In
vielen Islamischen Ländern gibt es eine schockierende Rechtsungleichheit für Schwule oder
Frauen.
Zu Recht
empören wir uns darüber.
Und es
gibt noch eine Menge himmelschreiende verfassungsrechtliche Skandale in der
Welt.
Man
denke nur an schlicht nicht vorhandene Tierrechte in den meisten Ländern oder
das nicht vorhandene Bewußtsein für die Bewahrung der Umwelt.
Daran
wie in vielen asiatischen Ländern Kinder unter erbärmlichen hygienischen
Umständen arbeiten müssen.
Ein
bekanntes großes Land, in dem im Herbst ein Präsident gewählt wird, unterhält
Folterlager und praktiziert die Todesstrafe.
Wir
haben allen Grund uns zu empören. Unkontrollierter Waffenexport,
Nahrungsmittelspekulationen. Zensur. Keine Pressfreiheit.
Fast 40
Millionen Menschen arbeiten de facto als Sklaven.
Heute leben mehr
Menschen in der Sklaverei als jemals zuvor in der Geschichte.
Unter Zwangsarbeit
(engl.: Forced Labor Slavery) versteht man jede Art von Arbeit, die unter
Anwendung von Täuschung, Drohungen oder Gewalt von jemandem verlangt wird.
Zwangsarbeiter werden für ihre Arbeit nicht oder nur sehr gering entlohnt und
können somit kein unabhängiges Leben führen.
Obwohl diese Form der
Sklaverei in den meisten Ländern der Welt verboten ist, arbeiten Millionen
Kinder, Frauen und Männer unter diesen Bedingungen in Steinbrüchen, Reismühlen,
Ziegelbrennereien, Fischereien, Bekleidungsfabriken und anderen Gewerben.
Wir sollten
uns noch viel mehr empören, statt gemütlich ein Bier zu zischen, den Grill
anzuwerfen und Fußball zu gucken.
Unangebracht
ist es aber hochnäsig zu werden und andere Länder als unterentwickelt zu
betrachten.
In China,
Mesopotamien, der Levante, Persien, Südamerika und natürlich Ägypten gab es
viele Jahrhunderte Hochkulturen und fortschrittliche Wissenschaft, als die
Menschen in Germanien noch auf den Bäumen hausten und sich gegenseitig mit
Keulen auf den Kopf schlugen.
1000
Jahre lang war die muslimische Welt dem im finsteren Mittelalter versunkenen
Christentum wissenschaftlich weit voraus.
China
hat 5.000 Jahre als Hochkultur zugebracht
und dabei die Welt weder unterjocht, versklavt, kolonial ausgebeutet,
noch die Umwelt ruiniert oder gar Weltkriege angezettelt.
All das
hat Deutschland in gerade mal 100 Jahren mehrfach geschafft.
Ja, es
ist empörend wie Schwule im Iran, Frauen in Katar behandelt werden.
Aber
Deutschland hängt bei den Homorechten dem Rest Europas und auch Amerika weit
hinterher.
Die
Unionsparteien stehen durchaus noch im Mittelalter und verweigern sich im Jahr
2016 immer noch allen Menschen die gleichen Rechte zuzusprechen, weil sie offenbar
von dumpfen Vorurteilen getrieben Millionen Mitbürger als minderwertig
erachten.
Und ja,
hört, hört, in Deutschland ist eine Frau Regierungschefin, während Herr Erdogan
Frauen wieder unter das Kopftuch verbannen will.
Konservative
deutsche Politiker mögen die Türkei nicht.
Vor
allem wegen der Türken.
Die
sind so rückständig.
Frauen
dürfen da nicht in der ersten Reihe der Politik mitmachen.
In Deutschland wurde hingegen FRAU Merkel
Kanzlerin.
(Das
war im Jahr 2005 - also nur 17 Jahre nachdem im islamischen Staat Pakistan
Benazir Bhutto Regierungschefin wurde und 12 Jahre nachdem in der islamischen Türkei Tansu Çiller Ministerpräsidentin
wurde.)
Die
leben da irgendwie noch auf dem Dorf.
(Istanbul
hat 14,5 Millionen Einwohner)
Die
türkische Wirtschaft ist so rückständig.
(Kontinuierlich
über 5% BIP-Wachstum seit 1980)
Der
verdammte Erdogan. Der reagiert immer so empfindlich mittelalterlich, wenn es
um seine Ehre geht.
Majestätsbeleidigung.
Wo gibt es denn sowas?
Nun zum
Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland. CDU, CSU und FDP ließen Kritiker
der Regierung ins Gefängnis stecken.
Konrad Adenauer und
seine Minister haben auf vermeintliche Beleidigungen nach SPIEGEL-Recherchen
mit teils empfindlichen Strafen reagiert. Der Kanzler wollte sogar einen
Psychiatriepatienten belangen.
Die Bundesregierung
unter Kanzler Konrad Adenauer (1949 bis 1963) stellte Hunderte Strafanträge
wegen "politischer Beleidigung". Diese führten allein bis Ende 1952
zu mehreren Dutzend Gefängnisstrafen von durchschnittlich drei Monaten. Das
geht aus Akten im Bundesarchiv hervor, die der SPIEGEL eingesehen hat.
Betroffen waren Journalisten, Linke, Kommunisten, aber auch unverbesserliche
Nazis und pöbelnde Wutbürger.
Adenauer stellte schon
Strafanträge, wenn er als "Lakai" von Briten und Amerikanern oder die
Bundesregierung als Ansammlung von "Feiglingen und Lumpen" bezeichnet
worden war. Der Kanzler wollte sogar einen Psychiatriepatienten belangen, der
ihn als "Oberpharisäer des 20. Jahrhunderts" beschimpft hatte.
Zeitweise nahm die
Beschäftigung der Regierung mit Beleidigungen fast groteske Ausmaße an. Das
Justizministerium führte eine "Beleidigungskartei" der Übeltäter; in
umfangreichem Schriftverkehr koordinierten der Kanzler, die Minister und ihre
Mitarbeiter das Vorgehen.
Wir
sollten uns auch daran erinnern, daß unsere deutsche Demokratie nach 1945 zwangsverordnet
werden mußte, nachdem die Deutschen einen Genozid und dazu noch einen Weltkrieg
mit 65 Millionen Toten angezettelt hatten.
Erst 1949
trat das Grundgesetz, auf welches wir heute so stolz sind in Kraft.
Das war
270 Jahre nach der britischen Habeas Corpus Akte (1679), 260 Jahre nach der Bill
of Rights und 162 Jahre nach der Constitution der USA.
Und mit
unserer wunderbaren deutschen Verfassung durften Frauen weder ohne Zustimmung
des Mannes eine Arbeitsstelle annehmen, noch ein Konto eröffnen. Sie durften
sogar in der Ehe straflos vergewaltigt werden.
Wussten Sie, [….] dass eine Ehefrau bis in die 50er Jahre hinein nicht ohne Zustimmung
ihres Mannes arbeiten durfte? Unglaublich, aus heutiger Sicht, dass wir diese
Rechte erst seit ein oder zwei Generationen besitzen. Denn für uns sind das
Recht auf Arbeit sowie das Wahlrecht mittlerweile selbstverständlich.
[….] Die Möglichkeit zu arbeiten und selbst über
das eigene Leben zu entscheiden war in der Jugend unserer Eltern und Großeltern
noch alles anderes als selbstverständlich. Großmutters Satz "Das hätte es
früher nicht gegeben!" ist in vielen Fällen leider traurige Wahrheit.
So galt bis Ende der
50er Jahre das "Letztentscheidungsrecht"
des Ehemannes in allen Eheangelegenheiten. Und dieses Recht hatte es in
sich: Beruf, Führerschein, Kindererziehung, eigenes Geld und Konto - all das
wurde per Gesetz zu Gunsten des Mannes geregelt. So hatte der Ehemann das
Recht, über das Geld seiner Ehefrau frei zu verfügen. Und das betraf nicht nur
ihr Einkommen, sondern auch das Geld, das sie mit in die Ehe gebracht hatte.
Frauen konnten noch nicht einmal ein eigenes Konto eröffnen. Der Mann konnte
sogar den Job seiner Frau ohne deren Zustimmung kündigen.
Diesen Missständen
wurde erstmals am 1. Juli 1958 begegnet, als das Gesetz über die
Gleichberechtigung von Mann und Frau auf Grundlage des bürgerlichen Rechts in
Kraft trat. Mit dem neuen Gesetz wurden unter anderem die Vorrechte des Vaters
bei der Kindererziehung eingeschränkt. Es sollte jedoch noch bis zum Jahr 1977 dauern, bis Frauen ohne Einverständnis ihres Mannes
erwerbstätig sein durften und es keine gesetzlich vorgeschrieben
Aufgabenteilung in der Ehe mehr gab.
[….] Frauen durften [….] bis 1958 nur dann ihren Führerschein machen,
wenn ihr Mann oder ihr Vater die Erlaubnis dazu erteilte.
Wir sind
also noch ziemlich neu im Werte-Geschäft.
Schwule
rechtlich schlechter zu stellen, Waffen in Krisengebiete zu schicken, jährlich
60 Millionen Küken zu schreddern finden wir aber immer noch OK.