Dienstag, 15. März 2016

Der Christ des Tages LXXXIV



Das Schöne an der katholischen Kirche ist, daß es dort keine Grautöne gibt. Man weiß was gut und gottgewollt ist. Man weiß ebenso genau was Gott nicht leiden kann und daher als Sünde oder Todsünde ansieht.

Dafür wurde der Katechismus der Katholischen Kirche, KKK, erfunden.

Die aktuellste KKK-Version wurde weitgehend von Joseph Ratzinger erarbeitet, 1992 fertig gestellt und 2005 als Kompendium vorgestellt. Es ist eine praktische und übersichtliche Richtschnur des moralischen Handelns für alle 1,2 Milliarden Katholiken auf der Erde.
In knapper Form, gerade mal 2865 Absätzen wird dem Normalo-Gläubigen erklärt wie er sich zu verhalten hat.
Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt sich an die paar Regeln zu halten.

Eine der Stärken des KKK sind die Sexual-Vorschriften; wer sollte für Erotik und Sexpraktiken auch kompetenter sein, als ein Haufen misogyner Geronten, die den ganzen Tag in bunten Kleidern rumlaufen und nie Sex haben?
Schließlich garantiert nur absolute Keuschheit die seelische Unversehrtheit von Gottes Kindern. Wer sich der fleischlichen Lust hingibt, handelt wider die göttliche Natur.

[….] 2339 Die Keuschheit erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung, die eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist. Die Alternative ist klar: Entweder ist der Mensch Herr über seine Triebe und erlangt so den Frieden, oder er wird ihr Knecht und somit unglücklich [Vgl. Sir 1,22. ]
[….]   2345 Die Keuschheit ist eine sittliche Tugend. Sie ist auch eine Gabe Gottes, eine Gnade, eine Frucht des Geistes 1. Der Heilige Geist schenkt den im Wasser der Taufe Wiedergeborenen die Kraft, der Reinheit Christi [Vgl. 1 Joh 3,3] nachzustreben.
[….] 2348 Jeder Getaufte ist zur Keuschheit berufen. Der Christ hat „Christus [als Gewand] angelegt" (Gal 3,27), ihn, das Vorbild jeglicher Keuschheit. Alle, die an Christus glauben, sind berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen. [….]
2352 Masturbation ist die absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen. „Tatsache ist, daß sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung zu brandmarken", weil „der frei gewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widerspricht". Der um ihrer selbst willen gesuchten geschlechtlichen Lust fehlt „die von der sittlichen Ordnung geforderte geschlechtliche Beziehung, jene nämlich, die den vollen Sinn gegenseitiger Hingabe als auch den einer wirklich humanen Zeugung in wirklicher Liebe realisiert" [….]
[….] 2353 Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist. Zudem ist sie ein schweres Ärgernis, wenn dadurch junge Menschen sittlich verdorben werden.
[….][….] 2357 Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. [….] Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [….], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" [….] Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen. [….]
2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. [….]


Wenn sich Gottes Geschöpfe des Laienstandes nicht nach diesen sinnvollen Paragrafen richten, kommen sie in die Hölle.

Sollte aber einer Geistlicher, also ein Mann, der die göttlichen Weihen empfangen hat, einer strengen Auslegung der KKK-Absätze nicht genügen, gibt es für ihn das praktische Moral-Reset in der Beichte und im Zweifelsfall immer einen Vorgesetzten, der den Missetäter vor Justitia oder seinen Opfern beschützt.

Der Christ des Tages Nummer 84, ist seine 1950 in Marokko geborene Eminenz Philippe Xavier Christian Ignace Marie Kardinal Barbarin, Erzbischof von Lyon und Primas von Frankreich.
Erzbischof des Erzbistums Lyon wurde der „Primas von Gallien“ im Jahr 2002.

Daß er ein paar fleißige Kinderficker in seiner Erzdiözese vorfand, war für den 2003 zum Kardinal erhobenen Barbarin nicht nur kein Problem, sondern er förderte sie und schützte sie vor Strafverfolgung.

Es ist die Geschichte von Pfarrer Bernard Preynat, der in den Jahren von 1986 bis 1991 sich an mindestens 60 meist minderjährigen Jungen vergriffen haben soll. Von 15 Zeugen hat die Polizei erschreckende Zeugnisse protokolliert. Pfarrer Preynat wurde von der Kirche zwar versetzt - aber auch befördert. 2002 übernahm Barbarin als Bischof in Lyon die Verantwortung. Er beließ Preynat im Amt und vertraute dessen Versicherung, seit 1991 keine Jugendlichen mehr angefasst zu haben. Der zweite Fall ist seit wenigen Tagen publik. Der bis heute predigende Pfarrer Jérôme Billioud soll sich 1991 an einem damals 16-jährigen Pfadfinder vergangen haben. Wieder beließ Barbarin den Hirten im Amt, obwohl er - wie er im Gespräch mit dem Opfer des offenbar pädophilen Priesters einräumte - dessen Taten kannte. Der Kardinal habe den Skandal "unter den Teppich kehren wollen", glaubt der Kronzeuge namens "Pierre", der heute als hoher Beamter im Pariser Innenministerium arbeitet.

Der Lyoner Kardinal verhielt sich so wie es Ratzinger von seinen Bischöfen verlangte: Klappe halten und Opfer unter Druck setzen.

Die Vorwürfe liegen auch in Frankreich schon länger auf dem Tisch. Kein Grund für das gallische Episkopat irgendetwas zu unternehmen.

Pierre-Emmanuel erinnert sich: “Mich hat es am meisten schockiert, als er versucht hat, mir einen Zungenkuss zu geben. Er hat mein Glied gestreichelt, ich konnte nichts dagegen machen. Ich wollte fliehen, aber zugleich hatte ich Angst, dass man mir nicht glauben würde.”
Auch Bertrand lässt die Vergangenheit nicht los: “Ich erinnere mich an Schweißgeruch und an den Kontakt mit seinen Kleidern. Ich erinnere mich an seine Hände, die mich unter meinem Hemd berührten. Er drückte mich ganz fest an sich.” Und Didier wurde ebenfalls Opfer des Priesters: “Er hielt mich fest, drückte sich an mich und rieb sich an mir. Ich erinnere mich noch gut daran, an das Gefühl seines Glieds, das er an mich drückte. Er sagte mir: ‘Sag mir, dass du mich liebst. Und dann sagte er mir, dass ich sein kleiner Junge sei. Das sei unser Geheimnis, und ich sollte nicht darüber reden.”

Lästigerweise haben die Franzosen (noch) einen sozialistischen Premierminister und aus unerfindlichen Gründen findet der es nicht richtig, was der Oberkatholik in seinem Land treibt.

Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls sagte, es sei an Barbarin, "Verantwortung zu übernehmen". Er erwarte "nicht nur Worte, sondern auch Taten", sagte der Sozialist dem Radiosender RMC.
(Deutsche Welle, 15.03.16)

So eine Unverschämtheit mußten sich glücklicherweise sie deutschen Bischöfe nie gefallen lassen. Merkel ließ die Opfer bis heute kläglich im Stich, die Bundesregierung ist nicht tätig, ermittelt nicht (wie es beispielsweise in Irland oder Holland geschah) und sorgt durch entsprechend lasche Gesetze dafür, daß kein einziger Bischof irgendetwas zu befürchten hatte, nur weil er wie beispielsweise Kardinal Müller verurteilte Pädophile als Kinderbetreuer einsetzte.