Dienstag, 8. Oktober 2019

Trumps Kollateralschäden

Die Frage über die geistige Zurechnungsfähigkeit Trumps ist geklärt.

Er ist aber auch blöd und böse.
Unglücklicherweise schließt das eine das andere nicht aus.
Das ist wie bei Exzentrik und Neurotik, die man auch manchmal verwechselt.
Exzentrik ist aber ein gesunder Charakterzug während Neurosen behandlungsbedürftige Krankheiten sind.
Mit dem „Befund Exzentrik“ ist man aber nicht aus dem Schneider, weil auch dort Mischformen bestehen. Man kann exzentrisch und neurotisch sein, so wie man auch ein leidenschaftlicher Künstler und Borderliner sein kann.
Beides kann unter bestimmten Umständen ähnlich wirken, aber nur Letzteres ist eine ernsthafte Persönlichkeitsstörung.

Bei Trump kommen aber nicht nur die drei sich überschneidenden Grunddiagnosen – psychisch krank, borniert und bösartig – zusammen, sondern auch noch eine vierte leider nicht zu vernachlässigende Komponente:
Er ist der mächtigste Mann der Welt und daher kann man ihn schlecht ignorieren oder einfach mit Zwangsjacke und Knebel in eine Gummizelle sperren; auch wenn das die einzig richtige Methode wäre mit ihm umzugehen.

Möglicherweise gibt es sogar noch ein fünftes Problem: Trump pumpt sich angeblich mit Aufputschmitteln voll, ist süchtig nach „Uppers“ und „Downers“. So können sich seine manischen Pöbelattacken einerseits und die schläfrigen Nuschelauftritte andererseits erklären.
Dafür gibt es allerdings keine gesicherten Belege, sondern nur Hinweise.

Der Mann ist so offensichtlich gestört, daß man sich nicht mehr mit ihm beschäftigen mag. Aber wie sollte man das unterlassen? Er talibanisiert ja schließlich nicht nur die US-Parteipolitik, sondern verwandelt die ganze Welt in ein Pulverfass.
Sein letzter Move….

[….] Trumps Syrien-Vorstoß Garantie für endlosen Unfrieden
Donald Trump will die US-Truppen aus Syrien abziehen - und damit die Türkei in den Nordosten des Bürgerkriegslands einmarschieren lassen. Dieser Schritt ist ein Verrat an den Kurden und stärkt Iran. [….]

…ist so brandgefährlich, daß sogar die tief in Trumps Mastdarm kauernden Senatoren McConnell und Graham leise aufmucken.

[….]   Der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham, eigentlich ein treuer Trump-Unterstützer, sprach von einem "kurzsichtigen und verantwortungslosen" Schritt und warnte vor einem drohenden "Desaster" für die US-Außenpolitik. Graham sagte, ein Rückzug der US-Truppen wäre ein Sieg für Iran, Syriens Machthaber Baschar al-Assad und den IS.
    Auch Mitch McConnell, republikanischer Mehrheitsführer im Senat, sagte, ein überstürzter Rückzug würde Russland, Iran, Assad und dem IS in die Hände spielen. McConnell forderte Trump dazu auf, "amerikanische Führung auszuüben".
    "Wir müssen unsere Verbündeten immer unterstützen, wenn wir erwarten, dass sie uns unterstützen", sagte Nikki Haley, Trumps frühere Uno-Botschafterin. Die Kurden hätten maßgeblich zum erfolgreichen  Kampf gegen den IS in Syrien beigetragen. "Sie jetzt sterben zu lassen ist ein großer Fehler." […..]

Auf die Kritik aus den eigenen Reihe erleben wir Uppers-Trump in immer bizarreren und grotesken Twitter-Tiraden.



Vor ein paar Jahren dachte man sich noch Pointen aus, wenn man mächtige Politiker in den sozialen Medien kritisierte, erstellte Memes, verwendete Photoshop, kreierte lustige gifs.
Aber diese Form des Trump-Wahns ist so toxisch, daß man sie nicht mehr ironisch überhöhen kann.
Comedians weltweit lesen ganz schlicht die Originaltweets des US-Präsidenten vor und das Publikum ächzt im vorm Entsetzen erstickenden Lachern.

[….] Ist es noch eine Nachricht, wenn der Präsident einen irren Tweet absetzt? Nein? Und wenn es der allerirrste Tweet ist? [….] Donald Trump gibt gern damit an, wie groß sein Rückhalt in der republikanischen Partei sei. In unregelmäßigen Abständen verkündet er auf Twitter, wie sehr die Partei ihn schätze. Zuletzt schrieb er, dass 95 Prozent der Republikaner auf seiner Seite stünden und bedankte sich dafür. Der Clou ist, dass sich Trump diese Zahl ausgedacht hat. Es gibt keine Erhebung, in der er solche Zustimmungswerte erreicht. Vermutlich erreicht er solche Werte nicht einmal in seiner Familie.
In seinen Tweets hingegen wächst die Zahl beständig. Noch vor einem Jahr schrieb er von "mehr als 90 Prozent" Zustimmung. Dann arbeitete er sich vor, über 92, 93 und 94 Prozent, bis er nun bei 95 Prozent gelandet ist. Wie man Trump kennt, dürfte er spätestens vor den Wahlen im Herbst kommenden Jahres von Werten künden, die gut über 100 Prozent liegen.

[….]  Trump hatte am Sonntag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan telefoniert, wenig später verkündete er auf Twitter, es sei an der Zeit, die "lächerlichen endlosen Kriege" zu beenden. Die Beobachter in Washington schätzen, Trump habe die Entscheidung aus dem Bauch heraus getroffen und dann eben in sein Handy getippt. [….]  Wenn die Kurden sich gegen die Türken verteidigen müssten und ihre Ressourcen dadurch gebunden wären, könnte das zu einer Renaissance des IS führen. Zudem bewachen die Kurden mehrere Gefangenenlager, in denen 10 000 vormalige Kämpfer des IS festgehalten werden. Die Befürchtung ist, dass diese Kämpfer auf freien Fuß gelangen, wenn die Kurden sich der Bedrohung durch die Türken widmen müssten. [….][….] Trump hatte tatsächlich von seiner "großen und unvergleichlichen Weisheit" geschrieben. Nach diesem Tweet war die drängendste Frage in Washington natürlich nicht mehr, wie man Trump von seiner Syrien-Idee abbringt, sondern die, ob der Präsident womöglich keine einzige Tasse mehr im Schrank hat. [….]

Der Golfplatz-Sauron mit dem Erbsenhirn lässt einen nicht los, weil er so gefährlich ist und tatsächlich alles beeinflusst. Er richtet Kriege, Krisen, ökologische Katastrophen, diplomatische Eruptionen und finanzpolitische Beben an. Trump kann den Schuster in Gaza, genau wie den Soja-Bauern in Guangdong, den Rinderzüchter in Goiás, den Kleinsparer in Gütersloh, den Mechaniker in Ghazni, den Obstzüchter in Guayana und den Pensionswirt in Glasgow gleichermaßen ruinieren.

Der Wahnsinn der Regierenden in London, Ankara, Brasilia, Manila, Budapest, Warschau und Washington macht uns alle psychisch krank.

[….] Wenn Krisen krank machen
[….] Unter US-Psychologen kursiere ein neues Krankheitsbild, schreibt der in Wien lehrende Historiker Philipp Ther. Zu den Symptomen gehörten "Paranoia, Angstzustände, Depressionen, somatische Beschwerden, Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen und Albträume". In Wahrheit ist die Liste der Symptome viel länger, aber auch in der Kurzform liest sie sich in etwa so furchterregend wie der Name der Erkrankung, die dahintersteht: "Trump Anxiety Disorder" (TAD).
Das Fachblatt Psychology Today riet Therapeuten in einem Aufsatz unter dem Titel "What's Trump Doing in Your Therapy Room?" schon 2018, mit ihren Patienten über Politik zu reden. Und ihnen klarzumachen, dass sich die politische Krise, in der sich die Gesellschaft seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten befindet, nicht direkt auf ihr eigenes Leben auswirken müsse. Das Journal of Clinical Psychology widmete der TAD gleich ein ganzes Heft.
Das Thema ist also offenbar ernst. Und dies nicht nur in den USA. Denn der Brexit, Theresa May und nun Boris Johnson sind zur gleichen Zeit über die Briten gekommen wie Trump über die Amerikaner. Und so mehren sich im Vereinigten Königreich die Anzeichen für etwas, das nicht TAD, sondern BAS abgekürzt wird: das "Brexit Anxiety Syndrome". [….]