Das Managermagazin präsentiert diese Woche seine neueste Voyeur-Ausgabe über die 500 reichsten Deutschen.
[…..] Insgesamt gibt es aktuell 249 Milliardäre in Deutschland – so viele wie nie zuvor. Die komplette Liste der Hochvermögenden von Lidl-Gründer Dieter Schwarz über die alten Industriefamilien bis hin zu Newcomern aus der Gründerszene. [….]
Auch ich kann mich der Faszination dieser so nüchternen Zahlen, schwarz auf weiß, nicht entziehen, kaufe mir das Heft, um im Detail nachzulesen, wer im letzten Jahr wie viele Milliarden dazu gewonnen, oder (seltener) verloren hat.
[….] In einem neuen Vermögensranking fällt Hamburgs reichster Mann zurück. Der Milliardär muss andere vorbeiziehen lassen. Wer sind die neuen Top 3?
Der Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne hat im aktuellen Ranking der reichsten Deutschen einen Rückschlag erlitten. Trotz eines Vermögenszuwachses von 500 Millionen Euro rutschte der Unternehmer vom vierten auf den fünften Platz ab, wie aus der jährlichen Liste des "Manager Magazins" hervorgeht.
Kühnes Gesamtvermögen wird nun auf 29 Milliarden Euro geschätzt. Im Vorjahr lag der HSV-Mäzen mit rund 28,5 Milliarden Euro noch auf dem vierten Rang. Der leichte Anstieg seines Vermögens reichte nicht aus, um seine Position zu halten, da sich andere Milliardäre über noch stärkere Gewinne freuen konnten.
An der Spitze der Liste steht nun Lidl-Gründer Dieter Schwarz mit einem geschätzten Vermögen von 47,3 Milliarden Euro, gefolgt von den BMW-Großaktionären Susanne Klatten und Stefan Quandt mit rund 34,4 Milliarden Euro. Auf den Plätzen drei und vier liegen die Familie Merck mit 33,8 Milliarden Euro und die Familie Reimann mit 31,3 Milliarden Euro. […..]
Die Top-Namen sind alle bekannt; man weiß hinter welchen Marken sie stehen: VW, BMW, Otto, Lidl, Aldi. Ich sehe mir die Listen aus zwei Gründen so gern an. Einerseits zeigen sie die Dysfunktionalität unseres politischen Systems, da durch Nichtstun generierte Gewinne am Kapitalmarkt viel niedriger besteuert werden, als Erwerbsarbeit. Viele der Superreichen, wie zum Beispiel Klaus-Michael Kühne entziehen sich durch Steuerflucht, den Regeln, die eigentlich für uns alle gelten.
Andererseits verbinden wir Normalos mit Ultrareichtum, die naive Vorstellung von totaler Freiheit. Mit ein paar Milliarden auf dem Konto könnte man alles tun, was man will; so leben, wie man möchte und nach Belieben das fördern, das einem wichtig ist.
Klein Fritzchen stellt sich das so vor: Man hat 250 Milliarden Dollar auf dem Konto, ärgert sich darüber, was auf Twitter geschrieben wird, nimmt dann einfach 44 Milliarden aus seinem Vermögenstopf, kauft das ganze Twitter, wirft alle Leute raus und macht damit, was man will.
Mit der Realität hat das nur bedingt zu tun, weil Superreiche eher nicht ihr eigenes Geld riskieren. Aber wer 250 Milliarden hat, kann problemlos weitere Milliarden leihen, diese bei sinnlosen Ego-Projekten verpulvern und wenn man damit massive Verluste einfährt, umso besser: Das lässt sich alles abschreiben und somit auf die Allgemeinheit umwälzen.
Gewinne sprudeln in Steueroasen, die miesen Investments werden dem heimischen Fiskus auf das Auge gedrückt.
Aber alle Zahlen, die uns Forbes oder das Managermagazin präsentieren, die so schön klar sind, sich „ranken“ lassen und somit automatisch als Ausbund der Seriosität konnotiert werden, sind in Wahrheit reine Trugbilder.
Grobe Schätzungen. Weitgehend ausgedacht.
Die MM-Redakteure haben gar keine Möglichkeit, genau zu erforschen, was eine Susanne Klatten oder ein Thomas Strüngmann oder eine Beate Heister wirklich besitzten. Bestenfalls sind ihre größten Aktienpakete bekannt, deren tagesaktuellen Wert man ablesen kann. Aber niemand weiß, in welchen Steuer-Oasen, Doppelstiftungsmodellen und Tochterfirmen-Geflecht welche Assets stecken, ob in den Privathäusern, Schmuck, Kunst oder Goldbarren lagern.
Das beste Beispiel ist René Benko, der über viele Jahre von allen Fachjournalisten für märchenhaft reich gehalten wurde, ohne daß irgendjemand durchblickte, wie es wirklich um dessen Finanzen aussieht.
Manche Superreiche, wie Hasso Plattner, wehren sich gegen solche Listen, halten dagegen. Ihr Vermögen stecke vollständig in der Firma (in diesem Fall SAP) und stünde ihm eben nicht persönlich zu Verfügung. Viele Superreiche sprechen nie über ihr Vermögen, wissen vermutlich selbst nicht genau, was unterm Strich da ist. Aber auf die Milliardärs-Listen angesprochen, antworten sie unisono, es handele sich um reinen Humbug.
Soziologen wissen ziemlich gut über die ärmsten Deutschen und ihre Lebenswelt Bescheid. Die 0,1% an der Reichtumsspitze, sind hingegen eine Blackbox. Ihre Steuerunterlagen sind nicht zugänglich, sie nehmen auch nicht an Umfragen teil und sind somit statistisch nicht zu erfassen.
Es lassen sich nur allgemeine Aussagen treffen.
[….] Ungeachtet aller Krisen, sind weltweit die Superreichen im vergangenen Jahr immer reicher geworden. Den größten Anstieg gab es dabei in Deutschland. Das birgt auch sozialen Sprengstoff.
Superreiche in Deutschland haben ihre Finanzvermögen im vergangenen Jahr mit Abstand am meisten steigern können. Das zeigt der diesjährige Global Wealth Report der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Zudem ist das weltweite Nettovermögen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, das liegt vor allem am Finanzvermögen, Aktien und Anleihen. Immobilien etwa verzeichneten ein schwächeres Plus, sinkende Immobilienpreise bremsten hier das Wachstum.
Der Global Wealth Report ist nicht der einzige Bericht, der die Superreichen unter die Lupe nimmt - die Daten decken sich mit anderen Vermögensstudien. Demnach konnten Superreiche in Deutschland ihre Finanzvermögen deutlich steigern, um mehr als zehn Prozent. "2023 war tatsächlich ein Jahr, das in Deutschland nochmal für einen richtigen Schub bei den Superreichen gesorgt hat", sagt Chris-Oliver Schickentanz vom Vermögensmanager Capitell: "Da haben natürlich auch die boomenden Aktienmärkte entsprechend geholfen."
Die Superreichen werden auch "Ultra High Net Worth Individuals" genannt, denn sie haben ein Vermögen von mehr als einhundert Millionen US-Dollar. Die meisten davon leben in den USA, gefolgt von China und Deutschland auf Platz drei.
Auffällig ist: Je mehr Vermögen, desto stärker waren zuletzt auch die Zuwächse in Deutschland. Damit besitzen laut Global Wealth Report 3.300 Superreiche hierzulande knapp ein Viertel des gesamten Finanzvermögens. Die Zahl der Millionäre in Deutschland wächst auf 555.000 an. […..]
Sicher ist, daß gerade in Deutschland die "Ultra High Net Worth Individuals" steuerlich enorm privilegiert werden. Reichensteuer, Vermögenssteuer oder eine gerechte Erbschaftssteuer haben hier keine Chance, obwohl das durchaus im Angebot der politischen Parteien liegt – nämlich bei SPD, Grünen und Linken.
Schuld ist ganz allein der Urnenpöbel, der kontinuierlich die Beschützer der Superreichen in die Regierung wählt. Gegenwärtig hätten die Milliardärslobbyisten von CDU, CSU, AfD und FDP zusammen nach allen Umfragen deutlich über 50% der Parlamentssitze.
Klatten, Quant, Albrecht, Porsche, Schwarz und Co haben ihre Parteispenden gut eingesetzt und können beruhigt genießen, wie sie von allein immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
[…..] Ich habe mich in meinem vorherigen Buch „Wir Erben: Was Geld mit Menschen macht“ (2015) mit Mittelreichen beschäftigt, also mit Menschen, die ein paar Millionen haben. Seitdem kenne ich die Daten zur Vermögensverteilung und weiß, dass Deutschland zumindest in einer Sache noch internationale Spitze ist, und das ist die Ungleichheit der Vermögen. Bei uns ist sehr viel Geld in den Händen von sehr wenigen Menschen. Gleichzeitig ist das eine Gruppe, die sich eher abschottet, die sich nicht so gerne öffnet und über die wir wenig Daten haben. All das ist journalistisch eine spannende Gemengelage, denn man hat eine mächtige Gruppe, über die relativ wenig bekannt ist. […..]
Eine Soziologie der Superreichen gibt es tatsächlich nicht, obwohl ich finde, dass sie sehr nötig wäre. Das liegt daran, dass Soziologen einen Drang nach unten haben. Daher ist Armut wirklich bestens erforscht. Zum einen ist es einfacher, Armut zu erforschen, weil wir da Daten haben und arme Menschen eher bereit sind, sich interviewen zu lassen. Außerdem stammen viele Soziologen selbst aus der Mittelschicht, und da ist extremer Reichtum einfach auch sehr weit entfernt. Jedenfalls gibt es wenig Wissen über diese Welt. […..] Die Forschung kommt da jetzt langsam hinterher. Ich würde mich freuen, wenn Forscher, die viel mehr Möglichkeiten und oftmals viel mehr Kapazitäten haben als Journalisten, versuchen würden, in diese Welt hineinzukommen. Meine Recherche hat gezeigt, dass es möglich ist. Aber es ist wahnsinnig mühsam, man muss ein dickes Fell haben, was Absagen angeht. Doch die Gespräche, die dann zustande gekommen sind, haben für mich wahnsinnig viele neue Erkenntnisse gebracht. [….]
(Julia Friedrichs, Autorin von „Crazy Rich“, 26.09.2024)
Auf der internationalen Reichtumsliste stehen üblicherweise Elon Musk, Jeff Bezos, Bernard Arnault und Mark Zuckerberg ganz oben.
Auch das beruht auf Schätzungen. Niemand weiß genau, was Musk wirklich auf der hohen Kante hat. Auch nicht die Steuerbehörden.
Gelegentlich wird gemutmaßt, auch diese vier Herren würden von einigen gekrönten Häuptern weit übertroffen. König Salman al Saud zum Beispiel.
Über Wladimir Putin verkünden russische Medien bescheidene Verhältnisse.
[….] Offiziellen Angaben des Kremls zufolge verdient der russische Präsident umgerechnet rund eine Viertelmillion Euro pro Jahr für die Ausübung seines Amts. Er würde darüber hinaus eine 77 Quadratmeter große Wohnung in Sankt Petersburg sowie vier Autos besitzen. Auf seinem Bankkonto befänden sich etwa 200.000 Euro. […..]
Die Angaben glaubt selbstverständlich auch in Russland niemand. Schon gar nicht, wer einmal die Bilder seines Palast-Komplexes im Wert von 1,12 Milliarden Euro am Schwarzen Meer gesehen hat.
Es wird wild über Putins Milliardenvermögen spekuliert. Sind es 20 oder 200 Milliarden Dollar. Oder gar eine Billion Dollar?
Immerhin herrscht Gewissheit über die reichste Organisation der Erde. Das ist nach 2.000 Jahren erfolgreich praktizierter Raffgier, selbstverständlich die katholische Kirche.
Allein in Italien besitzt die katholische Kirche mindestens 100.000 Immobilien.
Die Kirchen als Massenkindesmissbrauchsorganisationen verstehen sich natürlich wie andere superreiche Steuerflüchtlinge darauf, Gewinne in die eigenen Taschen zu leiten und mit Verlusten die Allgemeinheit zu belasten.
Sogar ihre gegenwärtigen Kernkosten, die Entschädigungen für die von ihren Klerikern vergewaltigten Kinder, drücken sie mit maximaler Unverschämtheit anderen auf’s Auge.
Kirchen sind gegen Kinder**cken versichert. Dafür wenden sie keine eigenen Mittel auf.
[…..] Mehr als 630 Fälle sexualisierter Gewalt in beiden großen Kirchen sind bislang der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) gemeldet worden. Über mehr als 200 davon wurde bereits entschieden – in über der Hälfte mit Anerkennung. Das teilte der für die Kirchen zuständige gesetzliche Unfallversicherer am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Hamburg mit. Für die Betroffenen würden etwa die Kosten einer psychologischen Behandlung übernommen. In schweren Fällen, die sich auf die Erwerbsfähigkeit auswirken, könne zudem Anspruch auf eine Verletztenrente bestehen. Eine solche werde bereits in 20 Prozent der anerkannten Fälle bezahlt.
Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum von April 2022 bis heute. Damals hatte die VBG den Kirchen erstmals mitgeteilt, dass auch Fälle sexuellen Missbrauchs Versicherungsfälle sein können. Die VBG ist als gesetzliche Unfallversicherung für Menschen zuständig, die haupt- oder ehrenamtlich in den Kirchen beschäftigt sind. Über die Berufsgenossenschaft sind nach deren eigenen Angaben allein 1,7 Millionen Menschen versichert, die in den Kirchen ehrenamtlich tätig sind. […..] Die Voraussetzungen für einen Versicherungsfall seien gesetzlich geregelt. Nach Eingang einer Meldung nehme die VBG Kontakt zum Betroffenen auf. Bei Einverständnis würden auch Unterlagen der kirchlichen Unabhängigen Kommission zur Anerkennung des Leids (UKA) oder aus Straf- oder Entschädigungsverfahren herangezogen sowie bereits vorliegende Gutachten. Erst dann könne eine Entscheidung über eine Anerkennung getroffen werden.
Zuletzt war ein Fall bekannt geworden, in dem ein Betroffener Missbrauch durch einen Priester im Erzbistum Paderborn geltend machen wollte. Die Rente für den damaligen Messdiener wurde mit der Begründung abgelehnt, die Vorfälle seien im Privaten und nicht in Zusammenhang mit der Messdienertätigkeit geschehen. Der Betroffene hatte der VBG eine Täter-Opfer-Umkehr vorgeworfen und Widerspruch eingelegt. Auf Nachfrage erklärte die Versicherung, sie könne zu dem Fall keine Stellung nehmen, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. (KNA) [….]
Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. So bleiben die Kirchen an der Spitze der Superreichen!