Dienstag, 15. September 2020

Der Gewöhnungseffekt ist enorm.

Vor vier Jahren hätte niemand auf der Welt sich vorstellen können, daß ein US-Präsident es überlebt nicht nur unablässig zu lügen, sondern sich dabei erstens auch kontinuierlich selbst zu widersprechen und dabei zweitens deutliche Anzeichen von Senilität zeigt, indem er dauernd Worte grotesk verballhornt.

Eine drastische Lüge, drei drastische Lügen – das fällt auf.
Aber was soll schon noch bemerkenswert sein, wenn einer bereits nachgewiesenermaßen über 20.000 mal in knapp vier Jahren gelogen hat?

Im Ragetweeting-Modus haut Trump bis zu 100 Tweets am Tag raus, die nur vor Lügen strotzen.

[…..] In what may be a new record for President Donald Trump, he made four false claims in one sentence of a tweet on Saturday.
The sentence was about Hillary Clinton, Trump's 2016 election opponent, and Andrew McCabe, the former deputy director and acting director of the FBI. […..]

Vorgestern prahlte Trump bei einer Pressekonferenz den „Schweinebucht-Preis“ der hispanischen US-Bevölkerung bekommen zu haben.
So einen Preis gibt es gar nicht; er denkt sich diesen Unsinn spontan aus.

[…..] Dabei spielt Trump in die Karten, dass die „Latinos“ traditionell als den Republikanern gewogen gelten. So sehr gewogen, dass Trump jetzt seinen „Schweinebucht-Preis“ in die Arena des öffentlichen Diskurses wirft, um nachzuweisen, wie sehr ihn die Hispanics lieben. Diesen hätten ihm, so Trump, die „Miami Cubans“ als Auszeichnung für all die großen Taten verliehen, die er der „großartigen kubanischen Bevölkerung“ der USA hat angedeihen lassen.
Eine schöne Auszeichnung, ein Nachweis der Unterstützung aus Reihen der in Florida für einen Wahlsieg kaum verzichtbaren Wählergruppe der Hispanics. Nur ein verschwindend kleines Detail lässt Donald Trump dabei unerwähnt: Es gibt gar keinen „Schweinebucht-Preis“. Die Auszeichnung ist frei erfunden. Ärgerlich für Trump, dass die Internetgemeinde solche unbedeutenden Details in unseren modernen Zeiten relativ schnell ergänzt. [….]

Die Kollegen empfinden inzwischen echte Bewunderung für die Moderatoren der FOX-Sendungen, die Trump live anruft und dann mitunter 20 oder 25 Minuten am Stück mit einem endlosen Schwall idiotische Sinnlosigkeiten eindeckt, während sie unverwandt in die Kamera starren müssen, ohne sich anmerken zu lassen was sie offensichtlich denken: ‚Jetzt hat er völlig den Verstand verloren‘.


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🤣🤣🤣 @ProjectLincoln #TrumpHidTheTruth pic.twitter.com/vtnvZ6dbAt
𝓚𝓮𝓵𝓵𝔂 (@kellabel) September 15, 2020

Wir alle; also Trump-Anhänger und Menschen mit einem IQ über Zimmertemperatur, haben inzwischen gelernt bis zu einem gewissen Grad zu ignorieren, was der bornierte Soziopath aus dem Oval Office für Unsinn faselt.
Man schaltet auf Durchzug, denkt an etwas anderes, wenn man ihn reden hört und überfliegt die Gaga-Tweets.
Es ist wie bei der Pflege einer Person, die man schon früher nicht mochte und die nun an Demenz im Endstadium leidet.
Man lässt sie plappern, tut das Nötige (wie Windeln wechseln), nimmt aber nichts mehr ernst, was der Patient von sich gibt.

Das ist aber ein gefährlicher Effekt, da der Mann einer der Mächtigsten auf diesem Planeten ist und zudem allein über den Atomkoffer verfügt.
Zudem sind weite Teile der Bevölkerung von sozialen Medien und dunklen Propaganda-Maschinen wie FOX derartig in die Verblödung gesendet, daß sie Donald Trump durchaus ernst nehmen.

Es ist also wichtig aufmerksam zu bleiben, auch wenn man nicht zufällig wie FOX-Moderator Brian Kilmeade dazu gezwungen ist, weil man live auf Sendung dabei beobachtet wird wie man IQ45 folgt.



Meistens höre ich Trump im Original, indem ich seine Auftritte in amerikanischen Newssendungen oder ausschnittsweise in Videos der sozialen Medien verfolge. Es ist das typische Trump-Paket mit dieser abstrusen vornübergebeugten Körperhaltung, der grotesken organgen Schminke mit den weißen Augenringen und dem aufgeplusterten toten Frettchen auf dem Kopf.
Dadurch bin auch ich zu einem gewissen Grad abgestumpft.
Ich stelle aber fest, daß bei einer Abwandlung der Routine der Fokus wieder stärker auf den Inhalt gelegt wird.

Das passiert, wenn man Trumps wirre Interviews oder Briefings als Transkript nachliest.
Die Webseite des Weißen Hauses veröffentlicht alles, das er öffentlich rausblubbert noch einmal als Text.
Erst wenn man es schwarz auf weiß ohne die optische Ablenkung seiner Clown-Gestalt vor sich hat, erfasst man das volle Ausmaß des Unsinns.




[…..] we’ve had tremendous support, as you know and you can see from, probably, everything, including polls.  I don’t give a lot of significance to polls, even though we’ve been getting very good polls.  We just got a very good one from Rasmussen, as you probably saw.  And we certainly got a very good one from within the Republican Party: 95 to 96 percent.
[…..] When trees fall down, after a short period of time — about 18 months — they become very dry.  They become, really, like a matchstick.  And they get up — you know, there’s no more water pouring through, and they become very, very — well, they just explode.  They can explode.
Also, leaves — when you have years of leaves — dried leaves — on the ground, it just sets it up.  It’s really a fuel for a fire.  So they have to do something about it.
They also have to do cuts.  I mean, people don’t like to do cuts, but they have to do cuts in between.  So if you do have a fire and it gets away, you’ll have a 50-yard cut in between so it won’t be able to catch to the other side.  They don’t do that.
If you go to other countries — you go to Austria, you go to Finland, you go to many different countries, and they don’t have — I was talking to a head of a major country, and he said, “We’re a forest nation.  We consider ourself a forest nation.”  This was in Europe.  I said, “That’s a beautiful term.”  He said, “We have trees that are far more explosive…” — he meant “explosive” in terms of fire — “…but we have trees that are more explosive they have in California, and we don’t have any problem because we manage our forests.”  […..] So we talk about forest management.  And I’ve been talking about it for a long time — that they have to do that.  You go to other countries, and they don’t have this problem, and they have more explosive trees — meaning they catch fire much easier.  So we have to talk about that, in addition to other things. […..] You know, if you look at other countries — you go to other countries in Europe — Austria and Finland and numerous countries — and I talk to the heads.  They’re — they’re forest nations.  They’re in forests.  And they don’t have problems like this.  And they have very explosive trees, but they don’t have problems like this. […..] So, you know, we’ll be talking about that.  It’s very important.  The management is very important.  That’s why you always have them here.  When you think of it, you see it in Europe, it doesn’t happen to — they manage — well, it doesn’t happen much.  I’ll have to be exact with you people.  You understand that. […..] But if you did manage your forest, and if you removed all of that really dry and just — it’s like — “explosive” is the only word.  You drop a cigarette on it, you come back a half hour later, and you have a forest fire.  If you don’t have that sitting there, nothing is going to burn.  Because the last thing to go are the bases of the trees because they’re soaking wet from the tree soaking up the water.  So they have to be able to do that.  If they do that, they’re going to have a much different situation. […..]

Pro-Tipp: Trumps Worte laut vorlesen.

Eine andere gute Methode des Trump-Gewöhnungseffekt zu umschiffen ist es bewußt die deutsche Übersetzung zu lesen.
Das ist ebenfalls eine so unübliche Darreichungsform, daß der Schwachsinn umso klarer wird.


Seine Behauptungen, es gäbe keinen menschengemachten Klimawandel, Bäume explodierten und viele Europäer lebten in Wald-Städten, die aber anders als im demokratisch regierten Kalifornien stets gut geharkt wären, daß sie niemals brennen würden, klingen bei FOX AND FRIENDS wie der übliche Irrsinn.



Erst in Deutsch und niedergeschrieben wird klar wie verrückt der Mann ist und wie es um ein Volk stehen muss, wenn eine Hälfte davon so etwas glaubt.

[…..] Trump: "Österreicher leben im Wald"
US-Präsident nennt Management des Waldbodens in Österreich als Positivbeispiel. In Europa könne man, anders als in Kalifornien, Brände nämlich verhindern. Donald Trump hat sich am Dienstag lobend über Österreich geäußert, dabei genaues geografisches Wissen aber vermissen lassen. Der US-Präsident sprach auf Fox News über die Waldbrände in Kalifornien und warf der dortigen demokratischen Regierung einmal mehr vor, das Management des Bodens außer Acht zu lassen. In Europa komme es viel seltener zu Waldbränden, sagte er, weil man dort mit dem dichten Grün umgehen könne. Als Beispiel nannte er auch Österreich. Man sollte sich etwa "Staaten wie Österreich ansehen, dort leben sie im Wald. Sie haben dort quasi Waldstädte", sagte er.
Trump hatte schon vorher aufhorchen lassen, als er in einem Gespräch mit dem demokratischen Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, den Klimawandel als Grund für die dramatischen Waldbrände im Westen des USA in Abrede stellte. Trump sagte, Wissenschafter, die von einer begünstigenden Wirkung des erhitzten Klimas für Feuersbrünste sprächen, würden wenig von der Sache verstehen. Er "glaube nicht, dass die Wissenschaft weiß", was wirklich passiere, sagte er. […..]