"A
black Christian is like a black person with no memory."
- Chris Rock
Von
Europa aus betrachtet wundert man sich ein bißchen darüber, daß die vier
Top-Kandidaten der stramm rechts-konservativen Republikaner ein offensichtlich
schwer Geisteskranker, in Schwarzer und zwei Hispanics sind.
Müßten
Einwanderer und Angehörige von Minderheiten nicht eine natürliche Abscheu vor
der GOP haben?
Oder
umgekehrt betrachtet; wieso favorisieren die zornigen weißen Antiliberalen
kubanische Einwanderer und Dunkelhäutige für die Präsidentschaftskandidatur?
Geht jetzt etwa alles? Könnten auch eine Frau oder womöglich ein Schwuler für die Republikaner ins Rennen gehen?
Geht jetzt etwa alles? Könnten auch eine Frau oder womöglich ein Schwuler für die Republikaner ins Rennen gehen?
Vermutlich
gibt es Grenzen. Frau ist theoretisch möglich, aber sehr unwahrscheinlich.
Schwul ist sehr, sehr theoretisch möglich, aber praktisch so gut wie
ausgeschlossen und ein absolutes NoGo ist nach wie vor ein Atheist.
Offenbar
führt die partielle Überwindung der alten Rassen-, Geschlechter und
Konfessionsgrenzen aber nicht zu einem Ende der Trennlinien in der
amerikanischen Gesellschaft, sondern im Gegenteil zu einer Vertiefung der
Gräben.
Die
Frontlinien richten sich aber zunehmen an anderen Parametern aus.
Ein so
religiös geprägtes Volk wie das Amerikanische kann nicht die Grundhaltung aller
Religioten – „WIR SIND BESSER ALS DIE!“ – aufgeben.
Es muß
immer die anderen geben, auf die man hinabblicken kann. Die anderen, die so
niedrig stehen, daß man selbst automatisch weit über sie hinausragt.
Die
anderen sind aber heute weniger die Andersfarbigen, sondern die Anhänger der
anderen Partei.
George
W. Bush war der erste Präsident, der den Anspruch Präsident aller Amerikaner zu
sein aufgab und nur für „seine“ Hälfte der Bürger Politik machte.
In
seinem manichäischen Weltbild waren die anderen grundsätzlich im Unrecht,
because we do things right.
Er, der
auserwählte Präsident wurde von Jesus angeleitet und wer GWBs Entschlüsse
ablehnte war damit nicht nur anderer Meinung, sondern gegen ihn und gegen Gott.
Barack
Obama war angetreten, um die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden.
Das war
naiv, wie man heute weiß.
Bei dem
Versuch während seiner ersten zwei Amtsjahre immer die Republikaner mit ins
Boot zu holen, obwohl die Demokraten in beiden Parlamentskammern die Mehrheit
hatten, scheiterte er fürchterlich.
Die GOP
legte Obamas Umarmungsversuche als Schwäche aus und wurde immer aggressiver,
bis sie sukzessive die Mehrheit der Gouverneursposten, des Senats und des House‘
erobert hatten. Obama verlor entsetzlich viel Zeit und sieht nun trotz einiger
innenpolitischer Erfolge auf ein schlimmer gespaltenes Land denn je zuvor. Die
Republikaner haben sich inzwischen so sehr der Obstruktion verschrieben, daß
sie die Realität glatt negieren.
Die USA
sind unabhängig von den parlamentarischen Mehrheiten nahezu unregierbar
geworden.
Entweder
es gibt einen republikanischen Präsidenten Cruz, Trump, Rubio oder Carson und damit
einen Anführer, der die Demokraten so zutiefst hasst, daß er nie einen Kompromiss
eingehen wird, oder es wird mit Sanders oder Clinton eine Person Präsident, die
wie Satan persönlich die Hassgefühle der GOPer auf sich ziehen.
Willkommen
im amerikanischen Zeitalter der Parteien-Apartheid.
Der New
Yorker Soziologe Prof Jonathan Haidt sieht schwarz, und zwar dunkelschwarz.
[….]
Nicht Hautfarbe oder Religion sind die
Gefahr für die Demokratie in Amerika - sondern die Parteien.
Stellen Sie sich vor,
Sie gehören einem Auswahlkomitee an und müssen einen neuen Mitarbeiter
auswählen (oder jemanden, der an Ihrer Universität einen Platz bekommen sollte,
oder auch jemanden, der in Ihrem Forschungsgebiet einen Preis erhalten sollte).
Am Ende des Auswahlprozesses sind zwei Kandidaten übrig, die nach objektiven
Kriterien exakt gleichwertig wären. Welchen Kandidaten würden Sie wählen? Den
Kandidaten A, der dieselbe Hautfarbe hat wie Sie? Oder wäre es Kandidat B, der
das gleiche Geschlecht hat wie Sie? Kandidat C, der dieselbe Religion hat wie
Sie? Oder Kandidat D, der in derselben Partei ist wie Sie und der Ihre
ideologischen Ansichten teilt?
Die meisten Amerikaner
entscheiden sich heute für Kandidat D. [….] Es ist
überhaupt nicht gut für Amerika, die Welt und die Wissenschaft, dass die
Abneigung gegen Menschen mit anderen politischen Ansichten drastisch gestiegen
ist.
[….]
[….] [….] Für Amerika ist das sehr
bedenklich, denn ohne Kompromisse lässt sich keine leistungsfähige Demokratie
schaffen. Und wachsende Feindlichkeit zwischen Menschen mit unterschiedlicher
politischer Meinung bedeutet, dass Amerikaner die jeweils andere Seite nicht
nur für falsch, ja, für böse halten, sogar sie als eine Gefahr für die Existenz
der Nation sehen. Amerikaner müssen künftig mit mehr Polarisierung, mehr Hetze,
mehr Lähmung und blockierter Regierungsgewalt rechnen. [….]