Bekanntlich
wurde daraus eine der erfolgreichsten Romanreihen aller Zeiten.
Ich las
mit 14 Jahren das erste Mal das ganze Tolkien-Werk am Stück durch und war – wie
so viele – total in den Bann dieser Welt gezogen. Mich begeisterte der
abenteuerliche Plot, während ich die vielen Gedichte, Balladen und Lieder
zunächst ignorierte. Für den teilweise extremen Rassismus Tolkiens fehlten mir
damals noch die Antennen.
Ich las
den „Herrn der Ringe“ noch viele Male und verlagerte dabei mein Interesse
kontinuierlich in den sprachlichen und lyrischen Bereich; verglich
Übersetzungen, sah ins Original und lernte sogar Passagen einiger Balladen
auswendig.
Emotional
faszinierte mich am meisten das „Weitblicken“ der hochgestellten
Persönlichkeiten, der Reinrassigen, Uralten und Adeligen, der Mächtigen.
Sie
richteten ihren Blick auf weit entfernte Ländereien, schauten anderen Lebewesen
tief ins Herz. Sie konnten auf geheimnisvolle Weise konzentriert auf
Geschehnisse in 1000 Meilen Entfernung sehen und ohne ihre Paläste zu verlassen
die Welt erkennen und analysieren.
Auch das Böse schlechthin, Sauron, konnte das. Sein Symbol war nicht von ungefähr ein lidloses feuriges Auge.
Auch das Böse schlechthin, Sauron, konnte das. Sein Symbol war nicht von ungefähr ein lidloses feuriges Auge.
Die
hohen Herren verwendeten übrigens auch Hilfsmittel, die Palantiri.
[….] Die
Palantíri wurden im Zeitalter der Bäume von Feanor geschaffen und ermöglichten
es, über größere Entfernungen miteinander zu kommunizieren. Elendil brachte
sieben dieser Steine mit nach Mittelerde. Der Meisterstein, der alle Steine
sehen konnte, befand sich im Turm von Avallóne auf der Insel Tol Eressea. So
hielten die unsterblichen Lande Kontakt mit Mittelerde. Nur einer der Steine in
Mittelerde, der im Elostirion auf den Turmbergen, war nach Westen gerichtet und
hielt dadurch den Kontakt mit den Elben. [….] Die Palantíri waren vollkommene Kugeln, die im Ruhezustand von
tiefschwarzer Farbe waren und so aussahen als bestünden sie aus massivem Glas
oder Kristall. Die kleinsten hatten einen Durchmesser von etwa einem Fuß
(~30cm), doch einige, vor allem die Steine von Osgiliath und Amon Sûl, waren
viel größer und konnten von einem Mann allein nicht mehr hoch gehoben werden. [….][….]Kundige "Geister" konnten auch
bestimmte Bereiche im Stein durch Konzentration ausblenden oder vergrößern,
sodass z. B. zu erkennen war, ob ein Mensch einen Ring an der Hand trug. Diese
Konzentration war aber sehr ermüdend und führte oft zur Erschöpfung, sodass sie
nur selten verwendet wurde, wenn Informationen dringend benötigt wurden. [….]
[….]
Durchaus
faszinierend, daß ein Autor in den 1920er Jahren Sattelitenkommunikation und
Smartphones in seine Romane einbaute.
Als
Teeni stellte ich mir vor wie es wäre mit so einem durch meinen Willen
gesteuerten Palantir den Dingen überall in der Welt auf den Grund zu sehen.
Nie
hätte ich mir träumen lassen eines Tages etwas Vergleichbares – nämlich Laptop
und Internet auf dem Schreibtisch stehen zu haben und damit tatsächlich meinen
Blick nach meinem Belieben in die Welt richten zu können.
Tatsächlich
ist es erschöpfend und tatsächlich richtet man den Blick wie von einer bösen
Sauron-Macht manipuliert immer wieder auf dieselben grauenhaften Vorgänge:
Trump, die katholische Kirche, die CSU, die die AfD kopiert. Auf die Bundesregierung, in das Willy-Brandt-Haus. Nach Syrien, nach Osteuropa.
Trump, die katholische Kirche, die CSU, die die AfD kopiert. Auf die Bundesregierung, in das Willy-Brandt-Haus. Nach Syrien, nach Osteuropa.
Und man
wird wie einst Herr Peregrin Tuk anschließend von schweren Kopfschmerzen
geplagt, fällt in Ohnmacht.
Wenn man
es aber mal schafft auch in eine andere Ecke der Welt zu sehen, stellt man
fest, daß es auch dort von Vollidioten wimmelt, daß die Bürger mit sicherem
Griff ins Klo die schlimmstmöglichen Regierungen zusammenwählen und ihre
Regierungschefs ganz gewaltige Peinlichkeiten sind.
Beispiel
England. In den letzten Wochen hatte ich durch meine Fixierung auf Berlin und
Washington fast schon vergessen wie unfassbar unfähig Theresa May durch ihre Regierungszeit
debakuliert.
Gewählt
dafür Großbritanniens Niedergang durch den EU-Austritt zu besiegeln, hatte May
geschlagene anderthalb Jahre nur tumb verkündet „Brexit ist Brexit“,
statt auch nur die geringste Idee zu entwickeln, wie sie das eigentlich bewältigen
will.
Die
Briten sind wirklich in besonderer Weise geschlagen mit ihrer Regierung.
Der Gaga-Außenminister Johnson blamiert England
in aller Welt, andere Minister treten unter skandalösen Umständen zurück.
Inzwischen
verkündete May, sie wolle sich eben doch die Rosinen herauspicken – also England
alle Vorteile der EU zukünftig auskosten lassen, ohne jedoch irgendwas zu bezahlen
oder Lasten zu übernehmen. Ein Land glaubt 27 Ländern Vorschriften machen zu
können.
Vollkommen
irre, die Frau.
[….]
Peinlicher geht es kaum für May
In fünf Monaten sollen
die Verhandlungen um den Brexit abgeschlossen sein, in etwa 330 Tagen will
Großbritannien die EU verlassen. Doch der Vorschlag der Premierministerin, wie
das gehen könnte, wird als "Desaster" bezeichnet - von der eigenen Partei.
[….]
Michel Barnier, der Chef-Unterhändler der
EU, hatte den Vorschlag, mit dem Theresa May in ihre jüngste Kabinettssitzung
ging, zwar sowieso schon für unbrauchbar erklärt. Aber es war der einzige, den
sie hatte; also klammerte sie sich bis zuletzt daran. Nun hat sie gar keinen
mehr.
Denn eine Mehrheit
ihrer Minister hat den ziemlich komplizierten Plan einer
"Zollpartnerschaft" abgelehnt, mit dem die Briten künftig für die EU
Importzölle einsammeln und diese an Brüssel weiterleiten wollten. Sie haben der
Premierministerin gesagt, sie solle erst wiederkommen, wenn sie eine bessere
Idee habe. Worte wie "Desaster" und "kretinös" sollen
gefallen sein. Alle Varianten, mit denen Grenzanlagen in Irland vermieden
werden können, sind jetzt zur Überarbeitung an die Fachleute zurückverwiesen worden.
Peinlicher geht es kaum.
Es war der letzte von
einem Dutzend Rückschlägen, die May in den vergangenen Wochen erfahren hat. Die
Frage, wann sie zurücktritt, steht wieder im Raum. Schlimmer noch: Zwei Jahre
nach dem Brexit-Referendum und ein Jahr nach Beginn der Austrittsverhandlungen
gibt es keinen klaren Plan, wie die Handelsbeziehungen mit der EU aussehen
sollen. Oder, womit Zollunion und Binnenmarkt ersetzt werden könnten. [….] Damit bleibt die Irland-Frage weiter ungelöst. Und die Briten staunen
einmal mehr darüber, dass ihre Regierung noch immer konzeptionslos und
zerstritten in einen Brexit stolpert, dessen Ausformung und Ausführung nach wie
vor in den Sternen stehen. […..]
PS:
Ich bin übrigens stolz nie einen Tolkien-Film gesehen zu haben und meine „Herr-der-Ringe“-Kenntnis allein auf meiner eigenen Lektüre und nicht irgendwelchen Hollywood-Kitschbildern basiert.
Ich bin übrigens stolz nie einen Tolkien-Film gesehen zu haben und meine „Herr-der-Ringe“-Kenntnis allein auf meiner eigenen Lektüre und nicht irgendwelchen Hollywood-Kitschbildern basiert.