwohl sie noch nicht mal Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zulassen, bis heute Frauen aus allen ihren geistlichen Leitungsfunktionen ausschließen.
Es ist der absolute Aberwitz.

Aber ausgerechnet bei ein paar kleinen Sonderlichkeiten, die im Gegensatz zu allen anderen aufgezählten religiotischen Abartigkeiten keinem Außenstehenden wehtun und nur die Frommen persönlich betreffen, entdecken Regierung und Gesetzgeber auf einmal ihre Omnipotenz und schieben Riegel vor.

So darf in fast ganz Amerika und überall in Europa keine Vielehe geschlossen werden, obwohl Mormonen-Prophet Josef Schmidt das ausdrücklich so wünscht und auch Muslimen-Prophet Mohammed durchaus vier Ehefrauen pro Mann akzeptiert.

Natürlich ist Zwang verboten – aber wenn man Kinder vergewaltigen und verstümmeln darf, ohne daß so etwas zur Ächtung einer Religion führt, wieso soll dann ein Mormone nicht zwei oder drei Frauen heiraten?

(……….)  Je abgelegener, abgeschotteter, fundamentalistischer ein religiotischer Anführer agiert, desto ausschweifender kann er die ihm untergebenen Gläubigen auch sexuell ausnutzen.

[….]  Einer der Männer soll mit seinen 24 Frauen knapp 150 Kinder haben: Ein Gericht in Kanada hat zwei Anhänger einer Mormonen-Kirche verurteilt - nach einem Prozess, der seine Anfänge vor 27 Jahren hatte.
Zwei ehemalige Bischöfe einer mormonischen Glaubensgemeinschaft in Kanada sind wegen verbotener Mehrehen verurteilt worden. Winston Blackmore und der acht Jahre jüngere James Oler lebten jahrzehntelang polygam, wie es im Urteil des höchsten Gerichts im Bundesstaat British Columbia heißt.
Der frühere Mormonen-Bischof Oler war demnach gleichzeitig mit fünf Frauen verheiratet, Blackmore führte in dem 1500-Seelen-Ort Bountiful 24 Ehen parallel. Mit dem Urteil endet vorerst ein jahrelanger Rechtsstreit vor kanadischen Gerichten; Blackmore und Oler waren im Zuge von Ermittlungen der Provinzregierung angeklagt worden, die bereits Anfang der Neunzigerjahre begonnen hatten. [….] Sein Anwalt hatte angekündigt, im Fall einer Verurteilung überprüfen zu lassen, ob die kanadischen Polygamie-Gesetze verfassungsgemäß seien. Blackmore verglich den Fall mit der Situation homosexueller Paare: Auch die Homo-Ehe sei in der Vergangenheit illegal gewesen. [….] "Ich bin schuldig, meine Religion auszuleben", sagte Blackmore nach der jetzigen Gerichtsentscheidung. 27 Jahre und mehrere zehn Millionen Dollar später ist alles, was hier bewiesen wurde, etwas, das ich nie bestritten habe." […..]

Um das klar zu stellen, persönlich habe ich nichts gegen Polyamorie einzuwenden.
Es stört mich nur der Anspruch sich aus religiösen Gründen über bestehende staatliche Gesetze hinweg zu setzen.
Außerdem ist es natürlich absurd einseitig Polygynie (Vielweiberei, ein Mann und mehrere Ehefrauen) zu erlauben und zu fördern, während Polyandrie (Vielmännerei, eine Frau und mehrere Ehemänner) oder Polygynandrie (Gruppenehe) streng verboten sind. Gleiches Recht für alle!

(….) Die Ehe zu dritt, also die Lieblingsdrohkulisse der Religioten im Kampf gegen die Homoehe („Wo kämen wir da hin….“), ist das Paradebeispiel falscher Moral. Dabei wird niemand geschädigt und niemand wird dazu gezwungen.
Wenn aber zwei Männer und eine Frau sich heiraten möchten – warum zum Teufel nicht?
Das ist moralisch nicht vom Staat zu bewerten, sondern deren Angelegenheit.
Ich halte das für wesentlich unproblematischer als beispielsweise meinen Nachbarn, der gerne abends seine volle stinkende Mülltüte vor der Wohnungstür stehen läßt, weil er keinen Bock mehr hat runter zur Mülltonne zu gehen.
DAS belästigt mich! Das stinkt, das steht im Weg, das ist eine Beleidigung für die Augen aller, die durch das Treppenhaus gehen müssen, das wertet die ganze Immobilie ab (Broken Windows Theorie!).
Das sollte verboten sein, weil es andere tangiert.
Sollte mein Nachbar hingegen den dringenden Wunsch verspüren seine drei Brüder und eine Cousine zu heiraten – bitte; ich habe nichts dagegen. Das geht nur ihn was an. (….)

Das Problem der Mormonen ist also neben ihrer misogyn begründeten Inkonsequenz, daß sie etwas Illegales tun.
Kanada ist keine Theokratie, sondern ein Rechtsstaat. Die staatlichen Gesetze stehen über religiösen Regeln. Dazu gibt es keine zwei Meinungen.

Wenn selbsternannte religiöse Anführer – und aus atheistischer Sicht sind alle Kleriker selbsternannt – gegen die Staatsmacht opponieren, indem sie wie verrückt vögeln, handelt es sich aber vermutlich meistens gar nicht um einen Akt der religiösen Durchsetzung, sondern um eine Form von schwerem Egoismus.
Wer hunderte Kinder mit Dutzenden Frauen zeugt, leidet nicht nur an gewöhnlicher Religiotie, sondern auch unter einem Gottkomplex.
Für dessen Anhänger, die wie bei Sekten üblich gehirngewaschen sind und daher kaum opponieren, wird so ein Chef auch zu einem genetischen Problem.

Das erleben gerade einige amerikanische Mormonen-Kollegen von Blackmore und Oler in Utah.
Im abgelegenen Short Creek heiratete der seit 2006 in einem texanischen Knast schmorende Obermormone Warren Jeffs 78 Frauen, ein Drittel davon minderjährig.
Der Genpool ist inzwischen so verarmt, daß Krankheiten deutlich gehäuft auftreten.

[…..]  Die Nachbarstädte Colorado City in Arizona und Hildale in Utah—eine Grenzsiedlung, die früher als Short Creek bekannt war und in der die Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints (FLDS) zu Hause ist—sind Orte, an denen unfassbare Schönheit und unaussprechlicher Schmerz Seite an Seite existieren.   1913 von mormonischen Fundamentalisten gegründet, […..]  lebt diese Gemeinde geografisch isoliert durch die Vermillion Cliffs und das Colorado Plateau. Wer durch das Gebiet fährt, fühlt sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Hier tragen Frauen knöchellange, langärmelige Prärie-Kleider und kein Makeup. Weil es zu dem Glauben der Gemeinde gehört, dass die Frauen im Himmel ihren Ehemännern die Füße mit ihrem Haar waschen werden, tragen sie es lang und aufwändig geflochten.
[…..] In der heutigen FLDS kann eine Frau nur von einem der 15 „seed bearers" geschwängert werden, die Warren ausgewählt hat, um die Stammbäume fortzuführen. Laut den Gerichtsdokumenten, die von Lyle Jeffs' Exfrau beim Scheidungsprozess eingereicht wurden, ist es „die Verantwortung des Ehemanns, seinen Frauen die Hand zu halten, während der Seed Bearer seinen Samen ausbringt. Für Laien heißt das, dass der Ehemann im Zimmer sitzen muss, während der auserwählte Seed Bearer, oder mehrere, seine Ehefrau oder Ehefrauen vergewaltigt oder vergewaltigen." […..] Eine der Folgen der strengen Kleidungs- und Frisurenvorschriften, die allen FLDS-Frauen aufgezwungen werden, ist, dass sie ihre Individualität verlieren und aussehen wie Tausende Versionen desselben Ideals. Außenstehenden könnten es leichtfallen, sich diese Frauen alle als dumme Drohnen vorzustellen, die selbstvergessen ihre Ehepflichten erfüllen. [….]

Klar, Ehen unter Zwang oder mit Minderjährigen kommen nicht in Frage, aber wieso soll ein muslimischer Nachbar nicht mit zwei Frauen leben?

Geht es nach der Bibel, dem Buch, dem Nahles, Merkel, Göring-Kirchentag, Brinkhaus und AKK so sehr verfallen sind, kann man sich auch von Giftschlangen beißen lassen, weil Gott wahre Christen nicht sterben lässt.

Für all die armen Irren, die an Gott glauben und somit von der Existenz eines allmächtigen Überwesens überzeugt sind, ist das aus zwei Gründen eine naheliegende Sache.
Der Mann ist allmächtig und außerdem steht es ausdrücklich so in der Bibel, die ja schließlich bis heute als Grundlage des Christentums unumstritten ist.

16 Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber ungläubig bleibt, wird von Gott verurteilt werden.
17 Folgende Zeichen werden die begleiten, die glauben: Sie werden in meinem Namen Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden,
18 wenn sie Schlangen anfassen oder etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden, Kranken, denen sie die Hände auflegen, wird es gut gehen."
19 Nachdem der Herr mit ihnen gesprochen hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich an die rechte Seite Gottes.
20 Sie aber gingen überall hin und predigten die gute Botschaft. Der Herr wirkte durch sie und bestätigte ihr Wort durch wunderbare Zeichen.

Hier handelt es nicht um dubiose Apokryphen oder alttestamentarische Erzählungen, sondern das ist Jesus pur, neues Testament.

Volker Beck griff im Bundestag auf die Genesis zurück, um seiner Begeisterung für das Pimmelabschneiden bei Jüdischen Babys Ausdruck zu verleihen.
Das ist finsterstes Altes Testament. Wenn das schon ausreichend ist, um einen potentiell tödlichen Eingriff an Kindern, ohne deren Zustimmung vorzunehmen, kann es doch wohl erst Recht kein Problem sein eine viel neuere und menschlichere Stelle der Bibel als Rechtfertigung für Kobra-Knuddeln und Vipern-Verehrung heranzuziehen.

Schlangengottesdienste sollten also generell erlaubt sein.
Ich unterstütze ausdrücklich alle Christen, die ihre Gläubigkeit beweisen, indem sie sich von Klapperschlangen beißen lassen.
Immer weiter so!


Ihnen kann nichts passieren, weil nichts gegen Gottes Willen geschieht. Wer also doch am Schlangengift abkratzt, kann beruhigt sein: Des Lo Vult!

Sehr bedauerlich und unfair, daß so viele US-Bundesstaaten diese besondere Form des Gottesbeweises verbieten.

[…..] Randy Wolford wurde von einer Schlange gebissen und starb - dennoch eifert ihm sein Bruder nach und feiert Gottesdienste mit den giftigen Tieren. […..] Er hat keine Angst. Denn er verlässt sich auf seinen Glauben. Also legt er sich die Klapperschlange über die Schulter und singt. Später wickelt er sie um seine Hand, hält ihren sich windenden Körper in die Höhe, stellt sich, nur mit Socken an den Füßen, auf das Tier. Chris Wolford ist ein Schlangenpriester im US-Bundesstaat West Virginia.
Die Messen mit giftigen Schlangen werden in den Vereinigten Staaten nur noch von wenigen pfingstkirchlichen Gemeinden betrieben. Die Gläubigen sind überzeugt, dass ihnen beim "Serpent Handling" nichts geschehen kann. Und wenn doch jemand an einem Biss stirbt, denken Wolford und seine Anhänger, es sei der Wille Gottes.
Inzwischen sind die Schlangenmessen in fast allen US-Bundesstaaten verboten, sodass manche Gemeinde aufgelöst wurde oder nur noch heimlich agiert. Einzig in West Virginia ist diese Art von Gottesdienst noch legal. […..] Häufig werden die Schlangen in den Bergen gefangen und dann in Reptilienkäfigen gehalten, manchmal auch in den Häusern der Pastoren. Das bedeutet immer wieder Ärger für die Schlangenpriester: Jamie Coots aus Kentucky, dem der Sender National Geographic eine Doku-Serie widmete, wurde mehrmals beim Schmuggeln von Giftschlangen erwischt - was eine Bewährungsstrafe von einem Jahr nach sich zog. Coots starb 2014 nach einem Schlangenbiss. [….]