Samstag, 3. September 2022

Wir sind unmoralisch und unverantwortlich.

Es ist sehr billig, Grüne und SPD daran zu messen, was sie einst in ihre Wahlprogramme schrieben. Selbstverständlich hätten Habeck, Scholz, Baerbock und Klingbeil vor einem Jahr gleichermaßen empört die Lieferung schwerer Waffen in Kriegsgebiete und die Laufzeitverlängerungen für AKWs abgelehnt.

Es gibt nichts Dümmeres, als bei völlig veränderten Bedingungen stupide weiterhin auf alten Positionen zu beharren. Es ist gut und richtig, mit anderen Antworten, auf andere Fragen zu antworten.

Das bedeutet freilich nicht, plötzlich alles zu verdammen, nur weil man es einst befürwortete. Man kann es als Friedensbewegter auch übertreiben, wenn man nun geradezu erotisch enthusiasmiert, von Panzerhaubitzen und Flak-Geschützen schwärmt, Herr Hofreiter.

Aus der Kernenergiegewinnung auszusteigen, war keine Mode aus dem letzten Jahrtausend, sondern beruht auf absolut unumstößlichen Erkenntnissen.

Schwarzen und Gelben bereitet es eine diebische Freude, Grüne und Rote damit zu piesacken, sie müssten sich nun von ihrem Anti-AKW- und Anti-Kohle-Kurs verabschieden. Die Konservativen wollten diesen ökologischen Wandel nie und fühlen sich nun a posteriori im Recht. Damit belügen sie sich aber selbst. Ja, es gibt kurzfristig sehr starke Argumente – nämlich Putins Angriff auf die Ukraine – den Klimaschutz hintan zu stellen. Der Betrieb von Panzerhaubitzen ist ein klimapolitischer Alptraum. Aber auch wenn das ökologische Argument, die Menschen in der Ukraine verständlicherweise im Moment überhaupt nicht interessiert, bleibt doch der Klimawandel langfristig das sehr viel wichtigere Thema.

Die Ausnahmesituation Ukraine darf nicht dazu führen, in einem allgemeinen „Anything Goes“-Modus alle klimapolitischen Regeln zu ignorieren.

Im Gegenteil. Jetzt ist es wichtig zu demonstrieren, daß ökologischer Wandel und Energiewende keine Schönwetterthemen für die angeökten wohlhabenden Waldorf-Mütter in Vorstadt-Walmdachvillen ist, sondern von uns allen eine massive Verhaltensänderung erfordert.

In Hamburg zur Energiegewinnung im großen Maßstab Holz zu verfeuern, ist und bleibt Irrsinn, lieber grüner Umweltsenator.

[….] Verheizt unsere Wälder nicht!

Spektakulärer Protest am Heizkraftwerk in Hamburg

Mit einer großflächigen Bewegtbild-Projektion am Heizkraftwerk Tiefstack in Hamburg hat der NABU gemeinsam mit ROBIN WOOD und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen das Verfeuern von Holz in Kraftwerken protestiert.

Gemeinsam mit einer internationalen NGO-Koalition appellieren die Umweltorganisationen NABU, ROBIN WOOD und Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit der Aktion an die Abgeordneten des EU-Parlaments, bei der Abstimmung zur Erneuerbaren-Energien-Richtlinie am 13. September gegen das industrielle Verheizen von Holz zu votieren. Zudem fordern sie die Betreiber von Kraftwerken auf, die klimafreundliche Energiewende voranzutreiben und alle Pläne für eine Umrüstung auf Holzverbrennung zu stoppen.

Die EU-Gesetzgebung unterstützt bislang, dass Mitgliedstaaten Holz für die Energieproduktion nutzen. Nach der aktuellen wissenschaftlichen Studienlage ist die Einstufung von Holzverbrennung als erneuerbar – und damit emissionsfrei – jedoch überholt. Denn die Verbrennung von Holz setzt mindestens ebenso viele Treibhausgase frei wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Der Ausgleich dieser Belastung durch das Aufwachsen neuer Bäume dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Auch die Stadt Hamburg setzt darauf, mit Holzverbrennung die eigene Klimabilanz zu schönen. Zur Umsetzung des notwendigen Kohleausstiegs plant die Umweltbehörde, das stadteigene Kohlekraftwerk Tiefstack auf das Verfeuern von Holz und Gas umzustellen – zusätzlich zur Nutzung industrieller Abwärme und dem Bau von zwei neuen Flusswärmepumpen.

„Wälder im großen Maßstab in umgerüsteten Kohlekraftwerken zu verfeuern, ist keine innovative Energie- und Wärmewende, sondern eine sehr schlechte Idee. Intakte Wälder sind elementar für den Klima- und Artenschutz. Wir brauchen Investitionen in echte emissionsfreie erneuerbare Energien sowie Energieeinsparung anstatt kontraproduktiver Scheinlösungen. Die EU darf Energie aus Waldholz nicht länger als erneuerbare Energie fördern – staatliche Unterstützung darf es nur für wirklich klimafreundliche Technologien geben.“   Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer  [….]

(Nabu, 02.09.2022)

Massentierhaltung ist und bleibt ebenfalls eine klimapolitische Katastrophe. In Zeiten der Ukrainekriegs-bedingten Weizenverknappung mit verheerenden Hunger-Krisen, weiterhin so viel Getreide als Viehfutter zu verschwenden, ist genauso amoralisch wie Lindners Begeisterung dafür, „Biosprit“ mit seinem Porsche zu CO2 zu verbrennen.


[….] Kein Essen in Trog und Tank

Globale Hunger- und Klimakrise bekämpfen!

Wertvolle Lebensmittelpflanzen wie Getreide und Ölsaaten werden in Deutschland in großen Mengen zu Biokraftstoff verarbeitet und an Schweine, Rinder und Geflügel verfüttert. Das macht unser Essen teurer und trägt dazu bei, dass in vielen Ländern immer mehr Menschen hungern. Angesichts von Kriegen und der zunehmenden Klimakrise können wir das nicht zulassen.   Die Bundesregierung muss jetzt dafür sorgen, dass Essen nicht länger in Tank oder Trog landet, um verheizt zu werden oder um Fleisch, Milch und Eier aus Intensivhaltung zu erzeugen. Lebensmittel werden dringend gebraucht, damit die Nahrungsversorgung für Millionen Menschen sicher und bezahlbar ist.

Darum fordert Greenpeace gemeinsam mit Misereor von der Bundesregierung:

    Die Bekämpfung der globalen Hungerkrise durch die Koordination des internationalen Handels mit Getreide im Welternährungsrat.

    Die Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel muss umgehend beendet werden.

    Abbau der Tierzahlen in der deutschen Landwirtschaft, um den Bedarf an Futtergetreide zu senken.

Greenpeace setzt sich zusammen mit Misereor dafür ein, dass eine Verschärfung der Hungerkrise abgewandt wird. Bitte helfen Sie mit und unterzeichnen Sie jetzt!  [….]

(Kein Essen in Trog und Tank)