Wensierski
schreibt im SPIEGEL mit der nötigen Distanz und angebrachter Neutralität über
kirchliche Themen.
Üblicherweise
sind bei den großen Periodika die Frommen für Frommes zuständig.
Das ist einer
der von mir immer wieder beklagten Presse-Missstände.
Alle
Kirchenthemen werden von frommen Gläubigen behandelt.
Dafür hat
Springer Badde und Englisch, der Tagesspiegel die unvermeidliche Claudia Keller,
die Zeit Frau Finger und
die SZ eben Matthias Drobinski.
(……) Man stelle sich vor über die CDU würden nur noch
CDU-Mitglieder schreiben. Oder nur noch Soldaten über die Bundeswehr.
Geht es um die
Grundfrage des Christentums in Deutschland – was geht da eigentlich so
sagenhaft schief, daß jedes Jahr Hunderttausende aus der Religionsgemeinschaft
flüchten, während aus anderen Kontinenten ein reger Zulauf herrscht – wird es
bei den großen Zeitungen ganz gediegen.
Wensierski
zeigt mit dem aktuellen Artikel im PRINT-SPIEGEL allerdings auch auf wieso es
wöchentliche Nachrichtenmagazine schwer haben im Jahr 2017.
Seine
lobenswerte Recherche über die Allianz von Homophoben, Pegidioten, AfD,
Katholischer Kirche und Evangelikalen hätte mich vor 20 Jahren vom Hocker
gehauen; ich wäre begeistert von der Enthüllung gewesen.
Aber im
Internet-Zeitalter dient so eine Story eher der Multiplikation. Wer sehr an
diesen Themen interessiert ist, wie ich zum Beispiel, kennt die Fakten nämlich
längst.
Die
genannten Namen, wie zum Beispiel Hedwig Beverfoerde,
tauchen unter anderem auch in diesem Blog immer wieder auf.
Den evangelikalen Schwulenhasser Hartmut Steeb habe ich ebenfalls schon einige Jahre auf dem Schirm.
Wie man
auch an David Berger, dem Niederträchtigsten
der rechtsradikalen Klero-Szene sieht, knüpfen
Nationalisten, Reichsbürger, Identitäre, Dunkelkatholiken, verhärmte
Klemmschwestern, Evangelikale, Gender-Fanatiker, rechte CDUler, AfDler und
Pegidioten eifrig Bande, um den verhassten „linksgrün versifften Staat“ zu
bekämpfen.
Typen
wie Kuby und Berger betreiben jede Menge Blogs und Foren, in denen sie sich mit
anderen stramm Rechten vernetzen.
Das ist
so widerlich, wie bekannt.
Interessant
ist aber der Blick auf das Privatleben der Gay-Gegner. Was tun die eigentlich
in ihrer Freizeit, wenn sie so ziemlich alles als unchristlich und undeutsch
ablehnen, das Fernsehen, Musik, Kunst oder Sport bieten?
Mutmaßlich
verfügen diese Leute, bedingt durch ihre unsympathischen Charakterzüge nicht
über große Freundeskreise.
Was tut
man da den ganzen Tag, wenn man nicht gerade Schwule, Schwarze und Linke
beschimpft?
Nun, ein
Hobby haben sie immerhin: Poppen!
[…..] Zum Beten
kniet sich Joachim Kuhs auf die Kirchenbank, vor ihm liegt ein kleiner roter
Teppich, damit die Gelenke nicht schmerzen.
Kuhs ist ein Mann, der gern lacht. Man sieht es an den Falten um seine Augen.
Und er trägt gern Anzug, Hemd, Krawatte. „Meiner lieben Frau und mir“, so
stellt er sich gern vor, „wurden zehn Kinder anvertraut.“ Liebe außerhalb
der christlichen Ehe ist für ihn Sünde, Abtreibung gleichbedeutend mit
der Tötung eines Menschen.
Am Nachmittag versammelt sich die Familie
im Garten, es gibt Braten
mit Kartoffelsalat, vier verschiedene Kuchen. Acht der zehn Kinder
sind schon erwachsen, fünf sind AfD-Mitglieder. Sie waren schockiert von
einer Bildungspolitik, die auch über unterschiedliche sexuelle Orientierungen
aufklären sollte, halten nichts von einer Familienpolitik, die das
Modell Mann-Frau-Kind nicht mehr zum alleinigen Ideal erhebt. […..]
(Valerie Höhne, Peter Wensierski, DER SPIEGEL 29/2017
s.49)
Zehn
Kinder sind das Maß der Dinge für die Frömmler.
Für die
WELT, den Rheinischen Merkur und die Junge Freiheit arbeitet der ultrarechte
Katholik Jürgen Liminski, 57, der es ebenfalls auf zehn Kinder bringt.
[….]
Liminski ist verheiratet, hat gemeinsam
mit seiner Ehefrau Martine Liminski zehn Kinder und lebt in Sankt Augustin.
Eines seiner Kinder ist Nathanael Liminski, der Mitbegründer des Netzwerks
„Generation Benedikt“ seit August 2013 umbenannt in „Initiative Pontifex“.
Jürgen Liminski ist Mitglied der katholischen Laienorganisation Opus Dei und
Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der Paneuropa-Union. […..]
(Wikipedia)
Leider
überträgt sich das fundamentalistisch eingeengte Hass-Weltbild oft auf die
Brut. So ist Gabriele Kubys Tochter Sophia ebenfalls ultra-katholische
Aktivistin; beispielsweise als Sprecherin der „Generation Benedikt“ und Chefin
der radikalen Abtreibungsgegner European Dignity Watch. Die Kuhs-Kinder
streiten für die AfD und auch die jungen Liminskis treten in Papas Fußabdrücke.
(….)
Hat man [Hendryk Broder] allerdings zufällig auf seiner Seite, sind seine
Formulierungen ein absoluter Genuß.
Wenn er in seiner ruhigen Art in einer Talkshow sitzt und anwesenden Bischöfe zur Weißglut bringt, gefällt mir das natürlich.
Unvergessen, als er im Februar 2009 in Illners Schwatzrunde die „affirmative Schleimerei“ des Papst-Bewunderers Nathanael Liminski (23) von der "Generation Benedikt" beklagte.
Der anwesende Bischof (ich glaube es war Jaschke) warf ihm vor den „interreligiösen Dialog“ zu sabotieren, worauf Broder entgegnete er müsse sich diesbezüglich keine Vorhaltungen machen lassen, er führe den „interreligiösen Dialog“ jeden Tag, da er mit einer Katholikin verheiratet sei - das solle der Bischof ihm erst einmal nachmachen. (…..)
Wenn er in seiner ruhigen Art in einer Talkshow sitzt und anwesenden Bischöfe zur Weißglut bringt, gefällt mir das natürlich.
Unvergessen, als er im Februar 2009 in Illners Schwatzrunde die „affirmative Schleimerei“ des Papst-Bewunderers Nathanael Liminski (23) von der "Generation Benedikt" beklagte.
Der anwesende Bischof (ich glaube es war Jaschke) warf ihm vor den „interreligiösen Dialog“ zu sabotieren, worauf Broder entgegnete er müsse sich diesbezüglich keine Vorhaltungen machen lassen, er führe den „interreligiösen Dialog“ jeden Tag, da er mit einer Katholikin verheiratet sei - das solle der Bischof ihm erst einmal nachmachen. (…..)
Da will
ein Evangelikaler wie Hartmut Steeb natürlich nicht als Schlappschwanz dastehen
und begattet seine in der Gemeinde schweigende Frau ebenso fleißig.
Auch er
kommt auf zehn Kinder.
[…..]
Ein anderer Mittelsmann zwischen religiösen
und politischen Rechten ist Hartmut Steeb. Er ist der Generalsekretär
der Deutschen Evangelischen Allianz, eines evangelikalen Netzwerks,
dem nach eigenen Angaben 1,3 Millionen Mitglieder angehören. […..]
Besonders
zu Fraktionschef Volker Kauder habe er einen „direkten Draht“. Auch mit
CDU-Gesundheitsminister Herrmann Gröhe verstehe er sich, der sei ein
„guter Christ“. Doch die konservative Partei ist moderner geworden.
Für Steeb ist das ein Problem. Sein Traum ist eine „Pro Life“-Bewegung in
Deutschland, die wie in den USA Abtreibungen erschweren will.
[…..]
Steeb spricht gern über seine Heimatgemeinde
in Stuttgart, über seine Kinder, er hat zehn, genau wie Kuhs. Er sagt, dass
Frauen nicht abtreiben sollten. Selbst wenn die Schwangerschaft die Folge
einer Vergewaltigung ist. [….]
(Valerie Höhne, Peter Wensierski, DER SPIEGEL 29/2017
s.49)