Nach 20 Jahren hat mein Zeitungszusteller gewechselt.
Der Neue ist leider
nicht so Uhrwerk-zuverlässig und wirft mir schon mal eine „WELT“ statt des
Abendblattes oder eine „FAZ“ statt der SZ auf die Fußmatte.
Einmal hatte ich sogar schon die BILD statt der MoPo.
Das war übrigens eine schockierende Erfahrung. Man ahnt ja
welch großer Mist die BILD ist, stolpert im Netz immer mal wieder über
BILD-Schlagzeilen.
Aber so eine ganze Zeitung zu „lesen“ und sich dabei vorzustellen, daß Millionen Menschen das täglich tun, verursacht augenblicklich schwere Depressionen. Das ist purer Dreck mit Hetze.
Aber so eine ganze Zeitung zu „lesen“ und sich dabei vorzustellen, daß Millionen Menschen das täglich tun, verursacht augenblicklich schwere Depressionen. Das ist purer Dreck mit Hetze.
Jedenfalls merkte ich mal wieder wie wichtig mir die
gedruckte Süddeutsche Zeitung ist.
Die Gatekeeper-Funktion ist durch den ganzen unwichtigen
Mist, der uns via Notebook und Klugtelefon überflutet, wichtiger denn je.
Wer einmal am Tag die SZ liest, hat einen seriösen Überblick
des Weltgeschehens mit dem genau richtigen Maß an Hintergrundinformationen.
Feuilleton, Kultur, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft – alle
Ressorts sind kompetent besetzt und vertrauenswürdig. Das Sport-Ressort kann ich
natürlich nicht beurteilen, weil ich daraus noch nie einen Artikel gelesen
habe.
Wenn bloß Matthias Drobinski nicht wäre, der
als frommer SZ-Katholik alle Kirchenthemen beackert und im stets gleichen
latent larmoyanten Ton leise Kritik übt, die Kirchenferne der Menschen beklagt
und ansonsten unerträglich ausgewogen nacherzählt was so los ist.
Es gibt nie einen provokanten Satz, nie eine steile These,
nie eine scharfe Formulierung und natürlich würde ihm nie, nie, nie, nie in den
Sinn kommen etwas Positives in Kirchenaustritten zu sehen.
Nach den Anschlägen von Sri Lanka, erschien in der SZ nach
Ostern natürlich ein ausführlicher Meinungs-Artikel von dem frommen Redakteur.
Drobinski ist kein Rechtsradikaler, der wie David Berger
bösartige Attacken gegen die Muslime loslassen würde.
Er ist natürlich auch kein Spinner wie die amerikanischen
Evangelikalen, die Kirchenanschläge und Erdbeben mit der Homoehe erklären.
Nein, Drobinski ist schon aufgeklärt und schreibt nichts, wovon
man graue Haare bekäme.
Seine Artikel plätschern dahin und man liest sie garantiert
ohne Erkenntnisgewinn zu Ende, ohne daß ein einziger zusätzlicher
Neurotransmitter in die Hirn-Synapsen gelangt.
Ich bin meistens sogar enttäuscht, daß ich mich noch nicht
mal ärgern kann, wenn ich seine Konvolute quer lese.
Man wird nur sanft vom religiös-liberalen pseudosachlichen
Ton eingeschläfert und kann gerade noch denken, „dieser Text wäre der
fröhlichen-rheinischen Spaßkatholikin Nahles aber zu traurig“.
Liest man einen Drobinski-Kommentar allerdings ein zweites
mal und versucht sich genau vorzustellen was mit den Worthülsen gemeint sein
könnte, packt einen allerdings doch sowas wie Zorn. Nun produziert der Körper
doch ein paar Cortisol- und Noradrenalin-Moleküle.
[…..] Christen im Visier.
Die Attentäter von Sri Lanka haben den Tag des Mordens - das Osterfest
- mit zynischer Berechnung gewählt.
[Und wir alle wissen wie viel
sympathischer massenmordende Attentäter sind, die wenigstens nichts zynisch
agieren]
Wer betende Menschen umbringt,
hat die Menschlichkeit insgesamt im Visier.
[Halb so schlimm ist es hingegen
schlafende oder essende Menschen umzubringen]
Besser - in einem ebenso zynischen wie makaberen Sinn - hätten die
angeblich islamistischen Attentäter in Sri Lanka ihre Mordtaten nicht planen
können. Sie schlugen zu, als die Christen dort Ostern feierten, das Fest der
Auferstehung und der Hoffnung darauf, dass Tod und Leid, Hass, Gewalt und
Ungerechtigkeit nicht das letzte Wort in der Geschichte haben werden.
[Ob das christliche Versprechen,
die Hoffnung auf das Leben nach dem Tod sich erfüllt, werden die Ermordeten bald
erfahren?] Die Gewalt gegen die Betenden
ist der nihilistische Gegenentwurf zu diesem Osterglauben.
[Gegenentwurf? Gott ließ doch
sogar seinen eigenen Sohn qualvoll töten und zeigt bis heute weltweit
Abbilder von dessen blutenden,
gefolterten Gestalt. Wenn das nicht nihilistisch ist!]
Und die Täter haben bewusst und unter Beachtung der Gesetze der
weltweiten Medienaufmerksamkeit die Christen im Land zum Ziel gewählt.
[Donnerschlach! Terroristen
wollen Aufmerksamkeit erregen? Das gab es ja noch nie!] […..] Es vergeht kaum noch eines der Hauptfeste
der Christenheit, ohne dass von irgendwoher Gewalt und Terror gegen Christen
und ihre Kirchen gemeldet wird. [So viel zum Gottvertrauen!] […..]
Wer betende Menschen ermordet, hat die Menschlichkeit insgesamt im
Visier; und dort, wo die Religionsfreiheit getreten wird, geht es meist auch den
anderen Menschenrechten schlecht. [Deswegen mussten Religionsfreiheit und
Menschenrechte auch über 200 Jahre gegen den erbitterten Widerstand der
Christen; insbesondere der Katholiken und Päpste erkämpft werden]
Papst Franziskus, der Erschütterte, hat am Ostersonntag deshalb die
richtige Antwort auf die Ermordung der Betenden gegeben: Er hat gebetet, für
alle Menschen. [Endlich mal etwas ganz Neues vom Papst! Die Gebete haben
sich ja als beste Waffe gegen Terror erwiesen. Ebenso wie nur „thoughts and
prayers“ gegen die Schulmassaker in den USA wirken.]
Ja, Polizisten und Ermittler müssen ihre Arbeit tun, und auch in
Deutschland ist ein hartes Nein nötig zu jedem aggressiven religiösen
Fundamentalismus, der dem Nicht- und Andersgläubigen das Existenzrecht
bestreitet.
[Deswegen muss die Macht der
katholischen Kirchen massiv eingeschränkt werden.] […..]