Dienstag, 24. Dezember 2024

Und täglich hetzt der Weiße Mann

Das nervt viele größenbesessene Amerikaner schon sehr – unter den „Seven Summits“, also den jeweils höchsten Bergen eines Kontinents, belegt der alaskanische Denali mit 6190 Metern nur Platz Drei. Das ist deutlich hinter dem argentinischen Aconcagua mit 6961 Metern und dem nepalesischen Sagarmatha (tibetisch Chomolungma) mit 8848 Metern, den Westler tumb Mount Everest nennen.

Schlimmer noch; in der vollständigen Liste der höchsten Gipfel der Welt, in der allein 14 Berge über 8.000 Meter über dem Meeresspiegel liegen und weitere 53 über 7.000 Meter, schafft es der US-Amerikaner nicht mal unter die Top 100.

Welch Schmach.

Er ist aber die höchste Erhebung der „Alaska Range“, die im südlichen Teil der alaskanischen Kordilleren liegt. Sie ist ein typisches „Faltengebirge“, das entstand, als sich die pazifische Platte auf ihrer Wanderung nach Norden unter die Amerikanische schob. Das Gebirge ist sehr aktiv und mit knapp 300 Millionen Jahren noch recht jung.

[….] The backbone of the range is composed of sedimentary and metamorphic rocks dating from the early Paleozoic. Younger sedimentary rocks, from the Permian Period (about 299 to 252 million years ago) and from the Mesozoic Era (about 252 to 66 million years ago), flank the range.  [….]

(Britannica)

Irgendwie ist es ganz putzig, wenn sich der seit ein paar Myriaden Jahren anwesende Homo Sapiens anmaßt, Berge nach seinesgleichen zu benennen.

Umso verständlicher, daß die Parkbehörde Alaskas bereits 1975 dazu überging, den damaligen „Mount McKinley“, wenigstens wieder mit dem traditionelleren Namen „Denali“ zu bezeichnen, ein Wort aus der athapaskischen Sprache des nordamerikanischen Indianerstammes Koyukon, das „der Große“ oder „der Hohe“ bedeutet.

Der zwischenzeitliche Name war um die vorletzte Jahrhundertwende von rassistischen Goldgräbern erfunden worden und bezog sich auf William McKinley, den 25. US-Präsidenten. Der Republikaner William McKinley, Jr. (*1843; † 1901) trat das Amt 1897 an und wurde im Jahr nach seiner Wiederwahl (1900) erschossen. Für die Innenpolitik hatte er nicht viel übrig; seine Präsidentschaft gilt als unbedeutend.

Aber er führte höhere Zölle ein, baute die Streitkräfte aus und setzte auf eine aggressive imperialistische Außenpolitik.

[….] Unter McKinleys Präsidentschaft billigte der Kongress einen weiten Ausbau der Seestreitkräfte. Deren Aufgabe sollte unter anderem auch darin bestehen, den Überseehandel zu schützen. Imperialistische Strömungen in der amerikanischen Politik zielten in besonderem Maße auf die Erschließung neuer Wirtschaftsmärkte. Der Präsident stimmte mit den Positionen der Imperialisten im Wesentlichen überein. So führte er das Land in den Spanisch-Amerikanischen Krieg (1898). Im Friedensvertrag von Paris hatten die Vereinigten Staaten, wie schon in der im April 1898 ausgesprochenen Kriegserklärung an Spanien, auf eine Annexion Kubas verzichtet, doch fielen ihnen die Philippinen, Puerto Rico und Guam zu. Unter McKinleys Präsidentschaft annektierten die Vereinigten Staaten das Königreich Hawaiʻi und wurden zu einer Kolonialmacht. Nachdem die Amerikaner auf den Philippinen angekommen waren, brach der Philippinisch-Amerikanische Krieg mit der Ersten Philippinischen Republik aus, die zuvor ihre Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialherrschaft erklärt hatte. Der Konflikt verursachte großes Leid für die Zivilbevölkerung, die US-Streitkräfte verübten Massaker, Folter und andere Gräueltaten. Die meisten Schätzungen gehen davon aus, dass die Gesamtzahl der philippinischen Todesopfer zwischen 200.000 und 250.000 liegt, hauptsächlich aufgrund von Cholera und Hungersnot; einige Schätzungen gehen sogar von 1,5 Millionen Todesfällen aus. Danach waren die Philippinen bis zum Zweiten Weltkrieg faktisch eine amerikanische Kolonie. Insgesamt schlugen die Vereinigten Staaten außenpolitisch unter McKinleys Präsidentschaft einen imperialistischen Kurs ein und wurden Weltmacht. In diese Phase fiel auch das Ende der Binnenkolonisation im Westen des Landes. […..]

(Wikipedia)

Zu seinen Ehren wurde der Denali 1917 nach ihm benannt.

Zölle, internationale Aggression, 1,5 Millionen Tote, Republikaner – ein Mann nach dem Geschmack Donald Trumps, der bereits vor seinem Amtsantritt erklärt, sich, bzw. der USA, den Panama-Kanal und Grönland einzuverleiben.

Zu den Hauptcharaktermerkmalen Trumps gehört, neben Gier und Größenwahn, auch der rasende Hass auf seinen schwarzen Vorgänger Obama, der schlanker, schlauer und beliebter als er selbst ist. Schon in seiner ersten Amtszeit zerstörte Trump manisch alles, das an Obama erinnerte. Auch wenn er nach neun Jahren immer noch nicht den geringsten Schimmer hat, womit er den verhassten "Affordable Care Act" ersetzen könnte, tobt er bei dem Gedanken an das auch „Obama-Care“ genannte Gesetz vor Wut.

Gestern fand er eine weitere Obama-Hinterlassenschaft, die er ausradieren will.

Es war Obamas Innenministerin Sally Jewell, die abgestimmt mit ihm, den „Mount McKinley“ im Jahr 2015 offiziell wieder in DENALI umbenennen ließ.

Ein Schwarzer und eine Frau gegen einen weißen republikanischen Mann!

Ein Schwarzer und eine Frau gegen einen weißen republikanischen Präsidenten!

Ein Schwarzer und eine Frau ersetzen einen weißen republikanischen Namen mit einem athapaskischen Wort der Koyukon!

Das triggert den rasenden Rassisten Trump über alle Maßen.

[…] Der designierte US-Präsident Donald Trump plant, die Umbenennung des höchsten Berges Nordamerikas rückgängig zu machen. „Sie haben dem Mount McKinley seinen Namen genommen“, sagte Trump am Sonntag in einer Rede vor Anhängern in Phoenix. [….]

(Tagesspiegel, 23.12.2024)

In seinen Augen also eine Schwarze Verschwörung. Mit dem Namen „Denali“ wurde ihm persönlich etwas weggenommen, das er sich nun zurückholt.