Sonntag, 5. Dezember 2021

Die Papst-Kirche weist die Richtung

Es sind schwierige Zeiten, zwischen Tod und Triage, zwischen Lockdown und Lamento.

Bei dieser Art existentieller Fragen kann die Kirche leider auch nicht helfen und hält sich zurück.

Dennoch bieten insbesondere die Katholiken eine wertvolle Orientierungshilfe; gerade in der Weihnachtszeit, wenn die Menschen überlegen, wie viel Geld sie wofür ausgeben sollen oder müssen. Mit Geld kann man Sinnvolles tun, muss in diese Bereichen großzügig sein. Geld kann man aber auch verschwenden und sollte sich dabei möglichst bremsen.

Ein praktisches Beispiel, wäre ein sexuell missbrauchtes Kind, das über Jahre von Priestern vergewaltigt und geschlagen wurde, so daß es lebenslange schwere Traumata davon trägt, niemals glücklich wird und keine Beziehungen führen kann. So einem Opfer Schmerzensgeld zu zahlen, ist für die Kirche gar keine sinnvolle Ausgabe und sollte möglichst knapp ausfallen. Die sind ja eh psychisch hinüber. Lohnen sich da die Ausgaben überhaupt?

[…..] Ein Bischof bekommt B8, ein Erzbischof oder Kardinal erhält mindestens B9. Nach der aktuellen Besoldungstabelle sind das monatlich für B8 11.373,67 EUR, B9 12.051,37 EUR, B10 14.197,53 und B11 14.749,49 EUR     […..] Bei den Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen kommen aber Zuschläge aus Rom hinzu, so daß Letztere leicht auf 15.000,00 EURO monatlich kommen. Brutto oder netto muss man in diesem Fall nicht fragen, da die Gottesmänner fast völlig von Steuern und Abgaben befreit sind. (…..)

(Bischofsleid, 08.03.2020)

Wie viel soll nun ein Mensch, der als Kind jahrelang grausam vergewaltigt und gequält wurde, maximal als Schmerzensgeld bekommen können, ist seit 2010 die Frage innerhalb der RKK.

Ja, das ist wirklich so, unfassbar, aber wahr: Kanzlerin, Bundesrichter, Justizminister und Länder finden es völlig normal, daß die Täter selbst darüber entscheiden, ob und wie viel Schmerzensgeld sie für eine Tat zahlen möchten, wenn sie ein Menschenleben komplett zerstört haben.

Zunächst dachte der Missbrauchsbeauftragte Bischof Ackermann an 5.000,- maximal.  Also etwa ein Wochengehalt eines Bischofs für perfide brutale, manchmal hundertfache Vergewaltigung.

Für diese „besonders schweren Fälle“, wenn also ein Kind Jahre lang systematisch gefoltert und sexuell missbraucht wurde, so daß es als Erwachsener dauerhaft psychisch so geschädigt war, daß es arbeitsunfähig und auf Therapie angewiesen war, sollten dann bis zu 50.000,- Einmalzahlung möglich sein.

Immerhin gute drei Monatsgehälter der Täter. Natürlich nur symbolisch, denn kein Täter muss tatsächlich aus eigener Tasche bezahlen. Keinem Bischof wird ein Cent abgenommen. Das Geld machen die Generalvikare irgendwie locker. […..] Aber da in diesem grandiosen deutschen System die Täter selbst entscheiden dürfen, ob sie überhaupt irgendetwas bezahlen, die Opfer gar nicht erst gehört werden müssen und die Merkel-Regierung sich devot zurückhält, bleibt es eine Entscheidung der Bischofskonferenz. Dort sitzen Franzis Beste – Woelki, Heße und Co.  Und als Gottes Abgesandte wissen sie was zu tun ist.

[….] Bischöfe gegen höhere Schmerzensgelder für Missbrauchsopfer! Maximal 50.000 Euro erhalten Missbrauchsopfer von der katholischen Kirche. Kritiker finden den Betrag »lächerlich niedrig«. Die Bischöfe wollen an der Praxis aber keine grundlegenden Änderungen vornehmen. [….]

(SPON, 23.09.2021)

Während die deutsche katholische Kirche bei den Missbrauchs-Opfern möglichst knauserig agiert, gilt für die Missbrauchs-Täter aus ihren Reihen die umgekehrte Maxime. Sie müssen die volle finanzielle Solidarität erfahren. Da darf nicht gespart werden.

[…..] Das Erzbistum Köln hat in den vergangenen drei Jahren rund 2,8 Millionen Euro für Gutachter, Medienanwälte und Kommunikationsberater ausgegeben. An Betroffene sexuellen Missbrauchs zahlte das Erzbistum dagegen nur 1,5 Millionen Euro - es ist die Gesamtsumme seit 2010. Am Wochenende hatte das Erzbistum die Zahlen veröffentlicht. […..] Markus Hofmann, dessen Amt als Generalvikar derzeit ruht, der aber im Erzbistum weiterhin als Verwaltungschef fungiert, führte die Posten in einer offiziellen Mitteilung weiter aus: Demnach hätten die zwei juristischen Hauptgutachten insgesamt 1,27 Millionen Euro gekostet. […..] Das erste unabhängige juristische Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) soll nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur aus Kirchenkreisen 757 500 Euro gekostet haben. Das zweite Gutachten von der Kanzlei Gercke habe mit 516 200 Euro zu Buche geschlagen. Für weitere rechtliche Beratung gab man dann noch 588 000 Euro aus, teilte Generalvikar Hoffmann mit. Auch eine Krisen-PR-Agentur, Ewald und Rössing, schaltete das Erzbistum ein, sie bekam 820 000 Euro. […..] "Erbärmlich und unverfroren" nannte Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation "Eckiger Tisch" diese Summen, angesichts "lächerlicher 1,5 Millionen Euro in zehn Jahren" für die Opfer im Erzbistum. […..]

(SZ, 05.12.2021)

Auch Bergoglio, der Vereinschef der 1,3 Milliarden Katholiken, leistet dieser Tage wieder eine wertvolle moralische Orientierungshilfe.

Seit seiner Inthronisierung im Jahr 2013 zeigte er immer Milde und Großzügigkeit, wenn es um seine Kinder-fi**enden Geistlichen ging. Messdiener sexuell zu missbrauchen, Kinder schlagen, quälen, sexuell ausbeuten sind für den Franzl  verzeihliche Sünden.

Tausende heimlich verscharrte kanadische Kinderleichen wurden inzwischen auf den Grundstücken katholischer Einrichtungen ausgebuddelt.

(….) Ein Abscheulichkeits-Maximum erreichte die kirchliche Kinderfolter im 19. und 20. Jahrhundert in Kanada. Dort wurden in 139. katholischen Einrichtungen rund 150.000 indigene Kinder gefoltert und tausende davon umgebracht.   Im Mai 2021 entdeckte man in der westkanadischen katholischen „Residential School“ bei Kamloops (British Columbia), die bis 1978 betrieben wurde, 215 Kinderleichen, die die Geistlichen einfach heimlich verscharrt hatten.  Wenige Wochen später, der nächste Fund. Diesmal waren es 751 anonyme Kindergräber bei einem katholischen Kinderheim in der Provinz Saskatchewan. (….)

(Wenn das Mitleid aufgebraucht ist, 05.07.2021)

Wann immer ein Priester, Bischof oder Kardinal diesbezüglich auffiel, verminderte oder erließ Bergoglio dessen Strafe, lehnte Rücktrittsangebote (Heße, Woelki, Marx) ab. Einige der größten Widerlinge, wie Müller und Pell, erhob Bergoglio sogar demonstrativ zu Kardinälen, beförderte sie innerhalb der Kurie auf absolute Top-Positionen.

Und warum auch nicht? Müller hatte nur aus Liebe und Fürsorglichkeit, seinen Pädpopriestern, neue Kinder als Vergewaltigungsopfer zugeführt und diejenigen, die es wagten sich zu beschweren massiv gedroht. Er war eben voller Nächstenliebe – für die Täter.

Und Pell überhaupt als Sextäter zu beschreiben, ist infam. Er hatte seinen Penis schließlich immer nur ganz kurz in die Kinder gesteckt. Das war doch einfacher „Blümchensex“. Daß die sich überhaupt beschweren…..

(……)  Pells Anwalt erklärte die Unschuld seines Mandanten mit der Dauer des Analverkehrs. Der habe nur sechs Minuten angehalten und sei damit juristisch nahezu irrelevant: „plain and vanilla penetration sex“!

Ein paar Messdienern mal seinen Penis in den Mund zu schieben, konnte er sich da wohl erlauben – so glaubte Pell. […..] (….) George Pell AC, 77, Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche […..], der hochrangigste australische Katholik aller Zeiten, ist unschuldig, hat keine Kinder vergewaltigt und ist nur Opfer einer linken Hetzjagd! […..] Gottes Top-Mann beharrt vehement auf seiner völligen Unschuld und von „sexuellem Missbrauch“ oder „Vergewaltigung“ kann gar nicht die Rede sein, weil es nämlich nur „plain and vanilla penetration sex“ mit einem 12-Jährigen und einem 13-Jährigen war. Nur sechs Minuten lang erzwang Pell den Analverkehr, wie sein Verteidiger Robert Richter beschwichtigend erklärte.

Das wäre nun wirklich nur Blümchensex. Wo ist also das Problem? Und dafür sechs Jahre Haft? Für sechs Minuten? […..]

(Rechtsextreme Toleranz, 13.03.2019)

Jorge Bergoglio kann aber auch anders.

Kleine Jungs zu vergewaltigen, stört ihn nicht sehr, da drückt er alle Augen, inklusive Hühneraugen, zu.

Bei dem Pariser Erzbischofs Michel Aupetit zog Franzi aber andere Saiten auf. Verständlicherweise. Denn Aupetit ließ sich etwas viel Schlimmeres als mehrfache Kindesvergewaltigung zu Schulde kommen. Er hatte eine Affäre mit einer Frau! Und dann auch noch einer bereits Erwachsenen! Pfui Teufel. Liebe zum anderen Geschlecht? Mit diesen amoralischen schwanzlosen Ungeheuern? Die das auch noch freiwillig und ohne Zwang tat? Das geht zu weit!

[…..] Straftaten decken? Okay. Etwas mit einer Frau haben? Geht gar nicht.   […..] Das Erzbistum Paris befindet sich - wie die gesamte Kirche Frankreichs - im Krisenmodus. Im Oktober hatte eine unabhängige Untersuchungskommission vorgerechnet, dass von den 1950er-Jahren an schätzungsweise mehr als 216 000 Kinder und Jugendliche in Frankreich von Klerikern missbraucht wurden. […..] Zum Verhängnis wurde dem Erzbischof aber nun etwas anderes: eine plötzlich aufgetauchte Mail von 2012, die nahelegt, dass er einst ein einvernehmliches Verhältnis mit einer erwachsenen Frau hatte. Aupetit wies dies zurück, räumte aber ein "mehrdeutiges Verhalten" ein. […..] Der Papst ahndet einen Verstoß gegen die Enthaltsamkeit von Priestern schärfer als die Vertuschung von sexuellem Missbrauch. Zu diesem Eindruck kann man zumindest kommen, wenn man einige weitere Personalentscheidungen aus jüngerer Zeit anschaut. Hamburgs Erzbischof Stefan […..]  darf im Amt bleiben. […..] Kardinal Rainer Maria Woelki, dem Missbrauchsbetroffene durch seinen Umgang mit der Aufarbeitung Retraumatisierung vorwerfen, […..] behält […..] sein Amt. Oder, zurück nach Frankreich: Ein erstes Rücktrittsgesuch von Kardinal Philippe Barbarin, dem Erzbischof von Lyon, lehnte Franziskus sogar ab. Der Mann stand wegen Vertuschungsvorwürfen immerhin vor einem weltlichen Gericht. […..] Es ist eine schwer zu ertragende Doppelmoral. Papst Franziskus verschärft die Krise der Kirche. [….]

(Annette Zoch, SZ, 04.12.2021)