Merkels gewaltige Sympathiewerte und das sensationelle
Abscheiden der CDU in Umfragen kommt nicht aus heiterem Himmel. Dafür gibt es
viele Ursachen.
Maßgeblich tragen zu
dieser Stimmung die auf breiter Front versagenden Medien bei, die ihren
eigentlichen Auftrag völlig vernachlässigen. Wie die amerikanische Presse, die eine
Dekade zuvor das investigative Arbeiten vollkommen aufgegeben hatte und sich stattdessen
in George W. Bush-Hofberichterstattung beschränkten, schreiben auch die großen
deutschen Pressehäuser und die von CDU-Parteimitgliedern verwalteten
Fernsehstationen unkritisch und wohlwollend.
Es wundert wenig, daß sich
Merkel gleich den Moderator des ZDF-Heute-Journals Steffen Seibert als
Regierungssprecher holte.
Was er nun für die
CDU-Kanzlerin verkündet, berichten seine ehemaligen Kollegen als wären es
Fakten. Überprüft und hinterfragt wird gar nicht mehr.
Eigentlich sollten Medien ihren
Regierenden streng auf die Finger schauen. Berichterstattung über Angela Merkel
ähnelt aber selbst im Wahlkampf eher einem Stichwortgeben und Verlautbaren.
Die [ZDF-] Doku „Macht Mensch Merkel“
erzielte eine miserable Quote: einstellig, weniger als drei Millionen
Zuschauer. […] Könnte es sein, dass
sich das Publikum in Scharen von den Medien abwendet, weil die
Berichterstattung zum Einschlafen ist?
Eigentlich ist der Film ja ganz nett.
Aber: irgendwie kritiklos. Merkel wird gezeichnet als bürgernahe, besorgte,
hilfsbereite Kanzlerin. [...] Am
Ende nennen die Autoren die Kanzlerin einen „Popstar der Politik“.
[…] Was sich im politisch-publizistischen
Komplex der Hauptstadt mittlerweile eingeschliffen hat, ist eine Art höfische
Huldigung Merkels und ihres Parteiengefolges. Der Berliner
Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister nennt es im Forum Talk-Republik „eine
Art von Bewunderung für eine Machtpolitikerin, eine Frau, die auch noch aus dem
Osten kommt“.
Und das sogar im Wahlkampf, wo es jetzt
hieße, Gegensätze herauszuarbeiten. Als Merkel eine (Ost-)Berliner Schule
besuchte, sei sie von begeisterten Bildjournalisten der Bundespresse umringt
worden. Einen „Jubelparcours“ nannte das eine unbedarfte Lokaljournalistin. „Es
herrschte eine Stimmung wie beim Justin-Bieber-Konzert“. Reporterfragen waren
dort nicht erlaubt.
Eine komfortable Lage für
die amtierende Scheinregierung, die sich gemütlich in ihrer Tatenlosigkeit
ausruhen kann.
Der Urnenpöbel ist
inzwischen derart von dem Merkel-zustimmenden Unterton der gesamten Presse
indoktriniert, daß er es als Majestätsbeleidigung auffasst, wenn sich Politiker
anderer Parteien kritisch zur Bundeskanzlerin äußern. Sie wird tatsächlich als
die Obermutti empfunden, der man zwar nicht immer zustimmt, die man aber mit
Händen und Füßen verteidigt, wenn jemand außerhalb der Familie frech wird.
Und so plätschert der
Wahlkampf dahin. Alle lieben Merkel und wer das nicht tut, wagt es kaum das zu
sagen, weil man sich dann den Zorn der phlegmatischen Masse zuzieht.
Ganz im Sinne ihres
Ziehvaters Helmut Kohl modelliert sie Deutschland aus bräsigen, satten
Geisteszwergen, die längst zu schwach geworden sind, um die volkszersetzenden
Vorgänge, die Schwarzgelb ihnen einbrockt überhaupt zu bemerken – geschweige
denn etwas dagegen zu unternehmen.
Tatsächlich passt die maue Vorstellung der Parteien zum dürftigen
Interesse der Gesellschaft. Denn es ist ja nicht so, dass die Bundesbürger nach
politischer Debatte und komplexen Problemlösungen gierten, dass sie sich von
den Parteien unterfordert fühlten und deshalb an der etablierten Politik vorbei
sprühende Kontroversen anzettelten. Um allein den Parteien den tristen
Wahlkampf anzulasten, müsste sich die Öffentlichkeit selbst wacher und
interessierter zeigen. Doch für einen spannenden Wahlkampf fehlen nicht nur die
politischen Akteure, sondern es fehlt auch der gesellschaftliche Adressat. Die
Republik wirkt satt und sorglos. Zu satt für die leidenschaftliche politische
Auseinandersetzung.
Man kann das deutsche
Phlegma politisch und soziologisch nicht mehr erklären.
Es spricht viel dafür, dass [Merkel]
Kanzlerin bleiben wird. Warum?
[….]
Was kann die Tiefenpsychologie zur
Analyse des Phänomens beitragen? Was bindet ein halbes Volk so dauerhaft an
eine Gestalt und belohnt sie durch derart gute Umfragewerte? [….] Wählt
man Mütter ab, die so viel Ruhe und Zuversicht ausstrahlen? Verstößt man sie,
wo sie doch die Familie zusammenhält, kratzt man an ihrem Lack, wo sie doch mit
der Kritik der Rivalen so umgeht, als handle es sich um voraussehbares, aber
ungefährliches Kläffen?
[…] Diese Übertragung, diese Delegation der
Verantwortung, gilt Angela Merkel. Sie wird es schon richten, glauben ihre
Anhänger mit fast kindlicher Hingabe. In einem solchen 'regressiv'
eingerasteten Vertrauen zur Mutter will man keine Veränderung, blendet eigene
Zweifel aus, erhebt Vertrauen und Zuneigung zu einer weit über die Tagespolitik
hinausreichenden Kategorie. Kinder verteidigen ihre Eltern, idealisieren sie,
solange sie keine allzu offensichtlichen Schwächen zeigen oder gar Verbrechen
begehen - selbst dies bedeutet noch lange keine Abkehr.
[….]
Dass ein anderer Kanzlerkandidat vielleicht klüger ist, mehr informierte Worte
pro Zeiteinheit hervorbringen kann und auf ironische Weise böse ist, festigt
umso mehr die Anhänglichkeit an die unaufgeregt erscheinende Dame, die so viel
Erfahrung und internationales Ansehen angehäuft hat und dem kindlichen Stolz
das Bild der 'mächtigsten Frau der Welt' bietet. [….]
(Tilman
Moser, SZ vom 05.08.2013)
Die unter Nahles
vollkommen degenerierte SPD-Kampagnenfähigkeit kann dieser psychologisch
agierenden Kanzlerin nicht viel entgegensetzen.
Heute will sie beispielsweise,
daß ich HOCKER fotografiere.
Na, das wird die
Unentschlossenen sicher beindrucken.
Wir gehen jetzt gemeinsam in den
Endspurt und nutzen unsere Chancen. Der Tür-zu-Tür-Wahlkampf ist Euer
entscheidender Beitrag dafür, dass das gelingt. Macht weiter so, Ihr seid der
Schlüssel zum Erfolg! [….]
Auch Peer, Sigmar und Frank-Walter legen
noch mal eine Schippe drauf. Morgen startet die „Klartext Open Air"-Tour
unter dem SPD-Schirm, bei dem wir den Menschen auf Augenhöhe begegnen. […]
Zum Schluss: Die Hocker vom
Deutschlandfest sind in der ganzen Republik unterwegs: macht Fotos, ladet sie
hier hoch und zeigt allen, wo die Hocker überall gelandet sind.
Wir freuen uns über 150 Jahre, auf die
nächsten 33 Tage und die letzten 72 Stunden. Macht mit. Für unseren gemeinsamen
Erfolg.
Herzliche Grüße
Andrea Nahles
(Mitgliederbrief
20.08.13)
Wenn jemand richtig
Wahlkampf macht, indem er die Wahrheit sagt und die Folgen von Merkels
Minus-Politik aufzeigt, wird das sofort als unangenehmes Poltern empfunden.
Da senkt die auf die Kanzlerin
eingeschworene Presse empört die Daumen.
Angriff auf Bundesregierung
Schröder wettert gegen "Lügen"
bei der Griechen-Rettung
Gerhard Schröder greift in den Wahlkampf
ein: Der Altkanzler attackiert den Zickzackkurs von Merkel und Schäuble in der
Frage neuer Griechenland-Hilfen. Die Regierung habe "vertuscht und
verschleiert".
Eine solche Vorlage lässt Gerhard
Schröder sich nicht entgehen. Am Morgen hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ahrensburg gesagt, Griechenland
benötige ein drittes Hilfsprogramm. Daraufhin nutzte der Altkanzler am Abend
seinen ersten Wahlkampfauftritt in Detmold zum Frontalangriff auf die
Griechenland-Politik der Bundesregierung.
Der Sozialdemokrat warf seiner
Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) vor, den Bürgern die Unwahrheit über die
Kosten der europäischen Schuldenkrise zu sagen. "Mit Vertuschen und Verschleiern
gewinnt man kein Vertrauen des Volkes, sondern nur mit Klartext", sagte
Schröder bei einer Veranstaltung mit SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück.
Während Schäuble ein drittes Hilfspaket
für Griechenland andeute, sage Merkel immer, sie sehe das nicht, sagte
Schröder. "Möglicherweise hat sie die falsche Brille aufgehabt." Der
Sozialdemokrat schimpfte, es werde eine "ganz große Lüge" über die
Kosten der Euro-Krise vorbereitet. Deutschland werde dafür zahlen müssen.
Frevel!
Daß der Gerd so was sagen darf!
Daß der Gerd so was sagen darf!