Rechtsextreme Hetzer, wie Weidel, Sarrazin oder Merz wettern so gern wider die „Kopftuchmädchen“, weil sie damit nicht nur Migranten diffamieren, sondern gleichzeitig Linksliberale in ein Dilemma stürzen. Man möchte sich schützend vor die xenophob Attackierten stellen, lehnt aber andererseits jede kulturell bedingte Unterdrückung von Frauen ab.
Ich bin noch nie im Leben Frau gewesen, aber es fällt mir leicht, mir vorzustellen, daß man als iranische, saudische, afghanische, oder jüdisch-orthodoxe Frau, die verordneten Kleiderzwänge loswerden möchte. Ebenso verständlich erscheint es mir, daß einige Jüdisch-Orthodoxe oder streng muslimische Frauen gern ihre Burka oder Niqab tragen, weil sie sich dadurch geschützt fühlen.
So klar ich dagegen bin, Frauen zu irgendwelche Kleidervorschriften zu zwingen – das betrifft auch das Recht von Hamburgerinnen im Freibad, genau wie die Männer oben ohne zu schwimmen – so klar verteidige ich auch das Recht Bikini, Kopftuch, oder Niqab zu tragen, wenn die Dame das selbst möchte.
Das Problem ist logischerweise die Grauzone von Frauen, die zwar sagen, oder selbst glauben, einen Hidschab tragen zu möchten, die aber in Wahrheit doch in irgendeiner Weise beeinflusst sind. Es muss ja nicht ein älter Bruder oder Vater sein, der mit Prügeln droht. Es kann auch eine subtile Erwartungshaltung des Umfeldes sein. Vielleicht will sie die Mutter nicht enttäuschen, oder ist einfach nicht selbstbewusst genug, tadelnde Blicke zu ertragen.
Absolute objektive Klarheit wird es kaum jemals geben. Wer bildet überhaut völlig unbeeinflusst eine Meinung?
Diese mehr oder weniger subtilen religiösen und kulturellen Einflüsse gibt es natürlich überall. Welcher durchschnittliche Teenager aus christlichem oder auch säkularem Haushalt konnte schon vor 100 oder 50 Jahren wirklich unbeeinflusst masturbieren, ohne im Hinterkopf ein „das macht man nicht“ oder „das ist Sünde“ zu verspüren? Bis heute werden insbesondere junge Frauen in den Red States Of America kaum offen dazu stehen können, gern und häufig wechselnd sexuell aktiv zu sein, weil es eine religiös-kulturelle Erwartungshaltung an sie gibt, genau das eben nicht zu tun. So darf eine junge Frau in Anatolien, anders als im Jemen, auch ohne Kopftuch auf die Straße gehen, aber die meisten werden von ihr erwarten, eben nicht ohne Kopftuch rauszugehen.
Aufgescheucht von den deutschen Synodal-Weglern, wendet sich der Salzburger Erzbischof Franz Lackner mit einer flammenden Verteidigung des Zölibats an die Presse.
[…..] Der Zölibat habe eine lange Tradition, die Ursprünge würden weit bis hinter seine verpflichtende Einführung im Hochmittelalter zurückreichen, so Lackner in dem Text, der auch Kathpress vorliegt: „Der Aufruf zur Ehelosigkeit kommt von Jesus selbst; bereits für die frühen Christen hatte sie einen hohen Wert.“ […..] Zu folgern, der Zölibat müsse im Westen aus Gründen des Priestermangels geändert werden, ist für den Erzbischof und Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz zu kurz gedacht. […..] Der Apostel Paulus habe gesagt, er sei „ausgesondert, das Evangelium zu verkünden“. Dieses Ausgesondert-Sein finde sich im Zölibat verwirklicht. Würde man ihn ändern, dann müsse man sich fragen: „Was gebe ich stattdessen auf?“ Diese Auseinandersetzung vermisse er in der Debatte, so der Erzbischof. […..]
Lackner lügt sich, wie die deutschen Zölibats-begeisterten Bischöfe, natürlich in die eigene Tasche. Erstens kam die Weltkirche 1.000 Jahre wunderbar ohne ehelose Priester aus und zweitens müsste es keinen Zölibats-ZWANG geben, wenn er so eine tolle Sache, wie behauptet wäre. Dann würden die Priester alle begeistert freiwillig den Zölibat einhalten. Es ist aber wie bei den Frauen im Iran oder Saudi-Arabien: So großartig wie behauptet, finden sie es offenbar nicht, immer Niqab zu tragen, sonst müßte man sie nicht zwingen.
Eine ganz große Koalition aus Juden, Christen, Muslimen, Angela Merkel und Volker Beck, hatte 2012 durchgesetzt, kleine Jungs, ja sogar Säuglinge, entgegen der UN-Kinderschutzkonvention ohne medizinische Indikation genital verstümmeln zu dürfen, obwohl der Eingriff irreversibel ist und erst erwachsene Muslime oder Juden frei über ihren Körper entscheiden können.
Auch hier sind alle Pro-Beschneidungs-Argumente a priori zum Scheitern verurteilt, denn wenn die propagierten Vorteile stimmten, bräuchte es keinen Zwang, da sich jüdische und muslimische Jungs mit 18 gern aus eigenem Antrieb beschneiden lassen würden.
Volker Beck und Co wußten natürlich am 12.12.12, daß sie das Volk mit ihren Beschneidungslobhudeleien belügen. Ihnen war klar, daß man Säuglingen unnötige brutale Schmerzen zufügen muss, Tote und noch mehr Zeugungsunfähigkeiten einkalkulieren muss, weil keinesfalls alle Unbeschnittenen als Erwachsene, freiwillig ihre Vorhaut abschneiden lassen würden.
Es ist religionsimmanent Zwang anzuwenden. Freiwillig tut sich das keiner an.