Vorbemerkung:
Seit vorgestern fällt bei meinem Internetanbieter ständig das Netz aus.
Seit vorgestern fällt bei meinem Internetanbieter ständig das Netz aus.
Es
ist eine erstaunlich schwierige Aufgabe heraus zu finden, an wen man sich
wenden kann, wenn der Anbieter, mit dem man damals den Vertrag schloss längst
von einem aufgekauft wurde, der wieder aufgekauft wurde und die Service-Hotlines
nicht mehr existieren. Probleme soll man jetzt offenbar alle online melden. Das
ist aber gar nicht so leicht, wenn das Problem ist, offline zu sein.
Inzwischen
ist es mir immerhin gelungen herauszufinden, daß in Hamburg einige Tausend Haushalte betroffen sind und Techniker daran arbeiten.
Schön,
es liegt also nicht an mir, aber sehr groß scheint der Elan nicht zu sein, das
Problem zu beheben.
Bloggen
ohne Internet ist jedenfalls schwierig.
Ich
kann nur offline darüber schreiben, was ich aus TV und Zeitung weiß und durch
ständige Versuche hoffen irgendwann doch ein paar Minuten online gehen zu
können, um das hier in den Blog einzuspeisen.
Es
ist so ähnlich, wie beim Stromausfall, den man erst selbst erleben muß, um sich
wirklich vorstellen zu können wie ungeheuer lästig es ist, wenn kein
elektrisches Gerät mehr geht.
Ich
bin noch nicht in dem hospitalistischen Stadium, das sofort bei Teenagern
eintritt, wenn man ihnen ihr Klugtelefon wegnimmt, aber mir dieser
Internet-Abhängigkeit bewußt zu werden, deprimiert mich durchaus.
Gestern
fanden in Amerika fünf sehr wichtige Vorwahlen statt, die dazu führten, daß
Marco Rubio das Rennen aufgab und Bernie Sanders es noch schwerer hat Hillary
Clinton zu schlagen.
Trump hat ordentlich abgeräumt, gewann Florida (99/99), Illinois
(38/69), North Carolina (29/72), vermutlich Missouri (da wird noch gezählt) und
verlor lediglich Ohio, wo der Gouverneur Kasich seinen ersten Sieg holte.
Die
republikanische Partei hatte alles versucht, um diesen Trump’schen Durchmarsch
zu stoppen, Zig Millionen Dollar hatten die Super-PACs in Negative Campaigning gesteckt
und dennoch landete Rubio, der US-Senator in seinem eigenem Heimatstaat mit 27%
ganz weit hinter Trump (47%).
Allein in Florida
investierten diverse Gruppen laut Washington Post mehr als 15 Millionen Dollar,
um den Wählern klarzumachen, dass Trump "unwählbar" sei. Das
Ergebnis? Trump siegt mit knapp 20 Punkten Vorsprung.
Ein
Desaster für alle, die in der GOP Donald Trump verhindern wollten, denn mit
Rubios Aufgabe ist ihre letzte Hoffnung dahin.
Der
Wunsch der Parteiführung, das Feld möge sich so verkleinern, daß sich Trumps
Kontrahenten nicht mehr gegenseitig die Stimmen wegnehmen, kommt nun, da nur
noch ein Wählbarer, nämlich John Kasich, übrig ist. Und Kasich liegt so weit
zurück, daß er keine Chance mehr hat.
Wer
Trump verhindern will, müßte mathematisch betrachtet, ganz im Gegenteil darauf
hoffen, daß viele Gegner im Rennen bleiben, so daß keiner vor der Republican
National Convention (18.-21. Juli 2016) in Cleveland, Ohio
eine absolute Mehrheit der Delegierten mitbringt.
Dann
würde Trump nicht mehr im ersten Wahlgang gewählt werden können und im zweiten
Wahlgang wären alle Stimmberechtigten von ihren Personenbindungen befreit.
Nun aber
steigen Trumps Chancen durch Rubios Ausscheiden. Auch die Chancen des Ted Cruz
steigen dadurch, denn er könnte bis Juli mehr Evangelikale an sich binden.
Cruz ist
aber unter den ehemals 17 Kandidaten der einzige, der noch rechtsextremer,
fantaischer und religiöser als Trump ist. Er wird in der GOP leidenschaftlich
gehasst.
Insofern
ist die Situation keineswegs mit der Anybody-but-Bush-Kampagne von 2004 zu
vergleichen. Damals reichte unsere Phantasie einfach noch nicht aus, um sich
vorzustellen, daß jemand eine noch verheerendere US-Regierung abgeben könnte
als die GWB-Administration.
Inzwischen
mußten wir aber sehr schmerzlich erfahren, daß diese aggressiv-faschistoide
GOP, die einen „war on Washington“ führt, auch Typen wie Cain, Fiorina, Bachmann,
Palin, Carson und eben Cruz aufbietet.
Ich
glaube nach wie vor, daß Cruz noch gefährlicher für den Weltfrieden ist, weil er
ein fanatischer Ideologe ist.
Mich stört weniger, daß er noch mehr lügt als
Trump. Schlimm ist seine Verbohrtheit, mit der er zum Scheitern verurteilte
Überzeugungen vertritt.
Zudem
führt seine eleminatroische Religiosität zu noch weit brutalerem
Minderheitenhass als bei Trump, dem er vermutlich persönlich recht egal ist,
ob Schwule heiraten oder irgendjemand abtreibt.
Die
Republikaner-Chefs wollen Trump aufhalten, weil sie ihn nicht einschätzen
können und sich fürchten was er anrichten könnte.
Aber sie
haben sich inzwischen selbst abgewickelt und einen bösartigen Mob an ihrer
Basis entfacht, den sie nicht mehr kontrollieren können.
Vielleicht können die
Republikaner noch aus eigener Kraft verhindern, dass Trump in ihrem Namen
antritt. Allerdings ist das nicht sicher. Die einst große, rational
konservative Republikanische Partei mit ihrem Übervater Abraham Lincoln ist in
den vergangenen zwanzig Jahren zu einer nach innen gewandten, gegen das
vermeintliche Monster Washington gerichteten rechtspopulistischen Bewegung
mutiert.
Deswegen ist Donald
Trump auch so etwas wie die logische Folge aus all den Jahren, in denen Leute
wie Newt Gingrich und Donald Rumsfeld, Sarah Palin und Paul Ryan der neuen,
aggressiven, eher fundamentalistischen Republikanischen Partei Gesicht und
Stimme gegeben haben.
Traditionelle
GOPer sehen sich mit ein paar sehr widersprüchlichen Fakten konfrontiert.
Trump
bringt einerseits jede Menge neuer GOP-Fans an die Vorwahlurnen und stärkt so
die Partei. Andererseits sind diese Trumplinge nicht rational beeinflussbar und
fanatische Anhänger.
Würde
Trump nicht der offiziell nominierte GOP-Präsidentschaftskandidat, würden sie
auch nicht automatisch für einen anderen GOP-Kandidaten stimmen.
Würde
Trump aber Kandidat, gäbe es unter den klassischen GOP-Anhängern bis zu 25%,
die ihn so stark ablehnen, daß sie womöglich sogar den demokratischen
Opponenten wählen.
Reince
Priebus, Chairman of the Republican National Committee, kann es also nur noch
verkehrt machen, denn in beiden Fällen wird er bei der general election
Anhänger verlieren.
Neben
dem Trump-Wirbel steht aber ein weiteres Problem ins Haus.
Im November
2016 wird auch das gesamte House neu gewählt. Dort könnten die GOPer vermutlich
zwar die Mehrheit behalten, da die Wahlkreise so absurd geschnitten sind, daß
sie fast nie die Farbe wechseln. Aber es wird auch ein Drittel des extrem
mächtigen Senats neu gewählt. Das sind 34 Senatoren; davon 24 Republikaner.
Diese
müssen dann immerhin mitten in der mutmaßlichen Trump-Polarisierung die
Mehrheit eines ganzen Staates gewinnen.
Wenn nur
fünf von ihnen verlieren, ist die republikanische Mehrheit im Senat dahin und
damit im Falle eines demokratischen Präsidenten auch die Blockade-Möglichkeit
für die Ernennungen im Supreme Court.
Aus
GOP-Sicht ist das außerordentlich riskant, denn mit einem auf liberal gedrehten
obersten Gericht könnte auf Jahrzehnte die politische Agenda gegen sie bestimmt
werden.
Es
könnte aber auch sein, daß Trump tatsächlich Präsident wird.
Dann
Gute Nacht, Amerika.
Für den
Rest der Welt wäre es allerdings nur die zweitschlimmste Option – nach einem
Präsidenten Ted Cruz.