Donnerstag, 6. September 2012

Alter und Weisheit.




Es gibt so eine besondere Klasse von intellektuellen Menschen, die im sehr hohen Alter (>90) immer noch schlauer und interessanter werden.

Sie haben ihr Gehirn auf eine solche Weise zu benutzen gelernt, daß sie kontinuierlich Informationen aufsaugen und dadurch permanent ihren Horizont erweitern. 
Man kann sie schon ein Dutzend mal in TV-Diskussionen oder Interviews gesehen, bzw gehört haben und sie sind immer wieder faszinierend.
Dazu gehören Egon Bahr, Marion Dönhoff, Carl-Friedrich von Weizsäcker, Freya von Moltke, Helmut Schmidt, Loki Schmidt, Margarethe Mitscherlich, Sebastian Haffner und Marcel Reich-Ranicki.
Zu einer solchen Intellektuellen, die heute vor 90 Jahren geboren wurde, habe ich persönlich ein sehr enges Verhältnis. Sie ist nur nicht bekannt, oder gar prominent. Es gibt aber eben auch solche hellwachen Denker, die nie an die Öffentlichkeit streben.

Hildegard Hamm-Brücher, 91, die zu dem einen Promille der besten Nachkriegspolitiker gehört, räumte kürzlich bei einem gemeinsamen Auftritt mit der kurz danach verstorbenen Mitscherlich ein, daß sie sich sehr auf ihre Kernthemen Freiheit und Demokratie konzentriere und immer nur dann ihr Wort erhebe, wenn sie „ihre Themen“ bedroht sehe. Ihre Fixierung darauf würde aber innerhalb ihrer Familie zu Stirnrunzeln führen. Die eigenen Kinder könnten es manchmal gar nicht mehr hören und verdrehten inzwischen die Augen, wenn Mutti wieder „damit“ anfange.

Die meisten normalen Menschen werden im Alter „im Kopf“ leistungsschwächer. So wie man auch körperlich kontinuierlich abbaut.
Das bedeutet natürlich auch, daß diejenigen, die in ihrer „aktiven“ Berufszeit schon keine großen Leuchten waren, nicht durch weiße Haare und Falten im Gesicht zu Intellektuellen mutieren.

Genscher, Scheel, Kohl oder Bernhardt Vogel sind heute genauso uninteressant wie damals.

Joschka Fischer und Bill Clinton waren schon mit 60 Jahren weltweit geachtete „Elder Statesmen“, denen man in Washington, genauso wie in Moskau oder Jerusalem zuhört.

Vollkommen versagt das „Altersweisheitskonzept“ als Produkt aus Intellekt und Alter, wenn der Multiplikant zwar gigantisch groß ist (zB 107 = Jopi Heesters), aber der Multiplikator Null bleibt.

Guido Westerwelle, George W. Bush oder Fipsi Rösler werden im Alter von 90 oder 70 Jahren genauso verblödete Deppen wie mit 30 oder 50 sein. 

Schließlich gibt es eine Kategorie der Alten, bei denen sich die natürlich zunehmende Demenz in Form von politisch immer abwegigeren Äußerungen und Verbohrtheit äußert. Selbst wenn man sie ursprünglich mal durchaus geschätzt hat, kann man sie jetzt leider nicht mehr ernst nehmen. 

Beispiele für diese verfallenden Geister sind Klaus von Dohnanyi, Ralph Giordano, Rolf Hochhuth, Arnulf Baring und Charlotte Knobloch.
 
Die Knobloch mutiert zunehmend zu tragischen Figur und läßt auch hardcore-Israel-Freunde verzweifeln.

Die Genitalverstümmelungs-Debatte treibt tatsächlich immer noch neue Blüten!

Gestern gab es ausnahmsweise mal eine interessante „Phönixrunde“ zu dem Thema.
Pinar Atalay diskutierte mit: - Ali Kizilkaya (Vorsitzender Islamrat) - Prof. Reinhard Merkel (Strafrechtler Universität Hamburg) - Wolf-Michael Catenhusen (Stellv. Vorsitzender Deutscher Ethikrat) - Stephan J. Kramer (Generalsekretär Zentralrat der Juden in Deutschland) - Wolfram Hartmann (Präsident Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte)

Auch ich habe noch dazugelernt:
 In Israel wird man laut Stephan J. Kramer auch als Jude anerkannt, wenn man nicht beschnitten ist - denn Jude zu sein definiere sich über die jüdische Mutter oder Konversion. Nicht durch Stummelpimmel.

Aber eingeschränkte Rechte hätten Unbeschnittene laut Kramer sehr wohl. 
Sie könnten nicht bar mitzwat werden, es gebe Probleme sie zur Thora aufzurufen und sie könnten NICHT HEIRATEN - das kontrolliere der Rabbiner vor der Hochzeit.

Ich sage es ja schon lange: Die Abrahamiten sind Penis-Fetischisten! 
In Israel kann man nicht nur ÜBERHAUPT NICHT säkular heiraten, sondern NUR kirchlich durch einen Rabbiner.
 Damit aber nicht genug - bevor der eine Hochzeit durchführt, greift er erst mal dem Bräutigam in den Schritt und kontrolliert, ob ihm der Penis optisch zusagt. 
Und sie mögen nur chirurgisch manipulierte Penisse, bei denen die Eichel blank liegt.
Wolfram Hartmann, Präsident Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Phoenix, 5.9.2012:  „Jeder von uns Kinder- und Jugendärzten hat in seiner Praxis Kinder gesehen nach der Beschneidung, die mit erheblichen Schmerzen vorgestellt wurden, die traumatisiert waren, und die wir kaum anschließend im Genitalbereich untersuchen konnten.“
Charlotte Knobloch, knapp 80, ergab sich vor zwei Tagen einem Larmoyanz-Anfall und stellte eine sagenhafte Stellungnahme in die Süddeutsche Zeitung.
Wollt ihr uns Juden noch?
Sechzig Jahre lang habe ich als Überlebende der Schoah Deutschland verteidigt. Jetzt frage ich mich, ob das richtig war. […]
Unvermindert tauchen vermeintliche Experten auf und behelligen uns ungefragt mit ihren medizinischen, juristischen, psychologischen oder moralischen Assoziationen. Die selbsternannten Retter der Säkularität und des deutschen Rechtssystems schwingen sich auf, das vermeintlich brutale religiöse Ritual auf seine Legalität, Modernität und Sozialverträglichkeit hin zu überprüfen. […]
Nicht einmal in meinen Albträumen habe ich geahnt, dass ich mir kurz vor meinem achtzigsten Geburtstag die Frage stellen muss, ob ich den Judenmord überleben durfte, um das erleben zu müssen. […]    Wir hören uns weit mehr an als die Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften. Wir ertragen es, dass alternde Literaturnobelpreisträger mit SS-Vergangenheit ihre letzte Tinte dafür opfern, Deutschland und die Welt vor der kriegslüsternen Atommacht Israel zu warnen. Wir ertragen, dass obsessive Weltverbesserer dazu aufrufen, Produkte aus Israel zu boykottieren und Unterschriften sammeln, wohl wissend, dass sich kein Mensch für sie interessieren würde, wenn sie die humanitären Katastrophen in Gambia, Somalia, Weißrussland - jenseits der besetzten Gebiete anprangerten. Wir ertragen das Verständnis, das palästinensischen Selbstmordattentätern entgegengebracht wird, weil ihnen das Verhalten Israels ja keine Alternative lasse.
Wir ertragen, dass deutsche Parlamentarier auf von Terrorgruppen organisierten Schiffen anheuern, um öffentlichkeitswirksam Baustoffe und abgelaufene Medikamente in den Gaza-Streifen zu liefern. Ladung, die niemand braucht und die auch gar nicht ankommen soll, weil der angestrebte PR-Effekt nur dann eintritt, wenn die israelische Marine dem Treiben ein Ende setzt. Wir ertragen, dass die singulären Verbrechen der Nationalsozialisten relativiert werden, selbst in der sogenannten Prager Erklärung, in der einige Bürgerrechtler die Verbrechen des Kommunismus und den Holocaust gleichsetzen.  Das alles und noch viel mehr hören wir uns geduldig an. […]
 Ich habe diese Last immer gerne getragen, weil ich der festen Überzeugung war, dass es dieses Land und seine Menschen verdient haben. Erstmals geraten nun meine Grundfesten ins Wanken. Erstmals spüre ich Resignation in mir. Ich frage mich ernsthaft, ob dieses Land uns noch haben will. Ich frage mich, ob die unzähligen Besserwisser aus Medizin, Rechtswissenschaft, Psychologie oder Politik, die ungehemmt über "Kinderquälerei" und "Traumata" schwadronieren, sich überhaupt darüber im Klaren sind, dass sie damit nebenbei die ohnedies verschwindend kleine jüdische Existenz in Deutschland infrage stellen. Eine Situation, wie wir sie seit 1945 hierzulande nicht erlebt haben.
Anders als im Islam ist die Beschneidung im Judentum konstitutiv. Sie ist Kern der jüdischen Identität. Der Eifer, mit dem Selbstberufene gefühls- und gedankenlos unsere religiösen Fundamente in den Dreck ziehen, sucht seinesgleichen. Menschen, die offenbar keine Ahnung von der religiösen Bedeutung der Brit Mila, der Beschneidung, haben, die vermutlich niemals mit einem Juden gesprochen haben, wollen uns nun vorschreiben, ob und wie wir unsere Religion ausüben dürfen.
Ich will das nicht mehr stillschweigend hinnehmen. Nicht nach all dem, was wir Juden in Deutschland erleiden mussten. […] Ich fordere Respekt und ein Mindestmaß an Empathie. Das sollte doch drin sein für die Juden in Deutschland.
(Ein Gastbeitrag von Charlotte Knobloch 05.09.2012)
„Wollt ihr uns Juden noch?“ ist schon eine heftige Aussage der Vizepräsidentin des Jüdischen Welt kongresses.

Frau Knobloch ruft Geister hervor, die keiner von uns auf der Bühne sehen will.
Das ist irgendwie schon heikel, weil das zu der (völlig falschen!!!!) These führt Juden wären am Antisemitismus Schuld.
Antisemitismus gibt es aber gerade dort, wo es praktisch überhaupt keine Juden gibt. Z.B. unter ostdeutschen Jugendlichen, die in ihrem ganzen Leben noch nie einen Juden getroffen haben, aber sie dennoch hassen.
Es ist also besondere Vorsicht vorm Pauschalisieren angebracht. Nur weil Frau Knobloch extrem überzieht, heißt das noch lange nicht, daß „die Juden“ alle ihrer Meinung sind, geschweige denn daß man andere Juden für ihren Groll in Haftung nehmen könnte.   Ich hasse ja auch nicht ALLE Bayern, obwohl ich Herrn Dobrindt und Herrn Ratzinger für gemeingefährliche Fanatikler halte. Und es gefiele mir nicht als Amerikaner gehasst zu werden, nur weil George W. Bush und Mitt Romney verlogene Pestbeulen sind.

Wieso Knobloch so vollständig die sachliche Ebene verlässt, ist m.E. nur psychologisch zu erklären. Schließlich ist sie ja nicht auf den Kopf gefallen.
Daß aber Jüdinnen generell, insbesondere aber DEUTSCHE, insbesondere ÄLTERE und insbesondere solche, die im Zentralrat arbeiten, keine rein kühl-rationale Betrachtungsweise auf Vorgänge in Deutschland haben, die sie (fälschlicherweise) als antijüdisch empfinden, ist nicht überraschend und nur zu verständlich.

Ich würde mir daher wünschen, daß ihre Freunde und Kollegen sie ein bißchen mehr vor sich selbst schützen. Es gibt doch massenhaft säkulare Juden, denen es völlig egal ist, ob sie beschnitten sind, bzw zunehmend auch Jüdische Gruppen, die sich explizit gegen die Babybeschneidung engagieren.
Knobloch hat sich leider verrannt und sieht nicht mehr klar.
Als nichtreligiöser Mensch, der rein zufällig auch in Deutschland lebt und sich als ausgesprochen Israel-freundlich empfindet, möchte ich Knobloch zurufen, daß es bei diesem Urteil überhaupt nicht um Juden ging.
 Es wurde nur an seit 1949 bestehendes Recht erinnert.
 Außerdem hat Deutschland mittlerweile die UN-Kinderschutzkonvention unterschrieben (genau wie Israel auch). 
Demnach ist es nun einmal generell JEDEM in Deutschland lebenden Mensch verboten seinem Kind ohne Grund körperlichen Schaden zuzufügen. 
Weder darf ich meinem Baby ein heidnisches Pentagramm auf den Oberschenkel brennen, noch darf ein Liebhaber der alten chinesischen Kultur folgend seinem Baby die Füße einschnüren oder Zehen amputieren.Wenn zur Gesundung eines kranken Kindes eine Bluttransfusion nowendig ist, dies aber von den Eltern aus religiösen Gründen abgelehnt wird, weil sie Zeugen Jehovas sind, muß ihnen der Staat das Sorgerecht entziehen, um das Kind zu retten.
Und selbstverständlich darf auch niemand Stücke der Geschlechtsorgane abschneiden. Ob das jüdische, christliche, atheistische oder muslimische Eltern sind, spielt dabei logischerweise keine Rolle.
Hinzu kommt, daß wir durch das Grundgesetz gezwungen sind auch die Religionsfreiheit der Babies zu schützen und sie nicht mit unabänderlichen Merkmalen im Alter von acht Tagen in eine Religion zwingen dürfen.
Zu der Kinderquälpraxis, bei der allein in den USA jährlich 100 Babies ums Leben kommen hat ein deutscher Bischof die passende Antwort. Pro-religiös. Contra-Kinderrechte.
Als Reaktion auf die "erschütternden" Äußerungen von Charlotte Knobloch hat sich Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm für die Akzeptanz der jüdischen Beschneidung in Deutschland ausgesprochen. Es sei sehr sinnvoll, das "hohe Gut der Menschenrechte" nach Kräften zu stützen. Dieser Sinn werde jedoch in sein Gegenteil verkehrt, "wenn das Recht als Kampfinstrument gegen Religion verwendet wird."  
Es sei "unerträglich", so Bedford-Strohm, "wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland heute Anlass für die Frage sehen, ob sie als Religionsgemeinschaft in Deutschland noch eine Zukunft haben. Die männliche Beschneidung ist für das Judentum konstitutiv. Wer sie in Frage stellt, muss wissen, dass er damit jüdisches Leben in Deutschland überhaupt in Frage stellt."