Im Trump-Wahljahr 2016 hatte der berüchtigte National Enquirer
Oberwasser.
Das wöchentliche Tabloid-Schundblatt aus dem Hause „American
Median Inc“ (AMI) versuchte auch auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Nach
zwei Monaten erlitt das Fachblatt für Titten, Tratsch und Trash einen
Totalschaden und gab auf.
AMI-CEO David Pecker konnte es verkraften, da sein guter
Freund Donald T. zufällig US-Präsident wurde. Das war mehr wert.
[…..] Die Strippen zieht Pecker, New Yorker, Sohn eines Maurers, dicker
Trump-Kumpel. Nach aussen hin ist er ein soignierter älterer Herr, doch sein
«National Enquirer» ist unterste Schublade. Das Blatt wirbt so schamlos für
Trump, dass es nur noch peinlich ist. Im Wahlkampf dichtete es Hillary Clinton
einen Hirntumor, Herzinfarkte, Alkoholsucht, Pädo-Sex und Mordkomplotte an.
Trump dagegen bedachte es mit Titeln wie: «Trump must be Prez» – Trump muss
Präsi werden.
Pecker kämpfte immer schon für Trump. In den 90er-Jahren produzierte er
gar das Magazin «Trump Style». Doch er beliess es nicht nur bei Propaganda, um
seinem Kumpan zu helfen. Vielmehr kaufte er die Exklusivrechte für negative
Storys über Trump, etwa dessen Frauengeschichten, auf – und nahm sie so vom
Markt. Mit Trumps Anwalt Michael Cohen (52) fädelte er die Zahlung von
Schweigegeld an Trump-Affären wie Porno-Star Stormy Daniels (39) ein. [……]
Pecker hatte sich beim orange-häutigen Pussy-grabber
unentbehrlich gemacht, indem er mehrfach die Exklusivrechte an peinlichen
Trump-Sex-Skandalen aufkaufte und diese Geschichten in seinem Giftschrank
verschwinden ließ.
So bezahlte Pecker beispielsweise für die Rechte an der
Kopulation zwischen Trump und Playboy-Häschen Karen McDougal in den Jahren 2006
und 2007, während der Schwangerschaft mit seiner frisch angetrauten Melania.
Pecker überwies McDougal 150.000 Dollar für eine Story, die
er dann aber nie veröffentlichte. Es war de facto Schweigegeld.
150.000 Dollar Wahlkampfgeschenk an Trump und 150.000 Dollar
Investitionen in einen US-Präsidenten, der ihm damit einen weiteren großen
Gefallen schuldete.
Trump lieferte natürlich, indem er bei jeder Gelegenheit auf
die seriöse Enquirer-Konkurrenz eindrosch und das AMI-Blatt empfahl.
Ein guter Deal für den CEO, der mit der Methode fortfuhr,
indem er potentiell Trump-gefährdende Geschichten aufkaufte und auch ganz
direkt dazu überging missliebige liberale Journalisten zu erpressen, die
womöglich Trump-kritisch schreiben könnten.
So bedrohte AMI beispielsweise den Pulitzer-Preisträger und Weinstein-Enthüller Ronan Farrow.
Deswegen kommen solche alten reichen mächtigen Sex-Ekel so lange mit ihren
Methoden durch. Wer darüber berichten will, wird brutal eingeschüchtert.
Farrow besitzt aber Rückgrat, ließ sich nicht erpressen,
recherchierte weiter und nun sitzt Weinstein hinter Gittern.
Der nächste Fehler unterlief Herrn Pecker, als er glaubte
ausgerechnet Jeff Bezos und die ihm gehörenden Washington Post mit Pimmel-Pics zum Schweigen bringen zu
können.
Den Unterschied zwischen zwischen Washington Post und National
Enquirer erklärte Bill Maher letztes Wochenende sehr anschaulich.
[….] “Jeff
Bezos, richest man in the world, owns the Washington Post, which attacks Donald
Trump. And the National Enquirer works for Donald Trump… So it’s a real
billionaire with a real newspaper against a fake billionaire with a fake
newspaper. And the Washington Post’s motto is ‘democracy dies in darkness,’ and
the Enquirer’s motto is ‘Jennifer Aniston has twins, but Loni Anderson ate
them.’”
That wasn’t all. “So,
the Enquirer got hold—last week, did you see these? Oh my God, they’re pretty
embarrassing—of texts from Jeff Bezos, showing that he is having an affair with
Lauren Sanchez, a TV personality, I don’t know what that means. So, Jeff Bezos
said, ‘Hey, the Enquirer did it on the orders of Trump. They’re working for
Trump.’ And the Enquirer said, ‘Shut up about that. You shut up about that or
we’re going to show everybody your dick. And they’ll know it’s your dick, Jeff
Bezos, because under the dick it’ll say, ‘There are some other dicks that you
might enjoy…’” [….]
Blöderweise geht nun auch Bezos nach der Methode Farrow vor,
veröffentlichte die Drohungen und stellte
AMI/Trump bloß.
Nun läuft es nicht mehr so toll für das schlüpfrige
Altherren-Duo Pecker-Trump, weil Bezos noch mehr Alpha-Tier ist als Trump.
Reicher, sogar viel reicher, stärker, intelligenter, mutiger.
Der Bann ist gebrochen.
[…..] Das US-Klatschblatt
"National Enquirer" hat zuletzt massiv Auflage verloren. Schmierige
Storys über Amazon-Chef Jeff Bezos sollten die Verkäufe ankurbeln, das endete
im Desaster. Jetzt werden die Finanziers nervös. […..] "Amazon-Boss jagt Verräter von Sex-SMS!", heißt es über einem
auffallend kurzen Bericht: Bezos forsche bisher vergeblich, von wem der
"Enquirer" die kompromittierenden SMS, die Bezos und seine Freundin
austauschten, gesteckt bekommen habe. Möge Bezos nur weiterforschen: "Der
'Enquirer'", heißt es, "äußert sich nicht zu seinen Quellen."
So schnell wendet sich das Blatt: Seit Januar hatte die
Supermarktpostille den Skandal auf Dutzenden Seiten ausgebreitet, inklusive
Paparazzi-Fotos und schlüpfrigen Zitaten. Nun ist dem "Enquirer" das
Thema nur noch zwei Spalten wert.
Seit Bezos - dem auch die regierungskritische "Washington
Post" gehört - behauptete, der "Enquirer" habe ihn mit
Nacktfotos zu erpressen versucht, um Präsident Donald Trump einen Gefallen zu
tun, ist die sonst so selbstsichere Gossip-Redaktion in der Defensive: Die
Exklusivstory ging nach hinten los - und plötzlich steht für den
"Enquirer" und seinen Verlag American Media Inc. (AMI) viel mehr auf
dem Spiel als eine fette Schlagzeile.
[…..] Doch am bedrohlichsten für den "Enquirer": Der Besitzer von
AMI, ein Hedgefonds aus New Jersey, wird inzwischen offenbar auch nervös.
[…..] Die wöchentliche Auflage des "Enquirer", die mal bei sechs
Millionen lag, verkümmerte 2018 nach Angaben des Fachmagazins
"Adweek" auf knapp 218.000 Exemplare: 151.866 seien in 40.000
Supermärkten und 67.000 Drogerien verkauft worden, der Rest seien Abos gewesen.
Der Wirtschaftsdienst Bloomberg berichtete außerdem, "steile
Verluste" und jahrelange "Schuldenexzesse" hätten AMI tief in
die roten Zahlen gerissen: Der Verlag sei um mehr als 1,3 Milliarden Dollar
verschuldet und auf dem Papier nur noch "minus 203 Millionen Dollar"
wert.
[…..] Der Hedgefonds Chatham Asset
Management kaufte 2014 - nachdem AMI auf einen Konkurs zusteuerte - die
Mehrheit an dem Verlag. Die restlichen Anteile gingen an Pecker und den
Investor Leon Cooperman aus New Jersey, einen einstigen Trump-Vertrauten. […..]
Trump, wie immer auf Kriegsfuß mit der Realität, bescheinigt
CNN, der New York Times aber auch der “WaPo” zu scheitern. FALING NYT, failing
CNN, failing WP.
Tatsächlich „failen“ AMI und Enquirer.
[….] The
Enquirer’s privately held parent company, American Media Inc., lost $72 million
for the year ending in March, the records obtained by the AP show. And despite
AMI chairman David Pecker’s claims that the Enquirer’s heavy focus on Trump
sells papers, the documents show that the Enquirer’s average weekly circulation
fell by 18 percent to 265,000 in its 2018 fiscal year from the same period the
year before, the greatest percentage loss of any AMI-owned publication. The
slide follows the Enquirer’s 15 percent circulation loss for the previous 12
months, a span that included the presidential election. [….]
Ganz anders sieht es im Hause Bezos aus.
[….] Jeff Bezos, übernahm für 250 Millionen US-Dollar die „Washington Post“
mit sinkendem Umsatz und sinkender Auflage.
Inzwischen ist die „Post“ [….] wieder
profitabel, die Reichweite im Netz steigt, und US-Präsident Donald Trump ärgert
sich über Enthüllungsartikel. [….] Nur die Rivalin „New York Times“ hat seit 2013
mehr der begehrten Pulitzer-Journalismuspreise gewonnen. [….] Die Zahl der angestellten
Zeitungsjournalisten in den USA ist [….]
in den vergangenen zehn Jahren um 45 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der
Angestellten in Zeitungsredaktionen sei von 71.000 im Jahr 2008 auf 39.000 im
Jahr 2017 gesunken. [….]
Anders bei der „Washington Post“. Seit Bezos das Blatt übernommen hat,
geht es dort aufwärts – ganz im Gegensatz zu den Prognosen von US-Präsident
Donald Trump, der kürzlich twitterte, die „Washington Post“ und die „New York
Times“ werde es in sieben Jahren nicht mehr geben. [….] Investigativer Journalismus der Marke
„Washington Post“ oder „New York Times“ blüht unter Trump geradezu auf. [….]
Die „Washington Post“ übersprang im
September vergangenen Jahres die Schallmauer von einer Million Online-Abos. Die
„New York Times“ legte im ersten Amtsjahr Trumps bei der Online-Ausgabe nach
Darstellung des Pew Research Centers um 42 Prozent zu, das „Wall Street
Journal“ demnach um 26 Prozent. [….]