Montag, 5. März 2012

und nun lebt es sich ganz ungeniert.....


NACHTRAG:

Mit Ebonoy und Ivory wird es nun doch nichts - Das Stabsmusikkorps äußerte Bedenken, da sich der Titel schwerlich als Trompetenversion intonieren lasse.

Wulff aber, um keine Extrawurst verlegen, zog gleich ein Wunschquartett aus dem Ärmel.

Und da Wulff auch über die musikalische Begleitung seines Abschieds entscheidet, tut sich nun ein weiterer Nebenkriegsschauplatz auf: Denn nach Angaben des Bundespräsidialamts möchte er vom Stabsmusikkorps statt der üblichen drei Titel gleich vier Stücke gespielt bekommen - eine Ehre, die zuletzt dem in der Truppe sehr beliebten Ex-Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) zuteil wurde.
Demnach stehen auf Wulffs Wunschliste "Over the Rainbow" von Harold Arlen, der "Alexandermarsch" von Alexander Leonhardt und "Da berühren sich Himmel und Erde" von Christoph Lehmann. Als vierten Titel habe er sich die "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven gewünscht.

Der konservative Focus bemängelt unterdessen, die ganze Veranstaltung gerate ob des Absagen-Hagels und der öffentlichen Kritik zur Farce.

Na, das passt doch perfekt zur Amtsführung des peinlichsten Präsidenten aller Zeiten! Immer weiter so.


Nein, das wird wohl niemand behaupten, daß Christian Wulff noch einen guten Ruf zuverlieren hätte.
Insofern finde ich es schon beeindruckend konsequent, daß er nicht nur überhaupt ohne falsche Bescheidenheit auf die Extra-Würste  - NEBEN DES 200.000-Euro-Ehrensoldes - besteht, sondern auch noch ganz à la Raffke eine besonders hohe Summe abgreift.

Doch bei den Zuwendungen für Sekretärin, Referent, Dienstwagen usw. gibt es Unterschiede. Während Wulff-Vorgänger Horst Köhler über insgesamt 397.000 Euro im Jahr verfügen kann, erhält Walter Scheel „nur“ 241.000 Euro. Die Kosten teilen sich unter anderem in Personalkosten, Auto, Mieten, Bewirtschaftungskosten (Heizung, Reinigung, Energie) und Dienstreisen auf.
Klar ist dabei: Das Alt-Präsidentenbüro von Köhler im noblen Rosmarin-Karree an der Berliner Friedrichstraße ist teurer als das an Scheels Alterssitz in Bad Krozingen, Weizsäckers Büro in Berlin kostet mehr als das von Herzog in Heilbronn.

Wulff verlangt Bemutterung im Wert von 280.000 Euro oben drauf!

Ungeachtet der Debatte um Wulffs Ehrensold in Höhe von jährlich 199.000 Euro will das Präsidialamt im kommenden Haushalt auch das Büro und den Mitarbeiter für den Ex-Präsidenten beantragen. Die Kosten für den Stab sollen sich auf etwa 280.000 Euro pro Jahr belaufen.    Die Zahlungen hängen unter anderem von der Lage und damit von der Miethöhe der jeweiligen Büros ab. Zwischen 200.000 und 350.000 Euro im Jahr werden so je nach einstigem Amtsinhaber aus Steuergeldern aufgewandt, heißt es in Berlin, die höchsten Kosten liefen derzeit für Köhler auf. Hinzu kommen noch einmal Mittel für den Personenschutz, die aus dem Topf des Bundeskriminalamts beglichen werden.

Ich finde es klasse! 
Klasse und konsequent. So wird noch einmal überdeutlich um was für eine Sorte Mensch es sich beim langjährigen CDU-Bundesvizevorsitzenden Christian Wulff handelt und wie es um Frau Merkels Urteilskraft bestellt ist.
 Immerhin hat sie ganz allein den zehnten Mann an der Staatsspitze auserkoren; stets betont, welch ein „wunderbarer Präsident“ er sein werde und ihn bis zum Schluß eisern unterstützt.

Und es bleibt ja auch noch ein Fan übrig. 
Einer, der Wulff abgöttisch liebt und der ihn mit allen erdenklichen Wohltaten überschütten möchte - Christian Wulff selbst.
Er findet sich weiterhin einfach fabelhaft und kann bis heute kein Fehlverhalten erkennen; er meint er wäre „immer aufrichtig“ gewesen.

Daher will Wulff auch zum Abschied am 08.03.12 nicht irgendein kleineres Karo, sondern den größten Pomp, den die Bundesrepublik auffahren kann; den großen Zapfenstreich!

Daß irgendwelche Typen anfangen zu nörgeln, ficht den Anstands-freien Großburgwedeler nicht an.

"Ich halte den Großen Zapfenstreich für Herrn Wulff für unangemessen", sagte der Sprecher des Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, Handelsblatt Online. "Seine Wahl, die Amtsführung und die Begleitumstände um seinen Rücktritt waren peinlich und unwürdig", sagte er.
Auch SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider sieht keinen Grund für einen Großen Zapfenstreich für Wulff.  […] Steuerzahlerbund-Vize Reiner Holznagel plädierte ebenfalls für einen Zapfenstreich-Stopp. "Es ist tatsächlich die Zeit für Bescheidenheit und Zurückhaltung. Nur so kann das Amt des Bundespräsidenten wieder eine breite Akzeptanz finden".  […]
Der frühere Heeresinspekteur Generalleutnant a. D. Helmut Willmann hält nach Informationen des Spiegels eine pompöse Verabschiedung ebenfalls für unangemessen. […]
Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) warf Wulff vor, dem Amt des Staatsoberhaupts "schweren Schaden" zugefügt zu haben. "Er hat gleich die gesamte politische Klasse mit beschädigt", sagte Schmidt der Bild-Zeitung. Der Ex-Bundespräsident sei kein Opfer der Medien geworden: "Er ist ein Opfer seiner selbst", erklärte Schmidt.

Viel Freude mit der Zapfenstreichplanung hat der letzte Bundespräsident nicht; es prasselt ein gewaltiger Shitstorm auf ihn herab.
 Die Kommentatoren verfallen sogar schon in Mitleid.

Im Vote von SPIEGEL ONLINE sprechen sich mehr als 90 Prozent gegen den Zapfenstreich aus. Das Fernsehen zeigt fast jeden Abend Straßenumfragen, in denen Bürger gegen ihren Ex-Präsidenten pesten.
Kurz gesagt: Es ergießt sich ein Kübel Häme, Neid, Hass über Christian Wulff.
Man möchte sagen: Es reicht! Die Art und Weise, wie nun mit Wulff umgegangen wird, ist stillos, ja unmenschlich.


Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler behandeln Wulff unterdessen wie einen Aussätzigen; alle vier sagten die Teilnahme am Zapfenstreich ab, weil keiner sein Image durch gemeinsame Bilder mit dem intellektuell unterentwickelten Schnorrer und chronischen under-achiever Wulff ruinieren lassen will.
Es ist für die vier Vorgänger schon ärgerlich genug, daß durch den Bundesschnäppchenjäger im Amt ein grelles Licht auf die Kosten, die sie heute noch verursachen, geworfen wird. 

Köhler gab sogar bekannt auf seine 199.000-Euro-Apanage zu verzichten.
 (Das fällt ihm allerdings relativ leicht, da Kohl und Merkel ihn zuvor auf internationale Bankpöstchen gehievt hatten, die ihm eine weit höhere Pension als die lumpigen 200.000 Euro im Jahr einbringen)

Erbärmlich bemüht und damit Wulff-angemessen ist auch der traditionelle Musikwunsch des in Schimpf und Schande von Dannen Schleichenden:

Bei der für Donnerstag geplanten Verabschiedung wünscht sich Wulff vom Stabsmusikkorps der Bundeswehr das Lied "Ebony and Ivory" von Paul McCartney und Stevie Wonder.

Offensichtlich will Wulff damit seinen „Der Islam gehört auch zu Deutschland“-Satz und unterstreichen. Der verzweifelte Versuch also, eine völlig gescheiterte Präsidentschaft a posteriori geistig aufzumotzen.
In Wahrheit ist Wulff auch deswegen als dummdreister Schnorrer in Erinnerung, weil er einfach unfähig war seinen Job intellektuell auszufüllen. 
Zu keinem einzigen der aktuellen Megaprobleme fand der geistige Tiefflieger und Redner-Azubi Worte. 
Wulff war der große Schweiger, der dafür umso lieber nahm.

In der Tat empfindet man fast Mitleid für seine so offensichtliche Realitätsentkoppelung: Er merkt gar nicht, wie er sich immer tiefer reinreitet und noch die letzten Rudimente des einst vorhandenen Wohlwollens zertrümmert.

"Ebony and Ivory" ist nicht nur unerträglich plump mit der Tür ins Haus fallend und in einer Weise zum Mitschämen komponiert, daß sich mir schon 1982, als das Lied in den Charts war die Fußnägel hochbogen, sondern es ist auch musikalisch erbärmlich.
Primitive Melodie, schlimme Komposition.

Wenn ich Wulff etwas raten sollte, würde ich ihm andere Wunschtitel empfehlen:

„Loser“  (Beck)












Du hast im Ritz gesessen
Echten Lachs gegessen
Alles ohne mich!

Sekt und Grappa saufen
Mit von Hohenstaufen
Alles ohne mich!

Nachts um drei
Lässt du die Gerste frei
Alles ohne mich!

Das ist gemein
So gemein
Hundsgemein!
Das ist gemein
So gemein
Hundsgemein!

Du tanzt im Alcazar
Mit Scheich Ramadar
Alles ohne mich!

Da gibst du an
Mit meinem neuen Caravan
Alles ohne mich!

Hast in den Safe gefasst
Mein letztes Geld verprasst
Alles ohne mich!

Das ist gemein
So gemein
Hundsgemein!
Das ist gemein
So gemein
Hundsgemein!