Mittwoch, 20. Juni 2012

Der Christ des Tages - Teil LXIII


Der kürzlich geehrte Rudolf Gehrig charakterisierte sein Idol Joseph Ratzinger in richtiger Jugendsprache - so wie es sich für einen 18-Jährigen heutzutage offensichtlich gehört.

Verzeihen Sie, wenn ich das so flapsig sage, aber ich finde den Kerl einfach nur genial!     Er ist genau der Richtige zur richtigen Zeit! Er ist der einzige auf Gottes weiter Erde, der keiner politischen Lobby verpflichtet ist, sondern ganz allein Gott und der ihm anvertrauten Herde. Und er macht seine Sache gut.

Sein nur ein Jahr älterer Bruder im Geiste, der Christ des Tages Nummer 63, heißt Georg Dietlein.

Der Kölner studiert Jura und dabei handelt es sich sogar schon um das zweite Studium des 19-Jährigen. Schon während seiner Gymnasialzeit studierte er seit 2006 Katholische Theologie und Philosophie in Köln und Bonn.
Dietlein gehört zur neuen Generation der ultrakonservativen zukünftigen Priester - daß er ins Priesterseminar eintreten will, ist schon sicher - die sich stolz in der „Generation Benedikt“ organisieren.

Ältere katholische Priester mit zig Jahren Berufserfahrung gruselt es vor dieser Sorte zukünftiger Top-Kleriker. 
Sie interessieren sich keine Sekunde für Seelsorge oder die Gläubigen vor Ort, sondern wissen worauf es ankommt, wenn man Karriere machen will: Auf den Vatikan. 
Und Rom beeindruckt man nur mit ultrakonservativen Vorstellungen, die hart am rechten Rand balancieren und die Schäfchen zurück in eine mittelalterliche Gesellschaft führen wollen.

Über seine Facebookseite verbreitet  Dietlein schon einmal die Sprüche, die er zukünftig auch von der Kanzel aus sprechen wird:
Manchmal habe ich den traurigen Eindruck, für viele bedeutet unsere Welt - mit ihren großen Chancen, aber auch ihren großen Fehlern - alles - und Gott nichts. Was macht uns so kurzsichtig und hoffnungslos? Warum fürchten wir das Überwundene mehr als den Überwinder? - Uns ist verheißen: "Habt Mut: Ich habe die Welt besiegt!" (Joh 16,33)     (GD 20.04.12)

So schickt sich der fesche Georg an der neue Nathanael Liminski zu werden.
Liminski, 26, ist der sittenstrenge Sohn von Ex-Welt-Redakteur Jürgen Liminski!

So wie Papa sich in der katholischen Würzburger "Tagespost" bitterlich über den Zustand einer Gesellschaft, in der "Abtreibung als Errungenschaft" gelte, beklagte, stört sich auch der Sohnemann an der verlotterten Moral in Deutschland.
Für ihn gelten einzig und allein die Richtlinien des Vatikans.
Kein Sex vor der Ehe, Schwule sind bähbäh und Abtreibung ist Holocaust, wenn nicht Schlimmeres.
Er ist das achte von zehn Kindern und durchlief vom Kindergarten über das Ordensgymnasium bis zum Studium eine nahtlose katholische Erziehung.

In den Ferien besuchte die Familie gelegentlich französische Wallfahrtsorte, befreundete Priester gingen daheim ein und aus. Liminski war Klassen- und Schulsprecher, zum Weltjugendtag brachte sein Team allein in seiner Schule 400 Pilger unter.

Zweifel kennt der junge Turbokathole nicht und wenn ein Nörgler, wie H.M. Broder die „affirmative Schleimerei“ des Papst-Bewunderers beklagt, dann ist er doch bloß neidisch, weil er sich mit Hirn, Hinterfragen und Historie belastet, während Nathanael L. praktisch ohne eigenes Denken auskommt.

Der Ratzingerophile tat aber noch mehr und rief 2005 die „Generation Benedikt“ ins Leben; eine Papstpropaganda-Partei, die enthusiastisch für den römischen Rocker wirbt.

Auf ihrer Webseite erfährt man über ihr Selbstverständnis:

Die Vertreter der Generation Benedikt sind Jugendliche, die ihr Leben am katholischen Glauben in seiner ganzen Bandbreite ausrichten und bereit sind, ihren Glauben und die daraus resultierenden Überzeugungen auch in der Öffentlichkeit zu bekennen und zu erläutern.

Die Generation Benedikt möchte die Begeisterung der Jugendlichen für Papst Benedikt XVI. und seine Botschaft in angemessener Weise zum Ausdruck bringen und sie erläutern.

Die Generation Benedikt nimmt nicht weiter hin, dass junge Menschen. (…) von vermeintlichen Kirchenreformern für eigene Interessen benutzt und vom eigentlichen Ziel abgelenkt werden.

Die Generation Benedikt steht für all die jungen Menschen,..(…) die mit ihrer Sexualität verantwortungsvoll umgehen wollen (z.B. bei Abtreibung und Verhütung).

Die Generation Benedikt schätzt und unterstützt die katholische Kirche, denn die Kirche ist glaubwürdig.

Die Generation Benedikt fühlt sich von „ihrem“ Papst ernst genommen und geliebt, weder unterdrückt noch bevormundet, weil… (…).. es eine wahre, ökumenische Kirche nur zusammen mit dem Papst geben kann.

Wer würde dem nicht zustimmen wollen und sofort bei der GB eintreten?

Hauptsache rechts, dachte sich schon der 18-Jährige Georg und wurde politisch aktiv.

Georg mischt mittlerweile in der Politik mit, CDU, Junge Union und RCDS, dessen Vorsitz im Kölner Studentenparlament er in diesem Jahr übernommen hat. […]  Irgendwann kommt das Gespräch auf Angela Merkel und den Vorwurf, sie sei zu wenig konservativ. Georg, der Christ, Georg, der auf sei­ner Internetseite angibt, seine Hobbys seien die Jagd und die Pflege des Brauchtums („Süß, ne?“), sagt dazu: „Vielleicht ist sie ein bisschen zu wenig konservativ.“ Der Politiker, sagt Georg, sei eben einer, der Demokrat sei und auf Leute höre und aus dem Gehörten seine Meinung ziehe.

Natürlich hat die Demokratie und das Meinungsanhören auch seine Grenzen.
 Daß sich an die 200 deutsche katholische Priester zum Ungehorsam bekennen und es wagen dem Papst zu widersprechen, findet Georg nicht "süß.“

Der im September von der Kanzlei Buse Heberer Fromm mit dem 1. Preis des Buse Awards 2011 dekorierte Christ des Tages LXIII is not amused über die Fragestellungen, wie sie beispielsweise Herr Irslinger stellt.

Der Katholiban-Pfarrer Konrad Irslinger wagt das Ungeheuerliche und fordert seine Kirche gemeinsam mit knapp 200 Mitbrüdern dazu auf Geschiedene zum Abendmahl zuzulassen.

Sapperlot! Ratzi und Zolli haute das vor Schreck fast das Gebiss aus dem Mund.

SPIEGEL ONLINE: Erzbischof Robert Zollitsch hat in einem Brief Sie und alle Unterzeichner der Freiburger Erklärung zum Gehorsam aufgerufen. Werden Sie wieder gehorchen?
Pfarrer Irslinger: Das Wort Gehorsam ist ein schwieriges Wort. Aber unabhängig vom Gehorsam gegenüber dem Bischof gibt es auch einen Gehorsam gegenüber dem Evangelium.
[…] SPIEGEL ONLINE: Papst Benedikt XVI. sagte kürzlich, die Kirche habe keine Patentrezepte für das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen.
Irslinger: Der römische Gedanke ist folgender: Die Ehe ist ein Sakrament und damit unauflöslich. Will jemand eine zweite Ehe schließen, dann zerbricht diese Bindung in der Realität. Aber das Sakrament der Ehe kann man nach Ansicht der Kirche nicht zerbrechen, weil sie unauflöslich ist. Das heißt, er oder sie geht eine neue Beziehung ein und lebt damit in Sünde. Ausnahme: Wenn Sie versprechen, dass die neue Ehe sexuell enthaltsam, das heißt ohne Kinder, bleibt. Nur das erlaubt das Kirchenrecht. Dann lebt man nicht in Sünde.
SPIEGEL ONLINE: Nun kann ja jedem Sünder vergeben werden...
Irslinger: Das ist das Schwierige. Sogar für Mord gibt es Absolution. Eine zweite Ehe kann dagegen nicht bereut und nicht vergeben werden, das ist unlösbar. Wiederverheiratete Katholiken leben so bis an ihr Lebensende in Sünde und wir Pfarrer sollen ihnen alle Sakramente verwehren.
"Mord wird verziehen, eine zweite Ehe nicht"

Richtig so, findet auch Georg Dietlein und erklärte heute im Morgenmagazin wieso Wiederverheirateten keineswegs die Kommunion erteilt werden kann.

Bitte ansehen und genießen!