Jakob
Augstein hat gute und schlechte Tage.
Heute
konnte ich über seinen Text lachen und ein „gefällt mir“ drunter klicken.
[….]
Der
Mob sammelt sich. Hunderte in kurzer Zeit. Sie ziehen durch die Stadt.
Beobachter sprechen von einer Jagd auf "Ausländer". Ein Stadtfest
wird vorzeitig abgebrochen . Die Polizei scheint überfordert. Wo sind wir? In
Chemnitz. In Sachsen. Natürlich. Immer wieder Sachsen.
Sachsen ist wie das
Internet. Nur in echt. Der ganze niedrige Hass, der sich im Netz Bahn bricht -
in Sachsen kann man ihn auf der Straße sehen. Die Videos aus Chemnitz zeigen
sie ja, die dicken, stiernackigen Männer, die mit ihren Glatzen aussehen wie
Pimmel mit Ohren - allerdings Pimmel mit Sonnenbrillen. Sie sind das Fleisch
gewordene Rülpsen und Tölpeln, das die sozialen Medien durchflutet. [….]
Was soll
man schon noch anderes tun, außer die Sachsen auszulachen?
Und es
stimmt auch so offensichtlich: Der rechte Mob, der sich so viel auf die
Reinhaltung der Rasse und die kulturelle Identität einbildet, braucht besonders
offensichtlich eine genetische Auffrischung.
Die
Häßlichkeit ihrer Ideologie und die Einfältigkeit ihres Geistes korrespondiert
frappierend mit ihrer phänotypischen Abscheulichkeit. Was sind das nur für
häßliche Menschen?
In
letzter Zeit liest und hört man öfter vom eklatanten Frauenmangel in den ostdeutschen Ländern
(DDR = Der Doofe Rest).
Das
spricht sehr für die ostdeutschen Frauen! Wenn das die Männer vor Ort sind, ist
es weise sich in andere Bundesländer zu verziehen. Auch aus gesamtdeutscher
Sicht ist es zu begrüßen, wenn sich die Pimmel mit Ohren nur noch untereinander
sexuell betätigen und keinen Nachwuchs zeugen.
Die
Sachsen sind einfach schrecklich und zeigen sich auch seit vielen Jahren
kontinuierlich von ihrer schlechtesten Seite.
Es hat
inzwischen derartig viele rechtsradikale Ausschreitungen in sächsischen Orten
und Städten gegeben, so viel öffentlichen Menschenhass, so viel Gewalt gegen
Minderheiten, so viel völkisch-viehischen Antihumanismus,
daß es müßig ist die einzelnen Vorkommnisse noch aufzulisten. Welche sächsische
Stadt hat keine rechtsradikale tief braune Szene?
Sachsen
ist ein rechter Sumpf, in dem die Regierungschefs persönlich den braunen Mob beständig
anfüttern.
Hinzu
kommt der ekelhafte jammerige Opfermythos der Sachsen, die sich immer
benachteiligt fühlen, stets glauben mehr als andere zu leiden.
Das ist
immer das Erste, da man nach Nazi-Aufmärschen hört: „Sachsenfeindlichkeit“ – alle sind gegen uns. Die Presse, die Wessis,
die Ausländer, wir haben es so schwer.
(….)
Ich halte den psychohistorischen Ansatz des SPIEGELs für sinnig.
Seit
August, dem Starken halten sich die Sachsen für das auserwählte Volk, die für
Hochkultur, Reichtum und Schönheit stehen.
Die
sächsischen Kulturschätze konterkarieren allerdings schon damals die politische
und militärische Bedeutungslosigkeit.
Den
mächtigen Königshäusern der Hohenzollern und Habsburger hatten sie nichts
entgegenzusetzen, wurden nach Belieben vom ungeliebten Preußen dominiert.
Mitte
des 18. Jahrhunderts mußte Sachsen hilf- und tatenlos zusehen, wie Friedrich,
der Große einmarschierte. Schließlich fiel am Ende des Siebenjährigen Krieges
auch noch Schlesien an Preußen, welches doch für Sachsen die langersehnte
Landbrücke zu Polen bilden sollte.
Erst
1806 wurde das Kurfürstentum Sachsen durch Napoleon auch zum Königtum erhoben,
verlor aber in der Leipziger Vielvölkerschlacht von 1813 an der Seite
Frankreichs erneut schmachvoll gegen Preußen und konnte nur mit knapper Not
verhindern wieder zum Fürstentum abzusteigen, indem es die Hälfte des Gebietes
an Preußen abtrat. 1866 stand Sachsen an der Seite Österreichs im „Deutschen
Krieg“ gegen Preußen und verlor erneut. Nur fünf Jahre später ging es dann
endgültig als deutscher Kleinstaat im Kaiserreich der Preußen auf.
Die
Sachsen entwickelten einen ausgeprägten regionalen Minderwertigkeitskomplex,
der durch eine Mischung aus Opferkult und Größenwahn kompensiert wird.
Im
20. Jahrhundert setzte sich das nahtlos fort.
Sie
waren besonders Hitler-treu, stellten den Großteil der NSDAP-affinen Deutschen
Christen und fühlten sich erneut betrogen, als Dresden am Ende des zweiten
Weltkrieges zerstört wurde.
Und sie erlebten
Bombenangriffe auf die Hauptstadt, die so massiv waren wie etwa in Hamburg und
Köln; aber nur die Sachsen entwickelten daraus einen Trauerkult, der bis heute
anhält. „In Dresden spürt man bis heute diesen Identitätsverlust im und nach
dem „Dritten Reich“, sagt [Martin] Roth, [der zehn Jahre lang die
Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens leitete] „Was bleibt ist diese Selbstherrlichkeit, dieses
Im-eigenen-Saft-schmoren und gleichzeitig glauben, man sei der Größte.“
Das
stimmt natürlich; Hamburg wurde fast komplett zerstört. Bei der Operation
Gomorrha 1943 kamen mehr Leute in 48 Stunden um als in Dresden.
Aber
hier wird darüber überhaupt nicht lamentiert.
Völlig
unvorstellbar, daß es Aufmärsche am Jahrestag gäbe.
Das
begreift jeder in Hamburg: Wir
hatten selbst schuld, wir haben den Krieg angefangen und wir haben die
Bombardierung von Zivilisten angefangen. Wir haben diesen Krieg in die Welt
getragen und wollten nicht aufhören, als schon längst alles verloren war.
Man
kann doch nicht im Ernst 70 Jahre später immer noch schmollend durch Dresden
paradieren und die Briten deswegen hassen.
Die
spinnen, die Dresdner.
Deutschland will aber
natürlich kein gescheiterter Staat sein, und deshalb wird sofort ermittelt,
wenn eine latent explosive Situation entstanden ist. In diesem Fall: gegen Flüchtlinge,
die mit ihren Handykameras gefilmt haben, und gegen Flüchtlinge, die eine
obszöne Geste gemacht haben. Das also war das Hauptproblem in Clausnitz? Gut zu
wissen.
Vielleicht geht es
morgen nicht gegen Flüchtlinge. Vielleicht demonstrieren demnächst hundert
Leute gegen Behinderte. Falls staatliche Stellen dann Behinderte gerade
besonders bedrohlich finden – müssen diese dann damit rechnen, dass gegen sie
ermittelt wird? Vielleicht.
Nein, der Vergleich
ist nicht schief. Leider nicht. Spätestens nach Clausnitz steht fest: Der
deutsche Staat kommt seinen Verpflichtungen nicht mehr nach. Das muss sich
ändern. Und nicht nur im Interesse der Flüchtlinge.
Wer
aber wie Parteien, Kirchen und andere Organisationen den Sächsischen
Extremismus geschehen lässt, trägt eine Mitschuld an den Zuständen in dem
Bundesland des Grauens. (….)
Willkommen
in der Realität. Wir befinden uns nicht in einem linguistischen Proseminar,
sondern in einem pluralistischen Chaos, in dem jeder durch das Internet seine
unmaßgebliche Meinung in die Welt posaunt (ich natürlich auch.)
Pauschalisierungen
sind der Vereinfachung geschuldet.
Ich bin
selbst in zweifacher Weise Opfer.
Es war
sehr schmerzhaft 2001 mit dem 19%-Wahlergebnis für den kriminellen Kokser
Schill umzugehen.
DIE
Hamburger. Den Schuh mußte ich mir anziehen. So ist das nun einmal, man gehört
dazu, auch wenn ich natürlich nie Schill gewählt habe. Erst Recht wird auf mich
eingedroschen, wenn es um DIE Amis geht.
Ich
verachte Trump und seine Anhänger, aber die Republikaner mit ihrem Kandidaten
Trump stellen die absolute Mehrheit der Gouverneure, die absolute Mehrheit der
Senatoren, die absolute Mehrheit der Sitze im House und auch den Präsidenten
und alle Regierungsmitglieder. DIE Amerikaner haben so gewählt, also muß ich
mir gefallen lassen verbal mit DEN Amis in einen Topf geworfen zu werden. Wieso
sollte mich das stören? Es handelt sich um Tatsachen.
Erfreulich
war es bei der Hamburgischen Bürgerschaftswahl vom 29. Februar 2004 als Schill von 19,4%
auf 0,4% wegbrach. Immerhin sind wir offenbar lernfähig. Das muß sich in den
USA erst noch erweisen und in Sachsen scheint es überhaupt keinen
Erkenntnisprozess zu geben.
Natürlich
sind DIE Sachsen nicht jeder einzelne Sachse. Daß es unter ihnen auch
großartige und anständige Menschen gibt, ist so selbstverständlich, daß man es
nicht extra erwähnen muss.
Aber
wenn ein Bundesland mehrheitlich seit 28 kontinuierlich weit rechts der Mitte wählt,
sich seit 28 Jahren kontinuierlich den rechtesten Ministerpräsidenten aller
Bundesländer hält, bei der letzten Bundestagswahl die völkische AfD zur
stärksten Partei machte und ganz offensichtlich weite Teile des Staatsapparates
– inklusive Justiz und Polizei – auf einer Linie mit PEGIDA sind
und den Rechtsstaat attackieren, statt ihn zu verteidigen, dann kann man nicht
mehr erwarten viel Mitleid zu bekommen, wenn unzulänglich pauschalisiert und
negativ über DIE Sachsen gesprochen wird.
(….)
Sachsen ist eine Schippe schlimmer als andere Bundesländer, weil hier auch die
Regierung klar Rechte bevorzugt, die Justiz einseitig Linke schlechter
behandelt und auch die Polizei ungeniert mit PEGIDA sympathisiert.
Man
darf nicht pauschal "die Sachsen" aburteilen, weil es
selbstverständlich auch die anderen Sachsen gibt, die den
braunen Mob genauso schlimm finden, wie alle anständigen Menschen es tun.
Aber
Sachsen wählt nun einmal mit Mehrheit seit 26 Jahren ununterbrochen die sehr
rechte Sachsen-CDU, schickt die NPD in den Landtag.
Übergriffe auf Minderheiten, Schwache,
Flüchtlinge finden weit überproportional in Sachsen statt und schließlich ist
die PEGIDA-Pest in allen anderen Städten außer Dresden eingegangen. [….]
Sachsen
ist tatsächlich im Durchschnitt viel rechtsextremer, xenophober und widerlicher
als der Rest Deutschlands.
Man
muß sich natürlich immer darüber im Klaren sein, daß Bezeichnungen von Völkern,
Nationen, Volksstämmen grundsätzlich pauschal und unpräzise sind.
Formulierte
man präzise, dürfte man gar keine Sympathien oder Antipathien für Nationen
bekunden.
Man
"fühlt" aber dennoch so und so gehört es zu unserem Sprachgebrauch.
Daher
habe ich mich dem Schicksal inzwischen ergeben und formuliere zumindest in
Chats der sozialen Netzwerke auch gelegentlich Pauschalurteile wie "ich
mag die Inder nicht", "die Amis sind sowas von totalverblödet",
"Bayern kann ich nicht leiden" oder auch "Ich liebe ja die
Holländer!".
Die
Pauschalisierung ist so offensichtlich, daß niemand auf die Idee kommen sollte,
ich habe damit jeden einzelnen Inder und
jeden einzelnen Bayern im Sinn.
Natürlich
gibt es viele nette Inder und freundliche, sozial eingestellte Bayern,
natürlich gibt es auch Holländer, die Wilders wählen.
In
dem Sinne: Verdammte braune Sachsen!
Kann
man die nicht wieder zurückgeben? Verkaufen? Wozu brauchen wir die?
Säxit
Now. (….)
Die Ereignisse der letzten beiden Tage sind nicht
nur an sich schockierend, sondern doppelt widerwärtig, weil sie perfekt in das
Narrativ des häßlichen ungebildeten gewalttätigen Sachsen passen und zudem
wieder einmal zeigen, daß die sächsischen Behörden und Regierungsstellen immer noch vollkommen im Umgang mit Nazis
versagen. Das können wir Nicht-Sachsen seit Jahren singen
und die sächsischen Wähler rücken nur noch weiter nach rechts.
#c2708 pic.twitter.com/3God3mGHQTUnglaublich. Neonazis versuchten gerade einen Durchbruch, schmissen Flaschen und Böller auf Gegendemonstration und jetzt lässt die @PolizeiSachsen sie trotzdem aus dem Kessel und loslaufen. Sie brüllen Passanten an: „Ich schieße euch ab Ihr Kanacken!“
Sachsen versagt!
Erst der krakeelende
Kleingeist in Clausnitz, dann der hämische Mob in Bautzen. Ja: Sachsen hat ein
Problem, und das nicht erst seit gestern. In keinem anderen Bundesland werden
Fremde häufiger angegriffen als hier: Jede vierte Straftat mit
fremdenfeindlichem Hintergrund findet dort statt. Aufklärungsquote: Miserabel.
Darin liegt das
eigentliche Problem in Sachsen: Rechtsfreie Räume für Rechtsextremisten und
Fremdenfeinde - und eine Polizei, die am Ende verängstigte Flüchtlinge zu
Tätern erklärt, statt fremdenfeindliche Straftaten aufzuklären. Dass die
regierende CDU in Sachsen jahrelang nicht nur weggeschaut, sondern auch noch
mitgezündelt hat, unterstreicht: In Sachsen versagt der Staat, weil er
Flüchtlinge nicht schützt und Demokratiefeinde gewähren lässt. Die fühlen sich
nämlich getragen von Spitzenpolitikern der sächsischen CDU, die wahlweise
„keine rechten Umtriebe“ in ihrem Land sehen wollen oder schon vor Jahren von
„positiven, nationalen Wallungen“ träumten.
Deshalb greifen die
üblichen offiziellen Empörungsrituale heute zu kurz. Wer verhindern will, dass
weiter Flüchtlingsheime brennen und Flüchtlinge angegriffen werden, muss
wirklich entschieden durchgreifen. Und das heißt auch: unfähige
Polizeipräsidenten entlassen und Politiker abstrafen, die sich mit dem Ungeist
fremdenfeindlicher Parolen immer wieder gemein machen. Nicht nur in Sachsen!
Wir sind
jetzt alle in der Verantwortung, weil die sächsischen Fußtruppen ideologisch
schon viel zu weit auf rechte Irrwege abgedriftet sind und die Landes-CDU die
Rechten auch noch bestärkt und ermutigt.
Ich
bekenne mich zu meinen Vorschlägen von vor zwei Jahren.
(….)
Die Bundesregierung muß das endlich ernsthaft angehen.
Drei
Maßnahmen für den Osten sollten ganz oben auf der Agenda stehen – und ich
erinnere in diesem Zusammenhang noch einmal daran, daß Herr Schäuble
gegenwärtig auf überquellenden Kassen sitzt.
Massive
Investition in Bildung, Schulen, Kitas, Betreuung, Sozialarbeit, Jugendämter.
Es
kann nicht angehen, daß im reichen Deutschland nach wie vor die Grundschulen
vergammeln und Millionen Kinder in Armut und potentieller Bildungsverwahrlosung
aufwachsen.
Man
muß die Initiativen, die Rechtsradikalismus bekämpfen, Aussteigerprogramme
unterhalten, als Asylhelfer fungieren, finanziell viel besser ausstatten und
nicht etwa wie die erbärmliche Kristina Schröder die Mittel entziehen.
Der
Bund hat Druck auf die sächsische Landesregierung auszuüben, daß sie sich nicht bei den Rechtsradikalen anbiedert,
sondern das Problem endlich ernstnimmt.
Mit
Sonntagsreden und guten Worten funktioniert das offensichtlich nicht.
Da
müssen klare Drohungen her: Kürzung der Subventionen, keine bundesfinanzierten
Infrastrukturmaßnahmen mehr in Sachsen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig
könnte sich einen anderen Standort suchen. Das Bundesinnenministerium könnte
Sachsen die Unterstützung bei der Ausrichtung von Sport-Events entziehen.
Internationale
Messen, Tagungen, Gipfel finden nicht mehr in Sachsen statt.
Es
wäre unfair alle Sachsen zu strafen, aber wenn sich sie sächsischen Bürger
wenigstens Pegida und Co entgegenstellen, wenn sie es vermögen endlich auch mal
das Bild vom anderen Sachsen zu transportieren, könnte man den Liebesentzug des
Bundes auch schnell wieder aufheben.
Es
sind aber bisher nicht "nur" die paar Zehntausend Pegioten, die
Montags marschieren und nachts hunderte Asylbewerberheime anzünden, sondern das
große Problem ist die übergroße indolente Mehrheit der Sachsen, die das
stillschweigen (oder zustimmend??) hinnimmt, es nicht für nötig hält etwas
dagegen zu unternehmen.
Sachsen
wird täglich abscheulicher und kann sich offenbar nicht selbst aus dem braunen
Sumpf ziehen.
Die seit
Dekaden bestehenden rechtsextremen Strukturen im Bundesland der Schande werden
seit ebenso langer Zeit vom CDU-Innenministerium bestenfalls hingenommen, oft
aber auch von Gestalten wie Innenminister a. D. Ulbig sogar bestärkt.
[…..]
Dem Gerücht, die Männer hätten auf dem
Stadtfest Frauen belästigt, widersprach
die Polizei schnell.
Doch da waren die
Ereignisse bereits außer Kontrolle geraten: Nachdem um 15 Uhr bereits rund 100
Teilnehmer bei einer von der AfD organisierten Veranstaltung protestierten, zog
um 16.30 ein rechtsradikaler Mob los. Von dessen Dimension sind Experten und
Beobachter der Chemnitzer Hooliganszene wenig überrascht. "Zum Umfeld von
Kaotic Chemnitz gehören zwar nur rund 100 Personen, doch in der Stadt haben
rechtsradikale Hooligangruppen Tradition", sagte Robert Claus, Autor des im
vergangenen Jahr erschienen Buches "Hooligans", dem
SPIEGEL. [….]
[…..]
Sie finde den Aufmarsch der Rechten gut,
sagt Judy. Einige hätten es zwar übertrieben mit der Gewalt. "Aber wir
brauchen die Rechtsextremen, wir brauchen Menschen, die mal in den Stadtpark
gehen und einen umklatschen. Wenn wir Frauen demonstrieren gehen, wäre das doch
allen egal", sagt die 32-Jährige. Wegen der männlichen Flüchtlinge fühle
sie sich unwohl. Ihre Freundin nickt.
Viele zeigen
Verständnis für die Rechten. So wie Judy und Tamea denken nicht wenige der
Menschen, die man an diesem Montagmorgen in der Chemnitzer Innenstadt trifft.
Auffällig viele äußern Verständnis oder Sympathie für die Proteste der Rechten,
einige wenige auch für die Gewalt. Ob sie in der Mehrheit sind, vermag niemand zu
sagen. Wer sich jedoch unter Chemnitzern umhört, ob sie empört sind angesichts
der Ereignisse der vergangenen Tage, bekommt eine klare Antwort: Natürlich, so
könne es nicht weitergehen. Die meisten beziehen ihre Antwort jedoch auf die
tatsächliche oder vermeintliche Gewalt von Migranten.
Da ist zum Beispiel
der für den Innenstadtbereich zuständige sogenannte Bürgerpolizist: Es gebe
dort eben ein allgemeines Gefühl der Angst. Auch er persönlich frage sich,
"ob wir das Geld, das wir für Einwanderer ausgeben, nicht lieber Deutschen
geben sollten, die hier jeden Morgen Briefe austragen". [….]
Es
handelt sich bei Sachsen tatsächlich um einen failed state,
wenn nach 28 Jahren CDU-Regierung weite Teile der Bevölkerung weder über Geschichtsbewusstsein
verfügen, noch die simpelsten Fakten kennen.
Wenn dem
durchschnittlichen Sachsen auf der Straße jedes Unrechtsbewusstsein fehlt und
Gewalt gegen Minderheiten gutgeheißen wird.
Die AfD,
Sachsens stärkste Partei, surft auf der xenophoben Welle, die sächsische
Polizei agiert, wie gewöhnlich falsch und/oder hilflos.
[…..]
Der AfD-Abgeordnete Markus Frohnmaier
hatte getwittert: "Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann,
gehen die Menschen auf
die Straße und schützen sich selber. Ganz einfach!"
Und: "Heute ist es Bürgerpflicht, die todbringende... 'Messermigration' zu
stoppen!"
An dem spontanen
Aufmarsch in Chemnitz beteiligten sich nach Einschätzung der sächsischen
Linke-Politikerin Kerstin Köditz Nazis aller Couleur. Es seien nicht nur
Hooligans auf der Straße gewesen, sagte Köditz der Deutschen Presse-Agentur.
Das habe man auch bei Krawallen wie in Freital oder Heidenau 2015 beobachten
können. "Es ist mittlerweile unkompliziert, aus irgendeinem Anlass binnen
kurzer Zeit eine große Menge zusammenzubringen."
Die Linke-Politikerin
kritisierte zugleich Versäumnisse bei der Polizei. "Warum hat man so lange
gebraucht, um genügend Einsatzkräfte herzubringen. Wenn Informationen
durchsickern, dass es am Rande eines Stadtfestes einen Toten gab, dann hätte
die Polizei eigentlich Gewehr bei Fuß stehen müssen - bei all dem Alkohol, der
bei solchen Gelegenheiten konsumiert wird", so Köditz weiter. Sie könne
nur hoffen, dass die Polizei die für diesen Montag angekündigten
Demonstrationen "auf dem Schirm hat". [….]
Video aus Chemnitz. Rechtsextreme Hools und Nazis überrannten die völlig überforderte Polizei, zogen Richtung Innenstadt, wo es laut Beobachtern vor Ort zu Jagdszenen auf Migrant*innen kam. #c2608https://t.co/kP0Hqu3Jio pic.twitter.com/kBGd4rxlKk— Chronik gegen Rechts (@Chronik_ge_Re) 26. August 2018
Sachsen
ist verloren. Wir, also alle, die links von der AfD stehen und sich einigermaßen
humanistischen Werten verpflichtet fühlen, haben keine Gemeinsamkeiten mehr mit
dem Straßenmob in Chemnitz. Wir verstehen sie nicht, beziehen unsere Informationen
aus anderen Quellen.
Ein
irgendwie weiterwurschteln darf es nicht geben.
Sonst
sind wir alle in Deutschland in einigen Jahren womöglich da, wo Budapest, Wien,
Warschau und Washington schon angekommen sind: Im postfaktischen
protofaschistoiden Sumpf, in dem die Würde des Menschen abgeschafft ist.
[….] Das
Netz bietet diesen Menschen die rechten Dunkelkammern, in denen sie sich nach
Taten, wie der von Chemnitz über die Nichtberichterstattung der Tagesschau
beschweren. Die Zeit, die verantwortungsvoller Journalismus braucht, wollen
diese Leute ihm natürlich nicht einräumen.
Was man in Chemnitz am
Wochenende beobachten konnte, war die Manifestation der parallelen
Netzgesellschaften, mit denen sich die liberale Medienkritik so lange schon
befasst. Aber je länger man von parallelen Gesellschaften spricht, desto mehr
stellt sich die Frage, welche Gesellschaft die eigentliche ist. Und da wird das
Missverständnis immer größer. "Wir erreichen die nicht mehr", denken
die Leute in den Redaktionen über den rechten Mob. Und dasselbe denkt der
rechte Mob über die Leute in den Redaktionen: "Wir erreichen die nicht
mehr". [….]