Wenn ich
gegen „die Bayern“, „die Amerikaner“ oder „die Ossis“ hetze, ist das natürlich
immer eine eigentlich nicht zulässige Pauschalisierung.
Es gibt
nicht „die Amerikaner.“ Auch die größten Amerikahasser von ganz links müssen
verstehen, daß die USA riesengroß und heterogen sind.
Verallgemeinernde
Aussagen können maximal Momentaufnahmen zu bestimmten Themen sein.
„Die
Amerikaner“ waren natürlich scheiße, als sie am 02.11.2004 mit absoluter
Mehrheit trotz der illegalen Kriege und Lügen GWBs erneut für ihn stimmten.
Das ist
etwas, das ich den Amerikanern auch
nicht verzeihen kann.
Denkt
man zwei Minuten länger über den damaligen Wahltag nach, lässt sich die Aussage
aber auch nicht mehr halten.
Ja, es
war ganz schlimm, daß 62 Millionen Menschen, bzw 50,7% der abgegebenen Stimmen
auf den Kriegsverbrecher Bush stimmten.
Aber 59
Millionen Amerikaner wollten das auch explizit NICHT und wählten John Kerry.
Betrachtet
man die Gesamtzahl der Amerikaner von damals rund 300 Millionen Menschen, waren
es sogar nur rund 20% der Amis, die ein Kreuz bei GWB machten.
Wenn
solche politischen Stimmungsbilder immer wieder vorkommen, indem zum Beispiel
über Dekaden große Mehrheiten der abgegebenen Wahlstimmen auf die CSU
entfallen, kann man andererseits „den Bayern“ schon unterstellen, daß sie
wissen wofür sie da stimmen und welche Politik sie immer wieder bestätigen.
Da kann man schon mal sauer werden und die Millionen Bayern, die mit
der CSU nichts am Hut haben wollen, kurzzeitig vergessen.
Zu viel
ist zu viel. Fünf Mal Berlusconi zu wählen, 16 Jahre lang Kohl, ein halbes
Jahrhundert CSU, 12 Jahre Merkel, vier Mal Roland Koch, zehn Jahre von Beust,
25 Jahre Sachsen-CDU-Regierung – das lädt dann schon dazu ein, verachtet werden
zu wollen.
Die
gegenwärtig ventilierten Studien zum Ost-West-Unterschied 25 Jahre
nach der „Wieder“vereinigung öden mich etwas an.
„Zum
Glück!“ sage ich dazu. Wer will denn in einem völlig homogenen Land leben, in
dem alle das gleiche denken und sich gleich benehmen?
Das ist
doch das Schöne daran, wenn ein Land eine gewisse Größe hat.
Wenn
sich ein junger Schwuler aus einem konservativen bayerischen Dorf diskriminiert
oder gelangweilt fühlt, kann er nach Berlin ziehen.
Und wer
Mieten, Lärm, Dreck und Unruhe der Berliner City nicht mehr ertragen kann, dem
steht es frei sich in einem idyllischen Dörfchen mit sauberer Luft in
Niederbayern einzuquartieren.
So
funktioniert das sogar innerhalb der Städte.
Diese
Bewegungen habe ich mehrfach in Hamburg beobachtet:
Menschen wachsen in netten Außenbezirken wie zB „den Walddörfern“ auf, machen dort ihren Schulabschluss und sobald sie erwachsen sind, zieht es sie in die Innenstadt, wo es nicht mehr so öde ist.
Menschen wachsen in netten Außenbezirken wie zB „den Walddörfern“ auf, machen dort ihren Schulabschluss und sobald sie erwachsen sind, zieht es sie in die Innenstadt, wo es nicht mehr so öde ist.
Dort
haben sie ein Partyleben, studieren oder machen Karriere, heiraten.
Spätestens
bei der Geburt des zweiten Kindes suchen sie sich dann eine Bleibe in einem der
Hamburger Randbezirke, wo man sich mehr Zimmer leisten kann, Garten und gute
Schulen vor der Tür hat. Mit Mitte 50, wenn die Kinder aus dem Haus sind,
beginnt die viele Arbeit mit dem Haus
und Garten zu nerven und man hat keine Lust mehr eine Stunde zu fahren, wenn
man mal in die Oper will. Also sucht man sich wieder eine viel kleinere,
praktische Wohnmöglichkeit in zentraler Lage.
Ich sehe
es als Privileg an, wenn man sich ungezwungen in seiner Stadt, in seinem Land
so bewegen kann.
Für die
USA passt das erst Recht. New York und L.A. sind voll von jungen Leuten, die in
Kaffs des Biblebelts aufgewachsen sind und umgekehrt ziehen Städter aufs Land,
die sich eine ruhige Nachbarschaft und mehr Platz wünschen.
Es ist
also ganz wunderbar, daß „der Osten“ noch anders tickt, als Westdeutschland.
Ich
hoffe genauso, daß sich die Lebenseinstellung der Hamburger Innenstädtler
niemals an die der Bayern anpasst.
Und der
rheinische Frohsinns-Karnevalist wird seine gewohnte Kultur hoffentlich nicht
eines Tages auch in Kiel wiederfinden.
Sachsen
und Thüringer können nicht nur, sondern sollten sogar aus meiner Hanseatischen
Perspektive merkwürdig sein. Umgekehrt müssen und sollen Schwaben und Hessen
nicht Hamburger Gepflogenheiten, wie die grundsätzliche Ablehnung von Orden
oder das Nichtmitsprechen von akademischen Titeln adaptieren.
Ganz
allgemein gesprochen, kann man aber doch einiges sagen:
In
den neuen Bundesländern lebt fast keiner der 500 reichsten Deutschen. Sie sind
milliardärsfreie Zone.
Drei
Viertel der Ossis sind keiner religiösen Gemeinschaft angeschlossen - sehr
sympathisch!
Daß „die Ossis“ anders ticken als Westdeutsche, ist aber nicht nur wegen ihrer völlig anderen Geschichte vor 1990 selbstverständlich, sondern liegt auch daran, daß von den 15 Millionen Einwohnern im Jahr 1990 mehr als zwei Millionen Jüngere und gut Ausgebildete „rübergemacht haben“.
Daß „die Ossis“ anders ticken als Westdeutsche, ist aber nicht nur wegen ihrer völlig anderen Geschichte vor 1990 selbstverständlich, sondern liegt auch daran, daß von den 15 Millionen Einwohnern im Jahr 1990 mehr als zwei Millionen Jüngere und gut Ausgebildete „rübergemacht haben“.
Die
abfällig Bezeichnung „DDR = Der doofe Rest“ hat also tatsächlich eine gewisse
Berechtigung.
Während
im Westen durchaus auch hilfsbereit und freundlich auf Flüchtlinge reagiert wird,
in Hamburg sogar eine „überwältigende Hilfsbereitschaft“ zu
erkennen ist, bleibt es ein wesentliches Ost-Merkmal, daß sie weit überdurchschnittlich
xenophob und rassistisch sind. Widerlich.
Angst vor
Einwanderung: Extreme Urteile über Ausländer fällen immer noch vor allem
Ostdeutsche. Auch zu diesem ernüchternden Urteil kommt die Erhebung. Das ist
bemerkenswert, denn in den neuen Bundesländern leben mit großem Abstand die
wenigsten Migranten. Zudem weisen Zuwanderer im Osten oft deutlich bessere
Bildungsabschlüsse auf als Einheimische - sie können sich auf dem Arbeitsmarkt
aber kaum behaupten.
Ich
glaube, ich kann „die Ossis“ doch nicht leiden!