Morgen früh gehe ich zum Friseur. Nach zehn Wochen das erste
mal wieder.
Lebensnotwendig ist das nicht, nein. Ich mag Haareschneiden
sowieso gar nicht, weil ich als Sozialphobiker leide, wenn man mir so nahe
kommt und an mir rumfummelt.
Andererseits bin ich nach zweieinhalb Monaten wirklich
fällig und doch eitel genug, um nicht mit dem Jetzt-Zustand länger rumlaufen zu
wollen.
Der wichtigste Grund ist aber, daß ich die Inhaberin als
schon länger kenne und sie mir als Kleinunternehmerin mit drastischen
Existenzsorgen sehr Leid tut. Da trage ich gern zu ihrem Umsatz bei. Normalerweise
bin ich kein finanziell attraktiver Kunde, da ich nur selten hingehe, einen
billigen Herrentrockenschnitt bekomme und lediglich noch ein veganes Shampoo
kaufe.
Aufgrund der neuen behördlichen Auflagen wird es morgen
etwas teurer, weil jedem Kunden vorher die Haare gewaschen werden müssen. Den
zusätzlichen Umsatz gönne ich ihnen von Herzen.
Unter epidemiologischer Perspektive sind Friseursalons trotz
Handschuhen, Masken, Haare waschen und ständiger Arbeitsplatzdesinfektion nicht
ideal, weil die nicht medizinischen Stoffmasken keinen absoluten Schutz bieten.
Wenn sich ein Covid19-Vollbild-Kunde unter seiner verkeimten T-Shirt-Maske durch den Laden niest, kriegen wir es alle.
Wenn sich ein Covid19-Vollbild-Kunde unter seiner verkeimten T-Shirt-Maske durch den Laden niest, kriegen wir es alle.
Andererseits sind kürzere Haare und geschorene Bärte ohnehin ein hygienischer Fortschritt
im Kampf gegen den Sars-CoV-2.
Der Beschluss ab dieser Woche unter Auflagen den
Friseurbetrieb wieder aufzunehmen, ist also zu rechtfertigen. Auch weil der
Wirtschaftskreislauf wieder in Gang kommt, knapp 150.000 sozialversicherungspflichtig Angestellte
wieder Geld verdienen können.
Nach irgendwelchen Kriterien muss man ja entscheiden welche
Teile der deutschen Ökonomie nach den essentiellen Branchen (Lebensmittel, Apotheken)
peu à peu wieder gelockert werden.
[…..] Lockerung auf eigenes Risiko
[…..] Die Länder treiben die Öffnung voran, die Kanzlerin lässt sie
weitgehend gewähren. Allerdings übernehmen die Ministerpräsidenten damit auch
die Verantwortung, wenn es schiefgeht. […..]
Reihenweise hatten zahlreiche Ministerpräsidenten in den vergangenen
Tagen im Alleingang für ihre Bundesländer Lockerungen verkündet, Fahrpläne für
den Weg in eine neue Normalität mit Corona beschrieben, Perspektiven
aufgezeigt, einen Bayern-Plan präsentiert. Umfang und Eile der Alleingänge
wirkten wie ein Aufstand gegen Angela Merkels Politik der Behutsamkeit, für die
sie noch vor einer Woche geworben hatte. Die Kanzlerin wollte Schritt für
Schritt vorgehen, immer wieder abwarten, welche Folgen einzelne Lockerungen auf
die Infektionszahlen haben würden.
Die meisten Ministerpräsidenten wollten das nicht. Nicht mehr.
[…..] Vieles geht jetzt schneller und nach dem Willen der Länder. Von der
Kinderbetreuung bis zur Gastronomie, alles wird jetzt in den Landeshauptstädten
geregelt. Andererseits übernehmen die Länder damit auch die Verantwortung,
"eine große Verantwortung", wie Hamburgs erster Bürgermeister Peter
Tschentscher (SPD) fast ein bisschen ehrfürchtig sagt. […..]
Der von seinen Karriere-Ambitionen gejagte NRW-MP Laschet geht
besonders forsch heran, um sich als Erfüllungsgehilfe der Wirtschaftslobbyisten
zu profilieren.
Ausgerechnet die hygienischen Infernos der Muskelbuden lässt
er wieder eröffnen.
Die Umfragewerte der CDU erreichen derzeit
Rekordhöhen. Bundesweit um die 40% und viele CDU-MPs könnten bei Landtagswahlen
nach heutigem Stand die absolute Mehrheit erreichen.
Im diametral entgegengesetzten Maß dazu debakulieren die
CDU-Bundesminister umso mehr. Karliczek, Scheuer und Seehofer sind weitgehend
abgetaucht. Spahn springt von Fettnapf zu Fettnapf, blamierte sich erst bei der Maskenbeschaffung,
scheiterte dann an der Tracking-App und musste gestern nach bundesweitem Entsetzen
seine Schnapsidee von den Immunitätsausweisen begraben.
Einen drauf setzte die deutsche Kriegsministerin Annegret Nero-Karrenbauer,
die in der Kakophonie der C-Minister dafür plädiert die volkswirtschaftlich
irrelevanten Seuchenherde Gottesdienst wieder aufzunehmen.
[…..] AKK: Gottesdienste „regelmäßig und häufig“ besuchen
Wie systemrelevant ist der Tod? Darüber haben die CDU-Vorsitzende
Annegret Kramp-Karrenbauer und Jesuitenpater Klaus Mertes im Podcast „Mit Herz
und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen diskutiert.
Für die Politikerin ist der Glaube an Gott in dieser Zeit besonders tröstend.
(…) Sie forderte dazu auf,
Kirchen „regelmäßig und häufig“ zu besuchen. Auch Pater Mertes sagte: „Die
Politik kann uns nicht vor allen Lebensrisiken schützen. Das kann nur der liebe
Gott.“ [….]
Die fromme Homophobe aus dem Saarland und der Geront im
Kleid erklärten allerdings nicht näher wie Gottes Schutz für das Lebensrisiko
Covid19 für die bis zum heutigen Tag 263.376
an Corona Gestorbenen funktioniert hat.
Millionen trauernde Angehörige dürften von Gottes
Schutz-Performance weniger beeindruckt sein.