Donnerstag, 14. Juli 2022

Jura-Laie Lindner

Mit seiner tagelangen Luxussause auf Sylt mit Porsches und Privatfliegern, während er als Finanzminister bei den Sozialleistungen streicht und die Bürger aufgefordert werden, kürzer zu duschen, hat sich Lindner am meisten selbst geschadet.

Insofern will ich das nicht weiter kritisieren und begrüße ihn eher als innerparteilichen Anti-FDP-Aktivisten, der dafür arbeitet, die Wähler loszuwerden.

Also immer weiter so Lindner, Du bist für mich das, was Woelki in der RKK bewirkt. Also schön im Amt bleiben und weitermachen.

Peinlicher und schädlicher als die BILD-Berichterstattung geht es ohnehin nicht.

Grinse-Franca aus dem eigenen erzkonservativen Schwurbel-Haus (in dem Christians Ex-Frau Dagmar Francas Chefin ist) und dann lassen sie dazu eine Astrologin faseln.

Nachdem aber auch Blitzbirne Käßmann sich ob der kirchlichen Trauungszeremonie der beiden erregt und klar stellt, daß es ohne Geld gar nichts gibt in der Kirche, springen auch die erzkonservativen FDP-Presselobbyisten auf das Thema an.

[….] Den Fall, dass keiner der beiden Mitglied ist, sieht das Regelwerk indes nicht vor. Die Bochumer Theologieprofessorin Isolde Karle hält die Trauung zweier Nichtmitglieder für „erstaunlich und ungewöhnlich“.  Die Gültigkeit der Eheschließung ist aus theologischer Sicht dabei gar nicht das Problem. Nach lutherischer Auffassung wird die Ehe nämlich vollgültig vor dem Standesbeamten geschlossen. In der Kirche spricht der Pfarrer diesem schon geschlossenen Bund dann den Segen zu. Allerdings werden in der evange­lischen Trauung auch Elemente der katholischen Auffassung weiter mitgeführt, dass das Brautpaar die Ehe in der Kirche schließt. Der Ringwechsel und das Trauversprechen („Ja, mit Gottes Hilfe“) zählen dazu. Der bei Kirchenfunktionären beliebte Versuch, die Trauung „bloß“ als Segnungsgottesdienst zu deuten, bei dem es auf einen religiösen Akt der Brautleute gar nicht ankommt, stimmt also zumindest mit der rituellen Praxis der Kirche nicht überein. [….]

(FAZ, 07.07.2022)

Was Normalsterblichen, die sich um die Zahlung der Kirchensteuer drücken, also verwehrt bleibt, macht in diesem Fall eine Lex Lindner doch möglich: Der Mann ist reich und mächtig. Also kriecht die Kirche vor ihm.

Natürlich, aus der SPRINGER-Presse kommen nur Jubel-Berichterstattungen über ihr Paar. Aber kritische Töne aus der FAZ mag der passionierte Porschefan gar nicht und keilt zurück.

[…] Dazu hat der Politiker nun Stellung bezogen und im evangelischen Magazin „Chrismon“ erklärt: „Bekanntlich habe ich meinen Amtseid auf Gott geschworen. Aus einer Kirche auszutreten, bedeutet nicht, aus jeder Form der Spiritualität auszutreten.“

Weiterer Kritikpunkt: Das Brautpaar habe auf Kosten der zahlenden Kirchenmitglieder gefeiert. Linder: „Irritierend waren für mich Hinweise, man möge bitte eine Rechnung stellen. Wenn zwei Seelen um Segen bitten, sollte man nicht die finanziellen Gegenleistungen thematisieren. Ein Gottesdienst ist eben keine Dienstleistung“. Er betonte, der Gemeinde sei „kein wirtschaftlicher Nachteil entstanden.“ [….]

(MoPo, 13.07.2022)

Angeblich soll Lindner an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Nebenfach auch Staatsrechtsvorlesungen belegt haben.

Der Magister Artium der Politikwissenschaft, Major der Reserve, Inhaber einer  Rennlizenz, des Sportbootführerscheins See, des Fischereischeins und des Jagdscheins in Mecklenburg-Vorpommern kennt aber offensichtlich simple staatsrechtliche Zusammenhänge nicht. In dem berühmten Reichskonkordat, mit dem der Vatikan Hitler-Deutschland adelte, wird nämlich genau das festgehalten.

 [….] Am 20. Juli 1933 unterzeichneten der deutsche Vizekanzler Franz von Papen und der vatikanische Kardinalstaatssekretär und spätere Papst Pius XII., Eugenio Pacelli, das "Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich". Es ist bis heute geltendes Recht und regelt das Verhältnis zwischen Staat und katholischer Glaubensgemeinschaft. [….] Nach der Gründung der Bundesrepublik wurden am 01. Juni 1954 die diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan wieder aufgenommen. Die Bundesregierung vertrat den Standpunkt, dass das Reichskonkordat weitergelte und binde deshalb auch die Bundesländer. Auch ein Urteil des Interner Link: Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1957 stellte fest, dass das Konkordat gültig zustande gekommen sei und deshalb für die Bundesrepublik Deutschland gemäß Art. 123 Abs. 1 und 2 GG fortbestehe. Dies hat nach den Worten des Bundesverfassungsgerichts zur Folge, "dass die sich daraus ergebenen beiderseitigen Verpflichtungen zu erfüllen sind". [….]

(bpb, 16.07.2018)

Wenn ein Katholik wie Lindner aus der Kirche austritt, ist er damit exkommuniziert und bekommt eben keinen Segen mehr. Lindner ist entweder sehr schlecht informiert oder lügt.

[….] Ob jemand auf den Papst losstürmt und ihn verprügeln will oder schlicht keine Lust hat, die Kirchensteuer zu bezahlen, macht für die meisten Menschen wohl einen großen Unterschied. Kirchenrechtlich gesehen werden beide Fälle aber sehr ähnlich behandelt. Wer dem Papst "physische Gewalt" antut, zieht sich die Exkommunikation als Tatstrafe zu, so will es Canon 1370 des kirchlichen Gesetzbuchs "Codex Iuris Canonici" (CIC). Bei einem Kirchenaustritt fällt das Wort "Exkommunikation" seit 2012 zwar nicht mehr, die Konsequenzen sind aber fast die gleichen geblieben.   Mit dem Verzicht auf die Mitgliedschaft in der Kirche verliert eine Person laut dem Dekret der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) von 2012 das Recht, Sakramente zu empfangen, kirchliche Ämter zu bekleiden, Tauf- oder Firmpate zu sein, Mitglied von pfarrlichen oder diözesanen Räten zu werden oder diese zu wählen sowie Mitglied in öffentlichen kirchlichen Vereinen zu sein. Die Taufe ist zwar ein unauslöschliches Prägemal und kann nicht verloren werden, die rechtliche Stellung eines Ausgetretenen ist durch die kirchlichen Restriktionen aber auf ein absolutes Minimum heruntergefahren. […]

(Katholisch.de, 02.07.2020)

Beim Geld verstanden die Kirchen noch nie Spaß. Einfach wie Lindner zu behaupten, er wäre weiterhin spirituell und müsse daher den Segen bekommen, ist absurd.