Dienstag, 10. Oktober 2023

Wie man den Klimawandel doch noch begrenzen könnte.

Wir müssen ja. Ob es einem gefällt, oder nicht; jeder einzelne Bewohner der Industrienationen ist aufgefordert, seinen CO2-Fußabdruck zu verringern.

Weniger heizen, weniger Fleisch essen, weniger fliegen, Ölheizungen gegen Wärmepumpen tauschen, Photovoltaik auf das Dach und den Balkon, Schluß mit Plastikverpackungen und dem Mallorca-Wochenendtrip, kälter duschen, das Auto stehen lassen. Jeder nicht verbrannte Liter Benzin ist wichtig. Jedes Mal, wenn man eine Karotte, statt einer Bifi isst, wird einer dieser infinitesimal kleinen Schritte gegangen, um den Klimawandel zu verlangsamen.

Sogar im reichen Europa, in dem es Klimaanlagen und Wasser im Überfluss gibt, starben im Sommer 2022 mehr als 60.000 Menschen an Hitze. Das wird sich aber noch schnell und drastisch verschlimmern. Große Teile der Erde werden unbewohnbar. Damit gehen natürlich gewaltige Migrationsbewegungen einher, gegen die deutsche Asylbewerberzahlen von 2023 lächerlich wirken werden.

Alles muss auf den Prüfstand – auch die größten Klimaverpester: Menschen und Haustiere.

Deutsche Ausreden – unsere Anstrengungen fielen doch international kaum ins Gewicht, weil CHINA! – gelten nicht mehr. China hat längst verstanden; baut massiv Wind- und Solarkraftanlagen, während wir im Deutschland-Schneckentempo hinterher bummeln.

Während unsereins selbst das Drei-Literauto nur noch mit Bauchschmerzen fährt, werden sämtliche Bemühungen, den CO2-Ausstoß zu minimieren, durch eine Sache weit überkompensiert: Durch Krieg.

Panzer, Marschflugkörper, Kampfjets, Haubitzen, Truppentransporte, Fregatten, Tarnkappenbomber und die explodierende Munition mit den folgenden Bränden, sind Maximal-CO2-Emittenten.

Je mehr wir in Rüstung investieren, desto weiter rücken die ohnehin schon allesamt gerissenen Klimaziele in die Ferne.

Georgien, Jemen, Bergkarabach, Aserbaidschan, Ukraine, Russland, Israel, Palästina sprechen aber nur eine Sprache: Es wird massenhaft aufgerüstet. Nie waren die Militärausgaben so hoch.

Mit vollgemachten Hosen blicken die EU-Staaten auf die US-Präsidentschaftswahl in einem Jahr. Gut möglich, daß Trump gewinnt* und damit die Militärhilfe für die Ukraine sofort beendet würde.

*(das stark Republikaner bevorzugende Wahlsystem, sowie die beiden unabhängigen Kandidaten Robert F. Kennedy jr. und der schwarze Professor Cornel West könnten im Jill Stein/Ralph Nader-Stil den Sieg der ultrarechten GOPer ermöglichen.)

Ziehen sich die USA aus den NATO-Verpflichtungen zurück, kommen gewaltige Lasten auf die EU-Staaten zu. Der deutsche 100-Milliarden-Militär-Wums 1 wird keinesfalls ausreichen.

[….] Seit dem Pariser Weltklimaabkommen versuchen Staaten ihren Fußabdruck an Kohlendioxid (CO₂) zu verringern. So ziemlich jede Tonne des Treibhausgases, die in die Atmosphäre steigt, wird mittlerweile von Behörden akribisch festgehalten. Von der Landwirtschaft über den Autoverkehr bis hin zur heimischen Heizung – die Verantwortlichen verhandeln hart, wie viel CO₂ man noch ausstoßen darf. Doch es gibt eine Ausnahme: das Militär.

Geht es um Angriff und Verteidigung, ist Klimaschutz nachrangig. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine rüsten Länder weltweit auf, bauen mehr Panzer, produzieren Munition und verbrauchen mehr Treibstoff für Raketen und Flugzeuge. Eine Folge sind stark steigende Treibhausgasemissionen.

Eine aktuelle Studie, die dem SPIEGEL exklusiv vorliegt, zeigt erstmals die klimaschädlichen Dimensionen des aktuellen Wettrüstens. Laut dem Bericht hat allein das Militär des Nato-Verteidigungsbündnisses im Jahr 2021 fast 200 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen produziert. In diesem Jahr sollen es bereits 226 Millionen Tonnen sein. Das entspricht rund einem Drittel des deutschen Treibhausgasausstoßes.

Dass die Emissionen innerhalb von nur zwei Jahren derart angestiegen sind, sei eine Trendumkehr, heißt es in der Studie. Verfasst haben das Papier internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Tipping Point North South, das spanische Centre Delàs sowie das Transnational Institute. Die Emissionen des Bündnisses seien höher als der Ausstoß mehrerer Staaten. »Wären die Streitkräfte der Nato ein einzelnes Land, so stünde sie weltweit auf Platz 40«, schreibt das Team.

Laut der Autoren dürften die Nato-Emissionen in den kommenden Jahren weiter stark steigen, statt – wie in allen anderen Bereichen gefordert – zu sinken. Bis Ende des Jahrzehnts könnten sie fast 300 Millionen Tonnen jährlich erreichen. Ein Grund dafür ist das sogenannte Zwei-Prozent-Ziel: Demnach sollen Nato-Mitglieder zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung ausgeben und ihre Armeen entsprechend aufstocken. Lange galt das unter den Nato-Staaten nur als Richtwert.

»Der Gegensatz zwischen dem Ziel der Nato und den Erkenntnissen des Weltklimarats (IPCC) könnte nicht krasser sein«, steht in dem Bericht. »Das Zwei-Prozent-Ziel der Nato gießt Öl ins Feuer der Klimakatastrophe, indem sie dringend benötigte Ressourcen abziehen und die Treibhausgasemissionen erhöhen«, erklärt Studienautor Nick Buxton vom Transnational Institute gegenüber dem SPIEGEL. »Es gibt keinen sicheren Staat auf einem unsicheren Planeten.« [….] [….]

(SPON, 10.10.2023)

Es ist tatsächlich so „einfach“ – man muss sich für ein Ziel entscheiden: 1,5-Gradziel beim Klimawandel oder 2-Prozentziel bei den Rüstungsausgaben.

Klima retten und Aufrüstung geht nicht gleichzeitig.

Jedenfalls nicht, wenn wir in dem bisherigen Tempo weiter aufrüsten und gleichzeitig immer noch Hemmungen haben, Menschen zu töten.

Ein Ausweg, um das Klima zu retten, wäre es, statt zwei Prozent generell vier Prozent des BIP für Aufrüstung auszugeben und diese Waffen auch fleißig einzusetzen. Ein paar Atombömbchen auf die großen Metropolen und wir könnten die Weltbevölkerung von acht Milliarden um zwei oder drei Milliarden absenken.

Das würde erheblich den Ressourcen-Verbrauch und damit auch die CO2-Emissionen reduzieren.

Zwei Milliarden Menschen weniger und wir schaffen das Zwei-Grad-Ziel.

Anderenfalls könnte der Klimawandel dafür sorgen, die Zahl der Menschen auf diesem Planeten gleich um acht Milliarden Individuen zu reduzieren.