Donnerstag, 24. März 2022

Kriegsansichten

So einen Krieg kann man gut und richtig finden. Vielleicht, weil man sadistisch veranlagt ist, weil man Aktienpakete von Rüstungsunternehmen besitzt oder weil man als Nationalist, eine andere Nation grundsätzlich hasst.

So einen Krieg kann schlecht und richtig finden. Vielleicht, weil man mitfühlend veranlagt ist, das Morden und die Zerstörungen ablehnt, aber nur so noch viel größeres Unheil abwenden kann. Der Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg war so ein Fall.

So einen Krieg kann schlecht und falsch finden. Wie zum Beispiel die völkerrechtswidrigen US-Angriffskriege auf die Philippinen ab 1899, auf Vietnam ab 1965, auf den Irak 1991 und 2003. Oder der deutsche Angriff auf Polen 1939. Das war abscheulich, brutal und führte jeweils zu Millionen Toten.

Typisch für Kriege ist, daß unterschiedliche Nationen den Krieg anders beurteilen, daß aber auch eine Nation innerhalb von ein paar Jahren die Meinung fundamental ändert.

Die Kriegsbegeisterung der Deutschen war 1914 enorm. Voller Freunde meldeten sich alle freiwillig und zogen los. 1917/18 fanden sie den Weltkrieg allerdings nicht mehr ganz so toll.

Die deutsche Kriegsbegeisterung 1939 war weniger ausgeprägt als 1914, weil noch so viele Menschen lebten, die sich erinnerten, in welcher Katastrophe es endete. Als im Juni/Juli 1940 auch Frankreich besiegt war, Mitteleuropa komplett unter deutscher Herrschaft stand und Hitler eine Siegesparade in Berlin abhielt, erreichte die Begeisterung für Krieg und den Nationalsozialismus ein Maximum. Soziologen sprechen von einer deutlich über 90%igen Zustimmung für Hitler an dem Tag. Fünf Jahre später, nachdem sich Hitler an derselben Stelle erschossen und zyankalisiert hatte, Deutschland aus Ruinen bestand und 6,3 Millionen Deutsche tot waren, war der Zweite Weltkrieg schon weniger populär.

Die Talibanherrscher fanden den Angriffskrieg auf Afghanistan im Jahr 2001 schlecht und falsch. Im Westen fanden ihn viele schlecht und richtig. Nach 20 Jahren konnte man nichts Richtiges mehr finden.

Ich finde den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine schlecht und falsch. Wladimir Putin und viele Russen, finden diesen Krieg immerhin richtig, einige sogar gut und richtig.

Zu der Fraktion gehört Patriarch Kyrill I., (bürgerlich Wladimir Gundjajew), der Herr über 150 Millionen russisch-orthodoxe Christen. Quasi der Papst der Rus.

Kyrill mag vor allem Reichtum, teure Uhren, Juwelen und seine Privilegien. Deswegen liebt und unterstützt er seinen Namensvetter Wladimir Putin. Die beiden Wladimirs sind ein Herz und eine Seele. Und den Krieg gegen die Ukraine finden beide Wladimirs einfach geil. Während sich der kleinere, jüngere und glattrasierte Wladimir darum bemüht, rational zu erscheinen und Gründe für den Krieg vorgibt, macht es sich der fünf Jahre ältere Wladimir mit dem Rauschebart und dem besonders albernen psychedelischen Hut einfacher: Er hasst einfach alle Ukrainer, nennt es eine „heilige Pflicht“ der Russen, sich freiwillig als Soldaten gegen die Ukraine zu melden, weil Selenskyjs Landsleute bekanntlich alle Schwuchteln wären und die armen frommen (heterosexuellen!) Russen homopervertieren wollten. Eine völlig einleuchtende Darstellung also, die erklärt, weshalb Kyrill I. den Krieg gut und richtig findet.

Daß die obersten Christenführer in einer rechtsextremen Diktatur die kriegslüsternen Massenmörder an der Staatsspitze stets unterstützen, ist üblich.

Wenn in einem großen Krieg die unterschiedlichen Parteien zur selben Religion gehören, unterstützen die Führer einfach beide Seiten, oder konzentrieren ihre Abscheu wie WKII auf die (vermeidlichen) Atheisten aus Russland. So betete der Vatikan für den Katholiken Hitler, unternahm nichts gegen die deutschen Konzentrationslager, ächtete und exkommunizierte aber die Auschwitz-Befreier der Roten Armee.

Im gegenwärtigen russische-ukrainischen Krieg, verfügt die russische Seite in Westeuropa allenfalls noch über Sympathie in homöopathischen Dosen.  Auf Kyrill I. ist niemand mehr gut zu sprechen.

Außer natürlich der EKD-Chefin Annette Kurschus, die sich einfach nicht dazu durchringen kann, ihren Kumpel Kyrill I. zu verurteilen. Sie sind schließlich Partnerkirchen und Christenbosse halten zusammen. Daran kann eine zu Klump geschossene Ukraine auch nichts ändern. Kurschus hat nur Ausflüchte für Kyrill.
Die wesentlich größere Kirche, die RKK mit ihren knapp 1,4 Milliarden Mitgliedern, versteht sich zwar als „global“ und könnte sich klar zum Kriegstreiber Kyrill I. verhalten.

Aber so wichtig sind ihr ein paar Myriaden Tote in Ukrainischen Städten nun auch wieder nicht, daß es Bergoglio wagen würde, gegen den Papst-Kollegen in Moskau zu stänkern. Haltung ist nun mal nicht die Kernkompetenz der römischen Kinderfi**er.

[….] Fanziskus [….]  spricht von perversem Machtmissbrauch. Von Putin redet er nicht. Und vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. lässt er sich sogar instrumentalisieren. [….] An diesem Freitag - dem Fest Mariä Verkündigung - will Papst Franziskus im Petersdom in Rom die Ukraine und Russland "dem unbefleckten Herzen Mariens weihen" - so hat es der Vatikan mitgeteilt. [….] In der Ukraine fallen russische Bomben auf Geburtskliniken, Wohnhäuser und Kindergärten, und der Papst feiert eine Marien-Liturgie? [….] Bislang nämlich scheut Franziskus sich, den Aggressor - Wladimir Putin und die russische Führung - klar und deutlich zu benennen[….] Zugleich lässt Franziskus es aber zu, dass der Moskauer Patriarch Kyrill I., Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Gespräche mit ihm schamlos instrumentalisiert. Kyrill unterhält enge Verbindungen zu Putin, beide eint die Vergangenheit beim KGB. Und Kyrill unterstützt Putins Krieg. Nachdem Franziskus vergangene Woche mit dem Patriarchen telefoniert hatte, ließ Letzterer die Weltöffentlichkeit sogleich wissen, man hoffe, "dass so bald wie möglich ein gerechter Frieden erreicht werden kann".  Vom Vatikan dagegen habe es erst "sehr zögerlich, mit großem zeitlichen Abstand und sehr zurückhaltend" eine Information über das Telefonat gegeben. [….]  Und inzwischen bezeichnete sogar das russische Außenministerium das Telefonat mit Kyrill als Zeichen der Freundschaft des Papstes mit Russland.  Warum wird Franziskus dann nicht deutlicher? Der Vatikan verfolge "schon seit Jahrzehnten eine bestimmte Tradition der Ostpolitik", sagt Elsner, eine sehr zurückhaltende, "um den Gesprächskanal mit dem Moskauer Patriarchat offen zu halten". [….]

(Annette Zoch, 24.03.2022)

Kriegsverbrecher waren schließlich schon immer im Vatikan willkommene und hochgeehrte Gäste – Mugabe, Assad..