Montag, 15. Dezember 2025

Länger leben

Die Anti-Aging-Industrie hat selbstverständlich längst die Männer entdeckt, bietet vielfältige Produkte, die uns y-Chromosomer frisch und straff machen.

Es gilt, sich auch optisch dem einen großen Menschheitsziel zu verschreiben: Die Sterblichkeit zu überwinden.

[…] Mehr als 50 Pillen täglich, ständige Körperüberwachung und öffentliche Wetten über seine Erektionen: Der Tech-Unternehmer Bryan Johnson ist zum kontroversen Netzphänomen geworden. Jetzt widmet sich die Doku "Don't Die" dem Mann, der nie sterben will. […] Der Mann, um den es geht, ist der amerikanische Tech-Unternehmer Bryan Johnson – der selbsternannte "meistvermessene Mensch der Welt". Bizarre Aktionen wie das Wetten auf Körperfunktionen sind für ihn nur ein kleiner Teil eines größeren Experiments: seinem Kampf gegen das Altern.

"Nächtliche Erektionen sind ein wichtiger biologischer Altersmarker und stehen für sexuelle, kardiovaskuläre und psychologische Gesundheit", erklärt Johnson auf der Plattform X. "Männer mit schwachen nächtlichen Erektionen haben ein 70 Prozent höheres Risiko, frühzeitig zu sterben." […] Johnson ließ sich eine Zeit lang Blutplasma seines Sohnes verabreichen. [….]

(BR, 03.01.2025)

Obschon Kryo-Unternehmen boomen, die unsere Körper in flüssigem Stickstoff bei -196°C badend für Jahrzehnte und Jahrhunderte aufzubewahren, ahnen wir eins: Älter werden mag nicht schön sein, ist aber die einzige Methode länger zu leben.

[….] Die Alcor Life Extension Foundation ist eine von drei Organisationen in den USA, die Menschen anbieten, ihren Körper nach dem Tod mithilfe von Kälte zu konservieren. In einem Werbevideo erklärt Max More, der ehemalige Präsident der Stiftung, was passiert, wenn ein Kunde im Sterben liegt: „Sobald wir eine Notfallmitteilung erhalten, schicken wir unser Standby-Team raus. Nachdem die Person für klinisch tot erklärt wurde, legen unser Leute los.“

Das Notfallteam beginnt dann sofort mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung und fängt an, den Körper mithilfe von Eis zu kühlen. Danach wird die oder der Tote ins Behandlungszentrum nach Arizona gebracht, wo die eigentliche Prozedur beginnt. Die Konservierung und Aufbewahrung eines ganzen Körpers kostet mindestens knapp 180.000 Euro, die Aufbewahrungskosten pro Jahr liegen bei rund 169 Euro.  [….]

(Deutschlandfunk, 15.09.2020)

Daß wir in einem 14 Milliarden Jahre alten Weltall, 66 Millionen Jahre nach dem Ende der Dinosaurier, mit einer lächerlichen Mikro-Lebensspanne von rund 75 Jahren geschlagen sind, halten wir nicht aus. Unser Hirn ist zu unterentwickelt, um sich der eigenen Sterblichkeit stets bewußt zu sein.

[….] Sie schlafen auf gekühlten Matratzen, schlucken Dutzende Vitaminpillen oder lassen ihr Plasma austauschen: Biohacker wie die Silicon-Valley-Unternehmer Bryan Johnson und Dave Asprey versuchen mit vielen Mitteln, das biologische Altern zu verlangsamen und ihre Lebensspanne zu verlängern.   [….]

(Valentina Reese, 10.12.2025)

Wir können nicht akzeptieren, im kosmischen Sinn vollkommen irrelevant zu sein. Das machen sich Religionen zu Nutze, die ewiges Leben versprechen und dafür Kontrolle über das „diesseitige Leben“ verlangen.

Das macht sich aber auch der Kapitalismus zu Nutze, indem er uns die Illusion verkauft, viel länger leben zu können. Deswegen gibt es an jeder Ecke ein Fitnessstudio. Deshalb gibt es Schönheitschirurgie. Coaches, Anti-Aging-Nahrungsergänzung. Deswegen kleistern sich schon 12-Jährige mit Anti-Aging-Cremes zu.

[…..] Die globale Anti-Aging-Marktgröße war im Jahr 2023 rund USD 73,56 Milliarden wert und wird voraussichtlich auf rund USD 121,23 Milliarden bis 2033 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5,12 % zwischen 2023 und 2033 wachsen. Anti-Aging-Geschäft entwickelt sich schnell durch erhöhtes Bewusstsein und Bewusstsein unter den Menschen in Bezug auf Zeichen der Alterung, wie Stirn feinen Linien, Gesichtsfalten und mangelnder Hautton. Das zunehmende Interesse an der jugendlichen Suche ist auf dem Vormarsch.   [….]

(Spherical Insides)

Dafür, daß wir angeblich alle kein Geld mehr haben, den Gürtel enger schnallen müssen, weil alles so teuer geworden ist, prassen wir enorm viele Milliarden Euro komplett sinnlos raus. Alles dem einen, a priori zum Scheitern verurteilten Wunsch untergeordnet, länger zu leben.

Dabei gibt es eine preiswerte Methode das eigene Leben signifikant zu verlängern, die tatsächlich funktioniert:
Kastration!

[….] Diese radikale Maßnahme könnte dem Ziel, lange zu leben, nämlich ebenfalls dienlich sein. Zumindest führen Kastration und Sterilisation bei vielen Säugetierarten zu einer längeren Lebensspanne. Das geht aus einer Studie der University of Otago und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie hervor, die kürzlich im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde.

Dafür analysierten die Forschenden um Mike Garratt von der Otago School of Biomedical Sciences die Daten von 117 Tierarten in Zoos und Aquarien weltweit. Außerdem erstellten sie eine Meta-Analyse von 71 Studien, die verschiedene Wirbeltierarten umfassten. Das Ergebnis: Die Lebenserwartung nahm um zehn bis 20 Prozent zu, wenn die Tiere kastriert oder sterilisiert waren. Die relative Zunahme der Lebensspanne war bei beiden Geschlechtern ähnlich, allerdings vermuten die Forschenden unterschiedliche Ursachen bei Männchen und Weibchen.

Bei Männchen könnte der Effekt durch die Entfernung der Sexualhormone bedingt sein, mutmaßen die Autoren. Eine frühe Kastration wirkte sich besonders stark auf die Lebensspanne aus, während eine Vasektomie, bei der die Hormonproduktion aufrechterhalten bleibt, keinerlei Auswirkungen hatte. Woran liegt das? „Die Sexualhormone könnten mit Signalwegen im Körper interagieren, die das biologische Alter regulieren“, vermutet Studienleiter Garratt in einer Pressemitteilung. Zudem könnte die Kastration die Männchen womöglich weniger risikobereit und aggressiv gemacht haben. Gewalt und Übermut können zuweilen auch zum Tod führen. […] Kann man diese Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen? Sollte man Biohackern und Longevity-Fans raten, sich kastrieren oder sterilisieren zu lassen? Frühere Studien liefern zumindest bei den Männern Hinweise darauf. Die wohl bekannteste Studie, die 2012 in Current Biology erschien, untersuchte das anhand historischer Aufzeichnungen von 81 koreanischen Eunuchen aus der Chosun-Dynastie, die zwischen Mitte des 16. Jahrhunderts und der Mitte des 19. Jahrhunderts lebten.

Die Ergebnisse legen nahe, dass kastrierte Männer in dieser Zeit zwischen 14 und 19 Jahre länger lebten als nicht kastrierte Männer ähnlichen sozialen Standes. Drei der Eunuchen sollen sogar über 100 Jahre alt geworden sein, was für diese Zeit ein bemerkenswert hohes Alter ist. Auch in die Meta-Analyse der aktuellen Studie sind historische Daten von Männern einbezogen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der kastrierten Männer war demnach um 18 Prozent höher als die von nicht kastrierten. […]

(Valentina Reese, 10.12.2025)

Die Biohacker Bryan Johnson und Dave Asprey hingegen glauben an Erektionspower und lassen sich künstlich Testosteron zufügen. Das könnte ein Rohrkrepierer sein.