Donnerstag, 1. November 2012

Hausgemachte Probleme




 Tut mir Leid; heute schon wieder was Regionales.

Nicht-Hamburgern wird der Stadtteil „Dulsberg“ höchstwahrscheinlich unbekannt sein. Ist auch nur ganz winzig, mit 17.000 Einwohnern und gehört zum Bezirk Nord.
 Dennoch liegt Dulsberg („Teufelsberg“) ziemlich in der Mitte Hamburgs, eben Barmbek.
Als klassischer Arbeiterstadtteil wurde Dulsburg vom legendären Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher mit den so typischen Backsteinbauten errichtet. 
Während der Operation Gomorrha, also einer Kette der heftigsten Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges, wurde (unter anderem) Dulsberg im „Hamburger Feuersturm“ komplett zerstört. Man benutzte aber alte Pläne zum Wiederaufbau.

Ich finde, daß Dulsberg einer dieser „nothing to write home about“- Stadtteile ist.
 Ich käme nicht auf die Idee einem Besucher von außerhalb bei einer Stadtrundfahrt dahin zu kutschieren. Die Leute da sind zwar eher ärmlich, aber auch nicht prekär.
 Eine typische SPD-Hochburg, in der noch locker über 50% der Stimmen eingefahren werden.

Die Wikipedia-Beschreibung finde ich zutreffend.
Dulsberg ist im Vergleich zum Hamburger Durchschnitt einer der ärmsten Stadtteile. Durch die damals vorbildliche Architektur und die gewachsenen Strukturen ist Dulsberg jedoch kein besonderer sozialer Brennpunkt, es ist in erster Linie ein einfaches, ruhiges Wohnquartier.
Dulsberg wurde im Rahmen eines Programms der sozialen Stadtteilentwicklung in den Jahren 1995 bis 2002 massiv saniert und umgestaltet. [Ja, die SOZIS! Aber 2001 kam dann die CDU in Hamburg an die Regierung und machte Stop mit Investitionen in arme Stadtteile. T.] Eine teilweise Zusammenlegung von Kleinwohnungen schaffte größere und familiengerechtere Wohnungen.
Inzwischen ist Dulsberg auch Ziel von wohnungssuchenden Studenten. Zwar ist die Gastronomie-Szene eher bodenständig, aber die gute Verkehrsanbindung und das Angebot von vergleichsweise günstigen Wohnungen in einem ruhigen und auch grünen Quartier sind verlockend.
(Wiki)
Aber nun gibt’s Ärger.

Es geht, wenig überraschend, um ein kirchliches Thema.
Eine Glaubenshochburg ist Dulsberg nicht gerade. 
Mit zwei Kirchen sind die Leute da schon extrem überversorgt. Die 1937 fertiggestellte Frohbotschaftskirche und die in den 1960er-Jahren erbaute Bonhoeffer-Kirche fusionierten schon vor Dekaden ihre Gemeinden, weil einfach nicht mehr genügend Gläubige kommen wollen, um beide Gemeinden lebensfähig zu halten.
 Die frohe Botschaft aus der Frohbotschaftskirche ist nun die, daß sie abgerissen wird.


Das 75 Jahre alte Gemäuer ist baufällig und eine Sanierung lohnt sich natürlich nicht in einer Gemeinde, in der die Pastorin schon einen richtig guten Tag hat, wenn sich am Sonntag mal an die 20 Gläubige blicken lassen.
Gibt es neue Hoffnung für die Frohbotschaftskirche auf dem Dulsberg?
 In der langjährigen Diskussion um Abriss oder Erhalt der maroden Kirche setzt sich Bezirksamtsleiter Harald Rösler des Bezirks Hamburg-Nord für den Erhalt der Kirche ein. "Herr Rösler respektiert den Wunsch der Menschen im Stadtteil, die Kirche zu erhalten, weiß aber auch um die Lage der Kirchengemeinde", teilt Katja Glahn, Sprecherin des Bezirksamts mit. Eine Sanierung allein der Außenfassade der Kirche würde nach Schätzungen der Kirchengemeinde Hamburg-Dulsberg rund eine halbe Million Euro kosten – Geld, das die Gemeinde nach eigenen Angaben nicht hat. Sie steht deshalb vor der Entscheidung, die Kirche abreißen und ein neues Gebäude errichten zu lassen.
 Auch wenn man bei dem Namen gleich zusammen zuckt, ist HARALD Rösler ein Sozi.
Seinem „Respekt für den Wunsch die Kirche zu erhalten“ hat er aber keine Taten folgen lassen.


 Er zückte keinen von den Steuerzahlern gedeckten 500.000-Euro-Scheck, um den dreieinhalb Restgläubigen auf dem Dulsberg ihre Kirche zu sanieren.

So richtig tobt das Gemeindeleben nicht mehr in der Frohebotschaftskirche. 
Der letzte Eintrag ist schon reichlich alt.
Die beschriebene „Feier“ war so mickrig und erbärmlich, daß man selbst als gutmeinender Kirchenfreund für einen Gnadenschuß plädieren würde.
 Schon die Gruselsprache - „Leckereien aus Malaysia“ und „im Anschluss leckeres Essen aus Malaysia“ - ist Grund genug, um schreiend wegzulaufen.
Weltgebetstag 2012
Der Weltgebetstag ist die weltweit größte Laiinnenbewegung. Jedes Jahr wird in einem anderen Land der Welt ein Gottesdienst vorbereitet, der rund um die Erde am ersten Freitag im März in unzähligen Kirchengemeinden gefeiert wird.  […] Am 16. Februar fand ein informativer Diavortrag über Malysia und das Leben der Menschen dort statt. Dazu gab es Leckereien aus Malaysia zu probieren.

Auch hier gab es im Anschluss leckeres Essen aus Malaysia.

Vorschau:
Der Weltgebetstag 2013 kommt aus Frankreich und wird am 1.3.2013 gefeiert werden.
 Unglücklicherweise hat sich hierzulande aber die Unsitte eingeschlichen, daß sich gegen jede Entscheidung sofort eine Gegen-Bürgerinitiative bildet.

Auch gegen den Abriss der Frohbotschaftskirche gibt es nun heftigen Widerstand.
Pastorin Wichern, bei deren - und ihrer Kollegen - Predigten außer zu Weihnachten selten mehr als 20 Gläubige im überdimensionierten Kirchenschiff anzutreffen sind, findet sich bei diesen oft hitzig geführten Diskussionen meist in der paradoxen Lage wieder, dass sie die Abbruchpläne der Gemeinde (4100 Mitglieder) verteidigen muss, während diejenigen, die sie vor dem Altar nie zu Gesicht bekommt, für den Erhalt des historischen, aber höchst baufälligen Gebäudes kämpfen.
"Natürlich sind wir die Letzten, die eine Kirche abreißen wollen", sagt Wichern, "die Alternativen, zum Beispiel eine Grundsanierung, können wir aus unserem Haushalt jedoch nicht bezahlen. Wir beschäftigen uns seit 27 Jahren mit dieser Problematik, und ein kleinerer Neubau der Kirche am selben Platz schien uns bislang die wirtschaftlich akzeptabelste Lösung, um unsere seelsorgerische sozialdiakonische Arbeit in Dulsberg weiterführen zu können."
 Eine Bürgerinitiative beschäftigt sich mit Millionen-schweren Umbau-Plänen, um die Kirche zu erhalten. Nur woher das Geld nehmen?

Ich kann dazu nur sagen:
Das Kind ist im Brunnen!

Die Menschen haben ja offensichtlich seit Jahrzehnten keinen Bock mehr das altbackene Religionsangebot anzunehmen und sind inzwischen aus der Kirche ausgetreten.
 Vernünftigerweise zahlen sie auch keine Kirchensteuer mehr.
Das ist alles richtig und völlig in Ordnung.
Nicht in Ordnung ist es aber nun, nachdem die Kirchengemeinde offensichtlich kapituliert hat, nach dem Staat zu schreien und Steuerzahlermillionen einzufordern, um das marode Kirchengebäude zu erhalten.

TOO LATE!
Wer all die Kirchen erhalten will, kann ja in den Verein eintreten und Mitgliedsbeiträge zahlen. 

Aber wer das nicht will, soll nicht anschließend Krokodiltränen weinen.

Weg mit der Kirche. Schön ist sie eh nicht. 

Hoffentlich werden meine Sozis nicht weich.

Die doofen LINKEN haben schon einen RUNDEN TISCH zur Zukunft der Frohbotschaftskirche gefordert.
 Das nenne ich mal eine frustrierende Botschaft!
Die Politik soll sich raus halten.
Die Kirchen sitzen auf einem Geldberg von 700 Milliarden Euro. 
Wenn ihnen das nicht ausreicht, um jede verlassene Kirche zu erhalten, ist das IHR Problem.

Liebe Bezirkspolitiker, haltet schön das Portemonnaie zu. Und wenn die Dulsberger noch so rumjammern!

Stadtbaugeschäftsführer Behrens gibt zu bedenken: "Niemand kann gezwungen werden, ein Denkmal zu sanieren, wenn er das Geld dazu nicht hat. In Deutschland verrotten unzählige solcher Bauwerke. Die Kirche muss ihre Gebäude auch künftig bewirtschaften können. Darum geht es."