Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der Tiefpunkt der Kultur.




Alle Argumente der Kinderschutzorganisationen, der Ärzte und der Juristen wurden von der religionsliebesdienerischen K.O.alition ignoriert. 

Daß allein in den USA jährlich 100 Säuglinge an diesem „winzigen Eingriff“ sterben und noch mehr Jungs ihr Genital ganz verlieren, ist den Apologeten des Christlichen Menschenbildes völlig egal. 

Kinderrechte haben sich bei den kinderlosen Politikern Merkel, Schavan, Westerwelle und Leutheusser-Schnarrenberger den Wünschen der Zentralräte (Juden und Muslime) unterzuordnen.
Es geht [bei der Beschneidung] innerhalb des elterlichen Sorgerechts um eine abwägende Grenzziehung: Das Gewaltverbot gegen Kinder hat einen hohen, grundrechtlich fundierten Rang. Hätte es historisch niemals eine religiöse Begründung für die Beschneidung gegeben, würde die Prozedur hierzulande ganz gewiss verboten und strafrechtlich verfolgt.  Damit stellt sich die Frage, ob ein so tiefgreifender Eingriff vom Sorgerecht der Eltern gedeckt ist. Und hier erleben wir leider zu oft eine geflissentliche und objektiv unethische Bagatellisierung des Vorgangs. Die Stanford School of Psychiatrics hat in einer Studie 18 typische physiologische Komplikationen der Beschneidung aufgelistet, von der vergleichsweise harmlosen Nachblutung bis hin zur katastrophalen Folge der Amputation des Geschlechtsteils oder sogar des Todes des Säuglings. Nach einer neueren Studie gibt es in den USA jedes Jahr schätzungsweise mehr als 100 Todesfälle als Folge von Beschneidungen.
Die Merkel-Regierung fungiert als unkritischer Wurmfortsatz der Abrahamiten. Sie drückt sich darum eigene Standards zu setzen, dehnt das Grundgesetz bis zur Unkenntlichkeit und ignoriert die von Deutschland ratifizierte UN-Kinderechtskonvention gänzlich.

In der schwarz-gelben Welt haben sich Recht und Gesetze den Wünschen der Religioten anzupassen.
Die Religionsgemeinschaften müssten plausibel darlegen, dass ohne die Beschneidung eine Integration in die Gemeinschaft nicht möglich ist. Und das ist, so formuliert, gewiss nicht richtig. Es gibt weltweit Hunderttausende von Juden und Millionen Muslime, die nicht beschnitten sind und deren Zugehörigkeit zu ihrer Glaubensgemeinschaft niemand bezweifelt. Das sollten die Zentralräte der Juden und der Muslime nicht bestreiten. Gewiss ist das zunächst eine interne Angelegenheit der Religionen. Aber die Beschneidung ist eben noch mehr als das, und dieses Mehr darf der Gesetzgeber nicht ignorieren. Er sollte also durchaus einen leisen Druck auf die Religionsgemeinschaften ausüben, sich auch intern dieser Diskussion intensiver zu stellen als bisher. Der vorliegende Entwurf kommt mir aber eher wie eine Kapitulation vor jeder noch so moderaten Zumutung an die Religionsgemeinschaften vor.
 Obwohl also die deutsche Exekutive und Legislative beide ihre Verpflichtungen vergaßen und sich vollständig den archaischen Religionen unterordneten, haben einige Vertreter der Zentralräte den Hals immer noch nicht voll bekommen.

Charlotte beklagt weiterhin den Antisemitismus, den sie im Bemühen um das Kindeswohl erkennt.
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat den Gesetzentwurf zur Beschneidung von Jungen begrüßt. „Ich bin sehr glücklich, dass dieses Gesetz jetzt vorgelegt wurde“, sagte Knobloch am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin“. Es sei ein „ausgewogenes Gesetz“. Sie hoffe sehr, dass der Bundestag den vorgelegten Richtlinien folge. Knobloch kritisierte aber erneut, dass die Art und Weise der Debatte um die Beschneidung von Jungen zum Teil antisemitisch gewesen sei.
Vom Antisemitismusvorwurf mag man auch an anderer Stelle nicht lassen. 
Eingeschüchtert von den überzeugenden und sachlichen Argumenten wider die Kindergenitalverstümmelung der Giordano-Bruno-Stiftung, bezichtigte der „Gelehrte“ Micha Brumlik gleich alle Förderer der gbs als „moderne Antisemiten.“
Hanebüchener geht nicht. Mit der ganz groben Keule versucht er alle Argumente der Kinderschutzorganisationen platt zu machen.
Derartiges ist in letzter Zeit häufiger geschehen – was, wie ich meine, ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass den Beschneidungsbefürwortern die Sachargumente fehlen. Wir haben die Gründe, die unserer Ansicht nach gegen die medizinisch nicht indizierte Beschneidung sprechen, ausführlich dargelegt (siehe: http://pro-kinderrechte.de/faq/). Überzeugende Argumente und Belege wurden dagegen bislang nicht vorgebracht, stattdessen mehren sich die Versuche, die Giordano-Bruno-Stiftung und ihre Partner (etwa die Deutsche Kinderhilfe oder die israelische Kinderschutzorganisation „Protect the Child“) nach der Methode „Stimmung statt Argumente“ zu verunglimpfen.
Wir halten solche Strategien für intellektuell unredlich und appellieren an alle Beteiligten, sich möglichst bald auf die Ebene des sachlichen Diskurses zu begeben. Dazu gehört u.a. auch, dass die Befürworter der Beschneidung die offensichtliche Tatsache zugeben, dass die Frage pro und contra Beschneidung keinesfalls eine Frage pro oder contra Judentum ist. Immerhin sind es ja nicht zuletzt Juden, die das Ritual der Beschneidung kritisieren (wie etwa Eran Sadeh in diesem klaren Statement im Haus der Bundespressekonferenz: http://pro-kinderrechte.de/statement-von-eran-sadeh/).
Ich bin dem deutsch-israelischen Magazin haOlam sehr dankbar dafür, dass es mir vor einiger Zeit die Gelegenheit bot, die Argumente der Kinderrechtsaktivisten darzulegen und einige Missverständnisse aus dem Weg zu räumen (siehe: http://www.haolam.de/index.php?site=artikeldetail&id=10523). Vermutlich hat Micha Brumlik dieses Interview nicht gelesen. Ansonsten hätte ihm noch klarer sein müssen, wie absurd es ist, ausgerechnet uns antisemitisches Gedankengut zu unterstellen.
In Punkto Absurdität versucht auch der Zentralrat der Muslime dem Zentralrat der Juden nachzueifern. Da ihm aber die Argumentationskeule „antisemitisch“ nicht zur Verfügung setht und „anti-islamistisch“ weit weniger triggert, nörgelt der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek daran herum, daß das „Kindeswohl“ überhaupt erwähnt wird.
Der Zentralrat der Muslime fordert Nachbesserungen des Entwurfs des Beschneidungsgesetzes, das am Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen wurde. Der Vorsitzender des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, stellte am Mittwoch im Bayerischen Rundfunk den Begriff des „Kindeswohlvorbehalts“ in Frage. Dieser Punkt sollte noch diskutiert werden. „Die Eltern haben einen Erziehungsauftrag und den müssen sie natürlich auch erfüllen.“
(TS 10.10.12)
Mazyek befürchtet eine mögliche Gefährdung für den Fall einer ausbleibenden Beschneidung. „Wenn Außenstehende vehement dem Kind ihre ablehnende Haltung zur Beschneidung aufoktroyieren wollen und so das Kind stark verunsichern und in einen zum minimalen körperlichen Eingriff unverhältnismäßigen Konflikt stürzen, ist das eine Gefahr für das Kindeswohl.“
Willkommen in der Witzrepublik Deutschland. Mazyek und Knobloch werfen die Hölzchen und der gesamte Bundestag springt. 
Kritik kam am Donnerstag von der Deutschen Kinderhilfe. Der nun vorliegende Entwurf bestätige Befürchtungen, „dass die im Hauruck-Verfahren in einer «Augen zu und durch«-Mentalität geplante gesetzliche Regelung zur Legalisierung von Beschneidungen mehr Probleme bereitet als löst“, sagte der Vorstandsvorsitzende Georg Ehrmann. „Es ist ein Irrglaube, mit Zäpfchen oder einer Salbe diese erheblichen Schmerzen und ihre Auswirkungen auf das Schmerzempfinden im späteren Leben lindern zu können“, kritisierte Ehrmann. „Dazu reicht nicht einmal eine generelle Narkose, die an sich ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in die körperliche Unversehrtheit ist.“ Die Deutsche Kinderhilfe lehne Beschneidungen im Säuglingsalter ebenso wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte als unzumutbare Körperverletzung ab, betonte Ehrmann. Mit diesem Gesetz legitimiere der Gesetzgeber nicht nur Beschneidungen, er schwäche sogar nachhaltig die Kinderrechte.
Religioten und Politioten vereint im  Kampf gegen das Wohl der Kinder und der Vernunft. 
Dies ist eine ungute, aber nicht unerwartete Achse des Bösen.

Der schwerere Schlag ist für mich, daß sich auch liberale Edelfedern, wie der Elitejurist Heribert Prantl in diese Anti-Kinder-Koalition einreihen.
In der öffentlichen Debatte nach dem Urteil aus Köln ist derart viel Unsinn verbreitet worden, dass die Regierung diesen Unsinn wieder abräumen muss.  
Eigentlich war dieses Gesetz unnötig; aber es ist dann doch bitter notwendig geworden. Nur ein einzelnes Gericht, das Landgericht in Köln, war aus einer gefestigten Rechtsprechung ausgebrochen. Nur dies einzelne Gericht hatte die Beschneidung von Knaben für strafbar erklärt. Nur dies einzelne Gericht hatte die Eltern dafür kriminalisieren wollen, dass sie ihrer Religion folgen. Nur diese eine kleine Strafkammer in Köln, eine von vielen Strafkammern, hatte dem Recht der Eltern auf religiöse Erziehung und Sozialisation ihrer Kinder sehr enge und mit Strafe bewehrte Grenzen gesetzt. Es war nicht die deutsche Justiz, sondern nur ein einzelner Berufs- und zwei Laienrichter, die sich zwischen das Kind und seine Eltern stellten.
[…] Es hätte kein Gesetz gebraucht, das eigens feststellt, dass die Beschneidung von Knaben nicht generell verboten ist; das ist schon geltendes Recht. Es hätte kein Gesetz gebraucht, das feststellt, dass dieser Eingriff aber nach den Regeln der ärztlichen Kunst gemacht werden muss; auch das ist geltendes Recht. Aber die öffentlichen Reaktionen auf das Kölner Urteil waren so erschütternd, dass sie geltendes Recht erschütterten. Das jüdische Krankenhaus in Berlin stellte die Knabenbeschneidung ein.
Es war und ist so, als hätte das Kölner Urteil die Schleusen geöffnet nicht nur für rechtliche Diskussionen, sondern für Aberwitz, Perfidie und Zynismus. [….] Der Gesetzentwurf, der im Kabinett verabschiedet wurde, räumt den Unsinn ab. Es ist der Entwurf zu einem guten Gesetz.
(Heribert Prantl 10.10.12)