Samstag, 13. Juli 2019

Trierer Tragik


Der Trierer Bischof Ackermann ist eine für römisch-katholische Verhältnisse mittelmäßig unangenehme Gestalt.

1963 in der Vulkaneifel geboren, 1987 Priesterweihe in Trier, 1991 Subregens im Trierer Priesterseminar, 1996 Domvikar in Trier, 1999 Regens in Ahrweiler, 2001 Dissertation, 2005  Kaplan Seiner Heiligkeit, 2006 Weihbischof von Trier, 2009 Bischof von Trier, 2010 Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz.

Natürlich konservativ, natürlich für den Zwangszölibat, natürlich schützt er eher die pädophilen Priester als deren Opfer. Wenn Kinder durch seine Priester vergewaltigt werden, stört es ihn insbesondere, wenn diese damit an die Öffentlichkeit gehen und darüber reden was ihnen angetan wurde. Die Opfer sollen die Klappe halten. Nach wenigen Tagen als Bischof warf er den in Südafrika für Aids-Kranke engagierten Eifeler Priester Stefan Hippler („Der Papst soll den Gebrauch von Kondomen endlich zulassen!“) raus. Denn bekanntlich „verschlimmern Kondome das AIDS-Problem“ (Benedikt XVI, unfehlbar).
Soweit, so normal.
Was Ackermann gar nicht mag, ist wenn seine katholischen Laien anfangen selbst zu denken und der Kirche helfen wollen.

[…..] Etwa 5000 Religionslehrerinnen und -lehrer im Bistum Trier bräuchten „konkrete Schritte und sichtbare Zeichen“ von Ackermann, wenn sie weiterhin als glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen des Glaubens, nicht nur vor den Schülerinnen und Schülern, sondern auch vor Kolleginnen und Kollegen, Eltern, Schulleitungen bestehen sollten.
In dem Forderungskatalog des Bundesverbands der katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer, an Bischof Ackermann,  heißt es unter anderem:   „Wir fordern das Ende eines repressiven Umgangs mit innovativ denkenden Theologinnen und Theologen. Zudem wird ein radikaler Wandel hinsichtlich der katholischen Geschlechterlehre gefordert. „Wir fordern ein Umdenken in Fragen von Sexualität insbesondere auch von Homosexualität, die Wertschätzung der menschlichen, körperlichen Verfasstheit verbunden mit der Freude am Körper und der eigenen Sexualität. Dringend notwendig erscheint ein ehrlicher Blick in die eigenen Reihen im Hinblick auf die Themen Sexualität, Homosexualität und Beziehungsfähigkeit“, schreibt der Bundesverband.
Schüler entdeckten eine intransparente, unehrliche, machtorientierte Amtskirche, die den Schutz der Heiligkeit ihrer Institution höher achte als die Menschen, die sich ihr anvertrauten. „Der Missbrauch und seine Vertuschung stellen nur die Spitze des Eisbergs dar, an dem das majestätisch-stolze Schiff der Kirche unterzugehen droht. Die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer Botschaft ist öffentlich zerrüttet“, so die Kritik der Religionslehrerinnen und -lehrer. […..]

Darüber hinaus agiert der Trierer Bischof im Umgang mit den Medien verhalten. Mit dem zutiefst abstoßenden arroganten und aggressiven Auftreten seiner Brüder im Amte (Meisner, Mixa, TVE, Dyba, Ratzi, Müller, Burke) kann Ackermann nicht mithalten.
Man laviert sich so durch.

Nach gerade mal neuneinhalb Jahren im Amt des offiziellen Missbrauchsbeauftragten, traf er sich diese Woche erstmalig mit den Opfern, den in seinem Bistum vergewaltigten, verprügelten und gequälten Kindern.
Man soll ja auch nichts übereilen.
Eine Dekade geht ja schließlich schnell ins Land und außerdem hatte Ackermann auch viel wichtigeres zu tun, als mit den Quälgeistern zu sprechen, die heute immer noch rumjammern, nur weil sie ein paar Jahre lang als Kind sexuell missbraucht und geschlagen wurden.
Da galt es vor allem den ursprünglich von ihm selbst engagierten Kriminologen Christian Pfeiffer wieder loszuwerden. Pfeiffer sollte den Missbrauch in der RKK zwar offiziell untersuchen, aber doch bitte nichts Negatives zu Tage fördern.
Der renitente Professor wollte sich aber bei seiner Studie tatsächlich ein eigenes Urteil bilden und nicht das schreiben, was Ackermann ihm vorschrieb.
Der Niedersachse wollte sich zur Empörung Ackermanns noch nicht mal bestechen lassen!

[…..] Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen KFN von Christian Pfeiffer hatte 2011 vom Verband der Diözesen Deutschlands den Auftrag bekommen, einen unabhängigen Forschungsbericht zum Missbrauch in der katholischen Kirche von 1945 bis heute zu erstellen. In den Wochen und Monaten danach soll die Kirche laut Aussage Pfeiffers aber immer mehr Einfluss auf die Forschungsarbeiten genommen haben - sogar von Zensur sei die Rede gewesen.
Im Dezember 2012 sollte die Zusammenarbeit dann bei einem Treffen in Hannover beendet werden. An dem Treffen nahm demnach auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann teil. Christian Pfeiffer sagte dem SWR, dass die Kirche ihm ein Schreiben vorgelegt hatte, in dem er sich verpflichten sollte, jeglichen Vorwurf von Zensur und Kontrollwünschen der Kirche zu unterlassen. Für dieses Schweigen soll die Kirche auch 120.000 Euro geboten haben. Pfeiffer sagte, das habe er abgelehnt. Daraufhin habe der Trierer Bischof Ackermann ihm erklärt, wenn er nicht unterschreibe und der Zensurvorwurf nach außen dringe, sei er ein Feind der katholische Kirche und man würde seinen guten Ruf öffentlich massiv attackieren. Pfeiffer nennt den Vorgang eine Bedrohung. Wörtlich heißt es in der "Zeit": "Das war der Versuch einer Nötigung." […..]

Ich verstehe gar nicht, was sich die Leute nun wieder aufregen. Ackermann ist damit nur ein ganz gewöhnlicher kirchlicher Schreibtischtäter, der dafür sorgt, daß seine Priester weiter Kinder ficken können und daß die Priester, die schon Kinder gefickt haben, in Ruhe gelassen werden.
Wer sich der weltgrößten misogynen und homophoben Missbrauchsorganisation anschließt, darf nichts anderes von den Kirchenfürsten erwarten.

Nach zwei Jahren im Amt des Missbrauchsbeauftragten nervten einige garstige Medien allerdings weiter.
Ackermann („Null Toleranz für Missbrauchstäter“) schützte weiterhin die Pädo-Verbrecher seines Bistums. Da regten sich die Linksgrünversifften schon wieder auf. Nur weil der Trier Bischof sieben pädophile und vorbestrafte Priester einsetzte. Na und? Sind doch nur Kinder, die missbraucht werden.

[…..] Als Missbrauchsbeauftragter der Kirche predigt der Trierer Bischof Stephan Ackermann „null Toleranz“. Im eigenen Bistum geht er milde mit pädophilen Pfarrern um. […..]
1994 wurde [Pfarrer V.]  wegen 28fachen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen im Bistum Trier zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Trotzdem blieb er im Kirchendienst, 1996 wurde er einfach in eine Auslandsgemeinde in die Ukraine versetzt. Dort, sagt er, habe er erneut Minderjährige missbraucht.
Heute ist V. 72 Jahre alt. "Ich kann es nur mit dem Alkoholismus vergleichen", sagt er leise. […..] Trotzdem ist ihm Kontakt zu Minderjährigen weiter möglich, regelmäßig besuchen Kinder seinen Arbeitsplatz.
[…..]  Schon im Januar musste sich Ackermann öffentlich entschuldigen, weil er einen mutmaßlich pädophilen Priester noch 2011 nicht umgehend beurlaubte. Jetzt liegen dem SPIEGEL Informationen über sieben weitere Fälle von pädophil auffällig gewordenen Pfarrern vor, die im Dienst des Bischofs stehen.
Da gibt es einen Geistlichen, der als Lehrer eines Internats an der Saar über Jahre sexuelle Beziehungen zu einem seiner Schüler unterhalten haben soll und nun Gemeindepfarrer im Bistum ist. Zwei seiner Mitbrüder, die als Besitzer von Kinderpornografie verurteilt wurden, wirken als Gottesmänner in Krankenhäusern. Ein weiterer Kollege durfte Ende vorigen Jahres schon wieder Messen lesen, obwohl er erst im März 2011 suspendiert worden war - mehrere inzwischen verjährte Missbrauchsfälle gehen auf sein Konto.
[…..] Sie schrieben dem Bischof einen Brief über ihre "tiefe emotionale und pastorale Irritation, den Zorn, die Scham und die Bestürzung" wegen des Umgangs mit Missbrauch im Bistum.
Statt den Fall aufzugreifen, wies Ackermanns Generalvikariat erst mal die Kritiker zurecht. Es hieß, solche Aktionen sollten unterlassen werden. Die Folge: Viele Opfer, Gemeindemitglieder, aber auch die betreffenden Pfarrer fühlen sich von der Kirche alleingelassen, auch Pfarrer V. […..]

Klar, all den Verbrecher-Soutanen weiterhin Zugang zu kleinen Kindern zu organisieren, kostet Zeit und Energie.
Da kann man sich nicht auch noch mit denen treffen, die missbraucht werden.

Immerhin, im Juli 2019 nahm sich Herr Ackermann doch erstmals ein paar Stunden Zeit dafür.

[…..]  Erstmals trafen sich Mitglieder einer Organisation von Männern und Frauen, denen Priester und Ordensleute im Bistum Trier sexuelle Gewalt angetan hatten, in größerem Rahmen mit ihrem Bischof Stephan Ackermann. Der ist nicht nur der höchste kirchliche Repräsentant der Diözese, sondern auch der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des Missbrauchs in der katholischen Kirche. Mit einzelnen Mitgliedern der Gruppe "MissBIT" hatte Ackermann schon Kontakt, ein Gespräch in größerem Rahmen, offen auch für einige ausgewählte Medienvertreter, hatte es zum Leidwesen der Betroffenen bislang noch nie gegeben. […..] Viele der Betroffenen sind, wie zahllose andere Missbrauchte auch, verletzt, enttäuscht, verbittert über das Verhalten katholischer Verantwortlicher. Weil sie seinerzeit Gewalt erfuhren und heutzutage, wie sie sagen, abgekanzelt, übergangen und schlimmstenfalls, so die Klage, abermals traumatisiert werden.
[…..]  Der über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Tenor Thomas Kiessling, vergewaltigt als Kind von einem Pater, wollte von Ackermann wissen, warum Männer wie er sich selbst bei Anträgen auf Anerkennungszahlungen stundenlang intimsten Fragen stellen müssten, die die furchtbaren Erinnerungen an die Untaten wieder erweckten. Man brauche Kriterien für die Zahlungen, aber heutzutage müsse niemand Dinge sagen, die er - oder sie - nicht sagen wollte, antworteten die Mitarbeiter Ackermanns. […..] Berthold Mertz etwa, der Vater einer Tochter, die nach der Geburt in einem katholischen Spital in Bernkastel-Kues misshandelt wurde und seither behindert ist. Inzwischen ist sie 20 Jahre alt, der Vater muss, wie Mertz sagt, trotz Zusicherung kompletter Kostenübernahme um viele Rechnungen kämpfen. Er ist nervlich am Ende. Und sagt: "Ich habe meinen Glauben verloren." […..]

So wie ich nicht verstehe, daß das liberale Deutschland sich über den Zölibat beklagt und die Aufhebung Desselben wünscht (ich bin ein extremer Befürworter kirchlicher Sexfeindlichkeit, Misogynie und Homophobie; alle Maßnahmen, die Kirchenmitglieder dazu bringen auszutreten, sind mir willkommen), so freue ich mich auch über Päderasten-freundliche Bischöfe.
Denn gegen sexuellen und psychischen und physischen Missbrauch in der Kirche helfen nur Säkularismus, Laizismus und Atheismus.
Wir brauchen unbedingt den massenhaften Kirchenaustritt, um die Geißel Kirche loszuwerden.

Die eigentliche Tragik in Trier ist daher nicht das Geschehene an sich, sondern daß die ehemaligen Opfer heute immer noch um die Kirche kreisen, nach Anerkennung durch den Bischof gieren, sich abmühen, die Kirche besser und transparenter zu machen, der Kirche helfen, die Kirche mit ihren Mitgliedsbeiträgen finanzieren.

Nur konsequentes Austreten hilft das parasitäre Verhältnis der Religioten in den bunten Kleidern zum Staat zu beenden.
Betroffene, wie die von mir hochgeschätzte Claudia Adams, müssen sich immer noch von der RKK demütigen lassen. Bei den Tätern darum betteln finanzielle Beihilfen zu bekommen.

[…..] "Warum Männer wie er sich selbst bei Anträgen auf Anerkennungszahlungen stundenlang intimsten Fragen stellen müssten, die die furchtbaren Erinnerungen an die Untaten wieder erweckten". - Man brauche Kriterien für die Zahlungen, aber heutzutage müsse niemand Dinge sagen, die er - oder sie - nicht sagen wollte  (!)  antworteten die Mitarbeiter Ackermanns. Der Bischof selbst gab zu: "Wir haben seit 2010 dazu gelernt."
Die Frage, was genau Bischof Ackermann seit 2010 dazu gelernt habe, ist meiner Meinung nach mehr als berechtigt. Wenn ich den vor mir liegenden schriftlichen " Antrag auf Leistungen in Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde" aus dem Jahr 2011 mit dem Antrag von 2019 vergleiche,  finde ich keine Abänderung im Wortlaut.
Ich sehe auch keine Änderung in der Befragungsmethode zwischen einem "Protokollgespräch"  welches 2011 stattfand und einem "Protokollgespräch", welches 2019 stattfand.  […..] Tathergänge sollen schließlich genau weiterhin so detailliert wie möglich beschrieben werden -  und wenn der Täter mehrmals übergriffig wurde und über einen längeren Zeitraum hinweg, dann bitte nacheinander, einzeln und - möglichst detailgetreu, wie und auf welche Weise. Und nicht nur die sexuellen Handlungen, sondern auch die Gewaltanwendungen. -
Beispiele von Fragestellungen, die bei Fachleuten eine große Sprachlosigkeit hinterlassen,  liegen mir zwar vor,  dürfen aber an dieser Stelle nicht veröffentlicht werden. Warum? - Weil es von dem Betroffenen zu unterschreiben gilt, dass der Inhalt des Gespräches streng vertraulich ist. (Lediglich die zum Mitarbeiter-Stab des Bischofs gehörenden Personen haben Zugang.) […..] "Heutzutage müsse niemand Dinge sagen, die er - oder sie - nicht sagen wollte  antworteten die Mitarbeiter Ackermanns." - Diese Aussage klingt wie ein Hohn. Wenn ein Betroffener nichts sagen kann, welche Kritierien sollen dann greifen? […..]

Austreten. Alle. Sofort.