Donnerstag, 9. Juni 2016

Lustige Umfragen – Teil II



Dieser Manfred Güllner, immerhin SPD-Mitglied, wird an der SPD-Basis gehasst, weil seine FORSA-Prognosen immer besonders schlechte Sozi-Werte zeigen.
OK, bei den letzten drei Bundestagswahlen lag er zwar näher an den realen Ergebnissen, aber was schert uns die schnöde Realität, wenn sie sich nicht der eigenen Sicht anpasst.

Jetzt geht Forsa allerdings zu weit und wagt sich an Landtagswahlumfragen in Bayern, die nicht die CSU-Lesart stützen, nach der Seehofer dort wegen seines scharfen Antiflüchtlingskurses die absolute Mehrheit halte und die AfD diminuiere.
Stattdessen melden Güllners Leute 40% für die CSU! (SPD 16%, Grüne 14%, AfD 10%)

Herrgottsakrakruzitürken, es kann doch nicht sein, was nicht sein darf.

Die CSU-Spitze reagierte verärgert und attackierte anschließend den Meinungsforscher: "Bei allen seriösen Umfrageinstituten liegt die CSU seit vielen Monaten und auch zeitgleich stabil um 48 Prozent", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer auf Anfrage. Güllner mache mit Forsa keine Umfragen, sondern Stimmung. "Sowas überhaupt zu veröffentlichen, ist stümperhaft und unprofessionell."
CSU-Chef Horst Seehofer sagte, er nehme die Umfrage nicht ernst. "Politische Kundgebungen von Herrn Güllner sehe ich immer sehr gelassen."

Verdammter Güllner.
Eigentlich macht fast nur die GMS Umfragen in Bayern und die ergeben in den letzten Monaten stets 48% für die CSU.
Die GMS - Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung – ist in den Augen Seehofers viel seriöser.

Wenn die CSU eine Umfrage braucht, dann steht GMS bereit. […]
Wer wissen will, wie der Bayer so tickt, der findet in Helmut Jung vom Hamburger Meinungsforschungsinstitut GMS einen Kenner. […] In der Affäre um CSU-orientierte Meinungsumfragen der bayerischen Staatskanzlei, für die der Steuerzahler aufkommt, nimmt Jungs Meinungsforschungsinstitut eine Schlüsselrolle ein. Bei GMS sind jene umstrittenen 108.000 Euro teuren Studien in Auftrag gegeben worden, die Anleitungen enthalten, wie die CSU den politischen Gegner kleinhalten kann. Im Umgang mit dem Koalitionspartner FDP rät die Studie aus dem Jahr 2008 sogar dazu, den Konflikt zu suchen.
Regierungs- und Parteichef Horst Seehofer findet daran nichts Verwerfliches. […] Die Frage, ob es sein könne, dass ein Meinungsforscher ohne Auftrag politische Analysen liefert, führt tief ins Innenleben von Partei- und Regierungsarbeit - und schließlich zu der Erkenntnis, dass die CSU das lange Zeit sowieso als Einheit betrachtet hat. Und Jung hat davon in besonderer Weise profitiert.
Sowohl die CSU, die parteinahe Hanns-Seidel-Stiftung als auch die Staatskanzlei haben nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung über viele Jahre hinweg regelmäßig bei Jung Expertisen in Auftrag gegeben. In der Partei gilt er als "Haus- und Hof-Demoskop der CSU", berichtet einer aus der Führungsspitze, der ihn vor etwa 20 Jahren kennengelernt hat. Ein Sprecher der Staatskanzlei gibt an, dass die Regierungszentrale seit 1997 mit dem Meinungsforscher zusammenarbeitet. […]

Die Forsa-Zahlen können gar nicht stimmen, denn nur die absolute CSU-Mehrheit in Bayern gilt Seehofers Jungs als schlagkräftiges Argument gegen die CDU in der Flüchtlingsfrage.
Und wieso sollten die bayerischen Wähler auch nicht die grandiosen CSU-Politiker mit einer absoluten Mehrheit ausstatten?

OK, die Herren Dobrindt, Müller und Seehofer können kein Englisch, blamieren sich auf internationaler Ebene, widersprechen sich pausenlos und bekommen keinen einziges Projekt durchgesetzt, aber es gibt ja immerhin noch die CSU-Politiker der Landes- und Kommunalebene, die alle so integer uns sympathisch sind.

[…] Drogenaffäre erschüttert Münchner Rathaus-CSU
[…] Georg Schlagbauer hatte alles für eine steile Karriere in der CSU: Ein gelernter Metzgermeister mit eigenem Familienbetrieb, bestens vernetzt über viele Ehrenämter, amtierender Wiesnstadtrat, den Landtag schon im Visier. Doch die Karriere des 44 Jahre alten Politikers ist vorbei, bevor sie voll in Fahrt gekommen ist: Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt seit Mittwoch gegen Schlagbauer wegen des Verdachts, Drogen gekauft und genommen zu haben. Er selbst hat das Verfahren mit einer Aussage angestoßen. Am Donnerstag tritt der CSU-Stadtrat mit einer schriftlichen Erklärung von allen öffentlichen Ämtern zurück.
[…][…] Zwei Stunden später bestätigt die Staatsanwaltschaft, dass sie wegen Drogendelikten ermittelt. Sie macht keine Angaben dazu, was der Stadtrat genommen haben soll. Aus der CSU ist immer wieder von Kokain zu hören. Und noch einiges mehr. Zum Beispiel von offenen Rechnungen im Rotlicht-Milieu. Der Betreiber eines Clubs gibt im Gespräch mit der SZ an, Schuldscheine in fünfstelliger Höhe von Schlagbauer zu besitzen. […] Schlagbauer fällt von weit oben. Seit 2008 sitzt er für die CSU im Stadtrat. Er war Landesinnungsmeister beim Fleischerverband Bayern und Vizepräsident beim Deutschen Fleischer-Verband, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern sowie des Bayerischen Handwerkstages. […]

Beispiel Zorneding. Die oberbayerische 8921-Einwohner-Gemeinde (Landkreis Ebersberg) in der Nähe von München wird, natürlich, von einem CSU-Bürgermeister regiert, aber immerhin wählte dort jeder Fünfte grün; die CSU erreicht dort gerade mal die 40%-Marke.
Umso lauter agiert die Vorsitzende der Zornedinger CSU, Sylvia Boher.

[….]  In der aktuellen Ausgabe des von ihrem Ortsverband herausgegebenen Zorneding-Reports hetzt sie gegen Flüchtlinge, schimpft über die Hilfsbereitschaft vieler Deutscher und Politiker und sieht die Gefahr eines Gottesstaats. [….] Bohers Text ist voll von Pauschalisierungen zwischen "unseren Armen" und den fremden Asylbewerbern, denen alles in den Rachen geworfen werde. "Heute wird uns von den linksdominierten Medien weisgemacht, ein Militärdienstflüchtling aus Eritrea ist mit einem heimatvertriebenen Deutschen des Zweiten Weltkriegs gleichzusetzen???", schreibt sie. […] [….] Es ist nicht das erste Mal, dass Sylvia Boher mit fragwürdigen Äußerungen auffällt: Bereits 1997 schimpfte sie über Flüchtlinge, die "sich auf Kosten der deutschen Beitragszahler die Zähne sanieren lassen oder Stammesfrisuren für viel Geld vom Sozialamt" bezahlt bekommen. Im Dezember 2011 äußerte sie sich abwertend gegenüber Zugezogenen "mit norddeutschem Akzent", die die "Baulandpreise für Einheimische ins Utopische wachsen lassen". [….]

Das sind meines Erachtens so extreme Töne, daß die anderen Parteien mit allen Mitteln dagegen vorgehen sollten.

Dem Zornedinger Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende, den Rassismus aus der CSU vertrieb, springt man demonstrativ nicht bei.

 [….] Ndjimbi-Tshiende ist bald weg. [….]
Begonnen hatte alles im vergangenen Oktober, als die damalige Zornedinger CSU-Chefin Sylvia Boher im lokalen Parteiblatt geschrieben hatte, Bayern werde derzeit von Flüchtlingen "überrannt": "Das, was wir heute erleben, ist eine Invasion." In Deutschland würden viele Volksvertreter mehr Solidarität mit Flüchtlingen "als mit den eigenen Bürgern" zeigen.
[….] Ndjimbi-Tshiende übte damals deutlich Kritik an Boher. Die Situation eskalierte weiter, als Bohers damaliger Stellvertreter Johann Haindl eine deutliche Warnung gegen den Pfarrer aussprach: "Der (Pfarrer Ndjimbi-Tshiende - Anm. d. Red.) muss aufpassen, dass ihm der Brem (Altpfarrer von Zorneding - Anm. d. Red.) nicht mit dem nackerten Arsch ins Gesicht springt, unserem Neger."
[….] [….]


Ein Jahr nach der Verwandtenaffäre steht endlich fest: Mehr als 1,3 Millionen Euro gaben fünf Kabinettsmitglieder für die Beschäftigung ihrer Ehefrauen aus. Unter ihnen ist auch einer von Seehofers Superministern.
[…] Mit einjähriger Verzögerung fördert die Aufarbeitung der bayerischen Verwandtenaffäre jetzt neue Ungereimtheiten zutage. Nach den umfangreichen Überprüfungen, denen sich fünf Kabinettsmitglieder unter Federführung der Staatskanzlei selbst unterzogen, wurde am Mittwoch klar, dass die bisherigen Angaben nicht vollständig waren.
[…] Die Auflistung der Staatskanzlei macht ein Jahr nach dem Höhepunkt der Affäre erstmals vollständig deutlich, wie viel Staatsgeld die fünf von der Verwandtenaffäre betroffenen Kabinettsmitglieder exakt für die Beschäftigung ihrer Ehefrauen ausgaben: mehr als 1,3 Millionen Euro seit den Neunzigerjahren.

Und wieder ist es der Stimmkreis Nürnberg-Nord, die CSU hat "dort einfach die Seuche", sagt einer der Parteioberen. Am Tag zuvor ist der Abgeordnete Michael Brückner zurückgetreten, in einer dürren Erklärung hat er "unausweichliche" Gründe angegeben.
Was das heißt, wird der CSU scheibchenweise klar. Dafür umso heftiger: Gegen den Landwirt Brückner wird ermittelt, weil er Geschlechtsverkehr mit einer 16-Jährigen gehabt und dafür bezahlt haben soll. Den Sex mit der Minderjährigen hat Brückner am Mittwoch selbst eingeräumt. […] Er habe das Mädchen über ein öffentliches Inserat kennengelernt und einen Tag vor ihrem 16. Geburtstag zum ersten Mal getroffen. […] Jetzt hat der Familienvater Brückner sein Mobiltelefon ausgeschaltet. Sein Haus wurde von der Staatsanwaltschaft durchsucht. Am Mittwoch hat Brückner sexuelle Handlungen in zwei Fällen an einer Jugendlichen eingeräumt. Beim ersten Mal soll sie noch 15, beim zweiten Mal 16 Jahre alt gewesen sein. Bei diesem zweiten Mal, schreibt die Anwältin Brückners in einer Erklärung, "kam es zum Geschlechtsverkehr".

Und bei der tollen Performance soll es keine absolute Mehrheit mehr geben?
Herr Jung, bitte neue Zahlen!