Freitag, 17. August 2012

Mitt, the twit - Teil III



Was macht ein reicher Mann, der an das Leben auf dem Planeten Kolob und viele andere bizarre Mormonen-Märchen glaubt  und darüber glatt seine Verortung auf der Erde vergessen hat?

Nun, wenn er zufälligerweise US-Präsident werden möchte, holt er sich am besten einen Vize-Präsidentschaftskandidaten, den man zumindest irgendwo auf der Erde einordnen kann - auch wenn es in der rechtesten Ecke überhaupt ist.

Und seine Wahl fiel auf Paul Ryan, einen 42-jährigen Jungstar vom rechten, extrem fiskal-konservativen Flügel der Republikaner: In Europa weitgehend unbekannt, in Kreisen der Tea-Party ein Darling, in der demokratischen Partei ein Gottseibeiuns. […] Mit Ryan an der Seite Romneys wird die Polarisierung weiter fortschreiten: Er steht für eine Minimal-Variante von Staat, während Präsident Obama – siehe Gesundheitsreform – für die Ausweitung sozialer Sicherungssysteme steht. Der Autor radikaler Reform- und Einsparvorschläge zur Lösung des US-Defizitproblems ist der große Hoffnungsträger einer Partei, die sich von Romneys eher sprödem Charme bisher nicht so recht einfangen ließ. Obama und den Demokraten erscheint er hingegen als Abbruchunternehmer des Sozialstaats und Lobbyist der Superreichen.

Romney kann es nur Recht sein, denn ohne Zweifel ist er „superreich.“

Er kann es sich leisten jährlich zwei Millionen Dollar für die Kirche des Kolob-Gottes zu spenden. Eine Kirche der reichen, weißen Männer mit morbider Phantasie.
Frühe Führungsperson sowie Gründungsmitglied des Kollegium der Zwölf Apostel war ein gewisser Parley P. Pratt, der Ur-Ur-Großvater Mitt Romneys.

Kolob is a star or planet described in Mormon scripture. Reference to Kolob is found in the Book of Abraham, a work published by Latter Day Saint (LDS) prophet Joseph Smith, Jr. According to this work, Kolob is the heavenly body nearest to the throne or residence of God. While the Book of Abraham refers to Kolob as a “star”,  it also refers to planets as stars, and therefore, some LDS commentators consider Kolob to be a planet. Other Latter Day Saints (commonly referred to as Mormons) consider Kolob to be a Christian metaphor.

Kolob, der nach Ansicht der Mormonen erdnächste Planet ist der Ort, wo Gott seine Zelte aufgeschlagen hat. 
Und eines Tages wird Romney vermutlich auch dorthin übersiedeln, denn reiche Mormonen können durchaus selbst mal Götter werden, wenn sie gestorben sind. Wenn sie weiß sind. Wenn sie hetero sind.

[Der] Oberchef [der Mormonen] heißt Thomas S. Monson. Er führt das religiöse „Old-White-Boys-Netzwerk“ an, das für Frauen keine Leitungsaufgaben vorsieht, in dem es keine Schwulen und Lesben geben darf, weil gleichgeschlechtliche Liebe in den Augen der Mormonen eine Sünde ist, und in dem Schwarze erst seit 1978 Priester werden können. Und das darüber wacht, dass die geheimen Tempelrituale nicht an die Öffentlichkeit dringen. Das die Mitglieder auffordert, ihre verstorbenen Ahnen posthum taufen zu lassen: das Totenreich als riesiges Missionsgebiet! […] Mitt Romney soll allein im vergangenen Jahr etwa zwei Millionen Dollar aufs Konto der Mormonen überwiesen haben. Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ gehört zu den reichsten Religionsgemeinschaften in den USA. Auf 30 Milliarden Dollar wird ihr Vermögen geschätzt.

Eine famose Religion, der Mitt Romney von 1981 bis 1986 als mormonischer Bischof in Belmont bei Boston diente. Religion mag zwar Privatsache sein, wie der Groß-GOPer immer wieder betont. Aber da er jahrelang als Bischof seiner Religion tätig war, kann man in seinem Fall getrost davon ausgehen, daß ihm die Angelegenheit sehr wichtig ist. Daß er den Mormonismus richtig ernst nimmt.




Es ist natürlich harmlos und keineswegs verwerflich daran zu glauben, daß der allmächtige Schöpfer des Universums auf dem Nachbarplanten Kolob in seinem goldenen Thron chillt und der Dinge harrt, die da kommen mögen.

Es stört mich auch nicht, daß Romney die legendäre „magic mormon underwear“ trägt, die ihm vor der Masturbation bewahrt.



Andere Mormonen-Überzeugungen sind weniger freundlich.

The Mormon church has a long history of institutionalized racism.
    Its scriptures teach that dark skin is a curse and white skin is delightsome.
    It denied blacks the priesthood.
    Its authorities opposed abolishing slavery.
    Its authorities opposed the Civil Rights Movement.
    Its authorities opposed interracial marriages.

Polygamy
Joseph Smith, founder of Mormonism, was the first Mormon prophet to practice polygamy.
    He took as many as 48 wives.
    Many were teenagers, as young as 13 years old.
    Many were already married to other men and continued in polyandry: having more than one husband.
    He married pairs of sisters, and even took a mother and her daughter for wives.
The first seven Mormon prophets had at least 135 wives.
Mormon prophet      Number of wives
Joseph Smith           48
Brigham Young        55
John Taylor    7
Wilford Woodruff     5
Lorenzo Snow          11
Joseph F. Smith       6
Heber J. Grant         3

Bei solch wunderbaren Propheten, die polygam rumhurend Schwarze und Schwule verdammten, fehlt Romney logischerweise ein soziales Gewissen. 
So erkor er den Milliardärs-Pamperer Ryan zu seinem Herold.

Das ist weit mehr als eine Personalentscheidung. Romney hat damit eine klare öffentliche Botschaft zu seinem politischen Programm abgegeben. Eine Botschaft, die radikaler kaum sein könnte.
Ryan gehört zu den extremsten Verfechtern von freier Marktwirtschaft und Sozialabbau, die Washington zu bieten hat. Der 42-Jährige hatte schon 2010 mit seinem Vorschlag provoziert, den staatlichen Gesundheitsdienst Medicare von einem beitrags- und umlagefinanzierten System in ein privates System umzuwandeln. Medicare stellt eine Basis-Krankenversicherung für Amerikaner ab 65.
Die Teebeutler um Palin, Bachmann und andere geistige Knallfrösche sind entzückt. 
Ryan nimmt den Bedürftigen alles weg und schaufelt das Geld zu den Milliardären. 

Darüber hinaus ist er auch bei allen anderen neuralgischen Punkten auf Teebeutel-Linie: Er hasst Schwule, liebt Waffen und fordert ein kategorisches Abtreibungsverbot - ausdrücklich auch, wenn die Schwangerschaft durch Vergewaltigung entstand oder das Leben der Schwangeren in höchster Gefahr ist.

Kann man mit so einer Hardcore-Agenda in Amerika Wahlen gewinnen?

Wird eine Majorität dem Multimillionär folgen, der selbst zwischen 11% und 13 % Steuern bezahlt und fordert sein Steuersatz müsse dringend gesenkt werden - während der Durchschnitts-Ami 30% Steuern zahlt?

Möglich ist es, denn der Romney mag zwar von Kolob stammen, aber er ist weiß und kein kommunistisch-faschistischer Muslim-Atheist, der in Kenia geboren wurde und sich die Präsidentschaft mit einer gefälschten Geburtsurkunde erschlichen hat.


Allerdings kann sich Romney, der offensichtlich Amerika so hasst, daß er seine Millionen vorzugsweise in der Schweiz oder auf den Caymans für sich arbeiten läßt, wieder einmal nicht von Fettnäpfen zurückhalten.

Seine eigene Steuererklärung wollte er aus gutem Grunde besser nicht veröffentlichen. 
Wer war eigentlich der Depp, der mit der Unsitte anfing von Spitzenpolitikern die Offenlegung ihrer Einkommensverhältnisse zu fordern?
Ach ja, das war George W. Romney, von 1963 bis 1969 Gouverneur von Michigan und Vater eines gewissen Mitts. Er wollte 1968 Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden und begann die traditionelle Offenlegung der Steuererklärung. Er veröffentlichte detailliert sein Einkommen seit 1955!
Obamas Steuererklärungen sind seit 2003 öffentlich.

 Mitt findet es scheiße und kurz nachdem seine Ehefrau (und glühende Mormonen-Konvertitin) Ann erklärte man werde keinesfalls weitere finanzielle Details veröffentlichen, öffnete ihr fettnaphophiler Gatte doch die Büchse der Pandora.

Am Ende einer Woche, die von - mehrheitlich positiven - Schlagzeilen über die Nominierung seines Vizepräsidentschafts-Kandidaten Paul Ryan geprägt war, sagte der Republikaner bei einem Wahlkampf-Auftritt in South Carolina: "In den vergangenen zehn Jahren habe ich jeweils mindestens 13 Prozent Einkommensteuer gezahlt." Er finde das Interesse an seinen Steuern "ziemlich kleingeistig". […] Für die Demokraten war Romneys Statement gewissermaßen ein Elfmeter ohne Torwart: "Beweisen Sie es, Gouverneur Romney", forderte Obamas Sprecher Ben LaBolt. Der Republikaner solle seine Steuererklärungen veröffentlichen, wenn er nichts zu verbergen habe. […] Steuerrechtler wie Ed Kleinbard gehen davon aus, dass der von Romney genannte Wert von 13 Prozent geschönt ist. Sie verweisen auf eine Unschärfe in seinem Statement: "13 Prozent wovon? Das hat Romney nicht gesagt", sagte der Professor der University of Southern California der Washington Post. Womöglich habe der Republikaner der Rechnung nur sein zu versteuerndes Einkommen zugrunde gelegt. Das sei ein "absurder Wert", kritisiert Kleinbard, weil Romney auf diese Weise beachtliche Teile seines Gesamtverdienstes ausgeklammert habe.  […] Anders als die meisten Amerikaner lebt Romney nicht von seinem Einkommen, sondern von Kapitalerträgen. Also etwa den Zinsen, die sein Vermögen einbringt. Und den Gewinnen, die seine Investments abwerfen. Kapitalerträge werden in Amerika niedrig besteuert. Anders sieht die Lage der Amerikaner aus, die von ihrem Einkommen leben. […]  Der Republikaner lebt von einem System, das Spitzenverdiener begünstigt.  […] Sollte Romney Präsident werden, will er die Reichen noch stärker entlasten.[…]  Das überparteiliche Tax Policy Center kam in einer Analyse zu dem Schluss, Romneys Vorschlag würde deutliche Steuersenkungen für die höchsten Einkommen bedeuten - "und deutliche Steuererhöhungen für allen anderen".
(Michael König 17.08.12)