Da ist erstens schon mal der Name, der dazu einlädt, von den Mitschülern verballhornt zu werden. Zudem ist Vogel auch noch Ossi und wurde 1855 in Magdeburg bei den Anhalt-Sachsen geboren.
Zum Studium der Malerei ging er 1874 nach Düsseldorf und ergatterte 1887 eine Professur an der Berliner Akademie. Das ging allerdings nicht lange gut. Fünf Jahre später war er den Job wieder los, weil die Edvard Munch-Ausstellung die konservativen Berliner zu sehr geschockt hatte. Anton von Werner, als Direktor der Königlichen Hochschule der bildenden Künste, Vogels Chef, kollabierte fast vor Entsetzen, als er Munchs Bilder sah. Er stürmte aus dem Saal, bepöbelte die norwegischen Gemälde als „einen Hohn für die Kunst, als Schweinerei und Gemeinheit“ und schloß die Ausstellung. Hugo Vogels Ansichten über Munchs Werke sind nicht überliefert, aber er ärgerte sich so über die Einschränkung der Kunstfreiheit, daß er kündigte und erst mal für Jahre auf ausgedehnte Reisen ging.
Ab 1900 wurde Vogel Freskenmaler in großen Rathäusern. Das ging aber auch nicht lange gut, nachdem 1902 nachgewiesen wurde, daß er sein berühmtes Merseburger Reiter-Fresko „der deutsche Michael“ tumb plagiiert hatte, indem er Paul Dubois‘ „Johanna von Orléans“ abkupferte. Noch blöder lief es ein paar Jahre später, 1907 in Hamburg, als er für den riesigen Festsaal des neu gebauten gewaltigen Rathaus tätig wurde.
Das Fresko „Christianisierung der Hamburger Bevölkerung durch Erzbischof Ansgar“ wurde 1909 fertig und die Ratsherren fanden es richtig schlecht. Sie empfanden sich nicht als Untertanen der Kirche und waren empört, weil sie sich symbolisch vor einem Bischof buckelnd, dargestellt sahen.
[….] Der Grundsatz „Ein Hamburger kniet vor niemandem“ ist in Hamburg ein geflügeltes Wort. Doch woher stammt dieser Spruch? Darum ranken sich verschiedene Legenden.
Der Festsaal ist der mit Abstand größte Raum im Hamburger Rathaus. Hier finden Empfänge und große Veranstaltungen wie das historische Matthiae-Mahl statt. Den Saal zieren deckenhohe Gemälde, auf denen die Geschichte der Stadt dargestellt ist, von der Zeit der Besiedlung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Eines der Bilder zeigt die Christianisierung Hamburgs: Im 9. Jahrhundert kam Bischof Ansgar in das noch dörfliche Hamburg, um die dort lebenden Menschen zu bekehren. Auf dem Gemälde im Festsaal steht Bischof Ansgar vor einer Gruppe Menschen. Mit einer segnenden Handbewegung deutet er vor sich in Richtung Boden. Doch dort, wo er hinzeigt, ist nichts – außer Gras.
Der Maler Hugo Vogel malte das Wandgemälde zwischen 1902 und 1909. Ursprünglich sollte vor Ansgar ein Hamburger knien, der vom Bischof getauft wird. Doch der Rat lehnte den Entwurf ab: Ein Hamburger stehe immer aufrecht und knie vor niemanden, auch nicht vor gekrönten Häuptern oder einem Priester! Vogel entfernte laut Geschichte daraufhin den knienden Täufling. Übrig blieb die Lücke auf dem Bild. […..]
Bei einem bestimmten Lichteinfall, soll man an der Stelle, an der Ansgar ins Leere segnet, noch die Umrisse des Hamburger Täuflings, der vor der Kirche kniet, erkennen. Bei meiner letzten Rathausführung bemerkte ich allerdings nichts.
Vogel erlebte noch mehr Unerfreuliches. Drei Jahre lang musste er dem ollen Paul Hindenburg als dessen Portraitmaler im Ersten Weltkrieg durch die Schlachtfelder begleiten. Als eben dieser Hindenburg 1933 einen gewissen Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte, kniff Vogel alsbald auch die Arschbacken zu.
Er starb 1934 im Alter von 79 Jahren.