Montag, 25. August 2025

Von Draußen kommt keine Hilfe

Fragt man Astrophysiker nach Wahrscheinlichkeiten, erfährt man; ja, angesichts der unendlich vielen Planeten mit erdähnlichen Bedingungen in der Galaxis, scheint die Existenz von intelligenten Leben abseits der Erde sicher zu sein. Aber; nein, wir werden nicht mit ihnen in Kontakt treten, weil dafür die Entfernungen viel zu gewaltig sind.

(…..) Stellt man sich die Lebensdauer dieses Planeten als ein Jahr vor, tauchte der Mensch erst in der letzten Minute vor Mitternacht an Silvester auf.

Während andere Mitglieder der Fauna- und Flora-Familie schon seit vielen hundert Millionen Jahren existieren, sind wir hier noch die Neuankömmlinge; gewissermaßen die Punks, die mal kurz zum Randalieren einfallen. (….)
(Wir Winzigen, 26.06.2017)

Und wie sollte man die richtige Zeit abpassen? Eine extraterrestrische Spezies müsste, um mit uns in Kontakt zu treten, nicht nur unüberwindbare Entfernungen überwinden, sondern durch einen irren Zufall auch ausgerechnet in der einen Sekunde des Erdalters ankommen, in der wir aufnahmefähig sind.

(….) Die Erde ist gewissermaßen das bescheidene Vorstadtmodell des Universums.  Am Rande der Galaxie, chillt sie als mittelgroße Kugel, in mittlerer Entfernung um die Sonne. Das tut sie seit 4,6 Milliarden Jahren; ist also ein echter Best-Ager. Die nächsten 500 Millionen Jahre wird ohnehin nichts passieren. Ab einem Alter von gut fünf Milliarden Jahren, wird es aber sukzessive wärmer, weil die Sonne peu à peu mehr Energie abgibt. Noch zwei, drei Milliarden Jahre, dann liegt die Oberflächentemperatur bei durchschnittlich +70 bis + 80°C. Die Ozeane sind vollständig verkocht. Wenn der dann natürlich nicht mehr „Blaue Planet“ nullt, also 10 Milliarden Jahre alt wird, beginnt auch langsam die große solare „Roter Riese“-Show, bei der schließlich die Erdmaterie im Alter von etwa 12 Milliarden Jahren von der Sonne verschluckt wird. Das Erd-Rentenalter, so ab ca 13,5 oder 14 Milliarden Jahre, kann man sich als ein gemütliches Chillen als planetarer Restnebel um einen Weißen Zwerg, vorstellen.

Die allerlängste Zeit bleibt die Erde völlig unbewohnt. Ob irgendetwas auf ihr herumkraucht, wird der Erde herzlich egal sein. Die Lebewesen, die überhaupt lange da sind, um bemerkt zu werden; Farne, Bakterien oder Eishaie zB; gliedern sich ganz freundlich in die gerade aktuelle Natur ein und stören nicht weiter.

Anders ist es allerdings bei einem lästigen Zweibeiner, der blitzartig plötzlich aufpoppte. Der Hominide, der nach etwa 4,598 Milliarden Erdjahren von den Bäumen kletterte und seither nur Ärger macht.

Insbesondere, wenn man bedenkt, was für ein winzig kurzer Wimpernschlag zwei Millionen Jahre Menschheitsgeschichte, verglichen mit den 14 Milliarden Erd-Lebenszeit sind.

Diese Mistkerle vermehren sich aber auch wie verrückt. In den letzten 300.000 Jahren rammelte Homo Demens ohne Unterlass. (….)

(Planet in Pech, 08.09.2023)

Schade, denn die Vorstellung eines Besuchs Außerirdischer, funktioniert nicht nur als Vernichtungsschocker aus der Hollywoodperspektive, sondern bildet auch eine humane Sehnsucht nach Vernunft und Weisheit ab. Wer über die technischen Fähigkeit verfügt, interstellare Distanzen zu überwinden, muss klug sein; enorme Erkenntnisse mit sich bringen. Der könnte den Menschen helfen, sich nicht ganz so schnell selbst zu vernichten.

Man braucht schon eine gänzlich irreale Hoffnung, um den selbstverschuldeten Homo Sapiens-Exitus abzuwenden. Denn der kommt ziemlich bald. Es hat eine latent tragische Note, daß wir als Spezies zwar einerseits über das Wissen und die Möglichkeiten verfügen, das Desaster abzuwenden, aber gleichzeitig viel zu dumm und egoistisch sind, um die Maßnahmen umzusetzen. Und so werden wir uns selbst ausschalten. Kosmologisch betrachtet, ist das irrelevant. Wir sind kein Verlust für das All.

Wenn Homo Sapiens vom Planeten getilgt wird, stirbt eben eine Spezies aus. Fast alle sterben irgendwann aus und unsere war mit knapp zwei Millionen Jahren Lebenszeit auf der Erduhr, die derzeit bei 4,6 Milliarden Jahre steht, eh nur ein winzig kurzes Aufflackern. Dinosaurier waren erheblich erfolgreicher, brachten es auf über 150 Millionen Jahre. Es gibt aber auch Tierarten, die das noch locker übertreffen und immer noch leben. Störe gibt es in ihrer jetzigen Form schon 200 Millionen Jahre, Quastenflosser 400 Millionen und Nautiliden (Kopffüßer) sogar 500 Millionen Jahre.

Homo Sapiens ist also ein ziemliche Versagerspezies, der man erdgeschichtlich keine Träne nachweinen muss. Der Planet wird die nackten Primaten nicht vermissen und kann in den nächsten 500 Millionen Jahren, bevor es endgültig zu heiß wird, noch intelligente Amphibien oder schlaue Kakerlaken ausprobieren.

Als Wesen mit extrem reduzierter Lebensdauer, das sicher nicht in Milliarden Jahren denken kann, komme ich aber leider nicht umhin, immer wieder vor Verzweiflung über die Doofheit meiner Spezies in die Schreibtischplatte zu beißen.

[….] Trumps manischer Kampf gegen die Windmühlen

Dass Donald Trump lieber Gas und Öl fördert, als erneuerbare Energien zu unterstützen, ist klar. Doch sein Furor gegen die Windkraft nimmt absurde Züge an. Nun hat er einen fast fertigen Offshore-Park gestoppt.  [….]

»Ich sage Europa«, drohte er plötzlich und ohne erkennbaren Zusammenhang »Wir werden nicht erlauben, dass eine Windmühle in den USA gebaut wird. Sie bringen uns um.« Anschließend setzte er zu einer knapp dreiminütigen Wutrede gegen die erneuerbare Energieform an.

Der Grund für die Rage des US-Präsidenten: Vor dem Treffen hatte er auf seinem Turnberry Golf Club, einer spektakulär gelegenen Anlage an der schottischen Küste, eine Runde gedreht. »Und dann schaue ich auf den Horizont und sehe neun Windmühlen«, erregte er sich. »Was für eine Schande«, habe er bei Loch 18 zu sich gesagt.

Daheim in Washington unternimmt seine Regierung alles, um dem Präsidenten solche optischen Zumutungen künftig zu ersparen. Vergangene Woche hat die zuständige Behörde einen Baustopp für einen Offshore-Windpark des dänischen Unternehmens Ørsted vor Rhode Island verhängt. Dabei ist das 1,5 Milliarden Dollar teure Projekt »Revolution Wind« bereits zu 80 Prozent fertiggestellt. Die Fundamente und 45 der 65 Turbinen stehen. [….] Das Vorgehen verheißt nichts Gutes: nicht für Ørsted, dessen Aktienkurs von 61 Euro Ende Oktober auf 24 Euro abgestürzt ist, aber auch nicht für die gesamte Branche. [….] Die Trump-Regierung hat sich vorgenommen, Amerika ins Erdölzeitalter zurückzukatapultieren. Fossil-Förderer werden staatlich gepäppelt, Umwelt- und Klimaschutz rasiert. [….]

(Ines Zöttl, 25.08.2025)

Das ist der Mann, vor dem die europäischen Regierungschefs, wie mindere Schuljungs aufgereiht, devot kratzbuckeln.

Zurück in Europa, bemüht sich Merz, der Kanzler der drittgrößten Industrienation der Welt und Held der meisten Zeitungsredaktionen, es Trump gleichzutun, indem er die Ampel-geschaffenen klimapolitischen Fortschritte abwickelt und das Land zurück auf den zerstörerischen Fossil-Kurs lenkt. Dem Urnenpöbel gefällt das. Grüne, Linke und SPD sind demoskopisch schwach wie nie. Die Wähler wollen mit sehr breiter Mehrheit die Erd- und Klimazerstörungspolitik von AfDCDUCSUFDPFWBSW.


[….] Deutschland droht die Klimaziele im Verkehr und Bau zu verfehlen. Doch statt mehr Klimaschutz zu machen, will die Regierung aus dem dafür vorgesehenen Topf CO₂-Zertifikate kaufen. Experten halten das für gefährlich.

Eigentlich ist das Ziel klar. Bis 2030 muss Deutschland seine CO₂-Emissionen in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und Industrie um 50 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 reduzieren. Nicht weil es das deutsche Klimaschutzgesetz vorschreibt – die Ampel hatte das Gesetz so verändert, dass Überschreitungen von Klimazielen einzelner Sektoren ausgeglichen werden können, indem in anderen mehr CO₂ eingespart wird. Sondern weil es die sogenannte Europäische Lastenteilungsverordnung (ESR) vorgibt.

Lagen die fünf Sektoren in den ersten drei Jahren, für die es verbindliche Ziele gab, noch unter den zulässigen CO₂-Mengen, reißt Deutschland die Ziele mittlerweile: 2024 nur leicht, seit diesem Jahr deutlich – und Projektionen zufolge in den kommenden Jahren immer stärker. In seinem jüngsten Prüfbericht geht der vom Bund eingesetzte Expertenrat für Klimafragen von einer möglichen Lücke von 224 Millionen Tonnen bis 2030 aus. Sie ergibt sich, wenn man alle jährlichen Überschreitungen zusammenrechnet und die Unterschreitungen davon abzieht.

Und diese Lücke kostet: Für jede zusätzliche Tonne CO₂ muss Deutschland sogenannte Emissionszertifikate kaufen, etwa von anderen EU-Ländern. Wie teuer diese Zertifikate am Ende sein werden, ist noch unklar. Preise von bis zu 100 Euro pro Tonne – die im europäischen Emissionshandel auch bereits erreicht wurden – gelten jedoch als durchaus realistisch. Bei 224 Millionen Tonnen könnte auf den Bundeshaushalt also eine Belastung von 20 Milliarden Euro und mehr zukommen. Und bezahlt werden soll das neuerdings – ausgerechnet – aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF). Jenem Instrument, mit dem die Bundesregierung eigentlich die klimaneutrale Transformation finanzieren will.  Einschließlich des Haushalts 2025 war der Titel „Ankauf von Emissionsrechten nach der EU-Lastenteilungsentscheidung“ immer im Etat des Wirtschaftsministeriums hinterlegt, meist mit null Euro, eben weil bislang kein Zukauf nötig war. Aus dem Haushaltsentwurf 2026 geht nun jedoch hervor, dass unter Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) der Titel in den KTF verschoben wurde. Zwar nach wie vor mit null Euro. Doch dabei dürfte es nicht bleiben.

„Dass die Bundesregierung die Strafe für versäumten Klimaschutz aus dem dringend benötigten Klimaschutztopf bezahlen will, ist absurder Klima-Kannibalismus“, kritisiert die Grünen-Abgeordnete Lisa Badum. Im schlimmsten Fall fehlten dadurch Mittel für Klimaschutzmaßnahmen, was wiederum dazu führen könne, dass noch mehr Geld für Emissionszertifikate aufgewendet werden müsse, woraufhin noch weniger Geld da sei für Klimaschutz. Ein „klimapolitischer Teufelskreis“, so Badum. [….] Die Klimawissenschaftlerin Brigitte Knopf schüttelt den Kopf über die ganze Operation. „Das ist ein echtes Problem für den Klima- und Transformationsfonds“, sagt die Chefin des Berliner Thinktanks Zukunft Klima Sozial, die auch stellvertretende Vorsitzende des Expertenrats für Klimafragen ist. Eigentlich sollte der Fonds den Klimaschutz vorantreiben, doch dafür fehle dann zunehmend das Geld. „Man macht zu wenig Klimaschutz, und wenn deshalb Zertifikate zugekauft werden müssen, finanziert man das auf Kosten des Klimaschutzes“, sagt Knopf. „Das ist völlig absurd.“ [….]

(SZ, 25.08.2025)

No hope for the human race.


„Hoff‘ nicht auf eine Fee, mit der du wegfliegst,

es gibt dir niemand seine Hand,

wenn du im Dreck liegst“