Freitag, 17. Juli 2015

Alle hassen Dr. rer. pol. Sahra Wagenknecht.

Kommunistische Plattform, ganz linker Flügel, DDR-Nostalgikerin – so lauten die gängigen Konnotationen, wenn man die designierte Vorsitzende und somit Oppositionsführerin Wagenknecht erwähnt.

Daher war der journalistische Tenor eindeutig, als sie zu Gregor Gysis Nachfolgerin an der Spitze der Linksfraktion gekürt wurde: Das sei das Ende des Projektes R2G, eine Bundestagsmehrheit links von der Union sei damit passé.

Betrachtet man Zickzack-Sigis nervöses Nach-rechts-robben der letzten Wochen, scheint an dieser Interpretation viel Wahres zu sein: Keine rotrotgrüne Regierung 2017.

Das ist der wahrhaft ärgerliche Aspekt des Erfolgs der Linkspartei, von der man 1990 noch völlig sicher annahm, sie wäre nur ein armseliges Rudiment aus DDR-Tagen, das 1994 oder allerspätestens 1998 aus der Bundespolitik verschwände.

Wagenknecht eckte in Wahrheit in der DDR an, durfte nicht studieren, weil sie sich dem in der DDR obligatorischen Wehrunterricht durch einen Hungerstreik entzog.
Während eine andere heute bekannte in der DDR Aufgewachsene sich prächtig mit der SED arrangierte und Karriere machte: Angela Merkel.
Merkel durfte promovieren, übernahm Posten in der FDJ und eckte niemals an.

Und 25 Jahre später ist es immer noch die heutige Bundeskanzlerin, die massiv von der Linken profitiert.

[…] Die Linke hat einen neuen Heilsbringer, seit ihrem Wunder von Erfurt: Im rot-rot-grün regierten Thüringen ist Bodo Ramelow seit Dezember Ministerpräsident, der erste seiner Partei. […] Als die PDS am 17. Juli 2005 zur Linkspartei wurde, hatte sie ihr Kernanliegen in den neuen Parteinamen gelegt: Die Bundesrepublik sollte wieder mehr Geld für Ausgegrenzte und Bedürftige ausgeben statt für Wirtschaftswachstum und Militäreinsätze. Kurzum: Deutschland und die von Kanzler Gerhard Schröder geführte SPD sollten nach links rutschen, vor allem aber sollten die Agenda 2010 und mit ihr die verhassten Hartz-Gesetze wieder verschwinden. Nichts davon geschah.
Bei der Bundestagswahl 2005 zog die Linke zwar locker ins Parlament ein, doch zeitgleich begann der Niedergang der SPD - und eine neue Ära: Seit der Geburt der Linkspartei regiert Angela Merkel. Mal zerbröselt unter ihrer Ägide die FDP, mal quälen sich die Sozialdemokraten in die Große Koalition, in zwei Jahren versuchen es womöglich die Grünen mit der CDU-Kanzlerin.
[…] Ermöglicht hat diese bürgerliche Dauerregierung ausgerechnet die Partei von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine: Mit ihrer Totalopposition im Bundestag verhindern die Linken einen Regierungspakt ohne die Union. Statt die SPD nach links zu verschieben, drängten sie die Sozialdemokraten in die Mitte. Statt Rot-Grün zu reformieren, stärkten sie die CDU als Kanzlerpartei. Statt das System Merkel zu verhindern, zementierten sie es. […]

Wie doof, daß die Linke noch da ist!
So muß man es wohl aus machttaktischer Sicht betrachten, wenn man sich eine Politik jenseits der bräsigen Union mit ihren Merkels, Schäubles, Strobls und Seehofers wünscht.

Wie schön wäre es, wenn die Linke sich einfach auflösen könnte und ihre Wählerstimmen (wieder) der SPD zufielen.
Sie stünde dann fast auf Augenhöhe mit der CDU, hätte eine bundesweite rotgrüne Mehrheit zum Greifen nah und könnte schon jetzt über die Länder und Kommunen das politische Leben Deutschlands dominieren.
Das unerträgliche ganz kleine Karo der Groko könnte endlich ein Ende haben. Die zum Mitschämen peinliche Kanzlerin könnte endlich in Rente gehen.
Aber mit Sahra Wagenknecht gibt es eben noch so einige Probleme:

·        Das „h“ sitzt an der falschen Stelle.

·        Unter ihrem Bundestagsfraktionsvorsitz wird die Linke nicht verschwinden

·        Sie ist inzwischen so kenntnisreich, daß kaum ein Wirtschaftssymposium darauf verzichten mag sie auf dem Podium sitzen zu haben

·        Und last, but not least: Sie hat blöderweise verdammt Recht mit ihrer Analyse der europäischen Finanzproblematik und der „erbärmlichen Rolle“ Deutschlands.