Mittwoch, 17. Juli 2013

Trostpflaster



CDU und CSU sind offensichtlich immun gegen Realität und moralische Ansprüche.
Für mich ist das natürlich extrem frustrierend. Zeigt sich doch an den Wahlabsichten der Deutschen, daß Aufdeckung und Entlarvung der Machenschaften des rechten politischen Lagers nutzlose Unterfangen sind.

Glücklicherweise funktioniert Aufklärung auf einem anderen Schauplatz deutlich besser.
Nämlich bei den Religiösen.
Ihre Führer sind genauso doppelmoralisch wie die CDU-Führer, aber den Kirchen nimmt man es durchaus noch übel, wenn sie beim Mauscheln mit Geldern oder dem Vertuschen von Kinderfickerfällen ertappt werden.

Zum Beispiel im Bistum Augsburg, Mixas ehemaliger Großdiözese.
Im Juni 2013 hatte Bischof Konrad Zdarsa still und heimlich Pfarrer Thomas Schilling von der Pfarreiengemeinschaft Unterthürheim auf dessen Wunsch „beurlaubt.“
Daß Schilling sich an Messdienerchen vergriffen haben soll, führt mal wieder zu Solidarisierungen mit ihm. Wie immer steht die Kirchenleitung voller Empathie zu dem Täter; hat aber für die Opfer kein Wort des Bedauerns übrig.
Der Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Maria Hilf (Unterthürheim), Karl-Heinz Deisenhofer, will dem beurlaubten Pfarrer Unterstützung anbieten, damit der Geistliche „nicht alleine dastehe“. Mit der Sache sei er nicht glücklich. „Ein Mensch, der einem solchen Vorwurf ausgesetzt ist, ist schnell abgestempelt.“

Für Anna Cordes, Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Oberthürheim, ist die Situation „extrem überraschend“. „Wir, in Oberthürheim, können nur sagen, dass wir uns diesen Vorwurf nicht in Verbindung mit der Persönlichkeit unseres Pfarrers vorstellen können“, erklärt sie. „Es passt unserer Meinung nach einfach nicht zu ihm.“
Für den Bischof offenbart sich aber mit jedem abgängigen Pfaff die Schwäche seiner Kirche. Sowohl Kirchgänger, als auch Pastoren sind absolute Mangelware. Selbst im frommen Bayern haben mehr und mehr Bürger die Nase voll von den organisierten Religioten.
Es werden systematisch eigenständige Kirchengemeinden geschlossen und zu großen Bet-Konglomeraten zusammengefasst, welche dann mit einem Mietpfaff aus Osteuropa, Asien oder Afrika besetzt werden.
Ab September legt das Bistum Augsburg die beiden [Pfarreiengemeinschaften Unterthürheim und Buttenwiesen…] zusammen. Sie firmieren fortan unter der Bezeichnung Pfarreiengemeinschaft Buttenwiesen. Sie beinhaltet dann die Pfarreien Buttenwiesen, Frauenstetten mit Vorder- und Hinterried, Lauterbach, Wortelstetten mit Neuweiler, Ober- und Unterthürheim sowie Pfaffenhofen. Bischof Konrad Zdarsa reagiert mit der Pastoralen Raumordnung auf den bestehenden Priestermangel, den Glaubensschwund und den vermehrten Kirchenaustritt der Gläubigen. […]   Der Wegfall des Wortgottesdienstes am Sonntag und an Feiertagen wird dort heftig moniert. Er sei ein wichtiges und identitätsstiftendes Element vor allem der Kirchen auf dem Land. Die Hoffnung, dass sich auch ältere und gebrechliche Menschen problemlos an einen zentralen Ort zur Eucharistiefeier begeben, widerspreche eindeutig die bisherige Erfahrung, so das Urteil der Hinterfrager der Diözese. […] Pater Soni Abraham Plathottam setzt, wie zu hören ist, auf Gemeinsamkeit und Teamgeist. Der Karmelitenpater ist für die neugeordnete Pfarreiengemeinschaft Buttenwiesen ab 1. September zuständig. Der aus Indien stammende Geistliche kam 1999 nach Deutschland, leitete ab 2004 in Kenia eine Pfarrei und kehrte 2008 wieder in unser Land zurück. […]
Die Pfarreien Ober- und Unterthürheim haben in diesem Kontext bereits Konsequenzen gezogen. Sie verzichten heuer auf ihre Pfarrfeste. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats in Oberthürheim, Anna Cordes, meinte gegenüber unserer Zeitung, dass zum Feiern derzeit die Motivation fehle.
In Berlin, wo die frommen Merkel, Nahles, Thierse und Schavan wirken, schreckt ihre Religiosität massiv ab.
Den Glaubensgemeinschaften in Berlin laufen offenbar massenhaft die Schäfchen davon.

In diesem Jahr sind allein in den ersten drei Monaten 4046 Berliner aus der Kirche ausgetreten. 2012 waren es laut Senat 12.206. Experten rechnen damit, dass 2013 so viele Berliner wie nie ihrer Religionsgemeinschaft den Rücken kehren.

Die meisten Austritte zählt die evangelische Kirche (2382) vor der römisch-katholischen (1617). Vor allem in den Amtsgerichten Tempelhof-Kreuzberg (738), Mitte (617) und Schöneberg (588) gehen Anträge ein. Für den Anstieg bei den Kirchenaustritten machen Gerichtsmitarbeiter die geplanten Gebühren für Kirchenaustritte verantwortlich.

Künftig sind 30 Euro fällig. Ein entsprechender Gesetzentwurf liegt im Abgeordnetenhaus.
In Finnland jagt eine ultrafundamentalistische Ministerin die Gläubigen aus der Kirche.
Hardcore-Protestanten in Finnland.

Päivi Räsänen zieht wieder gegen Homos, Abtreibungen und „lustbetonten“ Lebensstil zu Felde. […] Päivi Räsänen dürfte das teuerste Mitglied der finnischen protestantischen Kirche sein. Die 53-jährige Innenministerin, zuständig auch für Kirchenfragen, hat in der vergangenen Woche für eine neue Welle von Kirchenaustritten gesorgt. Und damit jährliche Kirchensteuerverluste für die evangelisch-lutherische Kirche in Höhe von mehreren hunderttausend Euro verursacht.

Schon vor drei Jahren führten Räsänens Äußerungen in einer Talkshow dazu, dass binnen zehn Tagen so viel FinnInnen ihren Kirchenaustritt erklärten wie sonst in einem ganzen Jahr: 34.000. Der Verlust der Kirchensteuereinnahmen pro Jahr beläuft sich auf 8 Millionen Euro. Räsänen hatte damals Homosexualität als Sünde und gleichgeschlechtliche Paare als „schlechtere Eltern“ bezeichnet; jetzt proklamierte sie, die Lehren der Bibel stünden über der weltlichen Gesetzgebung.
 (R. Wolff, taz, 14.07.13)
Viele finnische Kirchenmitglieder traten aus der Kirche aus. Allein am vergangenen Donnerstag waren es rund 2.500 Personen. Laut der Internetseite eroakirkosta.fi treten im Juli normalerweise täglich rund 70 Mitglieder aus.

[…] Räsänen sagte, sie werde aber zur ihrem Wort stehen, und weiterhin die Ministerverantwortungen für Kirchenfragen behalten, für die sie als Innenministerin zuständig ist. […]  Die Kirche selbst distanzierte sich von Räsänens Äußerungen. […] Die Bischöfin in Helsinki, Irja Askola, sei „traurig und etwas verärgert“: „Es ist uns nicht gelungen, die Botschaft rüber zubringen, dass die Kirche etwas anderes ist als diese einzelnen Aussagen.“
(pro 16.07.13)