US-Botschaft Berlin |
Die
armen politischen Kommentatoren in den Vereinigten Staaten!
Seit
zwei Jahren sind sie im verschärften Dauereinsatz. Die (heimlichen) Hoffnungen
vieler, Trump werde, einmal im Amt, schon von den schrillen Wahlkampftönen
ablassen und Vernunft walten lassen, atomisierte sich schnell.
All die
political analysts müssen mehr Überstunden denn je machen.
Skandale,
die vor zehn Jahren noch die Sendezeit von mehreren Wochen beansprucht hätten,
müssen in wenigen Stunden abgearbeitet sein, da das Weiße Haus in immer
schnellerer Frequenz neue welterschütternde Eruptionen verursacht.
Inzwischen
kristallisieren sich drei Fraktionen um Trump heraus.
1.
Ivanka
und Jared, die zwar über gar keine Qualifikation verfügen, aber vom Präsidenten
geliebt werden und im Bestreben in ihre eigenen Taschen zu wirtschaften über
Leichen gehen. Buchstäblich sogar, wenn man sich die sklavenartigen Bedingungen
der Arbeiter in Ivankas chinesischen Schuhfabriken ansieht. Zwei Mitarbeiter
bekannter NGOs, die Ivankas Treiben dokumentieren wollten, sind unter sehr mysteriösen Umständen verschwunden.
2.
Die
allgemeine Witzfigur Sean Spicer und der völlig überforderte Stabschef Reince
Priebus gelten bereits als entmachtet. Täglich wird mit einer Versetzung Spicers
zu SLN gerechnet. Seine PKs dauern inzwischen nur noch wenige Minuten an, weil
er seinen Job einfach nicht kann.
3.
Die
beiden ultrarechten White Supremacist-Stephens, also Bannon und Miller, wähnte
man ebenfalls schon auf dem absteigenden Ast, weil beide zum Antisemitismus
neigen, während Jared und Ivanka Juden sind. Beim gestrigen Showdown wider die Erde siegten sie aber offensichtlich über Trumps Tochter
und Schwiegersohn. Letztere waren bezeichnenderweise nicht im Rosengarten
anwesend.
Dieses
bizarre machtpolitische Dreieck zwischen dem Trump willkürlich mäandert, wäre
schon an sich höchst problematisch für ein Weißes Haus und würde die
Hauptstadtjournalisten schwer beschäftigen.
Hinzu
kommen aber weitere Probleme.
A.) Viele Ministerien und
Regierungsabteilungen sind nach wie vor nicht arbeitsfähig, weil Trump und
Pence zwar alle Obama-Leute feuerten, aber während der Transitionphase so
extrem stümperhaft vorgingen, daß ihnen immer noch tausende Mitarbeiter fehlen.
B.) Die Trumpleute, die da sind, sind
zumindest völlig unerfahren, meistens aber grotesk unterqualifiziert, weil für
Trump einzig zählt wie sehr er bewundert wird. So erklärte White House spokeswoman Hope Hicks vor zwei
Tagen “President Trump has a magnetic personality and exudes positive energy,
which is infectious to those around him. He has an unparalleled ability to
communicate with people, whether he is speaking to a room of three or an arena
of 30,000. He has built great relationships throughout his life and treats
everyone with respect. He is brilliant with a great sense of humor and an
amazing ability to make people feel special and aspire to be more than even
they thought possible.” Offensichtlich
sind Trumps Staffer also völlig von der Realität entkoppelt.
C.) Sonderermittler Robert Mueller und die verschiedenen
Untersuchungsausschüsse des Kongresses beginnen jetzt das häßliche Verb „to
subpoena“ zu verwenden.
Nicht nur für die Privatperson Donald Trump und Multimillionäre wie Jared Kushner oder Michael Flynn heißt es jetzt „lawyer up“, sondern auch hunderte Mitarbeiter aus dem Wahlkampf, die zum großen Teil unbezahlt für Trump arbeiteten müssen nun mit Vorladungen rechnen. Anwälte sind aber sehr teuer und schwer zu finden im Moment. Anders als in vergleichbaren Fällen – Bill Clinton übernahm die Anwaltskosten seiner Mitarbeiter, die im Zuge seines Impeachmentverfahrens verhört wurde – läßt Trump seine eigenen Leute dabei schnöde hängen und gibt ihnen keinen Cent dazu.
Nicht nur für die Privatperson Donald Trump und Multimillionäre wie Jared Kushner oder Michael Flynn heißt es jetzt „lawyer up“, sondern auch hunderte Mitarbeiter aus dem Wahlkampf, die zum großen Teil unbezahlt für Trump arbeiteten müssen nun mit Vorladungen rechnen. Anwälte sind aber sehr teuer und schwer zu finden im Moment. Anders als in vergleichbaren Fällen – Bill Clinton übernahm die Anwaltskosten seiner Mitarbeiter, die im Zuge seines Impeachmentverfahrens verhört wurde – läßt Trump seine eigenen Leute dabei schnöde hängen und gibt ihnen keinen Cent dazu.
D.) Die Stimmung ist dahin. War man im Wahlkampf
noch fröhlich vereint, weil man gemeinsam die verhasste Hillary Clinton schlagen
wollte, so kämpft in Trumps Umgebung mittlerweile jeder gegen jeden.
WH-Correspondents berichten immer wieder von Schreiduellen und zuknallenden
Türen, die man im Presseraum hören kann, nachdem Spicer wieder einmal die PK
verlassen hat.
Der Ausstieg
aus dem Pariser Klima-Abkommen eröffnete nun neue Fronten.
Jetzt hat Trump nicht nur Linke, Liberale, Bürgerrechtler, Wissenschaftler und Städter gegen sich.
Jetzt hat Trump nicht nur Linke, Liberale, Bürgerrechtler, Wissenschaftler und Städter gegen sich.
Es
passieren erstaunliche Absetzbewegungen.
1.) Fast die gesamte Welt steht nun zusammen
gegen Amerika. Ganz neu für das amerikanische Selbstverständnis: Amerika ist
nicht mehr die Führungsacht, sondern diejenige, die zusammen mit Nicaragua und Syrien hinterherhinkt. China, Europa, Kanada und Südamerika stellen sich
eindeutig und massiv gegen Trump.
2.) Im großen Stil stellen sich
US-Bundesstaaten gegen das Weiße Haus und den republikanischen Kongress. Die
Gouverneure der Staaten Washington, New York und Kalifornien, die zusammen 100
Millionen Amerikaner repräsentieren, beeilten sich gestern klarzustellen, daß
sie keineswegs Trumps Weg in Kohle und Öl mitmachen würden. Schon heute gibt es
in Amerika doppelt so viele und besser bezahlte Jobs in der „Green Energy“
Sektor, wie in der Kohleindustrie.
3.) Die amerikanische Wirtschaft opponiert ebenfalls massiv
gegen den republikanischen Präsidenten. Mit Grauen denken sie daran wie China und
Deutschland sich bei Techniken rund um Elektromobilität, Windenergie und
Photovoltaik zu Weltmarktführern aufschwingen und dabei die ganz entscheidende
Zukunftstechnologie zu beherrschen drohen, während die USA schmollend auf die
stinkige Braunkohle setzt, die in einigen Jahren sowieso alle ist.
4.) Die Einzelpersonen, die Trump scharf
angreifen, können inzwischen keinesfalls mehr von den GOPern als „Usual
suspects“, als linke Spinner aus Hollywood abgekanzelt werden. Elon Musk und Robert Iger, die mächtigen
Bosse von Tesla und Disney warfen gestern theatralisch ihre Mitgliedschaft in
Trumps Wirtschaftsrat hin.
Ich habe
schon zu oft gedacht, jetzt ist Trump
endgültig erledigt, als daß ich mir diesen Gedanken noch einmal gestatten
würde.
Aber
während man bisher Trumps Chaos zur Not unter parteipolitischen Aspekten sehen
konnte, geht es jetzt so sehr ans Eingemachte, daß der Präsident immer weniger
Freude mit seinem eigenen Volk haben sollte.