Dienstag, 23. Juni 2015

Plapperismus nach Käßmann.



Die Kirchen in Deutschland schwimmen geradezu im Geld, werden von 100% aller Mitglieder der Bundesregierung massiv unterstützt und haben zudem auch noch gewaltige Medienaufmerksamkeit, weil ihre Vertreter in den Rundfunkräten und Programmkommissionen sitzen.
Die Kirchen halten riesige Kirchentage ab, bei denen sich Bundeskanzlerin, Vizekanzler und Bundespräsident extrem engagieren.
Bezahlt werden diese Kirchenwerbeaktionen mit Millionenzuschüssen der verarmten Kommunen.
Paradiesische Zustände also für Christen in Deutschland.
Der einzige kleine Wermutstropfen:
Die Deutschen haben keine Lust mehr in dem Verein mitzumachen du rennen in Scharen davon.

In Hamburg  lesen wir seit einigen Wochen immer mehr Berichte über massive Kirchenschließungen.
Unter anderem in einem ganzseitigen Abendblatt-Interview räumte die Kirsten Fehrs (Bischöfin des Sprengel Hamburg und Lübeck) die Notwendigkeit von Kirchenschließungen ein.

Fehrs ist vermutlich nicht ganz so auf den Kopf gefallen wie Margot Käßmann, aber auch sie beherrscht diese typisch protestantische Kirchenleitungssprache.
Man kann ein noch so ausführliches Interview mit ihr lesen und hat doch auf wunderbare Weise nach wenigen Minuten komplett vergessen was sie gesagt hat.
Evangelensprech ist ähnlich inhaltsleer wie das Politsprech der Bundeskanzlerin.
Ich mußte unmittelbar nach dem Lesen noch mal den Text in die Hand nehmen, um festzustellen, ob sie nun eigentlich gesagt hat, daß sie Kirchen schließen will oder nicht.

Im Original lautet ihr Satz dazu:

Es ist gut, dass sich die Menschen vor Ort für den Erhalt der Kirchen engagieren. Zum anderen: Fakt ist, dass es Gemeindehäuser gibt, bei denen das Verhältnis von Auslastung und Finanzierung nicht mehr stimmt. Dass da genauer hingeschaut wird, finde ich richtig. Schließlich geht es um einen verantwortlichen Umgang mit den finanziellen Ressourcen. Wichtig ist ein offener Umgang mit diesen Gebäudefragen.
(Bischöfin Fehrs 03.06.2015)

Das sagt alles und nichts.
So drückt sich eine Verantwortliche um ihre eigentliche Aufgabe.

Nach diesen Verbaltranquilizern können Kirchisten beruhigt sein. (………)

Die lilagrünen Kirchenführer der Protestanten schaffen nun also das Kunststück ganz ohne Kinderfickerskandale, Bischofsprotzbauten und Zölibat ihre Mitglieder noch schneller aus der Kirchen zu treiben als die muffigen katholischen Kollegen.
Erklären lässt sich dies zweifellos mit den lockereren städtischen evangelischen Milieus. Es folgt keinerlei nachbarschaftliche Ächtung, wenn man in Hamburg aus der Kirche austritt. In einem kleinen streng katholischen Dorf ist der Schritt viel schwieriger, weil man anschließen womöglich zumindest schief angesehen wird.

Ein weiterer Grund dürfte aber auch im Personal liegen.
Katholische Bischöfe werden vom Papst ernannt. Daher sind sie üblicherweise ortsfremd und es bleibt ein Geheimnis weswegen sie ausgerechnet ausgewählt wurden. Ein mysteriöser Touch bleibt immer.

Protestanten wählen an die Spitze ihrer Synode und anderer Laiengremien gerne ausrangierte Politiker – und dabei vorzugsweise diejenigen, die sehr unbeliebt waren, bei Wahlen scheiterten und einen Ruf als Langsamdenker erwarben.
Kathrin Göring-Kirchentag, Wahlverliererin 2013, von 2009 bis September 2013 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und somit Mitglied im Rat der EKD, Günther Beckstein, CSU-Hardliner, Wahlverlierer 2008, seit 1996 berufenes Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche in Bayern, seit 2009 Vize-Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kuratoriumsmitglied von ProChrist, Irmgard Schwätzer, seit 2013 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland – die ehemalige Debakel-Bauministerin der FDP oder Hermann Gröhe (seit 1997 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, von 1997 bis 2009 Mitglied des Rates der EKD und von 2000 bis 2009 Mitherausgeber des Magazins Chrismon).

Es verwundert nicht, daß solche Typen Mitglieder abschrecken.

Noch schlimmer sieht es allerdings an der geistlichen Front aus.
Mit Huber, Käßmann, Schneider und nun Bedford-Strom gab es schon vier EKD-Chefs in Folge, die durch besondere Doofheit auffielen.
Tiefer kann man kaum noch sinken.
Es gibt ohnehin keinen vernünftigen Grund Mitglied der Kirche zu sein.
Um Mitglied zu BLEIBEN, müßte aber wenigstens das Spitzenpersonal mit Charisma und Überzeugung agieren.
Aber so einer ist bei der EKD nicht zu finden.
Die Konsequenzen sind genau die zu Erwartenden.

Austrittswelle bei der Nordkirche – Landesbischöfin besorgt
[…] Neue Hiobsbotschaften für Gottes Bodenpersonal: Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Norddeutschland zählte Ende 2014 nur noch 2,14 Millionen Mitglieder – rund 47.500 weniger als im Vorjahr. Damit war der Mitgliederverlust in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr um 10.000 Menschen höher als im Jahr 2013, berichtet jetzt der Evangelische Pressedienst (epd) mit Hinweis auf die amtliche Statistik. 2012 hatte die Nordkirche noch 2,23 Millionen Mitglieder.
[…] Der protestantisch geprägte Norden Deutschlands erlebt derzeit den wohl gravierendsten Abwärtstrend seit 20 Jahren. […]
Die EKD-Mitgliederstatistik zeige, dass Kirchenaustritte zum "Massenphänomen" geworden seien, schreibt jetzt die evangelische Nachrichtenagentur idea. "Kexit", neudeutsch für Kirchenaustritt, sei für viele Menschen heute wieder eine Option, meint idea mit Hinweis auf den "Grexit", Griechenlands potenziellem Austritt aus dem Euro.
Dazu kommt ein gering ausgeprägtes Interesse der norddeutschen Protestanten, am kirchlichen Leben teilzunehmen. Wie ebenfalls aus einer EKD-Statistik hervorgeht, besuchen durchschnittlich nur noch 2,4 Prozent der Nordkirchen-Christen einen Gottesdienst. […]

Bischof Bedford-Strom, der seit seiner Wahl zum Chef-Protestanten Deutschlands in kurzer Abständen immer wieder mit spektakulärem Niveau-Limbo auf sich aufmerksam macht, zeigte auch angesichts des dramatischen Mitgliederschwundes wie erbärmlich er argumentieren kann.
Wie ein schmieriger Parteigeneral in der Berliner Runde, der nach Machtverlust und Stimmenverlust mit abstrusesten Vergleichen das Ergebnis schönredet, beeindruckt auch Bischof BS mit einer Aussage, die sogar Gott aus der Kirche austreten lassen würde.

Der neue EKD-Ratsvorsitzende, Professor Heinrich Bedford-Strohm, beobachtet freilich auch eine positive Entwicklung: "Unter den Kirchenmitgliedern steigt der Anteil derer, die sich keinen Austritt vorstellen können.

Chapeau!