Freitag, 28. September 2018

Politische Aktivität.


Heute bin ich zu müde und weitgehend geistig entleert, so daß ich kein großes Recep Tayyip Erdoğan-Fass aufmachen will.
So richtig fluffig-lustig ist die Stimmung beim Staatsempfang in Berlin ja offenbar nicht gerade.

[…..] Dann ist der türkisch-stämmige Cem Özdemir von den Grünen an der Reihe, der härteste Erdogan-Kritiker der Berliner Politik. Özdemir bleibt länger vor dem türkischen Präsidenten stehen. Er hat ihm nämlich etwas zu sagen, er will nicht so tun, als wäre das hier ein Routinetermin. Auf der Brust trägt Özdemir einen Button mit türkischer Aufschrift. "Geben Sie endlich Meinungsfreiheit", steht da.
"Ich hoffe, wir haben später noch Gelegenheit, ausführlicher zu sprechen", sagt der Bundestagsabgeordnete auf Türkisch. "Ich bedauere, dass von dem früheren Erdogan nichts mehr übrig ist." Der Präsident schaut ihn an, als wäre Özdemir ein unbekanntes Flugobjekt. Keine Reaktion, nur ein kurzes Nicken. [….]

Eine gute, mutige und konstruktive Aktion Özdemirs.
So muss man es machen; das ist die sehr viel bessere Politik als die ganzen Möchtegern-Mutigen, die den Staatsempfang bei Steinmeier einfach absagen.

  Grundsätzlich habe ich in dieser causa ausnahmsweise kaum etwas zu kritisieren an der Berliner Politik.
Erdoğan ist Staatsoberhaupt und Regierungschef eines extrem wichtigen Landes. Bedeutend ist die Türkei nicht nur wegen ihrer Größe und Wirtschaftskraft, sondern auch wegen ihrer geostrategischen Lage, ihrer Rolle in der deutschen Flüchtlingspolitik, ihres Einflusses auf Millionen in Deutschland lebende türkischstämmige Menschen und auch wegen des über Jahrzehnte andauernde Säkularitäts-Experiments, das nun aber offensichtlich kontinuierlich aufgegeben wird.
So viele große demokratische und säkulare Länder mit weitüberwiegend muslimischer Bevölkerung gibt es nicht. Umso wichtiger das Beispiel, welches  die Türkei abgibt.
Es ist völlig richtig, daß Erdoğan vom deutschen Bundespräsident mit den protokollarisch angemessenen hohen Ehren empfangen wird. Und es ist auch völlig richtig, daß sich der türkische Präsident bei diesem Besuch auch harten Diskussionen stellen muss.

Es wäre schon, wenn die deutsche Politik über so viel Özdemir-Rückgrat gegenüber schlimmen Typen wie Trump und Salman verfügte.

Heute ärgert mich der deutsche Souverän in seiner social-media-Erscheinungsform viel mehr als die Klasse Volksvertreter.

Die Impulse des gemeinen Wählers – bäh Erdoğan, der ist doof, der soll weg – sind geradezu Trumpisch infantil.
Offensichtlich weigern sich große Teile der Bevölkerung hartnäckig immer noch dagegen die Realität anzuerkennen und aus ihrer Traumwelt aufzuwachen.

Maas, Merkel und Steinmeier können eben nicht irgendeine netten Türken, der ihnen persönlich gefällt als türkischen Präsidenten einsetzen, sondern sie müssen den nehmen, der offiziell amtiert.
Es ist völlig irrelevant ob wir Putin oder Trump mögen. Rechtmäßige Präsidenten sind sie und daher muss man mit ihnen umgehen.

Ich hätte auch gern andere Ministerpräsidenten als Markus Söder oder Michael Kretschmer. Es hilft nur nichts. Die Bayern, bzw Sachsen haben mehrheitlich die Parteien gewählt, die solche Typen aufstellen.

Ich kann diese verdammten Online-Petitionen auf Twitter, Facebook und Co nicht mehr sehen. Diese Aufforderungen irgendein kritisches Statement zu „liken“.
Das ist simulierte Beschäftigung mit Politik, die höchstens ein kurzes Anhauchen der Realität bedeutet.
Ein Lach-Smiley unter irgendein lustiges Meme zu setzen, ersetzt keine Informationen.
Sich in Trump-kritischen Facebook-Gruppen zusammen zu schließen ersetzt nicht das Wählen.
Wenn ich es aus 6.000 Km Entfernung problemlos schaffe alle zwei Jahre an den US-Wahlen teilzunehmen, muss das doch den lethargischen Jung-Amis vor Ort auch irgendwie möglich sein?

Nicht mal die Hälfte der Millennials (Alter 18 bis 35) haben bei der Präsidentschafts- und Kongresswahl von 2016 gewählt. Damit waren die Millennials die wahlfaulste Bevölkerungsgruppe und haben Trump erst ins Amt gebracht.

Diese verdammten apathischen Klugtelefon-Daddler, die liken und adden, statt ihren Hintern mal zur Wahl zu schleppen.
Nicht nur, daß die Schwachköpfe, die jetzt lustige Erdoğan-Memes teilen mit ihrer unverzeihlichen Lethargie Trump und Brexit angerichtet haben nein, sie haben auch nicht draus gelernt und sind sogar noch mehr verdummt inzwischen.

[…..] Poll: only 28 percent of young voters say they will certainly vote in the 2018 midterms
Millennials are pretty reliable Democrats, but unreliable voters.
Democrats are winning over younger voters by huge numbers, but as a highly contentious, voter turnout-dependent midterm election inches closer, there’s a serious question of whether these young Democrats will come to the polls.
A recently released poll from the Public Religion Research Institute and the Atlantic conducted in June showed only 28 percent of young adults ages 18 to 29 say they are “absolutely certain” they’ll vote in midterms, compared to 74 percent of seniors.
In a year when Democrats are hoping an energized base can deliver them massive gains in Congress — and possibly the majority in one or both chambers — this poll, on its face, should give Democrats some pause.
Of course, this is only one poll. There are other surveys with varied results; a recent poll conducted by the Associated Press and University of Chicago’s NORC found that 32 percent of young voters would certainly vote and 56 percent were likely to. Another poll by Cosmopolitan magazine and SurveyMonkey found that 48 percent of young voters were “absolutely certain” they’d vote in the midterms. [….]