Mittwoch, 6. Dezember 2017

Mehr Golf bitte.



Eine Schlagzeile ist diese extreme Hypokrisie natürlich wert.
Der Typ, der Obama bezichtigte zu viel Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen, statt als Präsident im Oval Office zu arbeiten, stellt sich als Obamas Nachfolger als faulster US-Präsident aller Zeiten dar.

[….] Donald Trump hat am Freitag zum 80. Mal einen seiner eigenen Golfclubs besucht, seit er am 20. Januar seinen Amtseid ablegte.
Das hat der Sender CNN errechnet - und strahlte zugleich Clips aus dem Wahlkampf im vergangenen Jahr aus: Da hatte der Republikaner wiederholt mit Seitenhieb gegen Vorgänger und Golfliebhaber Barack Obama betont, dass er sich als Präsident keine Zeit nehmen würde, den Schläger zu schwingen: Er würde nur arbeiten, arbeiten - zum Wohle des amerikanischen Volkes. [….]

Ich bin aber weit davon entfernt mich über Trumps obsessive Golferei zu ärgern.
Im Gegenteil, so lange er kleinen weißen Bällchen in seinem Golfcart hinterher juckelt, stellt er wenigstens nichts Schlimmeres an.

Trump und seine Partei, die GOP, die „Grand Old Perverts“ sind eben nicht länger nur eine lächerliche Lobbyistenvereinigung, um gewaltig von unten nach oben umzuverteilen, sondern sie bemühen sich als neroeske Terrortruppe intensiv darum die Welt zu entflammen.


Gerade halten die USA das größte Militärmanöver seit 1948 an der nordkoreanischen Grenze ab, um Kim Jong Un maximal zu provozieren. Gut möglich, daß es dem Atomschlag-begeisterten Trump bald gelingt den Biscuit zu knacken und mit dem darin enthaltenen Code den „Football“ zu aktivieren.

Der destruktive Irre hat allerdings noch weitere Eisen im Feuer; irgendwie wird er die Welt schon kaputt bekommen.
Seit gestern zündelt er intensiv im Nahen Osten, indem er etwas so Wahnsinniges tut, das sogar der nicht unbedingt friedensliebende George W. Bush alle sechs Monate durch eine Unterschrift verhinderte, Clinton und Obama sowieso.
Sie alle sorgten stets dafür das entsprechende Gesetz nicht umzusetzen.

[….] Der Erlass für den Sitz der Botschaft bezieht sich auf ein Gesetz aus dem Jahr 1995, in dem der amerikanische Kongress ihre Verlegung beschlossen hatte. Bislang verschoben aber alle Präsidenten die Umsetzung mit der Begründung, dies schade der nationalen Sicherheit. Die Frist wurde immer wieder um sechs Monate verlängert. Trump hatte die Verlegung der Botschaft im Wahlkampf versprochen. [….]
(dpa, 06.12.17)

Wir erleben ein Musterbeispiel von Trumps völliger Ignoranz.
Die Bush-II-Administration mit Cheney, Wolfowitz und Rumsfeld war sicherlich noch israelfreundlicher als Trumps kuriose mit radikalen Antisemiten (Gorka, Bannon) besetzte Chaosbande. Aber selbst GWB, der immerhin zwei illegale Angriffskriege begann, erkannte nicht offiziell die 1967 im Sechstagekrieg von Israel besetzte heilige Stadt der Araber als Hauptstadt Israels an.
Jeder Achtjährige kann sich ausrechnen, welchen Zündstoff so eine Wahnsinnstat in der ultraleicht entzündlichen Gegend darstellt.

[….] Bevor Donald Trump Präsident der USA wurde, war er im Immobiliengeschäft tätig [….] Das gilt auch für seinen Schwiegersohn Jared Kushner, der früher Hochhäuser baute und heute ein ranghoher Berater im Weißen Haus ist, von Trump damit beauftragt, Frieden zu schaffen zwischen Israel und den Palästinensern. Und es gilt für Jason Greenblatt, der sein ganzes Berufsleben als Anwalt mit Grundstücken zu tun hatte, bis ihn Trump voriges Jahr zu seinem Beauftragten für internationale Verhandlungen ernannte.
Insofern war die Frage nicht allzu ketzerisch, die der israelisch-amerikanische Medienunternehmer Haim Saban vor einigen Tagen Kushner bei einer Veranstaltung in Washington stellte. Kushner sollte erklären, wie er das hinkriegen wolle mit dem Frieden im Heiligen Land, an dem er seit Monaten bastelt. Und Saban machte keinen Hehl aus seinen Zweifeln: "In der ganzen Gruppe ist kein einziger Nahostexperte", stichelte er. "Ich meine, wie arbeitet ihr mit lauter Leuten, die keine Ahnung von nichts haben? Was macht ihr Jungs?" [….]

Der von keinerlei Bildung belastete Hobbygolfer begreift wieder einmal gar nicht was er anrichtet – außer, daß er wieder einmal seiner tödlichen Obsession frönt die Spuren Obamas aus der Geschichte zu tilgen.
Daß er den ohnehin unter seinem Freund Bibi nicht vorankommenden Friedensprozess damit beerdigt, ist Trump egal.

Mahmud Abbas (Palästinenserpräsident): "Diese beklagenswerten und unannehmbaren Maßnahmen untergraben bewusst alle Friedensbemühungen." Washington gebe "seine Rolle als Förderer des Friedensprozesses" auf.
Ismail Hanija (Chef der radikalislamischen Hamas): "Trumps Entscheidung (...) wird die historischen und geografischen Fakten nicht verändern. Das palästinensische Volk weiß angemessen auf die Missachtung seiner Gefühle und Heiligtümer zu reagieren."
Emmanuel Macron (Präsident Frankreichs): "Zum Thema Jerusalem: Frankreich ist nicht einverstanden mit der Entscheidung der Vereinigten Staaten. Frankreich unterstützt die Zwei-Staaten-Lösung in Israel und Palästina, in Frieden und Sicherheit, mit Jerusalem als Hauptstadt zweier Staaten. Wir konzentrieren uns auf Beschwichtigung und Dialog."
Türkisches Außenministerium: "Wir verurteilen die unverantwortliche Stellungnahme der US-Regierung."
Iranisches Außenministerium: "Diese irrationale und provokante Entscheidung wird zu einer weiteren Intifada sowie mehr Extremismus und Gewalt führen."
António Guterres (UN-Generalsekretär): "Es gibt keinen Plan B. Ich habe mich immer wieder gegen einseitige Maßnahmen ausgesprochen, die die Aussichten auf einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern gefährden würden."
Saeb Erakat (Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO): "Ich denke, dass Präsident Trump die USA heute Abend für jegliche Rolle im Friedensprozess disqualifiziert hat. Er hat die Zwei-Staaten-Lösung zerstört."
Jamal Zahalka (arabisch-israelischer Parlamentsabgeordneter): "Trump spielt mit dem Feuer, er kümmert sich nicht um anhaltendes Blutvergießen und er ist bereit, alles zur Beschwichtigung der extremen Rechten in Israel zu tun." Zahalka sprach von einer "Beerdigungsfeier für den Friedensprozess."

Auch in Deutschland ist jeder Mensch mit mehr als drei Hirnzellen zutiefst geschockt von der Entscheidung aus Washington.

[….] Trump ist ein Spieler. Aber wer im Nahen Osten glaubt, spielen zu können, reitet auf einer Rasierklinge. Der US-Präsident scheint aus seinem sehr eingeengten Blickwinkel wirklich zu glauben, mit diesem Schritt das Spielfeld erweitern zu können. Gerade das macht diese Entscheidung so dramatisch. [….]

Beifall klatschen Trump nur die übelsten rechtsradikalen Islamophoben in Deutschland.
David Berger, der verwirrte rechtsnationale Ego-Blogger ist entzückt und stellt einen „Gastbeitrag“ des fanatischen Zündlers Adam Elknakhal auf seinen Phimoseblog.

[…..] Allen voran unsere Kanzlerin, die über Israels Existenzrecht als „deutsche Staatsräson“ spricht, könnte nun ihren als leer empfundenen Worten Taten folgen lassen und die deutsche Botschaft in Israel ebenfalls dorthin verlegen, wo sie auch hingehört: In die Hauptstadt Jerusalem!
Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in absehbarer Zeit passieren wird, geht freilich gegen Null.
Trotzdem bleibt der Schritt der Vereinigten Staaten ein Hoffnungsschimmer und vielleicht setzt er einen Dominoeffekt in Gang – auf dem Weg zur Normalität.
Das von Feinden umgebene Israel kann aufatmen. Der große Bruder steht wieder freundschaftlich an der verwundbaren Seite. Trump sei Dank! [….]

Wer so überschwänglich vom braunen Hassblogger Berger gelobt wird, hat die Gewissheit vollkommen falsch zu liegen.

Mehr Krieg und Terror werden folgen, also genau das, was Typen wie Berger und Trump so heiß ersehnen, dass sie es immer herbeireden.
Je mehr Blutbad, desto glücklicher sind sie.

Wäre Trump doch in Mar A Lago geblieben, hätte seine 200.000-Dollar-Mitgliedsbeiträge kassiert und seine enthirnten Epigonen durch Betrügereien beim Golf geschlagen.