Wann
habe ich eigentlich das erste mal gewählt?
Peinlicherweise weiß ich das gar nicht mehr.
Peinlicherweise weiß ich das gar nicht mehr.
Ich
glaube, das war 1988, als es um George H Bush versus Michael Dukakis ginge.
Ich
erinnere mich dunkel, daß ich damals in Osteuropa rumreiste und im Sommer 1988
auch einen Onkel von mir besuchte, der in der Dordogne lebte, der mich über
Bukarest ausfragte, daß ich mein damaliges Feindbild Ronny Reagan wüst
beschimpfte und ich meinem Onkel erklärte diese grauenhafte interventionistische
Politik, bei der die USA ständig kleinere Länder überfielen oder bombardierten,
hätte bald ein Ende, wenn Dukakis diesen Kriegstreiber im Weißen Haus ablöse.
Mein
Onkel hatte aber in Le Monde und der Herald Tribune gelesen, daß sich die Umfragen
drehten und George Bush wohl Dukakis schlage, da die Amis immer noch so
begeistert von Reagan wären, daß sie seine Politik unbedingt weitergeführt
haben wollten.
Das
konnte ich ja nicht glauben. Wieso könnte jemand den ehemaligen CIA-Direktor
Michael Dukakis vorziehen?
Was
wußte mein Onkel, der irgendwo auf dem
Land in Frankreich lebte schon?
Seit dem
habe ich immer die Demokraten gewählt. So schwer war das auch gar nicht;
nachdem ich mich einmal im USA-Konsulat registrieren lassen hatte, bekam ich
die Wahlunterlagen immer automatisch alle zwei Jahre zugeschickt.
Irgendwann
nachdem George W. Bush Präsident wurde, habe ich mich auch als Demokrat
eintragen lassen, um zukünftig auch bei den Vorwahlen teilzunehmen.
Der
Effekt war, daß ich nach meinem Outing als Bush-Gegner gar keine Wahlunterlagen
mehr bekam und 2004 nicht wählen konnte, als GWB unfassbarerweise klar gegen
Kerry gewann.
Beweisen
oder belegen kann ich nichts, aber es ist schon erstaunlich, daß ausgerechnet während
der Bush-Administration die Wahlunterlagen von „democrats abroad“ verloren gingen.
Anschließend
ließ ich mich wieder als „independent“ listen und bekam auch wieder
Wahlunterlagen, so daß ich 2008 Obama wählen konnte.
Dieses
Jahr bin ich wieder Demokrat und habe mich extra über eine demokratische
Werbeseite registrieren lassen, um der Kampagne zu helfen.
Vielleicht
ist das nicht jedem in Europa wirklich klar wie das in den USA läuft:
Da gibt
es keine Meldepflicht, keine Schalter am Ortsamt, bei denen man eine
Meldebestätigung abholt.
Man wird
also nicht automatisch benachrichtigt, wenn Wahlen anstehen, so daß man bequem
und mit genügend Zeitpuffer Briefwahlunterlagen anfordern kann.
Tatsächlich
liegt darin einer der Schlüssel zum Erfolg einer Präsidentschaftskampagne.
Inhalte sind
nicht so wichtig; interessanter ist die logistische du organisatorische Power
der Kampagnen.
Wer
schafft es seine Leute registrieren zu lassen?
[…..] Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in den USA sind etwa 65 Millionen Amerikaner - knapp ein Drittel der Stimmberechtigten - noch immer nicht als Wähler erfasst. Für beide Kandidaten stellt der gewaltige Pool der Nicht-Registrierten eine große Chance, aber auch eine große Unsicherheit dar: Gerade in den "Swing States", in denen oft wenige Stimmen den Unterschied ausmachen, könnten neue Wähler am Ende das Zünglein an der Waage sein. Entsprechend hart ist der Wettlauf, den beide Lager sich im Hintergrund um diese Gruppe liefern. Es herrscht ein Datenkrieg. Beide Kampagnen besitzen Berge von Adressen und Telefonnummern, um an jene Bürger heranzukommen, die es zu mobilisieren gilt.
[…..] Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in den USA sind etwa 65 Millionen Amerikaner - knapp ein Drittel der Stimmberechtigten - noch immer nicht als Wähler erfasst. Für beide Kandidaten stellt der gewaltige Pool der Nicht-Registrierten eine große Chance, aber auch eine große Unsicherheit dar: Gerade in den "Swing States", in denen oft wenige Stimmen den Unterschied ausmachen, könnten neue Wähler am Ende das Zünglein an der Waage sein. Entsprechend hart ist der Wettlauf, den beide Lager sich im Hintergrund um diese Gruppe liefern. Es herrscht ein Datenkrieg. Beide Kampagnen besitzen Berge von Adressen und Telefonnummern, um an jene Bürger heranzukommen, die es zu mobilisieren gilt.
Nur wer ist
erfolgreicher? Trump - könnte man denken. Jedenfalls scheint naheliegend zu
sein, dass ein Großteil der 65 Millionen Nicht-Registrierten empfänglicher für
Trumps Anti-Washington-Kurs ist als für Clintons traditionelle Kampagne. Bisher
allerdings - und das ist bemerkenswert - lässt sich in der Empirie nicht
feststellen, dass der Milliardär besonders viele seiner Fans dazu bringt, sich
erstmals zu registrieren. […..]
Erstaunlicherweise
konnte ich mich dieses Jahr recht leicht registrieren lassen.
Online
konnte ich den Antrag downloaden, füllte ihn aus und schickte ihn direkt an
mein Home-County in NY.
Wenige
Tage später bekam ich eine Bestätigung, daß mein Antrag eingegangen sei und
wiederrum wenige Tage später erhielt ich per Email einen personalisierten Link,
um den Wahlzettel sowie die Umschläge downzuloaden.
Ich verstehe nicht so ganz, wie sich die Amis sicher gehen, daß ich den Wahlzettel nicht zehn Mal ausdrucke und zehn Stimmen abgebe. Quasi di Lorenzo 3.0.
Unterschreiben
mußte ich die folgende Erklärung:
STATEMENT OF SPECIAL PRESIDENTIAL VOTER
STATEMENT OF SPECIAL PRESIDENTIAL VOTER
I do declare I am a qualified
special presidential voter of said district; that I am not qualified and am not
able to qualify to vote elsewhere than as set forth on the reverse side of this
envelope; that I am a citizen of the United States; that on the date of the
election for which this ballot is voted, I will be at least eighteen years of
age; and that I have not committed any act, nor am I under any impediment, which
denies me the right to vote.
I hereby declare that the
foregoing is a true statement to the best of my knowledge and belief, and I
understand that if I make any material false statement in the foregoing
statement, I shall be guilty of a misdemeanor. Date..........20......
Bin ich
blind, oder wieso übersehe ich eine
Passus, der sagt, daß ich nur einmal wählen kann?
Am
Wochenende druckte ich alles aus, faltete die Umschlagvordrucke akkurat nach
der Anleitung, malte die Punkte bei Hillary Clinton, Chuck Schumer und Anna Thorne-Holst
aus, steckte den Wahlzettel in den Umschlag mit dem unterschriebenen Statement
und diesen wiederum in der weiteren Umschlag an mein County in NY.
Heute Morgen
brachte ich das zur Post, weil ich sicher gehen wollte, und den Brief per
Einschreiben aufgab.
Als ich
vorhin nach Hause kam, lag in meinem Briefkasten einer dieser länglichen
US-Umschläge:
„Official Absentee Balloting Material – First Class Mail“
Ich kann
schon wieder wählen!
Und
während ich das hier niederschreibe, bimmelt erneut mein Mailserver.
Wieder
eine Mail aus NY; ich solle doch mal wieder bei Secure-Ballot reinsehen, um
eine
Federal Post Card Application (FPCA) for Absentee Ballot
zu erhalten,
damit ich die Wahlunterlagen requesten könne.
There may have been a change to your electronic ballot by your local
election official. Please return to https://ny.secureballotusa.com/ to retrieve
the latest ballot.
Aha!
Auf der Seite kann man seine eigene Wahl tracken.
Auf der Seite kann man seine eigene Wahl tracken.
Mal
gucken. Dazu muß ich nur meinen Nachnamen und das Geburtsdatum eingeben – zack;
schon haben sie mich gefunden und bieten an:
[….] Federal Write-In Absentee Ballot (FWAB)
If you have not yet received your ballot and/or one is not available for
download, you may complete a Federal Write-in Absentee Ballot by clicking on the
"Create" button to the right. [….]
2004
habe ich mich extrem geärgert gar keine Wahlunterlagen bekommen zu haben.
Ist ja
schön, daß ich dieses Jahr wählen kann. Aber diesmal ist es ins andere Extrem
umgeschlagen.
Reicht
es nicht, ein oder zweimal zu wählen?
Wie oft soll ich denn noch den Wahlzettel ausdrucken und nach Amerika schicken?
Wie oft soll ich denn noch den Wahlzettel ausdrucken und nach Amerika schicken?