Samstag, 10. August 2013

Fundikatholische Nachwehen


Nicht daß ich jemals einen Funken Sympathie für Kreuznet aufgebracht hätte, aber im Gegensatz zu ähnlich rechtsradikalen Hetzseiten wie PI oder Blaue Narzisse, hatten die süddeutsch-österreichisch-schweizerischen Dunkelkatholiban wenigstens Humor.
Sicher unbewußt, aber im Ergebnis hatte man durchaus etwas zu lachen.
Ich vermisse die Formulierungskunst der Kreuznetten, die „schwulen Sex“ schon mal mit „Brechreiz-Turnübungen mit seinem Unzuchtspartner“ umschrieben.
Welche Art Mensch sich solche Formulierungen ausdachte, konnte man anhand der in Moldawien beheimateten Kreuznet-Schwester Gloria-TV erahnen.
gloria.tv ist eine Art YouTube für katholische Radikale. Nutzer können Videos oder Texte hochladen und kommentieren. Herzstück ist eine selbstproduzierte tägliche Nachrichtensendung, die in mehreren Sprachen aufgezeichnet wird. Das Motto der Plattform ist Programm: "Je katholischer, desto besser."

Doch statt der "Frohen Botschaft" verbreitet die Seite vornehmlich Hass. Hass auf Homosexuelle, Hass auf Befürworter des Schwangerschaftsabbruchs und Hass auf christliche Reformer. "Die Positionen, die gloria.tv vermittelt, sind zutiefst antidemokratisch", sagt der katholische Hochschulpfarrer Burkhard Hose aus Würzburg. "Sie sind einfach gegen alles, was mit einer offenen Gesellschaft zu tun hat." Hose hat gegen gloria.tv inzwischen Anzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erstattet.

SPIEGEL TV hat sich auf die Suche nach den Hintermännern des Portals gemacht. Die Spur führt in den Schweizer Kanton Graubünden. Hier ist unter anderem der Pfarrer Reto Nay als Mitverantwortlicher der gloria TV Productions im Handelsregister eingetragen. Der Geistliche ist im christlich-fundamentalistischem Milieu kein Unbekannter. Einige seiner Texte wurden im mittlerweile abgeschalteten Portal kreuz.net veröffentlicht.
Das Gesicht des rechtsradikalen Tradi-Senders war lange Zeit die bizarr betonende Eva Doppelbauer, deren ultrakonservativer Pfarrer-Bruder Marcus ebenfalls für den Hetzsender arbeitet.

Wenn man ihre völlig grotesk betonten Endsilben hört, fängt man eigentlich schon nach dem Eingangsstatement – Laudetur Jesus Christus – an so zu lachen, daß man kaum noch folgen kann.
Es ist allerdings gefährlich Kreuz.net, Gloria.TV, K-TV und ihre nur wenig moderatere Schwester Kath.net als Witze zu euphemisieren.
Ihre Reichweite im Internet ist enorm und ihre kontinuierliche Hetze kann fundamentalistische, vereinsamte Sonderlinge durchaus so radikalisieren, daß ein Anders Brejivik entsteht.

Wozu katholische Schwulenhetze führt, haben wir 2013 in Frankreich erlebt. 
In unserem traditionell eher homophilen Nachbarland hatten sich die homophoben Übergriffe verdreifacht, seit die liebe RKK des allseits so geschätzten Papst Franz sich so massiv in die französische Gesetzgebung einmischte.
Und auch in Hamburg geschah letzte Woche das Unvorstellbare: Mehrere gewalttätige Übergriffe auf Schwule im Zuge des CSDs. Zwei Opfer liegen immer noch im Krankenhaus.

Vom deutschen BND und seinen Schwesterorganisationen ist diesbezüglich allerdings rein gar nichts zu erwarten. Ihre Blindheit auf den rechten Augen stellten sie eindrucksvoll unter Beweis.
Anders in Österreich.
In Wien klopfte diese Woche der Staatsschutz an die Türen von Gloria TV und beschlagnahmte die Unterlagen. Als die Beamten sich an Markus Doppelbauers Computer zu schaffen machen, rastete seine fromme Schwester Evääää aus und ging wie Matthias Matussek auf Speed auf die Staatsschützer los.

Eskalation bei Hausdurchsuchung in Wien

Nun wurde auch die heimische Justiz tätig und gab dem Geheimdienst grünes Licht für Hausdurchsuchungen. Wobei es in der Priesterwohnung in der Bundeshauptstadt zur Eskalation gekommen sein soll: Die Schwester des Geistlichen habe versucht, Daten auf dem Computer des Bruders zu löschen und die unerwünschten Besucher daran zu hindern, den PC mitzunehmen. Einen Beamten habe sie gar verletzt.

Während die Verdächtigen - sie wurden auf freiem Fuß angezeigt - aus ihren Kirchen abgezogen wurden, begutachtet der Geheimdienst derzeit noch die Berge an sichergestelltem Beweismaterial.

Da kann man mal sehen, was den rechten Hetzern blüht, wenn der Staat nicht wie im bräsigen Merkel-Deutschland wohlwollend alles durchgehen läßt.
Trotzdem..., Eväää Doppelbauer ist irgendwie lustig.