Auf eins der erkenntnisreichsten Bücher der letzten Jahre
habe ich mehrfach hingewiesen, weil ich möchte,
daß jeder es liest.
….ein
anderes Buch, welches ich nicht genügend loben kann, ist Karen Duves „Warum die
Sache schiefgeht“ von 2014. Hier erklärt sie absolut überzeugend, wieso
weltweit die Arschgeigen das Sagen haben.
Warum die Sache
schiefgeht
Wie Egoisten,
Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen
[….]
Überleben ODER Beibehaltung des jetzigen Lebensstils
– das ist der Entscheidungsradius, in dem wir uns bewegen. Schade nur, dass in
Politik und Wirtschaft immer noch meist diejenigen das Sagen haben, die am
allerwenigsten dazu geeignet sind. In ihre Positionen sind sie gekommen, weil
sie Eigenschaften besitzen, die sich bei genauerer Betrachtung auch für eine
Verbrecherlaufbahn eignen: Knallhartes Durchsetzungsvermögen,
Risikobereitschaft, Selbstvertrauen und unbegrenzte Einsatzbereitschaft. Nette,
verantwortungsvolle und sozial funktionierende Menschen schaffen es meist gar
nicht erst bis in die Führungsetagen. Das ist ein Problem. [….]
Als Duve dieses grandiose kleine Werk (nur 170
großbuchstabige Seiten) verfasste, konnte niemand ahnen, daß ein Wahnsinniger
wie Donald Trump für das US-Präsidentenamt kandidieren könnte, geschweige denn,
daß er offiziell von einer großen Partei nominiert werden würde.
Liest man Duves Buch mit dem heutigen Wissen um den
gegenwärtigen Okkupanten des Weißen Hauses erneut, kommt man aus dem Staunen
nicht mehr heraus.
Der eben noch kühne Gedanke, daß Psychopathen außer
Serienmörder auch sehr gut Politik können, erscheint inzwischen naheliegend.
Warum die Sache schiefgeht s.25 |
Die im US-Wahlkampf täglich präsentierten
erschreckenden Verhaltensweisen Trumps, seine grotesk-brutalen Ausfälle, die
hinlänglich dokumentierten Beleidigungen, grotesken Schimpftiraden und die
offensichtliche Begeisterung für Brutalität schadeten Trump, wie man a
posteriori weiß, nicht.
[…] ‣ Trump sponserte 1989 eine Kampagne, die das Ziel hatte, fünf Jugendliche
in New York hinzurichten. Als dann deren Unschuld bewiesen war, ließ er
das einfach nicht gelten.
‣ Er prahlte
damit, sich Frauen gegenüber jede Art von Übergriffen leisten zu können
("Greif ihnen an die Muschi. Du kannst alles machen").
‣ Im Wahlkampf
versprach Trump, er werde nicht nur das Waterboarding wieder zulassen,
sondern „noch viel weiter gehen“.
‣ Er forderte
seine Anhänger auf Wahlveranstaltungen auf, Protestler zusammenzuschlagen
("Prügelt ihnen die Seele aus dem Leib. Ich zahle den Anwalt. Versprochen").
‣ Er rief Waffennarren
kaum verhohlen dazu auf, seine Konkurrentin Hillary Clinton zu erschießen.
‣ Er erklärte
sich selbst für unantastbar ("Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue
jemanden erschießen, und es würde mich keine einzige Wählerstimme
kosten").
‣ Er äußerte
verschiedentlich Unverständnis darüber, warum man Atomwaffen, wenn
man sie schon habe, nicht auch nutzen dürfe. [….]
(DER SPIEGEL, 21.10.2017, s.113 f)
Bei Duve konnte man schon drei Jahre zuvor nachlesen,
weshalb so einer nicht sofort in der Gummizelle landet.
Man verwechselt seine dunklen destruktiven Ausfälle
mit „Alphatierverhalten“ und leitet daraus sogar besonders große
Führungsqualitäten ab.
Warium die Sache schiefgeht s.29 |
In den Führungsetagen gibt es überproportional viele
Psychos.
Das muss nicht unbedingt eine Katastrophe sein.
Menschen mit Psychischen Probleme können dennoch, oder
sogar gerade deswegen sehr erfolgreich sein.
Willy Brandts schwere depressive Episoden sind
wohlbekannt; immer wieder war er nichts arbeitsfähig und schloss sich über Tage
ein, war nicht ansprechbar.
Er war aber einer der besten Bundeskanzler, die wir je
hatten, wurde mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
[….] Abraham
Lincoln zum Beispiel weinte in der Öffentlichkeit, und Theodore Roosevelt
war berühmt für seine manischen Tiraden. Bei John F. Kennedy konnten
die Autoren der Studie zwar keinen unmittelbaren Hinweis auf eine seelische
Störung finden, doch stand er oft unter dem Einfluss psychoaktiver Medikamente.
Alle drei waren zweifellos erfolgreiche Präsidenten. [….]
(DER SPIEGEL, 21.10.2017, s.114)
Bei Trump liegt der Fall aber anders, da er zutiefst
destruktiv veranlagt ist und zudem auch noch mit Dummheit und Borniertheit
geschlagen ist.
Das von der Psychiaterin Prof Bandy Lee herausgegebene
Buch über Trumps Wahnsinn legt dar, daß Trumps Wahnsinn
hochgefährlich ist.
[…..] In THE DANGEROUS CASE OF DONALD TRUMP,
twenty-seven psychiatrists, psychologists, and other mental health experts
argue that, in Mr. Trump’s case, their moral and civic “duty to warn” America
supersedes professional neutrality. They then explore Trump’s symptoms and
potentially relevant diagnoses to find a complex, if also dangerously mad, man.
Philip Zimbardo and Rosemary Sword, for instance, explain Trump’s
impulsivity in terms of “unbridled and extreme present hedonism.” Craig Malkin
writes on pathological narcissism and politics as a lethal mix. Gail Sheehy, on
a lack of trust that exceeds paranoia. Lance Dodes, on sociopathy. Robert Jay
Lifton, on the “malignant normality” that can set in everyday life if
psychiatrists do not speak up.
His madness is catching, too. From the trauma people have experienced
under the Trump administration to the cult-like characteristics of his
followers, he has created unprecedented mental health consequences across our
nation and beyond.
It’s not all in our heads. It’s in his. […..]
(McMillan)
Das ist
in der Tat außerordentlich beunruhigend was die 27 Experten über Trump
zusammentragen.
[….]
Das Verhalten des Täters zeige charakteristische
Merkmale eines Soziopathen, urteilt der Gutachter und Psychiater
Lance Dodes. Es handle sich dabei um „eine der schwerwiegendsten aller
seelischen Störungen“. Soziopathen litten unter einem „Defekt in
der grundlegenden Natur ihres Menschseins“. Ihre typischen Eigenschaften:
„Sadistisch, mitleidlos, grausam, abwertend, unmoralisch, primitiv,
kaltschnäuzig, räuberisch, schikanierend, entmenschlichend.“
Dodes lässt keinen Zweifel daran, dass er von einem gefährlichen
Monstrum spricht. Doch gemeint ist nicht etwa der Attentäter von Las Vegas.
Nein, die Rede ist vom amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Dodes' Expertise ist Teil eines Buchs, in dem 27 Fachleute – teils
sehr namhafte Psychiater und Psychologen – ihr Urteil über Donald
Trump abgeben(*). Der Band ist aus einer Konferenz hervorgegangen, die
unter dem Motto „Duty to Warn“ (Pflicht zu warnen) an der Uni Yale stattfand.
Entstanden ist ein unheimliches Seelenpanorama. Trump werden ein
„hypermanisches Temperament“, eine „wahnhafte Loslösung von der Wirklichkeit“
und „paranoide Hyperempfindlichkeit“ attestiert. Die Autoren unterstellen
ihm nicht nur „Gedankenlosigkeit“, „Leichtsinn“ und „Selbstverherrlichung“,
sondern auch „Frauenhass“, „Boshaftigkeit“ und „Bewunderung für Gewaltherrscher“.
Sogar vor Vergleichen mit Adolf Hitler schrecken die Fachleute nicht zurück.
Den Leser hinterlässt das Buch fassungslos: Wird das mächtigste Land
der Welt wirklich von einem Verrückten regiert? Einem Größenwahnsinnigen,
der nicht recht weiß, was er tut? [….]
(DER SPIEGEL, 21.10.2017, s.112)
Die
Diagnosen decken sich zum Teil mit denen, die ich letzte Woche zusammentrug.
[….] Leonard
Glass hofft, der Begeisterung der Trump-Anhänger mit seiner Expertise
etwas entgegensetzen zu können: „Die Leute glauben, Donald Trump sei
ein richtiger Kerl“, sagt er. „Sie denken: Der hat Mumm, der hat Geld, der
lässt sich von niemandem was sagen.“ Deshalb sei es wichtig, den Menschen
zu erklären, dass all das aufgeblasene Geprahle vermutlich nur Ausdruck
einer Ich-Schwäche sei. Wer es nötig habe, sich selbst so maßlos zu preisen,
dem mangle es an Selbstwertgefühl. [….]
(DER SPIEGEL, 21.10.2017, s.114f.)
Das ist
wenig überraschend, da Trump durch seine stark eingeschränkte Intelligenz und
mangelnde Bildung gar nicht in der Lage ist seine gravierenden
Charakterdefizite zu verbergen.
Jeder
kennt das peinliche Gefühl, wenn man mit Verspätung etwas begreift, das die
anderen offensichtlich schon länger wissen.
Üblicherweise
versucht man dann den eigenen Lapsus zu verbergen und sich nicht anmerken zu
lassen wie verzögert der Groschen gefallen ist.
Nur
unter guten Freunden gibt man unumwunden zu „das begreife ich ja jetzt erst;
was bin ich nur für ein Idiot!“.
Trump
ist aber zu dumm, um zu abstrahieren. Er kann nicht zwischen seiner eigenen
Erkenntnis und der Sicht auf ihn unterscheiden.
Wenn er
etwas Banales begreift, das für den Rest der Welt eine altbekannte Binsenweisheit
ist, verbirgt er seine Bildungslücke nicht nur nicht, sondern weist auch noch
lautstark drauf hin, indem er behauptet „NOBODY
EVER KNEW…“, daß Gesundheitspolitik kompliziert ist, oder er
macht sich sogar doppelt lächerlich, indem er behauptet er habe als erster einen
Zusammenhang erkannt, oder einen Begriff, wie „fake“ geprägt –
auch wenn es sich um einen terminus technicus handelt, der wie “prime the pump” seit Jahrzehnten gebräuchlich
ist.
Das ist vielleicht das noch größere Problem, als die
an sich schon schockierende Erkenntnis, daß ein neroesker Wahnsinniger ohne
Selbstreflektion, Empathiefähigkeit und Selbstkontrolle mit dem Atomcodes
herumläuft:
62 Millionen Amerikaner wurden nicht etwa geschickt
getäuscht und manipuliert ihn zu wählen, sondern sie haben sich für ihn
entschieden, nachdem er anderthalb Jahre lang täglich bewiesen hatte, daß man
ihn auf gar keinen Fall wählen darf.
Es waren nicht nur die schockierenden Ausfälle gegen
jeden menschlichen Anstand, wie das Nachäffen eines Behinderten, das Prahlen
mit Vergewaltigungsversuchen, der offensiv vorgetragene Rassismus und die
manische Frauenverachtung.
Trump zeigt nicht nur mit seinen grotesken
Bühnenaktionen – Wasserflaschen auskippen, um Rubios Schwitzen nachzumachen, auf
Puerto Rico Paper-towels in die Menge
werfen und sich eine „10 out of 10“ für seine Hurricane-Management geben – wie unzurechnungsfähig
er ist.
Seine manisches Lügen, die primitive Sprache und die
ostentative Borniertheit zeigen in jedem Satz wie inkompetent er für das
Präsidentenamt ist.
Ein demokratisches Wahlsystem, das so einen zum
mächtigsten Mann der Welt macht, mit der Power die Erde 50 mal mit Atombomben
zu zerstören, ist offensichtlich untauglich.