Sonntag, 30. August 2020

Vollkasko-Coronamentalität.


Das Gute an den pandemiebedingten Reiselockerungen ist, daß es in meinem Haus ruhiger wird.
Statt auf den Balkons rumzugrölen und draußen zu grillen, sind erstaunlich vieler meiner Nachbarn ausgeflogen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Man sieht es nicht nur an den freien Parkplätzen, die von den an Ost- und Nordsee-Verweilenden hinterlassen werden, sondern hört auch ganz unverblümt, daß sie Strandurlaub in Dalmatien, der Côte d'Azur oder Andalusien gebucht haben.
Mitten ins RKI-Risikogebiet. Man werde sich eben von Menschenmassen fernhalten, habe ein abgelegenes Hotel ausgesucht, werde Masken tragen.
Abgesehen davon, daß ich ohnehin nicht verstehe, wieso man nach dem heißesten Sommer aller Zeiten in Deutschland unbedingt in den Süden fliegen muss, bleibt mir auch die Risikobereitschaft ein Rätsel.
Es gibt im Alltag so viele unvermeidliche Ansteckungsrisiken; wozu braucht es noch weitere völlig unnötige Risiken? Wozu in stundenlang dicht gedrängt in ein Flugzeug-Kabine setzen, die mit ihrer Luftumwälzung nichts anderes als eine Petrischale mit paradiesischen Verhältnissen für den Sars-CoV-II ist?

Dabei sind die allermeisten dieser Urlauber bei Weitem nicht so geistesgestört wie die Hardcore-Covidioten, die gestern den Berliner Reichstag stürmten.
Aber zwischen vernünftigen, an Fakten orientierten Menschen und den GOP-artig frei drehenden Avokadolf Hildmanns ist noch sehr viel Platz für die verschiedensten Ausprägungen mittleren Irrsinns.

Ich selbst habe nur zwei, drei mal versucht im direkten Gespräch zu erfahren „wieso müsst Ihr denn ausgerechnet jetzt während die seit April höchsten Neuinfektionsraten gemeldet werden, sich eine europaweite second wave ankündigt ausgerechnet in die vom AA und RKI eingestuften Hochrisikogebiete fahren?“
Leider bestätigte sich dabei nur meine Grundüberzeugung, daß die meisten Menschen einfach zu borniert und blöd sind, um demokratisch verantwortlich zu handeln.
Wer im Jahr 2020 immer noch glaubt, der Homo Sapiens sei ein „weiser“ Humanoider, der über „gesunden Menschenverstand“ verfüge, lebt nicht in der Realität.

Unglücklich bin ich allerdings darüber, daß die Mehrheit der Bürger, nämlich diejenigen, die sich an die Pandemieregeln halten, zur Kasse gebeten werden, um die Doofen zu alimentieren.
Der Sozialstaat ist zu begrüßen und sollte ausgebaut werden, aber ich bin ganz Gerd-Schröder, wenn sich Menschen willentlich und entgegen aller Warnungen in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Sie sollten nach ihren Möglichkeiten selbst zur Kasse gebeten werden.

Wer wissentlich und freiwillig in ein Risikogebiet reist und daher anschließend in eine Corona-Quarantäne gezwungen wird, sollte meines Erachtens nicht die Hand aufhalten, um volles Gehalt zu bekommen.

[…..] Rückkehrer aus Risikogebieten müssen laut Gesundheitsministerium für die folgende Quarantäne keinen Urlaub nehmen. Es gebe auch keinen Verdienstausfall - nicht einmal, wenn das Ziel schon vor der Reise als Risikogebiet feststand. […..]
Dem Sprecher zufolge kommt der Staat auch dann für einen Verdienstausfall auf, wenn jemand wissentlich in ein Risikogebiet aufgebrochen ist - wenn also schon vor der Reise feststand, dass das Ziel ein Risikogebiet ist. Die entsprechende rechtliche Grundlage würde "auch in solchen Fällen greifen", hieß es bei einer Pressekonferenz des Ministeriums auf Nachfrage. […..]

Erstaunlich, hier ist Jens Spahn sozialistischer als ich.
Wer jetzt in Cannes oder Nice an der Côte d'Azur zu einem Covid19-Verdachtsfall wird, sollte an den Kosten für Lohnfortzahlung im Quarantänefall beteiligt werden.

Heiko Maas hingegen, der sich monatelang rund um die Uhr arbeitete, um zu Beginn der Pandemie hunderttausende deutsche Urlauber mit Regierungsfliegern zurück zu holen, betont seither die Eigenverantwortung der Reisewahnsinnigen.

[….] Maas betonte erneut, dass es keine weitere Rückholaktion von Reisenden durch die Bundesregierung geben werde. "Reisen tut man immer in eigener Verantwortung, völlig egal, ob es nun eine Corona-Pandemie gibt, oder einen anderen Krisenfall. Natürlich werden wir für die Länder, in denen es zu erhöhten Infektionen kommt, in denen es Ausgangssperren gibt oder wo auch wieder Einreisesperren verhängt werden über unsere Konsulate und Botschaften die deutschen Reisenden vor Ort unterstützen und wir werden sie dabei unterstützen, mit normalen Flügen auch wieder zurück zu kommen." [….]

Recht so, wer im August oder September in Kroatien festsitzt, weil er trotz aller Warnungen Party am Strand machen wollte, wird den Sondercharterflieger nach Hause selbst bezahlen müssen.

Die Corona-Tests, denen sich Urlaubsrückkehrer auf den Flughäfen unterziehen müssen, sollten ebenfalls eben nicht kostenlos sein. Denn das heißt nur „Wir alle zahlen“. Aber den finanziellen Schaden haben die braungebrannten möglicherweise Infizierten ganz allein und bewußt angerichtet.

[…..] Kostenlose Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten soll es nicht mehr geben. Zudem sollen die Einreisenden frühestens ab dem fünften Tag nach der Rückkehr ihre Quarantäne beenden können. Die Luftverkehrswirtschaft und der DRV sind entsetzt.
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen diskutieren Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten darüber, ob schärfer als bisher vor Reisen in Risikogebiete gewarnt werden sollte. Das heißt: Kostenlose Tests sollen nicht mehr möglich sein. […..]

Ich unterstütze diese harte Linie mit kostenpflichtigen Zwangstests.