Mittwoch, 2. Dezember 2015

Auf den größten Haufen scheißen – Teil II

Während die gute alte westeuropäische Nachkriegswelt wie wir sie kennen zerbröselt, gibt es doch einige Konstanten in dieser Phase der Orientierungslosigkeit: Die Kirchen und die erbärmliche Haltung des Staates zu ihnen.

In Hildesheim wehrt sich das katholische Bistum Norbert Trelles wie eh und je gegen die Aufklärung sexuellen Missbrauchs durch Geistliche an Kindern.

Das Hildesheimer Bistum sieht sich schwerwiegenden Vorwürfen ausgesetzt. Eine junge Frau gibt an, im Alter von elf Jahren von dem Pater R. sexuell bedrängt worden zu sein. Das hatte sie nach eigenen Aussagen 2010 dem Bistum mitgeteilt. Die Übergabe an die Staatsanwaltschaft erfolgte allerdings erst im November des Jahres durch die Großeltern - und nicht durch die Kirche. Ferner arbeitete das Bistum nicht mit den Behörden zusammen und verschwieg, dass der beschuldigte Geistliche sich bereits am Canisius-Kolleg an Kindern vergangen haben soll.
Die Opferinitiative "Eckiger Tisch" fordert nun den Rücktritt des mit dem Fall befassten Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle.

Die evangelisch-reformierten Kollegen arbeiten sich unterdessen weiterhin an Schwulen und Lesben ab.
Wir befinden uns wohlgemerkt im Jahr 2015.
Sechs Jahre nachdem eine konservative Regierung einen offen Schwulen zum Vizekanzler gemacht hat.

[…] Zwei evangelische Pfarrer wehren sich öffentlich gegen die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften durch die Lippische Landeskirche. Peter Busse und Matthias Köhler […] haben den […] Beschluss, verpartnerte Paare zu segnen, scharf kritisiert.
Im Gemeindeblatt druckten die Pfarrer eine von ihnen mitverfasste Stellungnahme aus dem Jahr 2002 ab, in der sie unter anderem für die Homo-"Heilung" werben. Die gleichgeschlechtliche Liebe sei demnach "kein unveränderliches Schicksal, das ausgelebt werden muss". Wird sie doch ausgelebt, sei das eine "Sünde".
Auch setzten die Pfarrer Schwule und Lesben mit Menschen gleich, die sexuelle Beziehungen mit Tieren unterhalten oder sexuelles Interesse an Kindern haben: "Wenn Homosexualität als berechtigter Weg zur Sexualität anerkannt wird, besteht dann nicht die Gefahr, dass in Zukunft auch andere Arten fehlgeleiteter Sexualität (Pädophilie, Polygamie, Sodomie…) als normal anerkannt, gefördert und 'abgesegnet' werden?"
[…] In den letzten Monaten waren einige evangelische Pfarrer durch homophobe Tiraden aufgefallen: Erst im August hatte ein fränkischer Gottesdiener die Ehe-Öffnung als "dekadent und pervers" bezeichnet und mit Eheschließungen zwischen Tieren und Menschen verglichen […]. In Sachsen erklärte sogar der Landesbischof öffentlich, dass sexuell aktive Schwule und Lesben "gegen den Willen Gottes" verstießen. […]

Die Meldungen über die Rekordaustrittszahlen beider großen Kirchen in Deutschland verwundern wenig.
Organisationen, die gegen LGBTIs hetzen und ihre eigenen Pädo-Skandale vertuschen stehen im Jahr 2015 aber auch gut da. Jedenfalls finanziell.
Sie werden geradezu zugeschüttet mit Milliarden.

Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland haben im vergangenen Jahr einen neuen Rekord bei den Kirchensteuereinnahmen erzielt. Das gaben die Pressestellen der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover am Dienstag bekannt.
Demnach übersprangen die Einnahmen bei der katholischen Kirche 2014 mit rund 5,68 Milliarden Euro zum dritten Mal in Folge die Fünf-Milliarden-Grenze. Gegenüber 2013 bedeutet das ein Plus von 4,24 Prozent. Die EKD verzeichnete erstmals Einnahmen von mehr als 5 Milliarden Euro, was einem Plus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
(FAZ 10.03.2015)

Die Zahlen, die jetzt langsam für das laufende Jahr eintrudeln, vermelden wieder Rekorde.

Einen besseren Abschied hätte sich Klaus Winterhoff, der für die Kirchenfinanzen zuständige Juristische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen (EvKW), kaum vorstellen können: Er konnte der Synode der Landeskirche verkünden, dass die EvKW in diesem Jahr einen neuen Rekord bei den Kirchensteuereinnahmen erzielen dürfte. Mit 505 Millionen Euro rechnet Winterhoff, der im April 2016 nach 20 Jahren im Amt in den Ruhestand geht. Das sind noch einmal 50 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant.

Fünf Milliarden Euro Einnahmen – diese stolze Summe hatte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Friedrich Vogelbusch, zu verkünden. Damit sind die Einnahmen der EKD innerhalb von zehn Jahren um eine Milliarde Euro gestiegen.

Es gibt viele Gründe für den sagenhaften Reichtum der Kirchen.
So kommen klamme Gemeinden für die Ausrichtungen der Kirchentage der Multimilliardenkonzerne aus.
Und wenn man mal ein Gebäude sanieren muß, werden die hochverschuldeten Länderhaushalte und Kommunen zur Kasse gebeten, statt in die eigenen prall gefüllten Kassen zu greifen.

17,3 Millionen Euro wird die Sanierung des Schleswiger St. Petri-Doms kosten. 

Die Predigtkirche des Bischofs des Sprengels Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland hat einen wackeligen Turm.
Errichtet im Jahr 1894 gehörte das Gebäude zunächst dem Preußischen Staat und ging nach 1945 an das Land Schleswig-Holstein über.
Erst 1957 wurde er der Landeskirche Schleswig-Holstein geschenkt, die inzwischen in der steinreichen Nordkirche aufgegangen ist.
Das ist schon eine eklatante Frechheit so ein gewaltiges Gebäude vom Staat an einen milliardenschweren Konzern zu verschenken.
Daß dieser dann aber bei anfallenden Kosten gleich wieder beim Staat angelaufen kommt, um die Hand aufzuhalten, setzt noch einen drauf.
Und schließlich das i-Tüpfelchen: Der verschuldete Staat zahlt auch noch bereitwillig.

Der 112 Meter hohe Turm und die Westfassade des historischen Schleswiger St. Petri-Doms werde ab Ende 2016 saniert. Die Kosten sind mit 17,3 Millionen Euro veranschlagt. Der Haushaltsausschuss des Bundestages habe eine Förderung von 50 Prozent zugesagt, teilte der Schleswiger Bischof Gothart Magaard am Dienstag in Schleswig mit.
Weitere Gelder sollen vom Land, der Stadt Schleswig und der evangelischen Nordkirche kommen. [….]