Nachdem
es einige Wochen an der demoskopischen Front so aussah, als ob Hillary Clinton
doch sogar recht deutlich gegen Trump gewänne, gab es zuletzt wieder einen
Umschwung. CNN kam mit einer landesweiten Umfrage, die Trump zwei Punkte vor
ihr sieht.
Das hat
bekanntlich wenig Aussagekraft, weil es auf die Zahlen in wenigen Swingstates ankommt,
verstört aber schon.
Schließlich
hat Trump gerade in den letzten Wochen weiterhin gewaltige Lügen und miese Beleidigungen
rausgehauen.
Er
behauptete zum Beispiel er sei immer gegen den Irak-Krieg gewesen, woraufhin
die Newssender immer wieder ein Telefoninterview mit Trump zeigten, indem er
sich für die Invasion aussprach.
Republican presidential nominee Donald Trump on Thursday refused to back
down from a widely debunked lie, interrupting his planned education policy
speech to reassert that he had opposed the Iraq war from the start.
“I opposed going in, and I did oppose it, despite the media saying,
‘Yes, no, yes, no,’” he said. “I opposed going in.”
Trump re-litigated the issue at length during the speech, citing, among
other news reports, a 2004 Esquire magazine interview as proof that he warned
against the U.S. invasion of Iraq ― even though that interview took place more
than a year after the invasion had already happened.
The real estate mogul frequently cites the Esquire article as proof of
his false claim. On Thursday, the magazine republished the article with an
editor’s note explaining that “the Iraq War began in March 2003, more than a
year before this story ran, thus nullifying Trump’s timeline.”
[…..]
Es gibt
Dutzende Fälle, in denen Trump massive Lügen nachgewiesen wurden.
Kein
Wunder; der Mann lügt ja auch wie gedruckt. Es
wird zusammengeschnitten wie er sich diametral selbst widerspricht.
(…….)
Unverständlich scheint mir auch das was man beinahe täglich in amerikanischen
Panels über den Präsidentschaftswahlkampf hört: There is nearly nothing was
Trump sagen könnte, um seine Anhänger zu verschrecken.
Immer
und immer wieder wird factgecheckt, daß niemand so konsequent und willkürlich
lügt wie Donald Trump. Fast 90% seiner politischen Kernaussagen sind schlicht
nicht wahr, während Hillary Clinton beste Noten von Factcheckern bekommt.
Natürlich
misstrauen Trump-Wähler allen Quellen.
Also
ist man dazu übergegangen Trump Trump widersprechen zu lassen.
Immer
wieder widerspricht er diametral seinen früheren Aussagen.
(…….)
Trump
lügt nicht nur unablässig, er wird auch noch unablässig seiner Lügen überführt.
Unablässig weit man ihm zudem kapitale Unkenntnis nach.
Und
dennoch wollen nur noch mehr Wähler ihn wählen.
Hier
zeigen sich eindeutig die Grenzen des demokratischen Systems.
In der
Theorie ist dabei der Wähler der Souverän und entscheidet vernünftig.
Wir
wissen, daß viele Wähler gar nicht genügend Faktenkenntnis haben, um kompetent
zu entscheiden. Stattdessen wird nach „Gefühl“ gewählt. Wer wirkt eigentlich
auf den Wahlplakaten am sympathischsten? Wen kenne ich überhaupt?
Der
schwache Informationsgrad und das allgemeine Desinteresse des Souveräns begünstigten
schon immer seine Beeinflussung durch Kampagnen und Propaganda.
Auch die
NSdAP erhielt in einem demokratischen System Mehrheiten.
Man
sollte aber meinen, daß durch die im 21. Jahrhundert durch das Internet so
verbreiterte Informationsbeschaffung Propaganda erschweren sollte. Schließlich
ist das Internet plural. Auch ein wenig interessierter Wähler wird leicht
Gegenmeinungen zu einer bestimmten Position finden.
Es
stellt sich aber heraus, daß der moderne Souverän ganz freiwillig seine
Informationsbasis radikal schmälert. Bietet man ihm umfassende Kenntnis an,
schlägt er missmutig aus und guckt stattdessen Germany Next Topmodel.
Es
braucht kein Goebbelsches Propaganda-Ministerium mehr, um die öffentliche
Meinung zu formen. Viele fügen sich freiwillig.
Denkbar
ist bei einer Richtungsentscheidung, daß Wähler A eine nachfrageorientierte
Wirtschaftspolitik mit vielen Investitionsprogrammen für vernünftig hält,
während Wähler B ganz auf Privatisierungen und Neoliberalismus setzt, weil er
das für vernünftig hält.
Beide
wollen mit ihrer Entscheidung etwas Positives erreichen, versprechen sich
Prosperität.
In
Amerika sind gerade diese Fragen ganz vorn auf der Agenda. Glaubt man wie Trump
an die Trickle-down-economy, die mit massiven Unternehmenssteuersenkungen und
Abbau aller sozialen und ökologischen Schutzrichtlinien zu erreichen ist, oder
wurde in den letzten Jahrzehnten hinreichend bewiesen, daß diese Methode gerade
nicht funktioniert und man also das Gegenteil tun sollte, wie Sanders meint?
Ich
persönlich meine, daß man in diesem Fall nicht mehr beide Positionen vernünftig
begründen kann. Trickle-down funktioniert nicht.
Aber ich
glaube, daß es Wähler gibt, die daran glauben. Also muß man sachlich streiten.
Das
stünde einer Demokratie auch gut an.
Neu ist
aber das Phänomen, daß große Teile der Wählerschaft das Grundkriterium „Vernunft“
ablehnen.
Sie
wollen etwas Unvernünftiges tun, wählen jemand, von dem sie auch keine
konstruktiven Taten erwarten. Sie denken rein destruktiv.
So etwas
kann bizarre Blüten haben.
Im südenglischen Cornwall, welches am meisten von
EU-Subventionen profitierte, stimmte man klar für den Brexit, sägte also den
Ast ab, auf dem man sitzt.
Usedom, zweitgrößte
deutsche Insel in der Pommerschen Bucht lebt fast ausschließlich vom Tourismus.
Dort gab es die stärksten Ergebnisse für rechtsradikale Parteien. Man stimmte
also klar gegen diejenigen, denen man die ökonomische Existenz verdankt.
Dank der
AfD- und NPD-Stärke auf der Ostseeinsel, stornieren nun
frühere Touristen ihre Buchungen.
Die Lage
der Usedomer wird sich also als direktes Resultat ihrer Wahlentscheidung
verschlechtern.
Möglicherweise
wird es der amerikanische Souverän den Usedomern nachmachen und einen Mann als
Präsidenten wählen, der ihrer Nation schwer schaden wird.
Im
Gegensatz zur linken Landrätin des Landkreises Vorpommern-Greifswald verfügte
ein Präsident über die gewaltigste Militärmaschine der Welt und den „Football“.
Es ist also nicht egal wer im Oval Office sitzt.
Drei Gründe, warum
Clinton verlieren könnte
Donald Trump kämpft
sich in Umfragen wieder vor, im Lager von Hillary Clinton wächst die
Nervosität. Kann die Frau, die bis vor Kurzem so souverän dastand, noch
verlieren? Aber ja.
[….]
Die
Trump-Fans könnten es nicht nur besser wissen, sondern vermutlich wissen es
viele von ihnen auch besser.
Sie
gehen aber mit einem suizidalen Irrsinn in diese Wahlentscheidung. Sie wählen
wider besseres Wissens zum Schaden ihrer Nation.
Für so
ein Verhalten ist Demokratie nicht ausgelegt.
Im besten
Fall könnte Hillary Clinton doch noch gewinnen und würde dann aufgrund ihrer
enormen Erfahrung und guter Beratung eine einigermaßen vernünftige Außenpolitik
fortführen, womöglich von den Sanders-Fans getrieben, sogar sozialpolitisch
links von der Obama-Linie agieren.
Selbst
in diesem best-case-Szenario wären aber die zig Millionen Trump-Wähler nicht in
die Galaxis hinaus gebeamt, sondern würden in den USA bleiben.
So wie
auch die AfNPD-Wähler in MeckPomm wohnen bleiben, wenn die SPD regiert.
Selbst
wenn es gut ausgeht, sieht es also ganz schlecht aus.
[…..]
Amerika ist im Begriff
auseinanderzubrechen. […..] Clintons
Weg zur Präsidentschaft und die polarisierende Kandidatur ihres Rivalen Donald
J. Trump werden ein Amerika zurücklassen, das tiefer und bitterer gespalten -
und geschwächt - ist, als dies in der gesamten Geschichte des Landes seit dem
Ende des Bürgerkriegs 1864 der Fall war. […..] Wie eine Nation regieren, die so tief gespalten ist zwischen liberal
und konservativ, zwischen Stadt und Land, und gleichzeitig eine Welt beruhigen,
die ängstlich auf ein Land blickt, das gerade mit der Idee, einen Präsidenten
Donald Trump zu wählen, flirtet - einen Kandidaten, der alles gering schätzt,
wofür die amerikanische Demokratie und die Allianzen und Handelsverträge des
Westens stehen? […..]
Mit seinen Gerüchten
zeichnet Trump das Bild einer Präsidentin Clinton, die es mit einer gefährlich
gespaltenen Nation zu tun hat und ihr Amt angeblich nur durch eine rigged
election, eine manipulierte Wahl, gewinnen konnte. Das wäre die Antithese zum
Grundsatz der Demokratie, den sich jeder amerikanische Präsident nach bestem
Vermögen zu eigen machen muss.
Amerikas politische
Landschaft besteht in diesem Jahr aus einem irrwitzigen Flickenteppich
polarisierender Leidenschaften; die großen Städte und die Vorstädte stehen
dabei gegen das Amerika der Farmen und des flachen Landes. […..]